Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1866 (Jahrgang 13, nr. 224-250)
1866-10-22 / nr. 242
Montag, 22 Oktober. Nr. 242. Veit, 1866. ..(Die einzelne Mrummer Eoftet & Er. ő. KB.) + je , re. : Zelegr. Depeichen des „Peiter Lloyd“. Men, 22. Otober. Originaldepeiche) Zwischen Preußen und dem Erbprinzen von Augustenburg sind Unterhandlungen wegen Verzicht des Leteren auf seine Ansprüche gegen eine ensprechende Entschädigung im Zuge. „Dresden, 22. Oktober: (K.-B.) Ein Extrablatt des „Dresdner Yournals“ meldet offiziell : Gestern erfolgte in, Berlin der Friedensschluß zwischen Breugen und Sachsen. == Bekanntlich war die Regierung nicht sehr glück in der Wahl des Motives, mit melgem die verzögerte Einberufung des ungarischen Reichstages plausibel, gemacht ‘werden sollte. Das Schicsal dieses Motives,welches bei dem ‚größten Theil der unabhängigen Preise eine Tühle Aufnahme ‘gefunden, wird kaum duch den offiziösen Artikel gerettet werden, dem wir in der jüngsten Nummer der „Abendpost” begegnen, und der folgendermaßen lautet : Von verschiedenen Seiten. erachtete man es für angezeigt, ein gewisses Befremden darüber an den Tag zu legen, hab der ‚Termin für die Einberufung des ungarischen Landtages in dem Aleıb. Handscreiben vom 17. b. M.nicht ansprüchlich besimmt wurde. Die mannigfachen Auslegungen, die hieran ge fnüpft wurden und wohl bie und da nicht jenen Ton der Würde zu bewahren mußten, die Yebermann allen die Allerhöchste Unterschrift des Monarchen tragenden Aktenfuüden, unzweifelhaft schuldig it, überfahen den in dem Kaiserlichen Handschreiben mit Jahbruch Tundgegebenen Allerhöchsten Willen, „den ‘Landtag feine, bohmwichtige M Wirksamkeit binnen Fürzefter Friit beginnen” zu lassen. Sie überfahen ferner, daß der Monarch), ‚ anbeschaltet der zur Zeit obwaltenden Hindernisse, den Hoftanz. Tex,anmwies, „die erforderlichen Vorkehrungen ungeräumt „einzuleiten“, und wer Natur und elare dieser Vorkehrungen fennt, wird sich kaum der Hinsicht verscliehen, daß, sobald dieselben getroffen, der Zusammentritt des Landtages binnen für: zefter Frist_ erfolgen kann.. Der sofortigen Einberufung fett ihm der bösartige Charakter bei Epidemie als aus: s&ließliches Hinderniß entgegen. Ein Zweifel daran tteben „so wenig, berechtigt, all jene, mindestens gesagt , leichtfertige Anschauung eines biesigen Blattes, die in der Maßregel eine „erheiternde Episove” erbliden will. Der lethte Bericht über den Stand der Epidemie (s. heutige „Wiener Zeitung”) vermag leider nur 3 Nomitate und 2 Städte namhaft zu machen , in welchen die Seuche nachgelassen hat. keineswegs erloschen alt, wogegen 11 Komitate, 2 Distrikte und 18 Städte aufgezählt erben, die, bisher verschont , nunmehr gleichfalls unter der schredlichen Heimsuchung zu leiden haben. Die Zahl der im ganzen Lande an der Cholera Erkrankten, welche am 10. 9. M. 4167 betrug, wuchss am Schlusse der nächsten Woche, also am 17. d. M., zur Höhe von 6818 an, eine Steigerung, die umso betrübender ist, als die Zahl der Todesfälle dieses Verhältnis weitaus übersteigt, indem sie sich im gleichen Zeitraume von 3211 auf 8519 erhob. Während der Dauer der Epidemie erkrankten 40,845 Personen, von denen 21,556 erlagen. Diese Ziffern beweisen mit erschütternder Wahrheit, die extensiv und intensiv die Seuche auftritt. Allerdings verzeichnet der Bericht eine geringfügige Abnahme in den Schwesterstädten von 121. Erttanzungsfällen auf 111. So erfreulich ,diese Erscheinung, ist, muß sie doch zur strengen Vorsicht mahnen, ALle3 zu verhüten, was der Epidemie neuen Nahrungsstoff zuführen könnte, werdies bei dem Zusammenfluß von, Bewohnern aller Gegenden, auch solcher, in denen die Krankheit zumeist verbreitet ist, zu befürchten wäre. . Diese und keine anderen Erwägungen waren abgebend, 218 die Zeitstellung des Termins offen gelassen wurde, bis zu einem hoffentlich nicht fernen Zeitpunkte, da die ‚Gnade des Höchsten das Land von sold herbem Drangsal befreit haben wird , welcher Zeitpunkt von Seite unseres allergnädigsten Monarchen, Zeuge des Inhaltes des Allerhöchsten , Handicreibeng, gewiß nicht weniger lebhaft herbeigewünscht wird, als dies von Seite des Landes und seiner Bewohner ber dal ist. Die Ziffern, welche das offiziöse Blatt mit nicht zu unsterfrägender statistischen Genauigkeit anführt, sind unseren Lesern aus dem von uns gebrachten lebten. Ausweis über die Epidemie bekannt ; zu bedauern ist er" nur, daß die „Abendpost" in ihren statistischen Aufzählungen nicht eben so vollständig wie genau it, und daß sie es vergibt, die Verluste in jenen Kronländern anzuführen , "wo der Landtag für den 19. November einberufen ist. „Son“ unterzieht gleichfalls den Zusammenhang, in welchen die Cholera mit der Einberufung des Reichstages gebracht wurde, einer Tritischen, Betrachtung, in der es folgendermaßen heißt: Wären wir auch bisher von der sich aufslleseestreckenden Fürsorge der Wiener Regierung fürvie Ungarn nicht überzeugti gewesen,so könnten wir ihr nunmehr unsere Anerkennung nicht versagen.Die österreichischen Provinziallandtage werden für den 19.November einberufen,der Einberufungstermin des ungarischen Reichstages wird für den Zeitpunkt verschoben,wo Seszellenz Herr Georg v.Mailåtb seiner meteorologischen und pathologischen Studien zu solch einer Vollkommenheit gebracht haben wird,um beurtheilen zu können,ob ein situatischer Abgeordneter von der Cholera in Pest nichts mehr zu fürchten habe.Denn nachdem die ärztlichen Fakultätencemiwiderleglich bewiesen,daß der Hauptanlassde crolera geradezu in dem Gemüths zustande beruhe,—so muß die Regierung sich zweifelsohne hüten,die Mitglieder des ungarischen Reichstages inene Lage zu versetzen,wo ihre Gemüthstuhe in seiner Weise "gesichert ist.Ist minabek die Regierung nicht in der Lage, dem ungarischen Reichstage etwas Angenehmes zu sagen,so kann sie hier ingenügende Motive finden,um die so sorgsam behütete Versammlung nicht zu einer Zeit einzuberufen, wo die Niedergeschlagenheit der Gemüther oder eine ungewohnte Aufsregung Disposition zur Epidemie findet. Die Motive glauben wir — erklärt es zur Genüge , weshalb zur selben Zeit nach Wien, Prag u. s. w. die Landtage einberufen werden, in welchen Städten die Cholera ganz wie in Bett grafiirt.. — Die Vertreter derselben aber werden wahrscheinlich nicht solchen Gestütbsemotionen, als die ungarischen, ausgefest sein... hieraus läßt sich die besondere Rücksichtsnahme für unser Vaterland er Hären. — Nachdem nunmehr die Einberufung unseren Reichtages im Prinzipe erfolgte, bleibt nichts Weiteres übrig, als daß Ge. Gallen der Herr Hoflanzler die ihm laufgetragenen nöthbigen Pforlehbrungen treffe. ‚Unter diesen steht in erster Reihe, daß er sich mit dem Wiener Kriegsministerium in Verhandlungen darüber einlasse , daß Veteren zurzeit, wo die Cholera in Test bereits im Erlösen ist, nicht neuerdings mit der Cpiemie behafteteo Truppentransporte dies bergende und in die Häuser einquartiere.—— denn sonst würde das Zusammentreten der ungarischen Neidetaged in praxi auf ‘ um absehbare Zeiten verschoben. +.