Nach 25 Jahren. Ein Beitrag zur Geschichte unserer Schul- und Kirchenzeitungen (1891)

ein Exemplar abnehmen werde. Die Herausgabe dieser Zeitschrift hielt er für um­so wichtiger und notwendiger, als eben durch die nationalen Neigungen der damaligen Zeit das Bedürfnis nach geistiger und moralischer Einigung und Kräftigung durch gegenseitige Mitteilung und Verständigung eine Lebensfrage geworden war. Ein Geist. Ein Gefühl, einerlei Streben muste das ganze Sachsenwoll durchdringen, sollte es im herannahenden Sturme der Zeit seines veutischen Bollstumes nicht beraubt werden, und in erster Linie mußten sich diejenigen verständigen und einigen, die da berufen sind, über das geistige und sittliche Wohl des Volkes zu wachen. Daher wendete er sich an mehrere geistig hervorragende Persönlichkeiten — sogar Deutschlands —, um sie für seinen Plan, für die Mitarbeit an dieser Zeitschrift zu gewinnen. So schrieb er an 3. 3. Geltct 1845: „Da so viele schlafen, und uns nicht gestört zu werden, sich vorzüglich die Schlafmitten über die Ohren ziehen, müssen die, so da wachen, um so lauter schreien, daß Schul­­licht nicht Lampenlicht, sondern Lebenslicht sei, und die Kirche eine Gemeinschaft der Heiliger werden solle, und nicht eine Gemeinschaft zum Zehent entrichten und Empfan­­gen . . . Das Blatt soll unser Streben als gemeinsam erscheinen lassen, soll beleben, mahnen, fehreden und belehren; wir sollen uns fühlen, lieben und unterstiften als Glieder Eines Leibes, als v­erschiedene Arbeiter Eines Wertes, als Diener Eines Wortes und Geistes." (Gräfer, S. 46). Auf seiner Ridreise von Wiürtemberg, wohin er sich in demselben Jahre im Interesse ver Hebung der Landwirtschaft begeben hatte, richtete er, um sein Vorhaben ausführen zu können, ein Gesuch an Kaiser Ferdinand I. um Genehmigung zur Herausgabe einer „Schule und Kirchenzeitung,“ erhielt aber eine abschlägige Antwort. Zwei­ Jahre später legte er der Synode die Herausgabe eines deutschen evangel. Schul- und Klirchenblattes warm ans Herz und stellte hiezu seine Kräfte bereitwillig zur Verfügung. „Gerade unsere Zeiten der Anfechtungen,“ heißt es in seiner Ansprache, „bewürfen der Sympathie in der Entfernung, des Schußes der Öffentlichkeit und zugleich fir uns selbst solcher Mittel, die Lane erwärmen, Todte auferwecen und Getrennte verständigen können und alle insgesammt mit dem Gemeinde­leben immer mehr verbinden werden. ‘Durch Zeitblätter ersehen sich zwar nicht münd­­liche Berathungen, aber sie können doch dazu vorteilhaft dienen, die Sachen vorläufig bekannt zu machen und im voraus von mehreren Seiten zu beleuchten, und so gewisser­­maßen als Vorberatung der eigentlichen Verhandlung mit sich zu werden" (Gräfer, S. 50). Auch diese Bemühungen blieben leider ohne Erfolg. Bald brach der Sturm der Revolution über das Land herein­­md machte das Gelingen seines Vorhabens unmöglich, zumal er num prößlich auf ein anderes Arbeitsgebiet berufen wurde. Welch­ verhängnisvolles Ende diese seine politische Thätigkeit nahm, it befannt. Aber selbst in diesen­ bewegten Tagen verlor er seinen Plan nicht aus dem Auge, und sogar och drei Stunden vor seinem legten Gange schrieb er an seine Kinder: „Unter meinem Schreibtische befinden sich die Programme der herauszugebenden „Schul- und Kirchen­­zeitung.“ Der Nationalkörper it zerschlagen — ich glaube an keine vuferliche Ver­­bindung der Glieder mehr. Um so mehr wünsche ich die Erhaltung des Geistes, wer in diesen Formen wohnte Ich bitte daher meine hinterbleibenden Amtsbrüder, fir die Ausführung dieser Zeitschrift zu sorgen, um Charakter, reine Sitten und Neulichkeit des Willens in dem Bolfe zu erhalten, das Historisch die jetigen schönen Zeitideen antiespirt hat. Ist es im Nath der Geschichte beschlossen, unterzugehen, so geschehe es auf eine Art, was der Name der Vorfahren nicht jehanoth werde (Gräfer 5. 71). So war es St. £. Noth nicht vergönnt, seinen Lieblingswunsch, den er ein ganzes Menschenalter hindurch am Herzen getragen, erfüllt zu sehen, aber die Worte, die er im erwähnten Briefe um seine Kinder bezüglich der Schul- und S Kirchenzeitung als seinen festen Willen an seine Amtsbrüder gerichtet, waren nicht vergebens geschrieben. Es fanden sich bald auch die rechten Testamentsvollstrecer. Es waren dies 3. 3. Geltch, 3. 6. Giefel, 3. Michaelis mi 5. Schiel, lauter Namen von beten lange. Diese

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