Siebenbürger Wochenblatt, 1847 (Jahrgang 11, nr. 1-104)

1847-01-04 / nr. 1

Siebenbürger Wochenblatt. Mit allergnädigster Bewilligung. Te K Kronstadt, 4 Januar Oesterreichische Monarchie. Siebenbürgen. Kronstadt, 2. Januar. Es ist nichts Neues, daß man allgemein Laute Klagen über die Vielschreibe­­rei in dem hundert und tausendfach gegliederten Negie­­rungsorganismus aller europäischen Staaten erheben­ hört, — und gerechte Klagen, denn durch die Viehschrei­­berei werden die Geschäfte, und durch die vermehrten Geschäfte natürlich an die Anzahl der Beamten ver­mehrt, welche dem er­werbenden und steuerpflichtigen Bürger zur Haft fallen. Man beliebt z.B. Preußen einen Militärs­taat zu nennen. Er ist es aber nur, wenn man seine Beamtenlisten nennt. Im Kriegszeiten fangt das preussifche Heer mit all seinem Zubehör von Kriegsreserve, Land­wehre des­­ ersten und zweiten Auf­­gebotes bis auf 532.000 Mann vom Feldwebel abe­mwärts hinaufgeschraubt werden. Die Zahl­ des Schrei­­berheeres, erreicht aber die ungeheure Summe von 700000­­ activen Beamten! Das ist ein bedrohliches Staatsübel auf eine Bevölkerung von 14 Millionen, welchem man durch Einführung des mündlichen Vers­fahrens und Wiedergabe des natürlichen Geschäftsfreis je an die Gemeinden, Vereinfachung der Geschäfte und Führung derselben durch Einzelne u. s. w. ernstlich aus­zuhelfen sucht. Wie natürlich bildet sich durch diese Maffe eine eigenthümliche widerstrebende Kraft, die durch ihr Maschinenmäßiges Alles erdrüht, was si frei und selbstständig zu entwickeln strebt, — und es entsteht Lähmung. So wie im Großen, das wir hier gefliffentlich als­ abschrectendes Beispiel in den Vorder­­grund gestellt haben, ist dieses Uebel auch im Kleinen zu fürchten in den modernsten sowohl als auch den äl­­testen Bereinen der menschlichen Gesellschaft auch in unseren bürgerlichen Zünften, wenn wir­ es überhand nehmen lassen. In die meisten derselben hat sich aber wirklich, vielleicht auch anderwärts als blos bei­ung, eine Art von lähmender Schreiber Verwaltung eins zufchleib­en gewußt, welche durch die Luft zum­ Regies ren angezeigt leicht aus den Vorstehern über kurz oder lang Borfigende (Präsidenten) machen dürfte, die, da eben­so, wie diese, gar bald Exhibiren, Protofols firen, Expediten und Negistriren, und bei der Vermeh­­rung der Geschäfte etwa für jedes Ddiefes „iren” irgend ein Individuum angestellt wissen wollten. Es ist wohl kaum nöthig zu erwähnen, wie nachtheilig eine solche Zunft- Verwaltung auf die bessere Entwiclung jeder moralischen S Körperschaft wirfen müßte, denn nicht nur werden ihr Geldkräfte, die sie zu bessern gemeinnügigen Ziecen verwenden künfte, durch solche verfehrte Zeitz und Krafts­verschwendung entzogen, sondern es bildet sich nach und nach auch eine wahre Schreiberregentschaft ein ganz fremdartiger Körper in den Zünften, der sich um jeden Preis auf seiner Höhe zu erhalten sucht und eben des­­halb dem Ganzen feindlich entgegen steht. Durch solc­he Zwieträchtigkeit kann aber nur Etwas entgehen, das am Ende den Geist und Sinn für gemeinnügiges Wirz­­en ganz und gar zerstört. Es ist unsere Pflicht, dem Entfeimen solchen Unfrautes jede Möglichkeit zu beneh­­men, und­ weshalb auch sogar schon den bösen Saamen von und fern zu halten. Wir erfahren aber: leider, daß so­manche Geschäfte, die unsere Zechen in frühern Zeiten durch mündliche Besprechung abzumachen pflege­ten legt oft auf den schriftlichen Sieg, auf Ueberreichung von Bittschriften m. dgl. verwiesen werden, und darin sehen wir mit Bedauern den ersten Schritt zu dem ge­­fürchteten Schreiberregiment auch in unserem vorzüglich­sten Bürgereglement, in unsern uralten, durch ihre Ein­­fachheit so lange bestandenen gewerblichen Fnftationen ! Durch das Ueberhandnehmen solcher Widernatürlichkeiten wird Geld und Zeit verschleudert, der Unmuth gesteis gert, der Winkelschreiberei Thor und Angel geöffnet und die freie Darlegung der betreffenden Angelegens­heiten dur das lebende und mächtig wirkende­ Wort Mann gegen Mann ganz vereitelt. Bleiben wir dems nach fern von dem Uebel, welches die Grun­dfesten unses­res gewerblich bürgerlichen Vaterhauses zu erschüttern droht, befleißen wir uns der Einfachheit und Miündlich­­keit, damit wir nicht das Beispiel, unserer Borältern zu Schanden machen, und uns statt der Junnungss­laden etwa noch förmlicher Negistraturen und eigener Zunftsfanzelleien zu bedienen ,nöthig haben, l U­ngarn. Die „Preßburger Zeitung“ vom 24. Dec. enthält AT a en ae kn en ' u 1 ä [| z

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