Prager Volkszeitung, leden-březen 1971 (XXI/1-12)

1971-01-22 / No. 3

Finnische Delegation in Prag Auf Einladung des Präsidiums des ZK der KPTsch traf Dienstag eine viergliedrige Delegation der Kommunistischen Partei Finnlands zu einem offiziellen Besuch in Prag ein. Die Delegation wird vom Vor­sitzenden der KPF Aarne Saari­nen geführt, weiter gehören ihr die Mitglieder des Politbüros Erkki Kivimäki und Oiva Lehto sowie das ZK-Mitglied Lars Jun­­tilla, der Repräsentant Finnlands in der Redaktion „Probleme des Friedens und Sozialismus“ in Prag an. Die Gäste wurden auf dem Flugplatz von den Genossen V. Bilak, J. Kempn? und P. Auersperg empfangen. Im Gebäude des Zentralko­mitees wurden dann die Bespre­chungen aufgenommen, die die internationalen Beziehungen, Fra­gen der kommunistischen und Arbeiterbewegung und bilaterale Probleme betreffen. Die Verhand­lungen verliefen in freundschaft­licher und herzlicher Atmosphäre. Mittwoch wurde die Delegation vom Ersten Sekretär des ZK der KPTsch Dr. Gustáv Husák emp­fangen. Die Gäste besuchten auch die Redaktion des Rudé právo, wo sie ein zweistündiges Ge­spräch hatten. Am Grabe K. Gott­walds legten sie einen Strauß ro­ter Blumen nieder. Am Nachmit­tag fand noch ein Zusammentref­fen mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Gewerkschaft J. Piller statt, bei dem Informatio­nen über die Tätigkeit der Ge­werkschaften und die internatio­nale Arbeiterbewegung ausge­tauscht wurden. In der Vorwoche besuchte der Präsident der Republik L. Svoboda mit seiner Gattin in Begleitung des Prager Primators Z. Zuska die neue Schule in der Prager Siedlung Prosek. Foto CTK — J. Karas Schwarze Chronik IM RAUCH ERSTICKTEN drei Kinder in VerneFov, Bez. Chomu­­tov, als die Eltern außer Haus wa­ren. Die ohne Obhut verbliebenen Kinder im Alter von 1,5 Jahren spielten mit Streichhölzern, wo­bei Wäsche im Schrank in Brand geriet. Roman H., 5, Iveta, 4, und Natana, 1, wurden tot aufgefun­den, das vierte Kind konnte im Krankenhaus gerettet werden. VON EINEM WAGGON ERFASST wurde T. J. aus Chrastava beim Verschieben in der Station Libe­­rec, wo er am 13. d. M. seinen Dienst ausübte. Er erlag seinen Verletzungen. GASVERGIFTUNGEN erlitten mehrere Personen in Klatovy, von denen die 25jährige E. R. nicht mehr gerettet werden konnte. Dreizehn Familien mußten zeit­weise umgesiedelt werden, weil aus einer schadhaften Rohrleitung in mehrere Häuser Leuchtgas aus­strömte. UM 15 000 KRONEN kürzte die Verkäuferin Anna V. aus Litomo­­sice die Tageslosung der Verkaufs­stelle „Potraviny“. Sie wurde von den Sicherheitsorganen in Haft genommen. BEI DER DEMOLITION eines Fa­milienhäuschens in Pstruzi, Bez. Karlovy Vary, stürzte ein Balkon im Gewicht von 7 Tonnen auf zwei Arbeiter des Montage-Be­triebs Ostrov der Urangruben. K. J. erlag seinen inneren Verlet­zungen, der zweite Arbeiter ist in Krankenhausbehandlung. UM 390 KRONEN BERAUBT wur­de der 68jährige Josef N. aus Dubi, als er auf dem Heimweg vom Gasthaus gegen 22 Uhr über­fallen wurde. Als Täter ermittel­ten die Sicherheitsorgane Ondrej S., 42. Nach den Beobachtungen des Pra­ger Klementinums in den letzten fast 200 Jahren pflegen die Witte­rungsbedingungen im Januar unbe­ständig zu sein, Frost und Tauwet­ter wechseln einander ab. Die stärk­sten Fröste am 22. I. wurden im Jah­re 1850 in Prag mit —26,8 ° gemes­sen, auf dem Lande mit —30 ° bis —35 °, Rekordtemperaturen von +12 ° hingegen im Jahre 1804. In diesem Januar war die Frostperiode länger als vorausgesetzt wurde und reichte bis in die zweite Dekade, auch die gegenwärtige Erwärmung dürfte län­ger andauern. Erneute Abkühlung mit Frösten ist wahrscheinlich Ende Januar oder Anfang Februar zu er­warten. Derzeit ist der Großteil Europas in einem Zustrom wärmerer ozeanischer Luft mit Niederschlägen. Das Tau­wetter hat auch Frankreich, den süd­lichen Balkan und Süd-Skandinavien erreicht, wo der Schnee schmolz. In den nächsten Tagen erwarten wir in den Niederungen zeitweise Regen oder Schauer, in den höheren Lagen Schnee. Freitag: bedeckt, Regen, auf den Bergen Schnee, Frühtemperaturen um 0 °, in Mähren +2 °, Tages-Höchst­­temperaturen +2 ° bis +4 °. Schwa­cher Wind aus südlicher Richtung. Samstag u. Sonntag: Das Tief über Frankreich wird sich nach Nord- Osten verlagern und an seinem vor­deren Rand werden nach Mitteleuro­pa Frontalstörungen von Italien Vor­dringen. Bedeckt, stellenweise Regen oder Schauer, in den Bergen Schnee, Nachts —1 ° bis —3 °, tagsüber 0 ° bis + 2 °. Hydrometeorologisches Institut Praha Komorany, Josaf Vrim Fürsorgeprobleme sind politische Probleme PRAG (kh) . Der Minister für Arbeit und soziale Belange der CSR Dr. Emilian Hamernik informierte auf einer Pressekonferenz die Jour­nalisten über Probleme der Jugenderziehung und der Integrierung der Zigeuner-Romi. Im Jahre 1969 evidierten die Nationalausschüsse fast 335 000 Familien in den tschechischen Ländern, in denen keine Gewähr für eine entsprechende Erziehung und Fürsorge für die Kinder ge­geben war. Die Staatsorgane muß­ten etwa 460 000 Kinder unter ihren Schutz nehmen oder für ihre Unterbringung in Heimen sor­gen. Welche großen Aufgaben daraus für die Gesellschaft er­wachsen, ist evident. Darum hat die Regierung dem Ministerium für Arbeit und soziale Belange auferlegt, einen Vorschlag für die Organisierung der sozialen Dien­ste auszuarbeiten, der allerdings eine Erhöhung der Zahl der qua­lifizierten Sozialarbeiterinnen dringend erfordert. Die Tätigkeit der Sozialabtei­lungen der Nationalausschüsse kann jedoch allein nicht ausrei­chen, um die Erziehung der jun­gen Generation auch in Grenzfäl­len, wie sie sich manchmal bei der hohen Zahl von Ehescheidungen ergeben, stets zu gewährleisten; sie brauchen die Unterstützung der ganzen Gesellschaft und der Massenorganisationen, die Mit­arbeit der Schule und der Jugend­organisation.­­ Wichtige Probleme bestehen auch in der Frage der Integrie­rung der Zigeuner-Romi unter die übrige Bevölkerung, obwohl auf diesem Gebiet schon manche Schritte getan wurden. Gegen Ende 1968 lebten in den tschechi­schen Ländern etwa 62 000 Zigeu­ner, davon der größte Teil im Nordböhmischen Kreis. (In der Slowakei ist die Zahl weit höher.) Die jahrhundertealte Diskriminie­rung hat natürlich hier ihre Spu­ren hinterlassen, obwohl unsere Gesetzgebung alle Voraussetzun­gen dafür bietet, die Zigeuner zu gleichberechtigten Mitbürgern zu machen. In dieser Hinsicht ist die Stellung der Zigeuner nirgendwo in der Welt so fortschrittlich ge­löst, wie im sozialistischen Sy­stem unter den Aspekten des pro­letarischen Internationalismus, der alle Vorurteile nationaler und rassischer Art ablehnt und be­müht ist, die wirtschaftlichen Ur­sachen der Zurückgebliebenheit zu beseitigen. Dieser Prozeß ist allerdings nicht in kurzer Zeit zu bewälti­gen, es geht um ein Generations­problem. Die wichtigsten Aufga­ben bestehen auf dem Gebiet der vorschulischen und Schulerzie­hung der Zigeunerkinder —■ fast die Hälfte der bei uns lebenden Romi sind Kinder bis zu 15 Jah­ren und jedes 14. Kind, das ge­boren wird, ist ein Zigeunerkind­­ sowie der Einreihung in den Arbeitsprozeß mit größeren Mög­lichkeiten einer Qualifizierung. Die Regierung hat eine beson­dere Kommission für Fragen der Zigeuner-Romi mit der Behand­lung aller dieser Probleme be­traut, deren Vorsitzender Minister E. Hamernik ist, und die in enger Zusammenarbeit mit Gesellschafts­und Wirtschaftsorganisationen, darunter auch dem Verband der Zigeuner-Romi, die Fragen der In­tegration dieser ethnischen Grup­pe unserer Bevölkerung behan­deln wird. In keinem Fall handelt es sich um eine einmalige Kam­pagne, sondern um eine systema­tische Erziehungstätigkeit mit dem Ziel, ein normales Zusam­menleben der Zigeuner mit der übrigen Bevölkerung zu erzielen. Das erfordert unbedingt eine kon­sequente und feinfühlige Fürsor­ge, die Verständnis für die Tradi­tionen mit der Hebung des kultu­rellen und wirtschaftlichen Ni­veaus und der ganzen Lebenshal­tung verbindet. ■ gPIEGEL PER WOCHE B g?IEG £ LPER.WOGBE ■ gPIEGEL PER WOCHE ■ Der Sozialistische Jugendver­band hat an den Hochschulen der­zeit etwa 15 000 Mitglieder, d. i. 12 % aller Studenten, wie der Vorsitzende des Zentralausschus­ses des SSM J. Varholik auf einer Beratung der Hochschulfunktionä­re bekanntgab. □ In den Chemi­schen Betrieben der Tschechoslo­wakisch-sowjetischen Freund­schaft in Zaluzl bei Most wurden vergangenen Freitag die ersten 350 000 m3 synthetisches Gas aus Masut hergestellt. Damit wurde eine neue Betriebslinie in Kraft gesetzt. □ Im Hinblick auf die Besserung in der energetischen Situation hat das Fernsehen seit vergangenen Samstag auch die Vormittagssendungen laut Pro­gramm wieder aufgenommen. □ Das Buch Dr. Gustáv Husáks über den Slowakischen Volksaufstand ist in Warschau in polnischer Sprache erschienen. □ Zur X. Ta­gung der tschechoslowakisch-so­wjetischen Kommission für wirt­schaftliche und wissenschaftlich­­technische Zusammenarbeit ist Montag unsere Delegation unter Führung von F. Hamouz, Stellver­treter des Vorsitzenden der Re­gierung, abgereist. Hauptthema der Verhandlungen soll die wirt­schaftliche Integration im Maschi­nenbau und der Chemie sein. □ Einen gesamtstaatlichen Wettbe­werb der Verpackungstechnik hat die Tschechoslowakische Handels­kammer in Gemeinschaft mit den Ministerien für Außenhandel, Ver­kehr, Industrie und Landwirt­schaft für das Jahr 1971 ausge­schrieben. □ Einen Vertrag über Zusammenarbeit haben die Ver­einigung Interhotel aus der DDR und unser Reisebüro Cedek in Prag unterzeichnet. □ Zur Teil­nahme an der II. internationalen Verbrauchsgütermesse in Brno sind die Meldungen von 30 Staa­ten bereits eingetroffen. □ Der Präsident der Republik Ludvik Svoboda besuchte in Begleitung des Ministers für­ Brennstoffe und Energetik Ing. J. Matusek das E­­Werk in Tuäimice und ließ sich über den Bau des zweiten E-Werks informieren, daß zum Bau der Ju­gend erklärt wurde. □ Für 80 Mil­lionen Kronen führt heuer unser Außenhandelsbetrieb Simex so­wjetische Baumaschinen für die Prager U-Bahn ein. □ Eine Ver­sammlung römisch-katholischer Geistlicher sandte ein Schreiben an das Präsidium der tschechi­schen Regierung, in dem sie sich für die Konsolidierung und volle Unterstützung der Politik ausspre­chen. □ Der Betrieb Bijouterie in Jablonec n. N. hat die Herstel­lung von Abzeichen aufgenom­men, die das ZK der KPTsch zum 50. Parteijubiläum herausgibt. Das Emblem enthält einen Stern, Hammer und Sichel und die Zahl 50. Die nordböhmischen Bergleute haben das Manko in der Kohlenförderung, das seit Jahresbeginn durch die starken Fröste verursacht war, bereits auf­geholt. Auch der Tagebau in Utin bei Usti n. L. (auf unse­rem Bild) hat in der ersten Jännerhälfte den Plan zu 105 % erfüllt. Das Manko in der Abraumförderung von 8000 m3 werden sie bis Ende Jänner ausgleichen. Foto CTK — O. Holan Grausiger Mord geklärt Bei der Fahndung nach einer verschollenen 20jährigen Frau aus Prag 5 ließen verdächtige Umstände den Mordverdacht auf­­kommen. Die Verschwundene un­terhielt ein Verhältnis mit einem 23jährigen Mann, gemeinsam wohnten sie bei dessen Freund. Die Nachforschungen der Sicher­heitsbehörden ergaben, daß die beiden die Frau erdrosselt und zerstückelt hatten und die Lei­chenteile am 2. Jänner in die Mol­dau warfen. Die beiden bereits vorbestraften Täter haben unter der Last der Beweise bereits ein Geständnis abgelegt. AUS DER REPUBLIK 1­­22. I. 1971 LEITE ^

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