Pester Lloyd, April 1916 (Jahrgang 63, nr. 107-120)
1916-04-16 / nr. 107
. monat B. ustellunginsHaus: zw 4 K, halb; . das Inland: Bloss Kin E monatlich 4 K. 22 E, viertel. UK, Yung Als Abendbiekten vierte. 2K mehr. dung des m Für auch durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit direkter Kreuzbandwendung viertkjährig : Für Deutschland ISK, für alle übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen aus.ländischen Postämtern 63. Jahrgang. 7 K,monatl. 2.50 K. Morgen-u. Abendblatt:Yanzj. 48 K, halbj. 24 K, viertelj. 12 K. . .MORGENBLATT · SEN JENKI lo ös N Ne Budapest, Sonntag, 16. April 1916 BEsten “ und in den Annertsek 1 Braokmer, » Eckstein, Wien, Wollzeile 16. — Auch alle anderen renommierten I burgaus, in Oyster« reich wie im Auslands übernehmen Anskündigungen für den „Pester Lloyd". Einzeln: Morgenblatt in Budapest und in der Provinz 12 Heller. Abendplatt Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Haller, Redaktion und Administration: V., Maria Valeria utera 1%. — Manuskripte werden keinem Falls zurückgestellt. — Unfrankierte Briefe werden nicht »angenomm: Az. 107 Konenheere ". Budapest, 15. April, Die vierfach heilige Einigkeit der Ententemächte, Die in der Bartjer Konferenz ihre höchsten Weihen empfing, ist In eine böse Krise geraten. In den Ententestaaten Toderten, während in der französischen Hauptstadt das unantastbare Einigkeitsprinzip zusammengeschmiedet wurde, die Tellerzeicchen des inneren Haders auf. Die Einigkeitsfanatiker der Barijer Konferenz vergagen in ihrem Verbrüderungstaumel an das Wichtigste je Uneinigkeit in ihrem eigenen Hause. Das eng Unterhaus ist mit dem Kabinett Mcquith unzufrieden, das Kabinett Stimmer möchte am Tiefsten die Duma auseinanderjagen, und in Rom:läßt sich derzeit überhaupt nicht entscheiden, ob Salandra die Kammer oder ob die Kammer Salandra mehr haft. Das Problem der allgemeinen Wehrpflicht zwingt, fie dem Kabinett Nsauith mit drohender Wucht auf. Die Rekrutierungskampagne des Lord Derby ist allzu rasch als plumper Schwindel entlarvt worden und der göse Lord steht als betrogener Betrüger da. Er gaufelte der Welt vor, daß er, ein Millionenheer aus dem Boden stampfen künne,. Ganz Frankreich jubelte ihm wie einem Retter in höchster Not zu, als er mit den Neflametrids eines wandernden Menageriebefibers den Werbefeldzug begann. Refrutierungsbureaus Lord Derby hat einfach gemogelt, In seinen heiratete Männer gemeldet, und Lord Derby konnte Der Welt trinmphierend verkünden, daß nım bald die Million vol sein werde. Das eine Moment freilich hatte er Frtglich verheimlicht, Daß er die Verheirateten nur Durch das Ver- Sprechen Firren konnte, sie erst nach dem brauchen der Unverheirateten unter die Fahnen Remratenziffer eine imposante herauszubringen. Und nun erscheint Die Vertrauensfommiliion der von dem edlen Lord Dentogelsen vor Maquith und beharrt auf ihrem Bechte. Inzingen werden Die Kaders in (landern von Tag zu Tag schütterer und bedürfen’ der Auffüllung. Die vor Berdun verzweifelt singenden Kranzofen bliden ängstlich nach dem englischen Senne 8ert und..fragen, wann britischen Dike 1. Be nach Zwanzigmonatigem ihliegen. Man. üt ent: in dranfreich ungeduldig geltorden. Die führende, französische Breiteführung der allgemeinen Dienstpflicht in England gilt den Stangosen heute als jener Weg, den Großbritannien zu bereiten hat, wenn es den Grundlagen der Loyalität gegenüber. dem zu Tode erschöpften.” Frankreich treu ‚bleiben will... Nach der deutschen Offensive bei Berdun, in der Frankreich. sechzehn Armeekorps „eingejegt hat, bleibt seine Zeit mehr für Experimente übrig. ‚Sämtliche Rekrutierungsmaßnahmen Englands waren aber nicht viel'mehr als Experimente. Diese Erkennng drängt sich im tragischer Stunde dem geprellten Frankreich auf. Und Piinisterpräsident Alauith will den verzweifelten Silferuf aus Frankreich nicht hören. Die Cartonidhhe Gruppe der ‚Wehrpflichtfreiunde ‘ist noch nicht starr genug oder will vielleicht nicht starr genug sein, um den Wehrpflichtgegner Asquith zur Strede zu bringen; und so wird denn an dem bisherigen, unzulänglichen G Stüdierte Der geltenden Wehrpflichtbill ein neuer Treden angejebt. Das Kabinett Asquith ist nach wie vor gegen die allgemeine Dienstpflicht, hat sich aber entschlossen, alle jungen Männer, die das achtzehnte Lebensjahr erreicht haben, zum Dienste aufzurufen. "Das ist nicht viel’ mehr als nichts. "Vorerst muß dieser Entschluß, zur "Tat reifen, dann müssen die Achtzehnjährigen einberufen, dann ausgebildet und erst dann an die Front geschickt werden. Unterdes sinkt die französische Jugend der Verdun ins Grab, und das auf der‘ Bariser Konferenz beidjinorene Prinzip der Einheit und Einigkeit aller Opfer, und Interessen mutet weiter Bis zur Bewußtlosigkeit. 5 zur sich selbst, nac) zur Regierung Vertrauen, ıind- gegen’ . Der italienische Ministerpräsident Sefandra, hat sich ein noch wohlfeileres Ginigseitsprinzip zurechtgelegt als sein britischer Stollege. Die jüngsten Schurmszenen in der italienischen Kammer haben eine fortschreitende Zerjeßung der Geister in Italien’ offenbart. Man hat weder die Regierung wird’ von ihren ehemaligen Helfershelfen, ‚den Sinterventionisten, in offener Sittung Front gemacht. ‚Herr Vilfolati, der Nebeninterventionist, gibt seine Stimme gegen Salandra ab, und Galandra ist fit seiner Schwäche 1fbemißt, dabei Jene Set mir mehr in Jeau ait mehr wagen, sich in den großen tagen, die das italienische Bolt beswegen, mit, der Kammer in ernster Debatte auseinanderzufegen. Er darf nur noch an den Gesamtpatriotismus der Parteien appelieren. Und da es ‚unter den gegenwärtigen Verhältnissen seinen: Dantinsstalten. gibt, Der, Salandras Nachfolger‘ werde möchte, holt er sich bei der Abstimmunng über die bei jeder Gelegenheit herbeigezerrten Vertrauensfragen immer eine ansehn: einem. erhrebten. Bertrauenönosimt. ‚erblicht.. Er fancsi Szenen, die sich in der italienischen Kammer wiederholen und zu Stürmen steigern, zeigen deutlich den Zerfall der interventionistischen Striegspolitik. Für die Stammer« debatte.über die auswärtige Politit Haben sich bisher vier« undfünfzig Redner gemeldet. Es ist nicht herauszusehen, da diese vierundfünfzig Redner bloz die in Paris beschworene Einigkeit beiweihräuchern werden. Denn wäre diese, Einigkeit wirklich so überwältigend, starr, dann gäbe es darüber kein Wort mehr zu verlieren. Baron Bonning muß sich auf Sturmangriffe gefaßt machen, die er nur mit Mühe wird abwehren können. Es gibt derzeit weder in der ‚äußeren, noch im der inneren Politik , Italiens einen ‚einigenden Punkt.Die Zudersicht ist verflogen, der tolze Mut dahin, der Hader frißt im Innern. Die großen Ges danfen, ja sogar die großen Worte fehlen, die. die omasnische Boltzjeere. so leicht entflammen.. Man mwütet in „Italien. Man Wwütet' über, die Regierung, über die Barteien aid . über fi. selbst. Man ist einig mit dem Entenie genossen, aber man ist uneinig unter fi. Die ‚Italienische, Säule des in Paris errichteten. Einigseits hatten sit bald mm Die. 600.000 ‚endlich. zur ee Frankreichs iit ver ver völligen Aufzurufen. 2 wre eltfrteg 7 bis’ Soldaten. feiner. Kriege nod) , immer EIRR .sz . Iubilien. VonMaxNoydam Bei Der Zufall zieht mitunter die sonderbarsten Verbindungslinien zwischen Erfereimungen, die fernab von einander Íteger und einander äußert fremd sind. ‚Er hat es beispielsweise gefügt, daß Der April 1616 Der Todesmonat der größten Dichtergenies zweier Kulturwörter ersten Ranges, der Spanier und der Engländer, wurde, daß jenes Datum eine Annäherung zwischen Miguel Cervantes de Saavedra und Willian Shakespeare herbeis führt. Jen dies etwa anregen sollte, über die beiden vergleichenden Betrachtungen in der Art der „gleichlaufenden Lebensläufe” des Rinhard anzustellen, der wird gut tun, der Berjudjana zu widerstehen. Shakespeare und Gervantes haben wirtlich nichts miteinander gemein. Ihre Schicsale, ihre Ideale, ihre künstlerischen Methoden sind so beschieden wie möglich. Der fteige, wert, auch armne Ebelmann aus dem „goldenen Jahrhundert“ Spaniens, der tapfere Kämpfer von Lepanto wirde sich, von dem Dekgerssohn aus’ Stratford, dem Schauspieler, den Theater- Direktor wahrscheinlich im einem standesgemäßen Abstand gehalten haben. Wie die Werke des einen, auf den andern sewirtt haben wirden, können wir Höchstens‘vermuten, . Sie haben einander nicht getarnt. Sie haben nebeneinander.’ gelebt, ohne einander zu ahnen. Die geheimnisvollen Anziehungen zwischen Gihfelwesen, an die Migitifer gern glauben möchten, ‚haben in ihrem alle nicht gewirkt. Shakespeare ist mit Milton der Schöpfer, der poetischen Sprache Englands. Cervantes hat es verschmäht, sich des leichten und geschmeidigen Aflowangveises am bedienen, der er, durch Calderon und Zope de Vega reich entmictelt, vorfand, und eine Prosa "vorgezogen, Deren’ mmunterer, glatter Truß, Natürlichkeit, : idielmitjder Wis und Gemütstiefe nie wieder erreicht wurden. Shakespeare hat den ganzen Kreis menschliger.: Leidenschaften. : umschritten, die Liebe Romeog und die Eifersucht Dihelloz, den Ehrgeiz Cäsars und den Rangneid der Sad Macheth, : die Radhsucht, Epholand, und: die Zerrissenheit Hamlets, die Wolfen mitreigen läßt. Die Nachwelt hielt sich indes bei der Unähnlichkeit der beiden Dichter nicht auf, und schloß sie in eine Bewunderung ein, die sie zum ersten Male miteinander gesellte. Diese Bewunderung erinnert( sic) der Bedeutung des Aprils 1916 und regte zur Fortbereitung einer Gedenkfeier des tages ihres Todes an. Doch in melde geit füllt diese Feier! Der Wert auf seinen Höhepunkt: gelangt. Er wütet in den Lüften dreihundertsten Jahren= und unter der See, wie auf und unter der Erde. Dr. färbt, die Maas und die Mosel wie den Dirjeftr und die Düna, den Tshhadsee und den Suezkanal wie den Wansee und den Tigris mit Menschenblut vor. Er weht mit dem Donner der fdjiversten Gebüse den Widerhall der Vogesen und Alpen, des Kaukasus und Kilimandiharo . Und in diesem Aufruhr aller Elemente, in diesem heulenden Wirbelsturm des Verderbens, der über drei Weltteile hinruft, soll man seine Gedanken jamitteln und zwei Dichtern zuwenden, die vor dreihundert Jahren ins Grab gestiegen sind. Jeder«Tat,sSpanie 11,hat dies,alss unmöglich empfunden.Es ist eines der sehr wenigen Länder Europas, die sich mit dem Schilde der Neutralität decken und anderen Grenzen die KriegsfuriexsZaltIacht.Es fühlt,sich dennoch außerstande,seine Aufmerksamkeit,auchwar einen Axxgenblick,lang««vois den Kriegsschauplätzen«,abzuziehen und für"ein c anderes Interesse "zugängliquerhalten.Ehe der"Weltbrand·a-1"1u sgebrochen war,s plante SpmteIrk für den April 1916 Großes.Cervantes sollte ein ‚Jahr lang im Mittelpunkt des nationalen Lebens stehen. ‚Man wollte ihn mit seiner Großantigkeit feiern, für Die es „bisher bei jenem Bolt ein Beispiel‘ gegeben hat. . Das Auslese zur vereinigen, All das war ein Luftschloß und ist jeßt versäwunden. Die Regierung hat trocen‘ verordnet, dab die Feier unterbleibt. Die Weltereignisse Haben ihre Vertagung nötig gemacht. Die ist aufgeschoben, dad), ohne Brill,also wahrscheinlich bis zum vierhundertsten Jahrestag 583 Todes Don Miguels, oder für immer. Aber Don Miguel wird nicht in den Strafwinkel gestellt bleiben. Die Genugtuung, die der Vaterland ihm vorenthält, gewährt ihn,das spanische Amerika. Die Cerbantesfeier sollte die ehemaligen spanischen Kolonien, die seit einem Jahrhundert dem Mutterlande heftig entfrendet waren,der alten Heimat wieder annähern. Indem sie in der Erinnerung an den gemeinsamen großen Dichter zusammen kommunizierten, sollten die 22 panischen Rexpubliken, des kolumbischen Kontinents sich zum ersten Male seit ihrer Loszeigung von Spanien, ihrer ‚Einheit des Blutes, der Sprache, der Hoffnden Literatur, der geschichtlichen Vergangenheit wieder bewukt werden. 'Es wäre Don Miguels würdig gewesen, drei‘ Jahrhunderte hath seinem Tode die geistige Wiedervereinigung des in Stade gerissenen spanischen Wolfsstammes zu bewirken. Diese Großtat auszuführen ist ihm nicht gegönnt. Die ‚amerikanischen Republiken werden‘ Cerbantes 'den Zoll ihrer Bewunderung für sich erstatten, ohne die Hand in die Hand Spaniens zu legen und gemeinsam den Reigen um das Denkmal des großen Mannes zu schlingern .Shakespeare hat ein glüclicheres Schreiaf als sein unsterblicher Zeitgenosse. Ihn Bringt die Weltfrise nicht [térieg · © pe > = 2 %