Pester Lloyd, Juni 1870 (Jahrgang 17, nr. 124-146)

1870-06-03 / nr. 126

nd 1­4 se Weber die Streichung der österreichischen Staatspapiere von Londoner Goursblatte erhalten wir von unserem­er Korrespondenten aus London folgende interessanten Mitthei­­lungen : Die Streichung der österreichischen Staatspapiere aus dem­ffi­ziellen Eourzblatte, welche in Folge eines nur neuerlichen Beschlusses , des Börsenrathes, trug der der östereichisc-ungarischen Negierung an­­fänglich zugesagten Frist von 14 Tagen, allsogleich vorgenommen wurde, bildet noch immer das Tagesgespräch in von Oesterreich nahe stehenden Kreisen. Andere Citybesucher kümmern sich um die ganze An­­gelegenheit gar nicht, was auch bei der Größe und Mannig­faltigkeit des hiesigen Verzehrs verständlich ist, währen­do Börse selbst, nach­­dem ihr Ausschuß einen endgiltigen Beschluß gefaßt hat und ihr einst­­­weilen nichts übrig bleibt, als ruhig die etwaigen Ausgleichsvorschläge der Tf. E. Regierung abzuwarten, wohl au fon zur Tagesordnung übergegangen wäre, wenn nicht die Art und Weise, wie die Wiener Blätter das Vorgehen des anglosösterreichischen Komités und des Bör­­senrathes beurtheilen, ihre Aufmerksamkeit erregte und nicht umhin konnte — sagen wir es gerade heraus — ihr ein mitleiviges Lächeln abzuge­winnen. Der und zugemessene Raum gestattet uns nicht auf den Anhalt der betreffenden Artikel eines Näheren einzugehen ; da halten wir es für unsere Pflicht, Ihren Lesern zu sagen, daß die in der „N. fr. Br.”, sowie an anderen Zeitungen erschienenen Mittheilungen auf seinen all, wie behauptet wird, von gut unterrichteter englischer Seite kommen können, da die darin erzählten Daten den Thatsachen gänzlich widersprechend sind. Die in Wiener Blättern enthaltenen Investiven ger­gen ein Mitglied der Börse und des Rathes der fremden Bondsbefiger wollen wir übergehen, da Ihre Leser, bei Zusammenstellung der Ihnen den in früheren Berichten mitgetheilten Thatfahhen einsehen werden, daß — Gott sei Lob und Dant — diesmal nicht Preußen an der der Regierung beigebrachten Schlappe schuld war. Doc­hiesen einen, schlagend sein sallenden Beweis für die Ani­­mosität der Londoner Börse: „daß gegen Italien troß der Auflage einer fast­­prozentigen Coupingsteuer nicht vorgegangen würden, wollen wir widerlegen, indem wir den Wiener Blättern vor Augen führen, daß zwischen der Sachlage in Italien und in Oesterreich ein himmel­­weiter Unterschied berieht. Die in Rede stehende österreichische Anleihe ist eine im Auslande mit englischen Firmen abgeschlossene, während die italienische — die sog. 5pet. Rente — eine exklusiv inlän­dische ist, welche nach Belieben der Florenzer Kammer mit einer 15.30, oder 50pet. Steuer belegt werden kann. Sind die ausländischen Befitzer der italienischen Rente mit dem Vorgehen der Regierung in Florenz nicht aufrieden, so bleibt ihnen immer die Wahl, die Bonds wieder nach Ita­­lien zu werfen, gerade so, wie sie sie von dort genommen haben. Der Rath der fremden Bondsbefiger hat also nicht das geringste Mehr, in dieser Angelegenheit einzuschreiten. Hätte die österreichische Anleihe nur die entfernteste Mähnlichkeit mit der italienischen Emission, so hätte die kaiserliche Regierung das vollständige Recht gehabt, ich nicht nur um die Besschlüsfe des Börsenrathes nicht zu kümmern, sondern auch die Ungerechtigkeit selber der Welt darzulegen. Unglücklicher Weise ist jedoch dieser Fall mit dem anderen Kurhaus nicht analog und Graf Beust ist gezwungen, mit den englischen Gläubigern zu unterhandeln. “i Die „Neue Fr. Br." drüdt in einer dem lebten, vom 22. Mai datirten City-Berichte ihres Londoner Korrespondenten beigefügten Re­­daktionsbemerkung ihre Meinung aus, daß hinter dem lebten Ber­chlusfe des Börsenrathes, die österreichhsshen Staatspapiere augenblick­­lich aus dem offiziellen Kuröblatte zu entfernen, die Animosität war und deutlich hervorschauen. Wir erlauben uns der „N. Fr. Br." zu bes­merken, daß sie sich irrt. Die Sache verhält sich folgendermaßen: Den Statuten der Börse gemäß muß jeder Beschluß des Börsenrathes bei der nächaften Sigung dieser Körperschaft konfirmirt werden; ist dieses aber geschehen, so erlangt er seine Giftigkeit, und es steht außer der Macht irgend eines Mitgliedes, selben durch ein neuerlich eingebrachtes Amendement oder wie immer sonst umzustoßen. Nachdem nun der Be­­schluß, die österreichischen Effekten von der offiziellen Duotirung auszu­­schließen, konfirmirt worden ist, wurde von einer der Regierung ber­freundeten Seite das Amendement eingebracht, die Ausführung der beschlossenen Maßregeln auf 14 Tage zu fü­h­en. In der ersten Weber­­eilung übersah der Börsenrath, daß er gar nicht einmal das Recht habe, über den Antrag abzustimmen und beschloß die Annahme. Bei der nächsten Sigung sollte dieser neuerliche Beschluß konfirmirt werden und da erst stellte es sich heraus, daß nach Regel 11: „in allen Fällen, welche dem Namhe zur Beihlußfassung vorgelegt werden, ist der ein­­mal fonfirmirte Beihluß unumstoßbar und muß von jedem Mitgliede ausgeführt werden", ihnen die Berechtigung fehlte, die einmal anges ordneten Maßregeln zu filt­ren. Der Antrag fiel bekanntlich mit einer Stimme Majorität. Wiener Zeitungen werden seit Jahr und Tag nicht müde, den Ungarn vorzu­werfen, daß nur sie allein in­olge der geringen Bei­­tragsquote an dem Banferotte der Monarchie schuld sind. Diese Streitfrage mag an dieser Stelle unerörtert bleiben, doch dürfte es jet auch in Weit an der Zeit sein, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. Trandleithbanien wie Goldleithbanien wird durch die Beschlüsse DES Londoner Börsens­tab­bes betroffen und es wird von nun an eine Speziell ungarische Anleihe ganz gleich einem österreichischen Rententitel behandelt werden. Wir erlauben uns daher in aller Bescheidenheit den Borz­flag zu machen, daß von Seiten des ungarischen Reichs­­tages, der einzigen jegt tagenden Körperschaft im Neic­e, die Interpellation an die Negierung gestellt werde, wie weit die Verhandlungen mit den englischen Bonds­ befigern gediehen sind, melde Entschädigung die Regierung zu geben denke, ob auch Ungarn eine Beitragsquote zu leisten haben würde und wenn dies der Fall, wann endlich die Regierung mit ihren Ausgleichsvoschlägen vor den ungarischen Reichstag zu treten gedenke ? Die Beantwortung dieser Fragen liegt doch offenbar im Interesse des ungarischen Reichstages. Endlich sei noch bemerkt, daß von einer Feindseligkeit gegen Oesterreich hier durchaus nicht die Rede ist. Die hiesigen Finanzorgane, wie der „Economist“, „Bullionist“, „Financier“ zc. betonen ausdrück: Wir, wie peinlich es sei, daß der Börsenrath gerade gegen Oesterreich so strenge vorgehen mußte und versichern, daß sie etwaige Ausgleichsvor­­schläge mit Freuden begrüßen würden. Der „Bullionist“ sagt insbe­sondere, wie sehr England die liberale Rekonstruktion der österreichisch ungarischen Monarchie und das Aufleben von Handel und Industrie bewundert habe und hofft, daß sich der Reichskanzler nur nicht aus Pique und Neiger über die Entschließung des Börsenrathes von Aus­­gleichsvorschlägen abhalten Lassen würde. (Nach einer telegraphischen Meldung in unserem jüngsten Morgenblatte sind derlei Ausgleichsver­­handlungen in der That bereits im Zuge. D. Red.) Beft, 2. Juni. (H.) Der Gelegentwurf über die Munizipien wird noch lange der wichtigste Gegenstand unserer inneren Politik blei­­ben. In diesem Momente steht derselbe im Vordergrunde der parlamentarischen Diskussion. Der Schwerpunkt der legislato­­­rischen Thätigkeit liegt ja, wie Heutzutage Jedermann weiß, nicht in den öffentlichen Situngen, sondern in den Sektions­­berathungen. Wenn dies sogar in Bezug auf Gegenstände der­­ Tagespolitik gilt, wo­gend einer prinzipiellen Frage han­delt, welche vorwiegend dom Standpunkte der Parteistellung zu beurtheilen — sagen wir — sogar in Bezug auf solche Gegenstände gilt , um sie viel mehr Reformfragen ral­ische Macht bedü­rfen, wenn gelten, es sich zumeist um die Entscheidung tr­­muß es erst Hinsichtlich einzelner Fonfreter bei denen für Detailberathungen, ge­­genseitige Aufk­ärungen, Kapazitationen und Amendements ein viel größerer Spielraum geboten ist. Bon ­nitiven Ansicht nicht gelangt sein sollte, wird gewiß entschieden sein, bevor er nach und mit so großartig den aus ‚nicht fennen, nicht zu begeistern vermögen. Leiterer Art­bieg ist insbesondere auch der Gefäßentwurf über die Organisation der Munizipien. Derselbe wird in den Klubs und Gestionen ver­­handelt ; jeder Abgeordnete bildet sich da seine Meinung, oder bindet wenigstens seine Stimme, selbst wenn er zu einer be­i- Das Schicksal des in die öffentlichen Situngen kommt. Die öffentliche Debatte wird wahrscheinlich nur die Rekapitulation beg von jeder Seite Ge­jagten und Die öffentliche Abstimmung nur die Ausführung der längst gefaßten Klubbeschlüsse sein. Dieser Hergang der Dinge hat manches Gute. Er ist sogar gewissermaßen der Ausflug einer in der Natur des par­­lamentarischen Syitems liegenden Nothwendigkeit. Es ist daz mit aber auch das unbestreitbare Uebel verbunden, dag die im Schoße der einzelnen Parteien existirenden Minoritätsan­­sichten schon in den Mubs erbrücht und mundtobt gemacht werden. Art den meisten Fällen hat das große Publikum gar seine Gelegenheit, sie zu rennen. Würden sie in die Oeffent­­­lichkeit bringen in der Bevölkerung entweder von zum baren Bewußtsein herangereiften oder vielleicht noch halb unbew­ußt schlummernden Joeen in Napport treten , so würden sie manchmal gerade Die mit welcher Mem­oritätsansichten immer sie sich Bahn brechen sollen. Was nütt das herrlichste Licht, wenn es unter den Scheffel gefillt wird ? ! Was man nicht rennt, das wird man auch nicht begehrend- Man kann von der „öffentlichen Meinung” nicht verlangen, daß sie etwas ihr gänzlich Unbekannten, und wenn dasselbe noch und heilsam wäre, doch ihre mo­­ralische Unterftügung zum Siege verhelfe. Es ist ein offenes Geheimnis, daß es im Schopfe der Dealpartei mehrere, durch ihre Intelligenz und Unabhängig­­keit bevorragende Mitglieder gibt, welche mit dem Gefeent­­wurfe der Regierung über die Munizipien nicht zufrieden sind. Sie opponiren wahrscheinlich auch in den Sektionsberathungen und in den Klubfigungen, insofern sie es der Mühe werth erach­­ten, dieselben zu besuchen. Sie hüten sich aber sorgfältig, ihre Meinung öffentlich Fund zu geben. Schmollend gehen sie herum und bilden mit einem gewissen Bedauern auf ung übrige Menschentin­er herab, weil wir uns fü­r ihre Ideen, die wir im alleinigen Beige eines angeblichen geistigen Schages sich glücklich füh­­rend, begnügen sie sich, Auguren gleich, mit unklaren nichts sagenden Andeutungen, wie schlecht der ministerielle Gelegent­­wurf sei, und wie viel besser jener sein müßte, den [ie an­zuarbeiten im Stande wären ! Nun es mag sein, daß die gesammte, sich zur Partei der jenigen Nechten mehr oder weniger entschieden bekennende Breffe einen großen Fehler beging, als sie bei Gelegenheit der Veröffentlichung des Munizipalgefegentwurfes nicht sofort in ein allgemeines Zetergeschrei ausbrach, sondern der Meinung war, das der ministerielle Entwurf im Großen und Ganzen als Besis der Spezialvisiuffion angenommen werden könne. E83 mag sein, daß wir uns Alfe geirrt haben und vor dem Forum der Geschichte einst jene geheimnißvolle Gruppe der Schmollenden Recht behalten wird, welche vor Ansicht ist, daß sie es besser machen könnte. Moralisch werden aber vor einem gerechten Beurtheiler der Ereignisse unserer Tage bod gene unendlich Höher stehen, welche in der Erfüllung ihrer Pflicht, trog der guten Absicht, hie und da vielleicht sich geirrt haben, als jene, welche, im Besige von richtigeren Ansichten, zur Geltendmachung derselben nichts versuchten. Die gesammte Entwicklung der Menschheit ist ein Kampf zwischen Irrthum und Wahrheit, ein fortwährendes Singen nach dem Besseren. Im dieser großen Arbeit der Zivilisation wiegt eine ehrlich ausgesprochene, wenn auch irrthümliche An­­figt moralisch mehr, als eine versch­wiegene Wahrheit. Ja wir sprechen es offen aus, wir haben überhaupt seine Achtung vor einer Ansicht, deren Eigenthü­mer es nicht wagt, oder es vielleicht nicht der Mühe werth findet, dieselbe auszusprechen und mit allen geeigneten Waffen der öffentlichen Diskussion zu verfechten. Es mögen viele Wahrsceinlichkeitsgründe dafü­r sprechen, daß eine solche Ansicht in der That die richtigere, praftischere, für das Land heilsamere ist; — ein wichtiger Wahrseinlichkeitsgrund in entgegengefeßter Nichtung, der alle übrigen paralysirt, wird immer in der bloßen Thatsache lies­sen, daß Niemand sich fand, der fähig getreten wäre, sich für jene Ansicht zu begeistern und für dieselbe mit seiner Person einzustehen. 68 scheint leider, daß in unseren Tagen nicht die Hä­htigkeit geringer geworden ist, die Wahrheit zu erkennen, son­­dern daß die Wahrheit viel von jener Macht verloren hat, womit sie sonst die Geister jener Menschen, welche sie erfannt haben, zu ihren eifrigen D­or­ämpfern zu machen vermochte. Die Männer mit starren Ueberzeugungen sind selten ges­orben. Diejenigen, die wir einst von tiefem Schlage besaßen, sind theils gestorben, theils sind sie vom Strudel des materiellen Alltagstreibens eingerisfen worden und haben keine Zeit mehr, fs um das Oeffentliche viel zu klimmern, theils scheint ihnen jene Clastizität des Geistes abhanden gekommen zu sein, welche nöthig ist, damit man seine Ansicht nicht bies für sich selber hege und mit den amber8 Denkenden fehlolle, sondern auch die Hände rühre, damit das, was man für wahr er­­kannt, den Sieg davontrage. Nur auf diese Art können wir uns die auffallende Er­­scheinung erklären, daß von jenen Abgeordneten, von denen es heißt, daß sie über die Organisation der Munizipien mit besonders schönen, fruchtbaren Seen herumgehen, no­ch feiner den Entschlupfaffen konnte seine Ansichten im Wege der Breife geltend zu mach­en, obwohl ihnen genung die Spalten eines jeden Journals bereitwillig geöffnet würden. In früheren Zeiten war es bei uns anders. Damals hat er die Elite der jenigen Denkpartei für eine ehrende Pflicht gehalten, im Wege der Presse zur Nation tagtäglich zu Sprechen. Debt hat sich dies geändert. Die Herren, so scheint es fast, bünten sich nan mehr zu vornehm, um noch diesen „nicht mehr ungewöhn­­lichen“ Weg der öffentlichen Meinungsäußerung ihrerseits zu betreten. In der Erörterung des Munizipalgefeges haben bis fest die herborragendsten Wortführer der landtäglichen­­ Kreise den berufsmäßigen Journalisten allein von Wort über­­lassen. Und da wundern sie si, wenn ihre Ansichten ignorirt werden, wenn ihre verbessernden Vorschläge, welche sie, wie man sagt, in den Sektionen vorbringen, in der Wüste ver­halfen. Sie sollten doch endlich einsehen, daß ohne Unter­­ftügung der öffentlichen Meinung selbst das größte Genie nicht­ auszurichten vermag. Oder wollen die Herren gar nichts ausrichten ? Wollen sie sich nur in die Brust werfen und ung dur ihr: „Wenn ich anfang’" ignoriren, ohne ernstlich daran zu denken, wirklich auch einmal anzufangen?! Gefegentwurfes , werth finden, getinnen, ist, wenn dieser Berührung — Die zweite und dritte Sektion haben den Ge­legentwurf über die Requl­rung der Sub­sdiftionen zu Ende­­ berathen und ohne Debatte in stürmischer Eile den ministeriellen Borz­chlag angenommen; auch die fünfte Sektion wird morgen, nach der öffentlichen Sigung, muthmaßlich diesem Beispiel folgen. Die siebente Sektion hat ihre Berathung — nach beendeter all­­gemeiner Debatte — auf den 11. Juni vertagt, denn nachdem bei der Abstimmung über die Frage, ob der ministerielle Entwurf zur Basis der speziellen Berathung angenommen­­ werde? 15 Mitglieder dafür und 15 dagegen gestimmt, Präsident Mapootsonyi durch sein Votum den Ausschlag für die Bejahung gegeben hatte — fehlten in der heu­­tigen Sektionzfisung schon drei Mitglieder von der Dealpartei, daher diese sich bereitwillig zeigte, den Vertagungsantrag der Linken anzus­nehmen. — Die achte und neunte Sektion hatten schon früher die Verhandlung bis zum 9. Juni vertagt, Tegtere, ohne selbst die allgemeine Debatte zu beginnen. — MVedrigens war die allgemeine Debatte in seiner Sektion von besonderem Interesse, ja aus der Gr: Härung Gbyc39­3 in der dritten Sektion konnte man deutlich erge­­ben, daß die Linie diese Debatte sich für­ die öffentlichen Eigungen auf­­bewahrt und nachdem in dem gegenwärtigen Falle eine allgemeine Diskusion ih nothwendig mit Fragen beschäftigen muß, welche eigentl­­ich der speziellen Berathung angehören — wie die Bildung der Mu­nizipalausschüsse, die Begrenzung ihrer Machtbefugnisse, das Oberauf­­sichts- und Verwaltungsrecht der Zentralregierung, die Rechte der Obergespane u. s. w. — ist es sehr natürlich, daß die Opposition in einer allgemeinen Debatte ihr System nicht enthüllen wollte, von wel­­chem sie wohl weiß, daß es in seinem Ganzen auf den vereinigten MWiverstand der Dealpartei stoßen muß, daß jedoch in seinen Einzelheiten, z. B. gegen den Grundfaß des Gefeges, daß der Wille des Ministers des Innern über alle Beischlüsse der Munizipien bereichen soll, all ein nicht unbedeutender Theil der Dealpartei mit der Opposition vereint pro­­testigen dürfte. Die bisherigen Verhandlungen der Sektionen können noch dar­­aus seinen Maßstab für die künfzigen Debatten abgeben, denn die Führer der Linken und der Äußersten Linien waren sehr reservirt und nirgends hat, sich noch ein intensiver Prinzipienkampf entwickelt, die Beichlüsse derjenigen Sektionen aber, die mit ihren Berathungen sehon fir und fertig sind, haben, der bisherigen Erfahrung nach, seinen ent­­scheidenden Einfluß auf die Endresultate. Mebrigenz ist ein Dritttheil der Abgeordneten Schon heute abge­­teilt und das zweite Dritttheil folgt morgen nach der Giltung, ein Dritttheil der Abgeordneten, die entweder zu weit wohnen, um auf vier Tage nach Hause fahren zu können, oder diesen kurzen Ferien die Ko­­sten der Reise nicht opfern wollen, bleibt in Belt und wird wenigstens die Eröffnung der ersten Sitzung ermöglichen, da wohl mehrere Herren von Termin nicht strenge einzuhalten gewennen. Die Abgeordneten Kroatiens sind schon seit zwei Tagen in ihrer Mehrheit nicht mehr hier, da sie mußten, daß die flavonische Eisenbahn — aus strategischen Müdfichten, damit man sich ihre Gegenwart sichere — die lebte zur Verhandlung bestimmt ist, und so das Unterhaus ein Unterpfand für deren Rütkehr nach den Pfingstferien behalte. = Wie wir nachträglic erfahren, sol Anton Zichy in sei­­nem Schreiben an den Minister des Innern, dür welches er der In­­tendantur bei dem Nationaltheater entsagt, dafür zwei Gründe ange­­ben : zuerst, vaß er, der vor geraumer Zeit zum zeitweiligen Inten­­danten ernannt wurde, in der fortwährenden Verzögerung seiner defi­­nitiven Ernennung ein Merkzeichen des Mißtrauens in seine Befähi­­gung zu dieser Stelle erbliden müsse, und dann, daß die von ihm wiederholt begehrte und zugesagte Subvention für das Theaterpersonal durchaus nicht flüssig gemacht werden konnte. = Aus Agram ist uns folgende Erklärung versehen mit den Unterschriften: Afarti, Brlics, Brooz Bufics, Balogh, Cäegel, Muics, Goricäky, Gvozdanovics, Hrvat, Jandrics, Jurtovics, Koriticz, Kuffenicz, Knezevics, Kirg, Kabar, Miricz, Otto, Petriczevicz, Reißner, Stieglig , Stojanovics Zim­­opits im telegraphischen Wege zuge­­gangen : „Indem mir­­ das wohlbegründete Separatpotum der zweiten Sektion des Reichdtages in der Ehegg-Siffeker Eisenbahnfrage, vorge­­tragen dur Toren freudigst begrüßen und warm befürworten, hoffen Ueber die Ausbeutung der siebenbürgifgen Bohlen- und Exzlager­ n­ von Geite des Finanzministeriums ein sehr interessantes Memoire ausgearbeitet worden, das wir im Nachstehenden mittheilen. Zur Entfaltung­ einer großartigen Eisen-Industrie erscheint auf dem Gebiete der ungarischen Krone die Gegend von Bajdas Hunyad als die geeignetste, nachdem dieselbe demnächst auch der Wohlthat vollkom­­mener Kommunikations- Mittel theilhaft werden wird, da die Erste Sie­benbürger Bahn von Arad von Piski bereits eröffnet wurde, die von Pisti bis len führende und im Bau iie­flügelbahn aber in kurzer Frist fertig wird, welche Yetere hauptsächlich dazu berufen ist, um die Steinkohlenflöge mit den Ofsensteinlagern in Verbindung zu bringen, deren vollständiges Zustandekommen jedoch noch den Ausbau einer 2 Meilen langen Flügelbahn von Bisti bis VBaida-Hunyad uner­­läßlich macht. 5 ‚In diesem Falle wäre die vor der Stadt Vajda - Hunyad sich ausbreitende Thalfläche zur Anlage eines großartigen Eisenwerkes am Besten ein­­­ie von Pisti bis Bajda-Hunyad zu erbauende, 2 Meilen lange Flügelbahn läßt sie ohne besondere Schwierigkeit in ganz kurzer Zeit herstellen, indem dieselbe ganz in dem Csernathale geführt werden kann, in welchem auch Bajda-Hunyad liegt. Beiläufig 1 °­, Meilen oberhalb Bajda - Hunyad liegt der Ort Gyalär, in dessen Nähe eine großartige Eisensteinlagerstätte streicht, welche bei Gyalár zu Tage tretend, einen ganzen Berg bildet. Diese Lagerstätte ist gegen Ort und Wert in Be­­treff ver­­wechselnden Mächtigkeit und Beschaffenheit der Erze auf meh­­rere Meilen bekannt; unter all tiesen Frundorten enthält jedoch ver Gyalärer Berg das reinste Erz in der Mächtigkeit von beiläufig 50 Klaftern. Der größte Theil dieses Lagers in der Ausdehnung von 313.131 Quadrat-Klaftern ist im Besitz des Nerars. .0.. Der in neuerer­ Zeit eröffnete Grbstollen hat über den ai­teihtbum biefer Lagerstätte ganz sichere Aufschlüfse geliefert, aus wel­­ga hervorgeht, daß das Erzlager im Olimmerschiefer eine bei 50 lafter mächtige Schichte bildet, melche unter 40 Klafter nach Norden verflächt und von Ost nach West streicht. An diesem Orte wechseln reine Braun- und Rotheisensteine mit eisenhaltigen Kaltschichten ab, die ganze Enge ist aber durch 6 sentrechte­ Verwerfungen bei Gyalar zu Tage gehoben und bildet so den Gyalärer Berg. CS ist nicht zu bezweifeln, daß diese Schichten den Bestandtheil des ganzen­­ Gebirges bilden und in dem Glimmerschiefer auch dort vorhanden sind, wo sie sich nicht zu Tage erheben und demnach nicht sichtbar sind. Von den 50 flattern der erzführenden Mächtigteit nehmen die Kalkscicten Faum 10 ° in Anspruch, aber angenommen, daß nur die Hälfte der Lagerstätte benugbares Eisenerz Sei, so müssen unter jeder Quadratflatter der Flächenausdehnung des Lager 7500 Str. Eisenerz liegen ; demnach sich die unter dem Flächenraume des arab­ischen Ber­eiches von beiläufig 300.000 Quadratflattern befindliche Erzmenge auf 2250 Millionen entner berechnet, in welche Duantum einem, jährlich 1 len Zentner Cifen produzirenden Merle auf 750 Jahre genügen würde. Mit den Erzen dieser Gyalärer Lagerstätte arbeitet­eer am Govasdiaer Bach gelegene Limperter Hochofen schon seit längerer Zeit und ist das daselbst erzeugte Eisen von vorzüglicher Qualität. Zur Darstellung eines Zentners Eifen sind 21­ Zentner Eisenstein erforderlich­; die im Wiener De Ma­nt­to­ vollzogene Analyse des Eisenerzes liefert f­olgendes Resultat : In 100 X heilen Cifenen murder, N , Die zweite wesentliche Bedingung, wohlfeiles geeignetes Brenn“ Somit ist zur Gründung eines großartigen Cifenwertes die erste ee das Dasein vorzüglicher Eisensteine in großer Menge, vorh­anden. materiale, steht einem solchen Unternehmen gleichfalls zur Verfügung. Die im Bee einzelner privaten befindlichen Zorfte nicht gerechnet, aus welchen sich, wenn auch seine große, so doch eine ansehnliche Menge Holz­­materiale, beziehungsweise Holzkohle vertragsmäßig filtern ließe, ver­­mögen die Norarialwaldungen allein den Bedarf eines Eisenwertes zu Bon. Nach amtlichen Daten könnten nämlich jährlich geliefert werden : Aus den Forsten der Devaer und Hunyader Herrschaft 700.000 Rub.­3 up. aus der Drevistyeer Herrschaft 000 » aus den Sebesherger Waldungen . 400.000 ” aus den Kusciner Forsten 800.000 » und aus der in jüngster Zeit rückgelösten Görgönyer Herrschaft..........1.400. » zusammen 4.000.000 Kubit-Fuß Kohle, und nachdem die Darstellung von 1 Sentner Eisen 8—9 ubit Bub Holzkohle fordert, könnten mit Holzkohle jährlich über 400.000 Str­­oheisen erzeugt werden. Mit Nachsicht auf die Lage der betreffenden Forste und den Stodgins mit 2 fl. bis 2 fl. 30 Er. per Normal-Klafter gerechnet, würde die zur Darstellung eines Zentners Roheisen Jötöige Holzkohle bis Bajda-Hunyad gestellt, mit 1 fl. 8 fl. in Anschlag zu bringen sein. F­ür eine großartigere Eisenproduktion würde den nöthigen Brennstoff die Ausnägung der Zsilthaler Steinkohle und der daraus zu erzeugenden KRoaks liefern. · Fld gar Charakterisirung der Zsilthaler Steinkohlen-Lagerstätte diene­ogene: Diese Steinkohlen-Lagerstätte liegen im Südwesten Siebenbür­­ens an de­r Walachischen Grenze in dem 7——8 Meilen langen und­öchstens 1 Meile breiten Zsilthale,dessen Becken Sandsteine und Schie­­fer der tertiären Steinkohlen-Formation bilden,und nach jeder Seite hohe Berge einschließen. Die im Osten dieses Thales entspringende ungarische Isis·und die am westlichen Ende desselben quellende walachische Zstl vereinigen sich bei Barbatony und der vereinigte Fluß bricht durch die felsige Spalte des Gura-Surdukului-Passes in die Walachei-Ivo derselbe von Krajova bis zur Donau schiffbar ist. Das Zsilthal steht durche Piskis Petrozsenyer Eisenbahn mit dem Innern Siebenbürgens v­erbinden. Die in den Gemarkungen der Ortschaften Lupeny und Petrilla- Zsiecz sichtbaren Ueberreste großartiger Wasserleitungen und Goldwäsche­­reien bezeugen,daszim8siltbale—wahrscheinlich unter den Römern —lebhafter Bergbau betrieben wurde.Die ganze Steinkohlenforma­­tion ist bereits,durch die Natur bloßgelegt,sichtbar,denn im nördlichen und südlichen Theile des Beckens sind die Schichten aufgerichtet,und die steilen U­fer der beiden Zsil,von welchen die walachische das Koh­­lenbeckett der Länge nach,die ungarische aber der Länge und der Quere nach durchströmt,lassen die Beschaffenheit und die Lagerungsverhältnisse der Gesteinsmassen genau wahrnehmen. Am südlichen Rande des Beckens verflachen die Flötze unter SO bis 70 Grad nach Norden,am nördlichen aber ebenso steil nach Süden; der mittlere, bei weitem größere Theil hingegen­­­ beinahe horizontal geschichtet und er ist unwahrscheinlich, daß unter dieser Schichtung die Lagerung der Steinkohle am regelmäßigsten sei, weil­t­ermersungen nur sehr selten wahrzunehmen sind. Beinahe in jeder Auswaschung der Nebenthäler ber Zil ist das Ausgehen je mächtiger Steinsohlenflöge sichtbar, um d_theils aus biesen, theils aber aus den Ergebnissen unterirdiischer Aufschlüsfe kann mit Sicherheit gefolgert werden, daß die Zilthaler Steinsohlenformation eine bei 150 Klafter mächtige Sdichte enthalte, in welcher 12 Flöße mit­ einer Gesammtmächtigkeit von 123 Fuß vorkommen. Unter diesen Flößen sind von Oben nach Abwärts folgende abbaumürdig : » Flög Nr. 1­4 fut mächtig Die Gesammtmächtigkeit der abbauwürdigen Siebe beträgt daher 109 Fuß. Die Kohle, wenn an zur tertiären Formation gehörig, ist eine wirkliche Schwarzkohle,, welche sich zum Koafsbrennen vorzüglich eignet und selbst das Kohlenklein dichte und vollkommen zusammenge­­badene Koatz liefert, welche bei der Eisenfabrikation vollkommen ver­­wendbar sind. Im Belize des Merars befindet sich der östliche Theil des Zitl­­thales, von welchem der Bahnhof in Pietrozfeny überall auf die leich­teste Weise zugänglich it und in dieser Gegend hat das Aerar für seinen Bergbau mittelst 71 Grubenmaßen und 107 Deaaer seien gegenwärtig einen Flächenraum von rund 18.000.000 Anapratklaftern ge und nachdem vermöge der oben nachgewiesenen Kohlenmächtig­­ett von 109 Fuß unter jeder Quadratklafter Flächenraum 1800 Bent­­ner Steinkohle liegen, oder selbst wenn hievon nur 1000 Zentner in Rechnung gebracht werden, so haften unter der für das Aerar gesicher­­ten Grundfläche beiläufig 18.000 Millionen Zentner Steinsohlen des Abbaues; nach angestellten Berechnungen liegen die Kohlen nirgends tiefer, als 300 Klafter, können daher mit den gegenwärtig bekannten Mitteln des Bergbaubetriebes überall anstandslos gewonnen werden. Der Aufschluß im mittleren Theile des Meviers wurde schon im 084 Jék Sabre begonnen, und ist bereits so weit vor Tre­daß im Laufe dieses Jahres, sobald die Piski-Betroffene Eisenbahn eröffnet wird, täglich 5­——6000 Zentner Kohle erzeugt werden können, im näch­­sten Jahre aber die tägliche Erzeugung sich auf 10­—12.000 Zentner erheben kann. Dieses glänzende Resultat haben die günstigen Lokalver­­hältnisse ermöglicht, denn mit dem im mittleren Theile angeschlagenen Erbstollen wurde das mächtige, 12—14 Klafter starre Flös schon im September vorigen Se angefahren, dessen jede Dualdratklafter 1300 Bentner Kohle liefert, man muß demnach zur Realisirung der obigen Erzeugung in diesem Jahre täglich nur 4—5 Duadratfinster und im nächsten Jahre 9—10 Quadratklafter täglich abbauen. Damit die zu einer derartigen Produktion nöthigen Arbeits­­kräfte leicht beschaffen werden können, wurde noch im vorigen Jahre die Anlage einer Bergarbeiter-Kolonie begonnen, welche heuer fortge­­legt werden soll, und welche, wenn sie ganz ausgebaut ist, 8­—900 Ar­­beitern Unterkunft bieten wird. « Zur Erleichterung des Kohlentransports wurde ferner der Bau einer Grubeneisenbahn begonnen,welche den Erbstollen mit der Eisen­­bahnstation Petrozseny verbinden soll;die Erdarbeiten dieser Bahn stadtbeinahe schon ganz fertig,so zwar,daß bis zurErössunn der s Piski-Pedtrozsenyer Flügelbahn auch die Grubenbahn schon berarbar­ein wird. Auch wurden in der Nähe des Franz Deal-Erbstollens die nöthigen Werkstätten und Aufsehersmahnungen im vorigen Jahre bereits aufgeführt und die Niederteufung eines Schachtes in Angriff genommen, der die Ausdehnung des Abbaues unter die Sohle des Erbstollens ermöglichen wird. Von den übrigen Theilen des ärar­ischen Steinsohlenbe­rges wird der östliche in der nächsten Zukunft produktionsfähig werden, zu dessen Aufschluß wurde in der Gemarkung von Betzilla ein Erbstollen angeschlagen, welcher bei energischem Betriebe das mächtige Flöß im Jahre 1871 erreichen wird; im Jahre 1872 kann die Erzeugung auch in diesem Theile begonnen werden und es steht zu erwarten, daß vom Jahre 1873 ab auch hier täglich 10.000, daher jährlich 3.000.000 Ztr. Steinsohlen erzeugt werden künnen. Der Aufschluß des westlichen Theiles fordert die meiste Zeit, denn hier ist die Kohle nur mittelst Schächte zugänglich, zu welchem Ewede noch im vorigen Jahre Bohrungen an drei Orten eingeleitet wurden, welche auch gegenwärtig sich im vollen Betriebe befinden. . . ist mit Sicherheit zu erwarten, daß, wenn im östlichen Reviere die Kohlenerzeugung beginnt, im mestlichen die Flöge auch schon erbohrt sein werden und man zur Niederteufung der Schächte schreiten und demnächst die Steinkohlenerzeugung an in diesem Theile wird beginnen sönten. Auf diese Art dürfte es möglich werden, bei ae Leitung der Anlagen die Kohlenerzeugung binnen wenigen len auf die Höhe von jährlich 10 bis 12 Millionen Zentner zu erheben. (Schluß folgt.) . " " 2 70 " " " " 3 9 " " " " 4 12 " ” ” "A " 5 5 " " " 7 3 " " 11 6» " " " Dem Konzil.­ ­1 Nom, 30. Mai. Der Einbruch, den die Konzilsverhand­­lungen auf die diplomatischen Vertreter der Mächte im Batk­an hervor­­gebracht, ist der, dach aus dem bisherigen Verlaufe der Diskussion sich noch duchans sein Schluß sieben läßt auf deren legtes Resultat. Die Berathung ist ungestört , ernst und würdig, und die Irritation der Parteien hat nachgelassen. 63 ist dies einer von höch­ster Stelle er­­troffenen Reprobation zu verdanken, die namentlich gegen störenden Eifer der spanischen Bischöfe gerichtet war, in einer der­eitungen öffentlich verlesen wurde und der Modefreiheit von nicht geringem Nasen war. Die Majorität, gemisigt dur die Aufregung, melce ihr erstes unbedachtes Auftreten verursachte, tritt seitdem vorsichtiger auf, und das Präsidium hat im Verlaufe der Diskussion noch nicht ein ein­­zigesmal gegen die Redner der Opposition den Ordnungsruf erlassen. Daß die Redner nicht alternative, sondern nach literarischem Rang zum Sprechen kommen, macht freilich die Debatte schleppend und uninteressant. Die Bedeutung der Minorität wird durch die Stellung der Männer­ die für sie gesprochen:die Kardinäle Schwarzenberg und Rauschek,der Fürst­ Primas Simor,Darboy von Paris,die Bischöfe Nanvidet,Hefele,MacHale,der Patriarch Yussuffu,s.w.,nicht wenig gesteigert.Von der Majorität sind die Neden des Kardinals CUllMs des Erzbischof Deschamps und des Bischofs Pie von Poitiers die bemerkenswert heften.Doch haben ihre Celebritäten,wie Manning, Dreuz-Breze,Mermilliod,noch nichtaesprochen. Merkwürdig­it in der Mode des Erzbischofs Deschamps bei Paffus, die Kongregation wolle bei ihrer Vorlage nidt die infallibilitas personalis“ und er bemühte sich, diese Vorlage eines jeden Anlasses zu schroffer Auslegung zu entfleiden. Er sprach viel von Annäherung und Verständigung und seine Rede kann für die Majorität die Basis bilden zu neuen Vorschlägen, die der Minorität annehmbar wären, für welche sie aber seinesfalls die Initia­­tive ergreifen wird. Morin diese Anträge bestehen sollen,, ist freilich wo­cit ausgemacht. Kardinal Schwarzenberg hat eine brillante Rede gehalten. Die­­ser Kirchenfürst hat hier im Kreise seiner Partei eine anerkannt ehren­­werthe Stellung eingenommen. Kardinal Rauscher, dessen Gesundheit noch immer nicht nach Wunsch ist, sah sich genöthigt, seine Rede durch Bischof Hefele vorlesen zu lassen, was deren Einpruc­h und Wirfung abgeschwächt hat. Fürst Primas Simor sprach in glänzender Rede mit der volls­sten Bestimmtheit als­ Kämpfer gegen die beantragte Desinirung der Infallibilität.Durch seine Rede sind nunmehr alle Vermuthungen widerlegt,die während eines­ Momentes vielleicht nicht ohne allen Grund über ihn in Umlauf gesetzt wurden.Jetzt kann man die volle Einigkeit des ungarischen Episropaten in der Opposition als manifestirt bezeichnen. Ranolder hat mit Wärme und oratorischem Talent ge­­sprochen und Isine und Hefeles am selben Tage gehaltenen Rebe sol­len entschieden Beachtung gefunden haben. Die Minorität ist im Ganzen mit dem bisherigen Verlaufe der Debatte nut unzufrieden und ist in einer etwas gehobenen Stimmung. Dennoch weiß sie sehr wohl, hat alles Bishe­rige durchaus nicht ausschlaggebend und ent­­scheiden­d ist. Ueber fünfzig Redner sind für die Generaldebatte noch einges­chrieben, unter viefen Bischof Ketteler. An seinem Ausharren bis zur Entscheidung wurde einigermaßen gezweifelt und man hält dafür, daß eben im rechten Stadium seine Haltung und sein Votum für Biele maßgebend sein dürfte. Da täglich nur drei bis vier Renner sprechen, so wird die Ge­­neraldebatte no einige Wochen in Anspruch nehmen, obschon man annehmen darf, daß die Mehrzahl der mictigsten und längeren Reben bereits gehalten sind. €

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