Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1859 (Jahrgang 6, nr. 124-139)

1859-06-11 / nr. 130

ontlhlattasspostek Lloyd. Samftag, 11. Juni, Nr. 180. eft, 1859, 9golitifdhe Mundfdhan , 11. Suni. Der in unserem Morgenblatte in telegraphischem Auszuge erwähnte, aus Verona vom 10. datirte Bericht vom Kriegsschauplase ist eine telegraphische De­pefche Sr. Ereellenz des Herrn ersten Generaladjutanten Sr. Majestät des Kaisers und der Armee, ML. Grafen 9. Grünne, welche wörtlich lautet wie folgt: „Berona, 10. Juni, 12 Uhr Mittags. Nachdem ein Theil. der Tt. f. Armee am 4. 2. M. bei Magenta der Hebermacht des Hem­des den ruhmvoll­­sten Widerstand geleistet hat, hielt sich dieselbe noch bis zum 9. auf dem rechten Ufer der Adda. Am 8. bestand die Division Urban bei Canonica, dann das 8. Armee­­torgs bei Melegnano blutige Gefechte gegen heftig vor­­dringende feindliche Streitkräfte; die hierbei erlittenen Verluste sind noch nicht bekannt. Der Weinb­rief ist eine ganz vereinte bedeutende Uebermacht und scheint von Mailand aus, daher von seinem Tinten Flügel mit der Hauptkraft vordringen zu wollen. Die E. E. Armee hat, dieser Uebermacht weichend, die Adda verlassen, um­ sich ihren B Verstärfungen und Reserven zu nähern. Sie ist übrigens in der besten Berfassung, der Muth und die Ausdauer derselben ungebrochen. Sie sehnt ich darnach den Feind in einer entscheidenden Schlacht neuerdings ihre Tapferkeit fü­hlen zu haffen.” Nach einer Berner Depesche vom 9. meldet die „Deflerr. Corr.", daß laut Berichten des sehweizes­­ischen Obersten Bontems in Tefin am Morgen jenes Tages 650 Oesterreicher (jedenfalls aus Fort La­­veno) mit drei Dampfschiffen nach Magapdino gekommen sind‘, wo sie si noch­ befinden. Magadino liegt am fehmeizerischen Ostufer des Lago Maggiore. Zu den Depeschen in unserem Morgenblatte haben wir zu bemerken, daß Melegnano und Mari­­gnano zwei Namen für den Einen Ort am Lambro­­stüßchen sind, wo Franz I. von Frankreich 1515 seinen berühmten Sieg über die Schweizer und den Herzog von Mailand erfocht.­­ Sunft ist zu den Kriegsereignissen noch Bolgendeld nachzutragen : Auf Befehl Napoleon’s hielt Regnault de Saint Lean d’Angely sich mit der Garde bei Turbigo , bis Mac Mahon die Brüde von Magenta, genommen ; das Boltigeurregiment der Garde erlitt dabei schwere Verluste. Bei dem Einzuge in Mailand , wo Louis Napoleon nur ganz kurze Zeit ver­­weilte und das die französische Armee ohne allen Aufenthalt blos pafserte, bei der Kaiser Victor Emanuel den Bortritt. Zum Andenken an das Gefecht von Palestin hat das 3. Zuavenregiment den König von Sardinien zu seinem Korporal ernannt. Am 8. fand in Turin allgemeine Erleuchtung nebst Tederm statt. An Folge einer nach Paris gelangten Depesche des Kaisers steht das Kriegsministerium im Begriff, sieben neue Regimenter nach Italien zu fehlden. In Slorenz hat die insurreftionelle Regierung am 5. 9. befreii­t, daß Die vom Gentekommandanten des 5. Armeekorps in Livorno d vorgeschlagenen B­ef­es­tigungsarbeiten, rasch ausgeführt werden. Der sardinische Kommissar befreit­te, das Embargo auf öserreichische Schiffe­ in tosse­­nischen Häfen zu Iegen­de. Die modene­­sis­che Regierung hat am 6. ein Freiwilliges Ansehen im Betrage von 1 Mill. Lire ausgeschrieben. Im alle diese Summe nicht gezeichnet­­ werden sollte, sei der Rest im Distributionswege zu reden. Die , Magd. 3." ihrerseits ist im Stande, nach­stehende interessante Enthüllungen über die Umtriebe des Grafen Cavour und deren Be­gü­nstigung durch Napoleon III. zu machen: Wenn die Zeitungen sagen, daß der Plan, Oesterreich in Italien anzugreifen, im vorigen August zu Plombie­­re­n abgefartet worden sei, so ist­ das vollkommen richtig. Damals wurde aber nur noch verabredet, in welcher M­eite der Krieg vom Zaune zu brechen sei, und man einigte sich über die Einzelheiten; über das Allgemeine war schon zur Zeit des Stimmkrieges ein Abkommen getroffen. Rieter Emanuel feidte erst Truppen gegen Sebasto­­pol, nachdem­ Louis Napoleon die bündige Verpflichtung ein­­gegangen war, dem Könige von Piemont die Lombardei und das Venetianische erobern zu helfen. Die Gage selbst war also abgemacht, über den geeigneten Zeitpunkt behielt man si­chas Nähere vor und traf die diplomatische Einleitung durch die Einbringung der italienischen Frage in das Protokoll des Pariser Friedens. Ich kann mit Bestimmtheit versichern, das Lord "Palmerston von jenem Webereinkommen " unterrich­­tet war; ob er in die Einzelheiten eingeweiht war, muß ich dahin gestellt sein Taffen. Aber ohne allen Zweifel mußte auf Lord Derby von Dieser französisch-sardinischen Ver­­ständigung über Italien und hätte deshalb eben so gut wie die Diplomaten der andern Großmächte begreifen sollen, daß alle Versuche zur Vermittlung oder Ausgleichung gar nichts fruchten konnten. Seit Anfang des vorigen Jahres wurde der russische Hof in’s Geheimniß gezogen; die viel­­besprochene Kohdlenstation in V­illafranca, über deren Gewäh­­rung Napoleon’s Stiefbruder die erste Eröffnung machte, galt für eine Art Abschlagszahlung auf das „mediterraneische Programm” zw­ischen Srankreich und Rußland. Ich will hier hervorheben, daß man sich in St. Petersburg mit den An­­griffsplänen gegen Oesterreich und einer radikalen Umgestal­­tung der italienischen Verhältnisse­ einverstanden erklärte, . . Graf Cavour begann, nachdem er Napoleon’s sicher war, ernstlich auf eine Einigung der revolutionären Elemente in Italien hinzuarbeiten und schonte zu diesem­­wede sein Geld. Er ließ die Italienische Nationalassoziation gründen, deren Hauptbestreben darauf h­inging, die „Barbaren“ aus Italien zu vertreiben. Sein gefährlichster Gegner war Maz­­zini, weil er ein geschworener Feind des Bündnisses mit Frank­­reich tat ; deshalb wurde von jenem geheimen Klub Cavour’s den Mazzinisten aus allen Kräften entgegengearbeitet, und es it ihm m wenigstens so viel gelungen, das unter denselben eine Spaltung ausbrach. Ein Theil ging unter dem Vortritte Ca­­ribaspi’s in’s farbinische Lager über und fettderi ift Mazzini’s Einfluß nur no­chwach. An der Spite des geheimen Aus­­schusses in Turin stand Graf Pallavicino, ein Nobile aus Mailand, der direkt mit Cavour verkehrte ; Vizepräsident war Garibaldi, Sekretär der vormalige Premierminister in Sizi­­lien zur­­ Zeit der Revolution von 1849, in Varina. In den Händen bieter drei Männer Tiefen alle revolutionären gaben "Italiens zusammen; sie hatten von Como bis Tarent Klubs oder Venpitas eingerichtet, dergleichen auch unter den­ Italie­­nern im Auslande befanden. An der Spige Verbindung in Paris wirkte der geheimen der ehemalige Diktator von Ben­nedig, Manin, welcher in seinen­ legten Lebensjahren für die piemontesische Politik gewonnen war und persönlich mit Louis Napoleon und dem Prinzen Napoleon verkehrte. Deshalb

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