Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1862 (Jahrgang 9, nr. 126-148)
1862-06-30 / nr. 148
Ar. HAS, (Die einzelne Nummer Fortet 4 Fr. 5, 3.) Uri, 1862. N esilantag,30.«.Juni. H Belgrad, 28. Juni. Die bisherigen Konferenzen haben noch kein entfchienenes Resultat geliefert, indem nur an der Erhebung und ausführlichen Berichterstatung über den Skatbestand gearbeitet wurde, die Diplomatie ist die Beindseligkeit eingestellt, und es dürften Monate wersen, bis zur entscheidenden Wendung der Dinge. — Inge höhtern Auftrags hat die serbische Polizei sammtliche, auch das Bombardement zerstörte und beschädigte Häuser sowie den dadurch einzelnen Sndivipuen verursachten Schaden aufgenommen, St. Paris, 27. Zunt. Obwohl man es schltegtig zu lege gebracht, daß die Votirung des Budgets für 1863 fast an mit dem Ende der Session zusammengefallen, so hat 1.288 avre bei Gelegenheit des zestifizirten Budgets von 42 doch noch Zeit gefunden, das meríkanische Abernm in einer trefflichen Rede zu Fritisiren , auf welche Herr Jault so gut geantwortet, als es anging. — Im Ministen fiebt man fortwährend dahin, den Kaiser zur Kamppfissung zu bestimmen. Graf Persigny, der diese ‚Bregel besonders befürwortet, ist freilich noch nicht aus ndon zurücgekehrt, und wird auch dem Bernehmen nach "0% um einige Tage seinen dortigen Aufenthalt verlängern. Der „Konstitutionnel” ist den Demonstrationen zu Ehren der us Rom zurückkehrenden Bischöfe ebenfalls nicht gewose Wenn der Erzbischof von Rennes in seinem Hirtenbrief sihert, er sei mit Blumen und Lorbern überschlittet wor , bemerkt das offiziöse Blatt dazu, daß er auch Teicitt ganz anderen Dingen hätte überschüttet werden künnen, dem nur die Energie der Behörden den Prälaten vor Sitten von Seiten einer weniger für die weltliche Herrschaft begeisterten Partei geschüsst habe. Der Gedanke , einige Ja und Mann Truppen zur Asklimatisirung nach Martintte zu fühlfen ist zwar theoretisch sehr gut, aber praktisch diesem Augenblicke nicht viel werth. Wie man námitá aus ‚„sefer Kolonie erfährt, ist der Diesjährige Sommer dort nicht besser als der merikantische, und die Truppen in dem Uebersteben von Fieber u. f. m. direkt zu üben, ist wohl nicht die leitende S Idee bei jenem Projekte. Es wird daher wahrgennd nicht zur Ausführung kommen. Das in Orizaba fehende Korps scheint starr genug zu sein, um sich auf seiner defensiven Stellung zu behaupten” 618 zum Eintritt der besseren Sahre Zeit, wo aladann das Gros der Berstűrfungen geradeswege "von hier nach Bera-Eruz abgehen kann. — Die Kaisertm scheint für die merikanische Expedition eines besonderes Interesse zu hegen. Um ihren Eifer für das " fingen des Unternehmens durch die That zu befinden, hat sie, wo man sagt, die Keinen Vergnügungsdampfbote, die für sie in Gt. Eioud gebaut worden, dem das merikanische Gefchlwader festkommandirenden Kapitän Mozé zur Verfügung gefelt. Dieselben sollen zum Dienst auf der Rhede von Vera- Cruz verwendet werden, sz Der Artikel der „Donau- Zeitung” dient zwar den meisten Wiener Blättern zum Gegenstand der Erörterung , doch begegnen wir fast nirgends einer besonders hervorzuhebenden Betrachtung. Die „Presse fonstatirt , daß das ministeriele Organ eine Rentfion der Weberverfafflung zugibt, wobei der ungarische Reichstag die Vorschläge zu machen, der Wiener Reichsrath ihnen seine Zustimmung zu ertheilen hätte. Der „Wpr," erhebt gegen diesen Vorgang die Bemerkung , so daß im vorliegenden Falle-wo es sich um agens derungen der ungarischen Verfassung han- deln würde-nicht der ungarische Landtag von der Regieruug etwas verlangt,sondern die Regierung vom Landtagdaß ein solches Verlangen stets in Form einer tüniglichn Proposition gestellt wird, das es also, ehe von Beschlusen des Landtages die Rede sein kann, Sache der Regierung et werde, mit „annehmbaren Proportitionender den Fünfzigen ungarischen Landtag zu treten. Die „Neuest. Nachr." begleiten den Artikel der „Don. 3." mit retrospertiven Betrachtungen, in denen es unter Anderem heißt : „Das Barometer der „Donau-Zeitung” zeigt Beute auf eine so ausnehmend sehtöne Witterung, auf eine so nilde und „serfähnliche” Temperatur, daß man darauf sehmwarm möchte, es sei mun ernst mit diesem neuesten Wetterwechel und es werden gewiß „anhaltende Wärme und heitere Tige” eintreten. Ungarn, das vielgelästerte, trugige, schwarzbirtige, fabelraffelnde und sporenklirrende Ungarnrind ersceint plöglich unseren offiziösen Kalendermachern völlig im Frelkleide der rofigíten Unschuld ; ganz ebenbürtig ruft die „Donau-Zeitung” das fomyrrhbartige und versepnürte Brudervol an sich herantreten und weicht ihm mit unnachahmlicher Würde und Grazie die Hand zur „Versöhnung”. Bis ins Tisinnerste gerührt sehen wir viefem Schauspiel für Götter zu — wir armen Ervenfühne erleben so etwas gar zu seien! Und wirklich, steht es geschrieben in der „Donau-Zeitung” — in der , Dornau-Zeitung”, hört es, Ihr verstodten Zentralisten in und außerhalb des Neiharathes m. Ar ern was vor länger als Einem Sabre und was 36hmal in Einem Sabre schon ín einem ‚anderen Blatte geschrieben stand , in einem Blatte, das sich im Gegentielle von der „Donau- Zeitung” sehr westlich unterscheidet und widerholt und offen dieselbe Wahrheit gesagt hat, die nun in der , Donauzeitung‘‘ verkündet wird, und dieses ungeschämte Blatt heißt: — ‚Neueste Nachrichten“ Und dieses Blatt wurde verdächtigt, verliest, verfegert, tote manche andere Blätter gleicher Gesinnung, und ‚die Redakteure wurden verurtheilt zu drei und jede und acht Monaten Kerker nebst einigem Zarfen und anderen Annehmlichkeiten — dieweil sie sie erfühnt hatten, um drei, jede und acht Monate früher dieselben und ähnliche Gedanken auszusprechen und zu verbreiten, welche heute am 27. Juni 1862 mdlich in der offiziösen „Donaus Zeitung” zu lesen sind.“ Von den Hiesigen Blättern gibt bies , Magy. Or.“ sein Urtheil ab, indem es im Wesentlichen sagt : Bor drei Tagen haben wir uns darüber ausgesprochen, was wir von einer Tatil halten, welche, unter dem Vorwand „gemeinsäaftlicher Angelegenheiten“ und „gemeinschaftlicher Interessen“, die zwei wesentlichsten Rechte des ungarischen Reichstages bezüglich der freien Bestimung über Finanzund Militärangelegenheiten unbefugt an irgend ein gemeinschaftliches Reichgorgan übertragen will. Wir haben, der Reichstagsadresse folgend, auch das nachgewiesen , was wir unter dem „gefegllten Verhältniß“, welches im Sinne der