Siebenbürger Wochenblatt, 1847 (Jahrgang 11, nr. 1-104)
1847-01-04 / nr. 1
) |e ug 2 einen umständlichen Bericht Über das in leiterer Zeit so viel in den Zeitungen besprochene Treiben des Ladislau v. Bülg Die Angelegenheit kam am 18. Dec. in dem Preßburger Komitatshmife zur Verhandlung. — Die größte Stille herrschte in dem überfüllten Saale als der Vicenotär den Bericht der zur Untersuchung ausgeschickten Deputation vorzulesen begann. Die Neugierde des Auditoriums war um so höher gespannt als die mährchenhafte Geschichte in Preßburg als in facie bei seiner Zeit am meisten Aufsehen erregt hat, und dann auch deshalb, weil man schon vor 14 Tagen erfahren hat, daß B—8 sämmtliche Mobilien unter Siegel und Sperre genommen, und seine Person im Comitatshanse zurücgehalten wurde. Und das neugierige Publikum konnte mit dem Gehörten vollkommen zufrieden sein. Der sehr lange Bericht gleicht e einer Kette, woran jedweder Rang einen neuen Beweis liefert, daß an al’ ven fabelhaften durch die Prese verbreiteten Auszeichnungen sein wahres Wort fe, — daß B—y von wenigstend 50 Familien — unter dem Bormande, als Fönne er ihnen den Adel verschaffen — Geld heraug- Loce, "und von Mehren auch bedeutende Summen erhielt, — daß B—y die getragenen Orden sämmtlich in Wien bei M-r kaufte, — daß er Betreff der angeblichen Dokumente mit einem gewissen M. in ganz naher Verbindung gestanden, — daß er ferner mit einem Defther Advokaten in fetter Zeit eine große Reife unternehmen wollte, wozu der Advokat bereits den Paß gelöst hatte, B—Y jedoch bei dem briefigen Herrn DVicegespan für sich seinen erwirfen konnte. — endlich daß er all diese Mittel gebraucht habe in der Hoffnung, bei solchen Umständen eine gute Partie zu machen und so seine zahlreichen Schulden decen zu künnen. Aus dem Bericht ist zugleich ersichtlich, wie Boy das Verfahren der Deputation bis auf den legten Augenblick erschwerte. So leugnete er 3. 3. den nunmehrigen Befuß jener Angzeichnungen und Dekorationen, indem er vorgab, er habe die Diven schon zum ehemaligen Verläufer retour gesendet, während die Deputation schon zu dieser Zeit die Orden in Händen hatte. — B—98 Korrespondenz war ebenso ausgebreitet, als einfürmig. Aus allen Theilen der Monarchie und selbst des Auslandes empfing er Briefe, und jeder beweist, daß B—y unter dem Vorstande den Leuten Adelsdiplome zu verschaffen, Geld von denselben erpresfen wollte, und bei Mehren auch seinen Zweck erreichte. — Die Erklärung, welche B—y zuerst der Deputation schriftlich einreichte, ist insofern bemerkenswerth, ja von wichtiger Bedeutung, als dieselbe hinsichtlich des raffinirten Styles und ver geschickt gearbeiteten Ausreden, kurz des ganzen Inhaltes halber als eine in seiner Art tüchtige Arbeit betrachtet werden muß, welche schwerlich aus der Feder des B—Y getroffen. Auch Briefe von verschiedenen Orten datirt mit falscher Namensunterschrift, welche B—y selbst geschrieben, oder sich schreiben ließ, um damit andere Leute hinters Licht zu führen, wurden vorgefunden, und Dergl. — Diesem zu Folge fand er die Deputation für nothstendig, schon während der Untersuchung die Person B—H8 festzuhalten, sowie die Mobilien und sonstigen Geräthschaften unter gerichtliche Sperre zu nehmen. Uebrigens lautet die Meinung der Deputation wie folgt: „Segen B—y, — welcher in Folge der Klage mehrer Gläubiger in Untersuchung gerieth, und aus oben angefesten Gründen persönlich nicht mehr freigelassen wurde — al einen des Betrugs Ueberwiesenen soll der Griminalprozeß angeordnet werden; um aber seine muthmaßlichen Mithelfer ebenfalls erreichen zu sinnen, wird das Defbher und Eisenburger Somitat nebst Ueberschiffung dieser Relation aufgefordert werden die Betreffens den strenge zu verhören und die weitern Schritte zu thun.” — Der lange aber Flare Vortrag, der einen tiefen Blick in verzweigte und mit Raffinerie ausgeführte Maginationen eines einzelnen Menschen werfen ließ, wurde mit stillem Erstaunen angehört, und der Vorschlag der Deputation ohne alle Entgegnung angenommen. Desterreich. Die „Allgemeine Zeitung” enthält nachstehenden Bericht von der galizischen Grenze vom 12. December: Nachrichten aus Wien zufolge ist daselbst am 10. d. von dem Grafen Flahaut Frankreichs Protest gegen die Einverleibung Krakaus überreicht worden. Die drei Schußmächte der ehemaligen Republik beabsichtigen, wie versichert wird, noch im Lauf dieses Monats eine zweite rechtfertigende Declaration über die Krakauer Frage an die Gabinette von London und Paris ergehen zu lassen und dieselbe dann auch durch die officielen Blätter zu veröffentlichen. Die Unterhandlungen zwischen Preußen und Dettereich hinsichtlich der Zoll: und Handelsinteressen an der schlesisch-franufischen Gränze sollen noch zu seinem Resultat gediehen sein. Hr. v. Klampg, der von Preußen zur Eröffnung dieser Unterhandlungen nach M Wien gesendet worden it, soll in den lesten Tagen mehrere Eszafetten nach Berlin abgefehit und um Mordifizirung der ihm mitgegebenen Initruschionen gebeten haben, da auf der Grundlage der früheren zu seinem gewünschten Ergebniß zu gelangen sei. Daß die Sache sehr schwierig und Oesterreich nicht zuzumuthen sei, daß er den verderblichen Schmuggel an den Grenzen vereinige, versteht sie wohl von selbst. Daß die geänderten Umstände auch eine Aenderung in den Verfehreverhältnissen zur Folge haben, ist ebenfalls nicht zu verhindern ; gewiß darf man aber von Oesterreich erwarten, daß e3ch alle Zugeständnisse machen werde, die man vernünftigerweise sich versprechen kann. Nach einem Gerüchte fallen die Bewohner Krakaus selbst an den kaiserlichen Kommissär Grafen v. Deym die Bitte ges richtet haben, daß ihr ganzes Gebiet in die österreichische Zollgränge eingeschlosfen werde, von welcher Maßregel sie sich größere Vortheile versprechen als von der Fortdauer der bisherigen Berfehreverhältnisse. Zu jenen Vortheilen sollen die Krakauer auch die Wahrscheinlichkeit rechnen, daß ihre Stadt erhoben werde zur Hauptstadt eines ganzen Gouvernements, welches den größten Theil Westgaliziens in sich fassen würde. — Die russische Postanstalt melde zu Krakau bestand, wird am 15 d. aufgehoben: dasselbe dürfte mit der preussischen Post