Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1868 (Jahrgang 15, nr. 1-25)

1868-01-15 / nr. 11

­ . B « Abendblatt des Jester Lloyd. «­ Aittwoch, 15. Jänner, Er. 11. (Die einzelne Nummer Teftet 4 Tr. 3. 5.) ———————— |­eft, 1868, Tel. Depeschen des „Pester Lloyd“. Wien, 15. S­änner. (Originaldepesche des „P­ester Lloyd“) Die Professoren Unger und Glaser treten als Sektionschefs in das Unter­­richtsministerium. Ersterer hat für den Fall seines Rück­­trittes die Bedingung gestellt, daß er mit Hofrathstitel an die Universität zurückverfeist werde. Wien, 15. Jänner. Die heutige „Pfesse“ erfährt, unter dem Borfike des Katers wurde über das Kriegs­­budget gestern ein Ministerrath) abgehalten. Das ordinäre Erforderniß für das Kriegsbunget wurde auf S0 Mil­lionen, das Extraordinäre auf 31 Millionen festgefegt. München, 14. Jänner. Der Wehrausschuß der Abgeordnetenkammer beschloß, auf dem Kontingentsgesete und Avencementsgefege zu beharren. Florenz, 14. Jänner. Die " Gazetta di Italia" meldet: Der Erminister Gualterio ist zum Vernister des königlichen Hauses ernannt worden. Paris, 14. Jänner. Die Kammer nahm das gesammte Militärgefeg mit 199 gegen 60 Stimmen an. Die Kammer wird bis zum 27. Jänner vertagt. Auf der nächsten Tagesordnung sieht das Prefgefet und das Derevndgefeg. Die „Patrie” signalisirt die gewaltsamen Ten­­denzen der ruffischern Politis im Oriente und sagt: Diese Tendenzen haben nichts Besorgliches, wenn die Meftmächte ihren eigenen Interessen folgen und den Berechnungen ver Ruffen eine gegenseitige Uebereinstimmung entgegenlegen. London, 14. Jänner. Der Dampfer , City of London“ ist mit Nachrichten aus Newhorf und mit 182,000 Dolla­r angekomment. Metwyport, 4. Jänner (Schiffsnachricht.) Juarez entsendete Diaz mit 3000 Mann zur Unterdrückung der Insurrestion in Yucatan. Die Imperialisten bereiten sich vor, Meriko zu verlassen. L­öten, 15. Jänner 10 Uhr 45 Minuren. Barbörse, Kreditaktien 184.80, Nordbahn­­, Staatsbahn 241.60, 1860er Lofe. 83, 1364er. Lofe 76.80 , Napoleonspor 9.61 Vs , Steuer: freies— , ungarische Kreditakzien —, Galizier —, Lombarden —, Fünffichner — , Franz-Joseph 148.80 , angenehmer, Kredit beliebt. Mengort, "4. Zänner. Mechtelfurs auf London 109%, Coldagio, 41"/4,­­ Bonds 109%, Baumw­olle 16? 4, a 25, at per Bub­el 1.39 Steinit-14.Jåxmer.(Getreidemarkt.)Weizen Toto 89—102, "per Frühjahr 973­., Roggen Toto 76, per Früh­­jahr. 75, Oel Toto: 9742, per Frühjahr 10, Spiritus loio 19 °%4, per Frühjahr. 20. a .Amsterdam, 14. Jänner. Getreidemarkt Ge­treide fitte. Roggen per Mai 306%, Raps per April 65%. Antwerpen, 14. Jänner. Petroleum 441% Fr. per 100 Kilo. 2 Agnoon, 14. Jänner. , Petroleumbaufe. mit % Schilling Liverpool, 14. Jänner. Getreidemarkt. Weißer Meizen zwei Bence niedriger, vorher sehr ruhig. Bett, 15. Jänner. Es Karl Berfapolyi, als Schriftführer wer in An­gelegenheit der Nationalitätenfrage entsendeten Unterhauskom­­mission, veröffentlicht folgenden Bericht vom 13. b.: Die Mitglieder der Kommission waren auf den heutigen Tag zu einer Berathung zusammenberufen. Den Gegenstand des Joeenaustausches bildete die Frage, ob die Kommission am 20.d. M als dem hiefür bereits anberaumten Termin ihre Berathungen beginnen solle? Die Einhaltung des erwähnten Ter­­mins scheint außer der allgemein anerkannten dringlichen Bes­­chaffenheit der Frage auch noch jener Beschluß des Repräsen­­­tantenhauses zu erheirschen, in welchem ausgesprochen ist, dab es die Veilegung des Kommissionsoperates noch gegen Ende dieses Monats erwarte. Andererseite kann jedoch die TIhatface nicht außer Acht gelassen werden , daß, seitdem jener Beschluß ge­­bracht worden, dasselbe Repräsentantenhaus mehrere Mitglie­­der der Nationalitätskommission,, darunter den Präses und den Schriftführer derselben , in die Delegation gewählt hat, ohne sie weshab ihrer Theilnahme an den Arbeiten der Nationalitätsk­­ommission enthoben zu haben. Desgleichen kann auch vie That: fadbe met unbeachtet gelassen werden, was während der Sessions­­dauer der Delegationen auch die Negierungsmänner an den Verhandlungen der Nationalitätsformision nicht theilnehmen könnten. Man einigte ich demnach dahin, daß die Nationalitäts­­fommission allerdings erst nach Beendigung der Wirksam­eil der Delegationen, dann aber jeglich ihre Beratbungen beginnen, und dieselben während der Budgetverhandlungen, die ohnehin allen Anderen vorgehen, fortlegen solle. Von dem Einberufung:­tage werden die Betreffenden duch das Präsidium benachricber­tigt werden“. —— Der „Telegraph“ beschäftigt sich mit unseren Militär­­angelegenheiten, " namentlichy aber sucht er die Ansicht jener „Staatsbürger, die mit dem Säbel Dienst leisten“, daß. „die große Militärbeurlaubung unmöglig sei”, zu widerlegen. Das genannte Blatt spricht ich dahin aus, nur eine radikale Mili­tärbeurlaubung könne unseren Finanzialamitäten einigermaßen abhelfen , und meint, es genüge für den gewöhnlichen Friedende­dienst eine Kompagniestärfe von 20—30 Mann vollkommen, was aber durchzuführen nur deshalb eine Unmöglichkeit ist : ‚„weil unsere Brigaden aus pen hetern, gensten Nationalitäten zus­ammengejeißt sind, und unsere N Regimenter nicht dagar? nnsoniren, wo siehbin gehören­!". Von diesem Gesichtspuntte ausgehend, plai­iet der „Tele­­graph” dafür, es mögen die Regimenter und" Korps so meil es irgend thunlich sei, in die heimatlichen Garnisonen und der Brigadeverband,, wie er gegenwärtig besteht, aufgelöst werden, damit nicht im Falle einer Mobilmachung der Ergänzungsbezirk eines Theiles einer Brigade in Lemberg, der andere in Kecstenet it, während die Brigade in Capo d’istria oder Salzburg. gar­ nifonirt: Nachdem in Ungarn­ schon vielseitig der Wunsch­ ausge­­sprochen wurde, man möge die ungarischen Regimenter in nor­malen Zeiten nur in Ungarn garnifoniren lassen, so registrirer wir die Ansichten des , Telegraph", damit man sehe, daß Ungarn mit seinen Wünschen in der Monarchie nit allein steht. P. ©. Am „Hazanf“ bespricht heute Emeridh Jvanta die in Paris erschienene Broschüre Türvé über die Nationalitätens­frage und legt gleichzeitig all seine eigenen Ansichten über diese Frage dar : Eine Nation, die einen lebensfähigen Staat bilden soll — jagt Joanfa — müse nicht aus Genossen eines Stam­­mes, einer Sprache bestehen ; die Gemeinsamkeit der Unt­reffen und Gefahren sei das stärkste Band zwischen den verschiedenen Nationalitäten, wenn das Bewußtsein des Nechtsgefühles, der Ned­sgleichheit und Freiheit fiz zusammenhält. Derjenige Volks­­stamm, der im gemeinsamen Sypntereffe, gegen die gemeinsame Gefah­r, für die gemeinsame Freiheit die meisten Opfer zu brin­­gen im Stande, werde die Führerrolle haben, so lange, als er diesem Berufe entspricht, so lange auf seiner Fahne „Gleichheit und Brüderlichkeit" aeschrieben “­. So lange der ungarische Stamm der gerechte Bruder aller Nationalitäten sein wird, so lange werde Ungarn und werde die ungarische politische Nation bestehen. Wenn Ungarn von diesbezüglichen Anforderungen der Zeit gerecht werden wird, wenn Oesterreich den Polen, Böhmen, wenn die Türkei den Bosniern und Bulgaren eine solche Stel­­lung einräumen werden, wie Ungarn bereit ist, Kroatien und Slavonien einzuräumen, dann werde um Ungarn umher ein neues Leben si entfalten. Die Einheit der Interessen und die Gemeinsamkeit der Gefahr werde den neuen Staat bilden. Baron Fritih BPodmaniczky antwortet heute auf die gestrige Frage des „Son“: „ob das Yinfe­zentrum auf der heutigen Basis eine Regierung bilden wolle”, damit, indem er die parlamentarische Gepflogenheit bei der Bildung eines neuen Mrinisteriums auseinandergebt. Wenn die Opposition die Majorität erlangt, und der Monarch die Demission der niedergesti­mmten Regierung annimmt, dann wird der Führer der neuen Majorität zur Bildung einer neuen Regierung aufgefordert. Der Aufgeforderte unterbreitet dem Monarchen ein Programm, das naturgemäß diejenigen Punkte enthält, die die Differenz zwischen den Parteien gebildet. Wenn der Fürst das Programm annimmt, dann nimmt die Sache ihren einfachen Verlauf, wo nit, so wird das Parla­­ment aufgelöst und eine Neuwahl ausgeschrieben. Esernatony erklärt im „Hon”, daßs der jüngste Brief des , Napló" (über die äußere Posität Oesterreichs) ihn mit großer Befriedigung erfüllen würde, wenn er wirklich mehr sein sollte, als eine von Delegationen vorgelegte Locksweite. Wolle man wirklich jene friedlichen Absichten realisiren, so gebe es nur eine Gelegenheit dies zu beweisen, nämlich : in den Delegationen duch namhafte Herabminderung des Militärbudgets. Auch „Szäzadunt” bespricht das Program­m um findet, daß die Allianz mit Frankreich zum Kriege führen müsse. Frank: . on | a NEE a a aa EROBERN RT WERBEN ditemoiren eines Yendarmen. Homan von Ponsen du Terrail. (Fortlegung.) — Ach so? — Und ich auch! — Und mag wollt hr denn thun ? fragte Niklas weiter. — Eines Schönen: Abends werden, wir zusammen durch­­gehen, wir­ werden über­ die Loire hinüberfahren, und dann, wird wohl... Während sie so sprac, hielt Madeline Niklas noch immer das blaute Geldftüd Hin. Aber dieser stieß es zurück. — Da, was Du mir da vorschlägst, Madeline, ist eben so Unregt, , all das,­ was Du, selbst zu thun im Begriffe bst. Weil Du denn nicht, daß der liebe Gott befiehlt, daß man sei­­nen Eltern gehorche. . . . . Während der Kleine Niklas dies sagte, öffnete ich die Thüre des Meierhofes und der Wächter Jean Feru trat ein. Als Niklas, ihn erblickte, fuhr er vor Schred­­ zusammen. Aber Jean Jer kam auf ihn­ zu und legte seine derbe Hand auf dessen Schulter ! — 3 habe ein feines Gehör, mein­ Junge, sagte er zu ihn, und habe Dich sprechen gehört. Du bist ein braver Bursche, und ich bilde mir ein, daß Du mehr als Dein Vater und Deine Brüder taugst ; wenn Du arbeiten und Dir auf ehrliche­r­eise Deinen Lebensunterhalt verdienen willst, so bin ich Dein Mann! — Das ist ja Alles, was ich mir verlange, jagte nain das Kind. — Nun gut ,­so.bleibe hier, ig nehme Dich vorderhand als Kuhhirten auf und später wollen wir fehen . . . . | Und der Pächter fügte, sich an: seine Tochter, wer­ wend, hinzu : — fos Dich anbelangt, Madeline, mußt Du Die vor­­­­bereiten das Haus zu räumen, da Du noch vor dem heiligen Dreitönigtag Hochzeit feiern wirft. Unterderfen hatte es am Ufer des Teiches im Laufe des W­ildihüsen einen heißen Tag gegeben. Mathieu und Martinet, melde zusammen im oberen Stodwerfe, das nichts anderes als ein erbärmlicher Boden war, ihr Lager hatten, hatten den Hennen Niklas in der vorigen Nacht zurückkommen gehört. Martinet hatte seinem Z­weillingsbruder ins Ohr geraunt: Warfen wir auf, was der Vater wohl jagen wird. Die Dede, welche die beiden Wohnungen trennte, bestand nur aus roh zusammengefügten Brettern, über welche eine Schichte Tones gestrichen war, Martinet fredh aus seinem Bette, legte sein Ohr an den Füßboden und koch­te. Er hörte die naiven Geständnisse des Heinen Niklas eben­­, wie die erftichen Wuthausbrüche Martin’. Dann, als sein Auge dur eine Nite, welche ji zwischen den Brettern befand, blickte, sah er wie der Lestere sich­ erhob, sein Gewehr nahm und ein paar lange Züge aus der Branntweinflasche that. — Sept sagte Martinet, indem er ji ruhig schnäuzte, zu Mathieu ! — Ich glaube, dab Niklas eine arge Biertelstunde zu verbringen haben wird. — Was willst Du damit sagen? — Daß ihn der Vater umbringen wird. — Ah! sagte ruhig Mathieu, Was it's weiter ? Dann wäre ein Faullenzer weniger auf der Welt. — Ja wohl, er­widerte Martinet, aber wann gebe er statt einer saubern Beschichte, gleich deren zwei. Glaubst Di denn, daß der Gendarm wirklich nichts aussagen wird? . — Das kann man nicht wisen, sagte Mathieu. — Das weiß man ganz bestimmt , fuhr Martinet fort, und wenn ich, die Maveline nicht heute Abend noch entführe, so werde­ ich sie nie bekommen . . . Ein wahres Glück, daß ich meine Haut in Sicherheit gebracht habe! .. — Mas hast Du denn gethan ? — 3 habe einen Theil der Nacht mit dem Brigadier verplaudert , und das st sehen immer etwas... Men man den Vater pacht, so habe ich wenigstens dabei nichts zu fürchten. Nach diesem Gespräche drehte sich Martinet auf die Linke Seite um , und date nicht mehr an den Kleinen Nillas , den, seiner Meinung nach, der Vater umbringen wollte. Mathieu aber war neugieriger ; er stand ohne Geräusch zu machen auf, stieg hinab und durchstritt auf den Fußsoigen das ebenerdige Lokal. Die zwei Frauen schliefen noch immer, und was den einen Jacques betraf, der seine Lagerstätte im Heufpoppen hatte, so war­ er zu weit entfernt, um etwas gehört haben zu können. Mathieu warf einen spähenden Blie nach der Umgebung des Hauses und hatte bald die Spuren der Auftritte seines Vaters und Bruders ausfindig gemacht. — So recht! dachte er, jeßt weiß ich, wo sie hingehen... Gar nicht blöde, — der Vater! er wird ihn in die Tiefe des Satansfelsens werfen. Wenn er den Gendarm so getroffen hätte, daß er mansetodt geblieben wäre, und hätte ihn dann hieher getragen, das wäre klug gewesen. Derartig. Hang die Grabrede, welche die beiden Geschwister an dem offen gähnenden Grabe ihres jüngsten Bruders hielten. Mathieu kehrte wieder ins Haus zurück, und da die Frauen aufgestanden waren, so machte er­ Zeuer an. — Wo ist wein Vater ? fragte Mariette. — Wo soll er denn sein? erwiderte Mathieu ruhig. Mir haben az unser Wildpret schen im Borhinein verlauft, der Geflügelhändler von Nonan wird diesen Morgen kommen, und es bleibt und nicht einmal ein Hase für unsern Weihnachts­­abend übrig. — Mieter ist wieder auf die Jagd gegangen ? — Gi freilich! Segt it Gelegenheit da, von der man profitigen mb, da das „Eselsbuch“ geöffnet. is. (Das „Sielsbudy“ heißt in der Kunstsprache die mit Schnee beliebte­ ­ Erde, die das macht.) Verfolgen des Wildes nach der Spur möglich­en.

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