Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)

1850-10-25 / nr. 169

786­ ­­­­ 9 Kronstadt, 21. Ort. Heute Vormittags war auf dem ev. Gymnasium eine einstündige Feierlichkeit. Ihr Zwel war, den Beginn des Gymnasialschuljahres nach dem neuen Organisationsentwurfe auf eine wiürdige Weise einzuleiten. Der Herr Gen.­Major von Schobern, die Magistratsräthe, die Vertreter der Commune, das Lehrerpersonale und die Schüler des Unter und Obergymnasiums waren zugegen, und füllten die engen Räume des Hörsaals. Nach dem Schluffe der ziem­­lich profanen und trivialen Musik, die ich mit Rücksicht auf den Ort und die Feierlichkeit selbst sehr mißbillige,*) hielt Hr. Stadthann von Schobern eine kurze treffliche Rede. Er hob in derselben die Verdienste der Intelligenz unserer Ahnen hervor, würdigte die großartigen und umfassenden Arbeiten des Kultusministeriums und brachte zum Schluß ein Lebehoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, in welches die ganze Versammlung mit Begeisterung einstimmte. Hierauf sprach Hr. Stadt­­pfarrer v. Greißing in gleichem Sinne, munterte insbesondere als Schulinspektor­, die Lehrer in gemüthlicher Weise zu regem Fleiße und Ausdauer im schwerem Berufe auf, für den sie, selbst im wirrsten Ge­­rede unberufener Leute, stets mit Liebe eingenommen sein sollten, und ab­endlich der wißbegierigen Jugend manche beherzigenswerthe Wine. Möchten sie auf einen fruchtbaren Boden fallen, denn die Lehren eines Greifes haben oft des Goldes mehr in sich, als alle Wissenschaften! Der legte der Nepner, Herr Nestor Stätsschkes, verglich die umfassenden Reformen mit dem frühern Gymnasialunterrichtswesen, rü­hmte die duch den Organisations - Entwurf hervorgerufene Einheit der Gymnasien des österreichischen Kaiserstaates **), und schloß mit der Hoffnung auf eine rückliche­ Vollendung dieses Neubaus. Die Art und Vielseitigkeit der Wissenschaften bürgen dafü­r, daß in Demselben manche zufriedene Wohnz­­tätte zu finden sein wird. &B­alathina, 21. Ort. Nach zweijähriger Unterbrechung begann gestern zum ersten Male wieder die Esse des hiesigen Schmelzofens zu b lühen. . Zwei Jahre, reicher an Ergebnissen als sonst ein Jahrhundert, an de­ren Brand in die Schmelzhütten warfen und Die Stätte wegen leißes zur Ruine machten. Doch der zurü­cgekührte Friede, die Sorgfalt der h. Regierung und das Zuthun des Ei Herrn M­inisterialkommissärs Sektionsrathes Nitter v. Ferro, brachten und neuen Segen, und schon haben wir die böse Vergangenheit vergessen. In kurzer Zeit sah’n wir aus den Brandstätten zwei großartige Hütten emporstiegen, — eine fast ganz neu aufgeführt, die­ andere größere aus ihren Trü­mmern Dee fteilt, — und durch die rastlose Thätigkeit dest. f. Hüttenmeisters Delferg und der übrigen bei dem Baue Angestellten, wenigstens theilweise Yoie­­der in Betrieb geret. ·und seitdem Unglückstage­ verstrichen,andern frevelnde « War die Unterbrechung der Hüttenarbeit, durch ein ganz außer­­ordentliches Unglück herbeigeführt, so lag schon darin Die Veranlassung den Wiederbeginn derselben in würdiger Weise zu feiern. Zu Diesem Ende war der Herr Sektionsrath Nitter v. Ferro aus Hermannstadt und viele Berg- Hütten» und Forstbeamte zu der auf den 20. Oktober anberaumten Feierlichkeit aus der Umgegend hieher gekommen. Schon am Vorabende wurden Die beiden Hütten und die umlies­senden bisher fertig gewordenen Aerarialgebäude glänzend beleuchtet, und mit grünen Maien geschmüct. Gestern um halb 10 Uhr begann die feierliche Wiederbelebung des Betriebes mit der priesterlichen Ein­­segnung der beiden Schmelzhütten. Herr Ministerialrath Ritter v. Ferro, sammtliche Berghütten- und Forstbeamte, die hier anwesenden Herren Offiziere und eine zahlreiche Menge der Bewohner Zalathnas ver­­sammelten sich vor den an der kleineren Be im Freien angebrachten Altare, wo der katholische Here Pfarrer 3 einer jenen deutschen Rede eröffnete. Nach der Messe weihte der Herr Maker begleitet von der griechisch-unirten und nicht- unirten Geistlich­­­keit die beiden Schmelzöfen. Auch Die griechisch = unirte und nicht- unir­­te Geistlichkeit vollzog Diese Weihe, worauf die kirchliche Feier mit einer guten von deren Erzpriester Mihaly in romanischer Sprache ger­haltenen Anrede geschlossen wurde. « Inzwischen Hand der Ofen in voller Gluth,die blauen Flammen­­zungen schlugen großartig an der wiederhergestellten Gicht,die Vermaß lag bereit,man verfügte sich auf die oberen Gallerien,11nd Hr.Ritter »v.Ferro legte das erste Trügel nach ihm die geladenen Gäste und die Hüttenleute die folgenden auf die Gicht.Als dies geschehen,trat Dr. Hüttenmeister Oelberg an die Brüstung der Galleries und sprach,es solle zum fortlebenden Andenken an die ausgezeichneten Verdienste des gen­n Ministerial-und Sektionsrathes um die Wiederbelebung des iebenbürgischen Montanwesens der nun zum ersten Male wieder stam­­mende Ofen den Namen „Ferro Ofen“ führen, was mit einem von alten Seiten eubie jußelnden­­ „Glüe auf“ begrüßt wurde. Sene die sich die Ereignisse der Ietten zwei Jahre vor die Seele führen künnen, vermögen sich auch vorzustellen, welche Bedeutung Diese erste Wiederversammlung der noch am Leben gebliebenen für uns Alle haben mußte. Exraft und Heiterkeit wechselten beim Mahle, die Toaste auf das Wohl Sr. Majestät unferd Kaisers, des Herrn Em­­l­ und Militär - Gouverneurd Freiherrn 9. Wohlgemuth, des Hrn. Sektions­­rathes von Ferro, der E1. Armee, der politischenzund Montan-Beamten endlich ein vom Herrn Pfarrer Neder finnig und bedeutungsvoll aus­­gebrachter Toast auf brüderliche Vereinigung aller Natio­­nalitäten zu Kindern eines und desselben Landesvaters wurden­ mit begeisterten „Glück auf” ausgebracht und aufgenommen. Inland. Wien, 15. Ost. Die Beschlagnahme der „Bekenntnisse eines Soldaten“ ist nunmehr vom Generalprokurator bestätigt worden und der Prozeß wird ungeräumt seinen Anfang nehmen. E38 fragt sich nun, ob der Herausgeber und Verleger den Verfasser der Broschüre officids nennen, und ob im bejahenden Falle die Untersuchung gegen diesen legieren eingeleitet werden wird, oder aber ob der erstere wirklich die ganze Verant­wortlichkeit auf sich nehmen will. Der „Vidensky dennik“ den man, ob mit Recht oder Unrecht, unter dem Einflusse des Hrn. Unterrichtsministers stehend nennt, bringt heute in Bezug auf jene Bro­­schüre eine Notiz, die das, was man bereits anderseits erzählte, bes­­tätigt. Das Ministerium soll nämlich von diesem absolutistischen Bamz­­phlete Veranlassung genommen haben, die Entfernung eines Mannes zu verlangen, der nach seinem eigenen Geständnisse ein Gegner der konstitutionellen Negierung ist, und offen gegen P­ersonen auftritt, Die noch bis jegt das Vertrauen Sr. Maj. genießen. Es ist (heißt es weiter) eine natürliche, in allen konstitutionellen Staaten gewöhnliche Sache, daß die Hofleute in der Umgebung des Negenten sich zu den­­selben politischen Prinzipien benennen müssen, nach denen die Minister regieren. 68 verbreitet sich das Gerücht, daß besonders ein Minister, der in jener Schrift am meisten angegriffen wird, fest darauf bestehe, daß entweder der Tadler der ministeriellen Politik, der es wagt, seinem Kaiser die Verleihung der Konstitution als eine Webereilung vorzumer­­fen, aus dem Dienste in der Nähe des Thrones entlassen, oder aber das Ministerportefeuille Männern anvertraut werde, welche sich mit der Politik jener Broschüre vereinigen. Der hiesige Magistrat hat eine Kundmachung erlassen, durch die allen jenen Gewerbsleuten, welche seine Autorisation zum Handel mit Buchdrucksachen haben, der Ver­­schleig mit denselben untersagt wird. Es wird ihnen blos eine Frist bis zum Schluffe Dieses Monates bewilliget, während deren sie ihre bereits vorhandenen Vorräthe ausverlaufen können. Der Kleinver­­schleig von Zeitungen wird dadurch blos den autorisirten Buchhandlungen übertragen. D­ie immer lauter werdenden Wünsche eines T­heiles der Fiumaner Bevölkerung nach einer Trennung von Kroatien und einer Wiedervereinigung mit Triest, habe das Ministerium bestimmt, diesen Gegenstand neuerdings in Berathung zu ziehen. (@. a.3.) Wien, 17. Ost. König Otto von Griechenland wird am 27. . M. in Baden bei Wien erwartet, er verläßt, wie wir hören, München­­ am 24. d. M. — Der griechische Batriarch­ und Erzbischof Rajacic ist von Karlo­­wis hier eingetroffen, und wird der in Kirchenangelegenheiten berathen­­den griechischen Synode präsidiren. « — Der fais. rufsische Staatskanzler Graf von Nesselrode it am 13. 8. M. in Warschau­ ein­getroffen.­­ . —Der tais.russische Gesandte am hiesigen anne von erh hat seine Reiseanstalten nach Warschau. für Samstag früh getroffen. » ...­. —Se.Majestät der Kaiser hat angeordnet,daß«jede durch die Zeitverhältni­ss­e gebotene Abänderung in Stiftungsbriefen ausnahms­­weise der Entscheidung der Landtage vorzubehalten sei. ——Die k.k.Landes-Gensd’armerie wird mit Signalpreisen aus Messing versehen und vorläufig eine Lieferung von circa 15.000 Stück derselben­ausgeschrieben werden.. » —Die Militärbehörde hat mit­­ dem­ Gemeinderathe Von Gratz Verhandlungen eingeleitet,nach­ welchen«der Grazer Schloßberg an das Militärärar gänzlich abgetreten oder auf Kosten der Gemeinde­ eine permanente Befestigung desselben vorgenommen werden soll. —Im Kriegsministeriuml ist eine Kommission niederesetzt wor­den, welche beauftragt ist, ein neues­ Reglement­ für die­ Geld- und Natu­­raliengebühren der. F­­. Armee zu entwerfen. —Dem Vernehmtit.nach­.werden·;·zur—«sebung des.Volks,unter- od­er die Feier mit einer an-— »s­­ WJ Vielwü­rdiger und s­ie die Anstalt ehrenvoller wird es sein,wenn derartige Feierlichkeiten,Prüfungen,Preisvertheilung entc.­durch die eigenen Zöglinge mit einem einfachen Gesangchor,allenfalls durch Blechinstrumente un­­terstü­tzt,und mit ernem­­ Gebet eingeleitet werden..So ist es z."B.in den Se­­­minarien Deutschlands.Possivlich ist und bleibt es immer,eine Ouvertüre oder ein Potpourri aus irgendeinem Singspiel oder einer komischen Oper ist einem solchen Augenblick ur­d an einem solchen Ort hören zu müssen. — sAnm.d.E. H)In Schäßburg soll der Gesang­ ganz so wie er’6«verdient,unm­­­.»teltgymnasium als obligater Lehrgegenstend eingeführt sein. Wie sieht es hier damit aus! Nur Einheit! Einheit! im Schule und Kirchenunweien,­­— .s- Au»m.-d.E.. —=

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