Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juli (Jahrgang 8, nr. 2289-2314)

1881-07-22 / nr. 2307

“ Seite 664 Hermannstadt, Freitag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, von der Entschlossenheit und Energie, welche die Männer Helgolands als finemerprobte Seeleute und zuverlässige Sootjen auszuzeichnen pflegen. Marie bewußte den ersten freien Augenblick, um si in das Wohn­­­zimmer der beiden Gäste zu begeben; ihr Herz Hopfte, denn sie war ja nicht dahin gerufen worden und ungewiß, wie man ihre Einmischung auf­­nehmen würde; auch wurde es ihr nicht so leicht, die richtige Ausbruchs­­­weise in der deutschen Sprache — bekanntlich haben die Helgoländer ihre eigene, aus dem Altfriesischen stammend, — zu finden. Als sie sehüchtern angeflopft hatte, öffnete Herr Bergmann selbst die Thür, begrüßte sie sehr erfreut und schnitt ihre Entfeulbigung, daß sie um einer häuslichen Besorgung willen komme, dadurch ab, daß er sie sogleich der auf dem Sopha figenden jungen Siam zuführte, damit dieselbe ihr auch noch­ Dank für alle hier im Hause gewossenen Freundlichkeiten sage. In der sanftesten und liebevolllen Weise geschah dies auch, und das Mädchen fühlte sich auf einmal wieder ganz vertraut mit tiesen Leuten, die sich seit ihrem Eintritte in das Haus stets ruhig und zuvorkommend gegen sie benommen hatten. Natürlich wurde alsbald der Bevorstehenden Ab­­­reise wieder erwähnt, und dies legte Clarien die Worte beinahe in den Mund: „Sie wollen, wie Herr Bergmann vorher gegen mich äußerte, die See­­­reise nach England machen?" meinte sie: „Vielleicht noch weiter, Tiebes Kind,” antwortete Laura mit einem einen Seufzer, — „aber wir haben Grund, zu wünschen, daß das Ziel unserer Reife einstweilen nicht bekannt werde.‘ „D­­ich bin nicht neugierig, Madame, und werde auch gewiß nicht darüber sprechen. Aber würden Sie mir erlauben, Ihnen einen Rath zu erteilen, der Ihnen vielleicht von Nuten sein kann ?" Die Dame sah verwundert zu ihr auf, zumal sie recht gut bemerkte, wie die Stimme des Mädchens vor innerer Erregung leise zitterte; auch ihr Gatte trat näher und bat Marie, ohne Rackhalt zu sprechen, man werde ihr gewiß nur dankbar dafür sein. « » «»Sie kennen die hiesigen Verhältnisse nicht,«·«fuhr Marie fort, — „deshalb halten Sie­ wahrscheinlich den Rückweg über Curhaven für den einzig möglichen, um an Bord des englischen oder amerikanischen Dampfers zu gelangen ?" „Gewiß, liebe Marie. könnten Sie uns einen andern vorschlagen ?“ fragte der angebliche Architek­ aufmerksam. « »Sie könnten es machen,wie schon manche Andere vor Ihnen gethan haben,wenn Sie nicht die kleine Unannehmlichkeit einer nächtlichen,aber bei dieser ruhigen See ganz sicheren Fahrt im offenen Bootes dienen.Sie würden dadurch jedenfalls viel Zeit ersparen.Unsere Lootsen wissen ganz genau je nach Fluth und Wetter zu berechnen,um welch-Stimmun­­­gefähr und in welcher Entfernung die Dampfschiffe die Insel paffiren, und önnten Sie dann gleich von hier aus an Bord bringen.“ „Das wäre ja vortrefflich!" rief Herr Bergmann erfreut aus, und seine Gattin stimmte sogleich zu: — „wir sind Ihnen für diesen Rath abermals tausend Dank schuldig, denn wir ehren durchaus nicht gern auf das Festland zurück. Aber können wir uns auch darauf verlassen, an Bord des Dampfers aufgenommen zu werden, und finden si Schiffer, wie uns hinüberbringen ?" „Das Erstere unterliegt seiner Frage, und die Schaluppe will ich selbst bestellen, wenn Sie es wünschen." „Wir nehmen Ihre Güte und Mühe zuviel in Anspruch :" „OD nein, nein!“ unterbrach Claire so lebhaft, daß die junge Frau sich abermals ganz eigenthümlich davon berührt fühlte; — „ich thue es sehr gern für Sie, wenn Sie mir nur die Erlaubniß dazu geben wollen.“ „Mit besten Danke, den wir Ihnen nicht genügend aussprechen können." Das junge Mädchen ging schnell, schlug, da es schon dunkel und Fühler zu werden begann, ein Tuch um und verließ das Haus, nachdem sie ihrer Mutter nur einige Worte gejagt hatte. Leichten Fußes eilte­­­ sie die große Treppe zum Unterlande hinab, die noch ziemlich belebt von Fremden und Einheimischen war. Auf derselben begegnete ihr Herr Braun, eben im Hinaufsteigen begriffen, erkannte sie, obgleich sie das Gesicht abzuwenden versuchte, und wünschte ihr einen Höflichen Guten Abend. Marie erwiderte den Gruß nur kurz und beeilte sich um so mehr, aus der Nähe des unangenehmen Mannes zu kommen. Sleich unten, an dem Vorplage des Conversationshauses, standen mehrere Schiffer beisammen, plaudernd und ihre Pfeifen oder Cigarren rauchend. Der Lootje, den sie suchte, war unter ihnen, und ohne Seheu trat sie an die Gruppe heran, begrüßte die Männer in der landesüblichen Weise und ersuchte jenen, mit ihr bei Seite zu treten. Die Helgoländer bilden, wie sich aus dem engen Zusammen­wohnen und den gleichen Interessen ergiebt, fast nur eine große Familie; ein Unter­­­schied des Standes macht sich bei ihnen kaum fühlbar, auch reden sie sich in ihrer Sprache nur mit dem vertraulichen „Du“ an. Marie unterhandelte kurz mit dem Manne, empfahl ihm Herr und Frau Bergmann ganz besonders, er stellte ohne Handel seinen mäßigen Preis für die Weberfahrt, bezeichnete ihr die Stunde der Einschiffung und versprach, um dieselbe mit feinen Schiffsgenossen die Effecten und die Passa­­­giere abzuholen. „Sie sind gerettet!" jubelte Marie innerlich, als sie rasch nach Hause zurückkehrte. — (Fortlegung folgt.) Nro. 2307 ee 22. Juli 1881, die es geradewegs herausragen, daß die Unterscheidung zwischen den beiden Bulgarien, oder eigentlich zwischen Bulgarien und dem, was offiziell Ost­­­rumelien genannt wird, ein Unding sei, daß sie nur einer Gaprice dem Lord Salisbury ihre Entstehung verdante, oder jene eine principielle oder nur eine formelle sei. Desterreich habe dieses Amendement abgelehnt. England habe die gemischte Commission vollständig der europäischen Donau-Commission unterordnen wollen, während Desterreich im Gegentheil aus derselben eine unabhängige Institution habe machen wollen, um Herrin der Schifffahrt zwischen Galak und dem Eisernen Thor zu bleiben. Bei dieser Sachlage beginne man in den diplomatischen Kreisen an der Möglichkeit eines Einverständnisses zu zweifeln. Obgleich Stat Haßfeld die Leitung des auswärtigen Amtes in Berlin übernommen hat, so dürfte seine Ernennung, wie aus verläßlicher Quelle gemeldet wird, zum Staatssecretär de Auswärtigen nicht so bald erfolgen, als noch vor Kurzem vermuthet werden konnte. Kaum hat näm­­­lh Graf Habfeld seinen Sorten am Bosporus verlassen, so ist man in Yildiz-Kiest in die alten Bahnen der Verschleppungs-Taktik zurücgekührt und hat die griechische Frage, den noch die bulgaris­­e Bahnanschluß- Frage auf die lange Bank zu schieben versucht. Er verlautet nun, daß Graf Habfeld, wenn auch nur vorübergehend, nach Konstantinopel zurück­­­kehren werde, um die Ausführung des Berliner Vertrages zu überwachen. Die „Kreuzschg." führt in einem Artikel aus, daß neue Allianzen der Staaten im Zuge sind; es handle sie um Constellationen, welche die aufrichtige, auf Herbeiführung eines dauernden Friedenszustandes gerichtete Absicht der Mächte noch bestimmter zum Ausdruch zu bringen geeignet sind. Was den Anschluß Italiens an das deutsch-österreichische Bündnis betrifft, so habe hierüber sein diplomatischer Gedankenaustausch stattgefunden. Inzwischen ist jedoch, wie ein Kiffinger Telegramm mittheilt, Herr Cairoli dort zur Kur eingetroffen. Da dürfte denn auch bezüglich Italien’s der Gedankenaustausch mit dem Fürsten Bismarc wohl stattfinden. Ueber die Judentumulte in N­eu-Stettin hat das Ministerium in Berlin sehleinigen Bericht eingefordert. Folgende Nachrichten über Ur­­­sprung und Verlauf dieser Excelse liegen nun vor: Am Samstag wurde der Redakteur der „Neu-Stettiner Zeitung”, Cohn, auf offener Straße von einem Mitglied der Anti-Semiten-Liga, dem Bauunternehmer Luttosch, angeredet und gefragt, ob er Derjenige sei, welcher in der „Neu-Stettiner Zeitung“ schreibe. Auf die bejahende Antwort des­­­ Redakteurs fiel Tuttosdh über ihn ler und verfegte ihm meh­rere wuchtige Schläge, so daß derselbe besinnungslos liegen blieb. Der Angegriffene er­­­holte sich jedoch bald wieder, denn Sonntag Nachmittags war er bereits in der Lage, sich zu rächen, indem er in einem neuerlichen Recontre mit Lut­­­tofch demselben mit Hilfe des jüpischen Personals der Druderei nicht um­­­erhebliche Kopfwunden mit einem Hausschlüssel beibrachte. Der Redakteur, der öffentlich und brutal angefallen worden, hatte sich also eigenmächtig und ebenso öffentlich gerächt. Dieser Vorfall hatte einen Theil der Bevölkerung in sichtliche Er­­­regung verfeßt. Gegen 9 Uhr Abends war der ganze Marktplag mit einer dichtgedrängten Menschenmenge angefüllt, welche die Absicht, auf die jüdische Bevölkerung loszugehen, ganz unzweideutig fundgab. Die Volksmenge, Xuttofch an der Spige, bewegte sich um 9 Uhr vom Mearftplage nach Herzberg’s Safthaus. Von Seite der Polizei wurde zunächst der Ingenieur Yuttofch in Sicherheit gebracht. Die Menge zog nun wieder nach dem Dearftplage und verlangte, laut schreiend und tobend, die Freigabe des Luttofch. Es wurden mehrere Excellenten verhaftet, jedoch war es unmöglich, die Tumultuanten zu zerstreuen. Die geringe Polizeimannschaft­­onnte, obwohl der B­ürgermeister thätig eingriff, die Menge nicht bewältigen. Von den hier stationirten Gensdarmen war keiner zu sehen. Gegen 12 Uhr bewegte si die Menge unter den Rufen: „Die Juden müsfen heraus, schlagt die Juden!“ durch die Preußische Straße, wo sie zuerst bei dem Laden des jüdischen Tabak­­­händlers Wolfram anhielt. „Hier wohnt ein Jubel" schrie Einer aus der Menge, und sofort war das Schaufenster eingeworfen und fast der ganze Faden demolirt. Dann ging es weiter in die Bahnhofstraße. Vorher wurde noch dem jüdischen Drechsler Behrend das Schaufenster eingeworfen. Als die Menge das Haus erreicht hatte, in welchem die Rebastion und die Druderei der „Neu-Stettiner Zeitung” sich befindet, war die Menge so erregt, daß sofort ein Angriff auf das Haus unternommen wurde. Die Fenster wurden zertrümmert, Ziegelsteine vom nächsten Bau herbeigetragen und fortwährend das Haus und die Fenster beworfen. Die Preise und überhaupt die Drudereigeräthe müssen arg beschädigt sein, denn es verlautet, daß die Zeitung nicht mehr erscheinen werde. Das Personal der „Neu- Stettiner Zeitung“ soll sich zuerst auf einen Kampf eingelassen haben, indem die Bolfsmenge aus dem Hause ebenfalls beworfen wurde. Schließlich haben sie die Verteidiger aber auf das Dach des Hauses flüchten müssen. Sodann­­­­urden noch die Schaufenster mehrerer israelitischer Geschäftsleute arg be­­­schädigt. Der Qumult dauerte fast die ganze Nacht. Luttosch, der von der Polizei wieder losgelassen wurde, bildete den Leiter; sogar einzelne Christen sind nicht verschont geblieben. Es muß übrigens Konstatirt werden, daß auch nicht ein einziger anständiger Bürger oder Handwerker an dem Tumult sich betheiligt hat. Der Schade, welchen die Stadt zu erregen hat, dürfte sich auf eine nicht zu Heine Summe belaufen. Die Befürchtung, daß die Excerse in der folgenden Nacht sich wiederholen werde,ist eingetroffen.Laut officiösen Telegrammen sind auch in der Nacht zum 19.d.sM.viele Schaufenster und Fensterscheiben in jüdischen Häusern eingeworfen und im Ganzen etwa zwanzig Verhaftungen vorgenommen worden. Das öffentliche Interesse in Frankreich concentiert sich,wie leicht erklärlich an Algeriens und Tuni.In der Kammer gelangte am 19. die algerische Angelegenheit zur Sprache,wobei es zu einer ziemlich er­­­regten Debatte kam.Der Abgeordnete Dubodan von der Rechten,be­­­schuldigte den Gouverneur von Algerien,Albert Gråth des Mangels an Voraussicht und fragte,welche Beziehungen zwischen Herrn Grévy und dem General Saussier bestünden.Der Redner machte den Gouverneur Grévy für den Aufstand verantwortlich Ministerpräsident Ferry vert­eidigte Grévy und erklärte,daß General Saussier in den militä­rischen Operationen vollständig freie Hand haben werde.Er beschwört die Opposition,der Regierung behilflich zu sein,die in einer Frage,welche nicht die Parteien,sondern ganz Frankreich angeht, herrschende unberechtigte Panique zu calmiren. Janvier de la Motte(Vonapartist)verlangte,daß hinreichend starke Streitkräfte nach Algerien gesendet würden,um einer für Frankreich de­­­müthigenden und unwürdigen Situation ein Ende zu machen.Erräth,der gefährlichen Utopie eines Civilregiments in Algerien zu entsagen.Die­­egierung flüchtete sich hinter den Antragallerhergang zur einfachen Tagesordnung,welcher dann auch angenommen wurde. Die Lage der Truppen in Algier schildert ein Telegramm der,,Agence gavas« mit den Worten:»Die Hitze ist furchtbar,unaufhörlich stürmt der cirocco;die Truppen leiden entsetzlich Bei diesem Wetter kann man an eine ernstliche Offensiv-Bewegung nicht denken.« Bei der Eroberung von Sa­­x sollen die französischen Verluste 26 Todte und 200 Verwundete betragen. Nach Tunis werden aufs Neue französische Verstärkungen abgehen, in Zoulon steht eine Brigade zur Einschiffung bereit. Die Verstärkung dürfte übrigens auch erforderlich sein. In der Nähe der Hauptstadt Tunis trieben berittene Araber Kameele weg, und griffen mehrere Pachtgüter an. Diese Plünderungen wurden durch Angehörige des zwischen Sfar und Susa lagernden Tribus der Metellit ausgeführt; sie sollen 2000 dem Bey gehörige Kameele weggeführt und zwei Mealtefer ermordet haben. Der Bey bereitet zwar auch die Absendung von Truppen nach dem Innern des Landes vor, es ist aber zweifelhaft, ob die tunesischen Soldaten gegen die Aufständischen kämpfen würden. Der Aufstand in Algier sol die Folge eines im sechten Jahre in Mekka gepredigten Feldzuges sein. Bon Meffa aus wurde nach allen neu­­n Ländern ein Blatt versendet, welches energisch an die muselmanische Brüderlichkeit appellierte und sagte: „Der Islam sei mit der vollständigen Vernichtung bedroht. England sei Herrin von Indien, ae­­befige Algerien, Rußland habe Turkestan erobert und suche den ultan zu berauben; man miüsse sich aufraffen, um allerwärts die christ­­­liche Herrschaft zu erschüttern.“ Anläßlich der Unruhen bei Uebertragung der Leiche Pius IX. schreibt das Organ des Balk­ans, der "Ofservatore Romano": „Die unnwürdigen Scenen, welche in Rom in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli bei Gelegenheit der Uebertragung des obersten Bontifer Pius IX. heiligen Andenkens aus der vatikanischen Basilica nach jener von San Lorenzo „extra muros“ vorgefallen sind, haben die Seele des Heiligen Bater Zeo XII. tief ergriffen und mit der­ äußersten Bitterkeit erfüllt. Die Gemeinheiten, die Drohrufe, die Gewaltthätigkeiten gegen die Leiche des­­­jenigen, welcher mit der obersten Würde des Papstes befleidet war, und gegen friedliche und wehrlose Katholiken, welche blos darauf rannen, ihrem geliebten Vater und Hirten die lebten Dienste zu erweisen, waren eine gar bittere Infultirung des Andenkens eines in und ruhmvollen Papstes, und eine bediernte Beschimpfung der päpstlichen Autorität. In Rom sodann, unter den Augen der öffentlichen Gewalt, wie sie während beinahe zwei Stunden vorfielen, thun­­fte ein anderesmal zur größten Evidenz dar, daß es für den Pontifer in seinem Sige selber seine Freiheit, noch Achtung, noch Sicherheit gibt.“ In Südrußland sind die Judenverfolgungen wieder an der Tages­­­ordnung. Aufrührerische Proklamationen gegen die Juden wurden in Kiew verbreitet und darin den Juden mit Brand und Tod gedroht, wenn sie ss nicht alsbald entschließen, die Stadt für immer zu verlassen. In Perenslam, einem Städtchen am linken Drieper-Ufer, ungefähr 90 Werft von Kiew entfernt, li­­eß in den ersten Tagen dieseg Monate zu einer veritablen Judenvertreibung gekommen. An Hundert jüdische Wohnhäuser wurden geplündert und zerstört. Die Juden fegten sich zur Wehre und es gab in Folge dessen unter ihnen zehn Schwerverw­undete. Nr Englische Organe, und zwar Regierungsorgane, ergreifen die Initia­­­tive, um den Gedanken der Union Bulgariens mit Ostrumelien zu propagiren. An der Spite dieser Agitation stehen die „Daily News", Neues von heimischer Literatur. 1. Nei­ehandpuh für Siebenbürgen, Nach eigenen zahlreichen Reisen ügen in diesem Lande, verfaßt v .. dig Biezizh Hgmannstiadh EL. 8 °, Yil und 296 Fa Ein Reisehandbuch für Siebenbürgen! Wie spricht diese Thatsache allein schon mehr als viele Worte darüber, welche eine Veränderung die Gegenwart diesem Lande gebracht hat. Wer durfte vor einem Menschenalter noch daran denken, ein Reisehandbuch für unser Vaterland zu schreiben ? Noch in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts nannten die Lehrer des Schäßburger und Mediather Gymnasiums sich wenig und eine Neffe big­­lands war etwas schwieriges ,und war, wenn der Wagen nirgends teen blieb nicht in kürzerer Zeit als in 2—3 Tagen zu machen, Wie ist das heute anders geworden! Die einzelnen Theile des Landes in Sieben­­­bürgen sind mit­­einander, wenn auch nur zum Theil durch die Eisenbahn verbunden und vor Allem, das Land ist durch die Schienenstraße dem Abendland und dem Morgenland näher gerad­. &3 ist nicht zu zweifeln, daß ein Theil des großen Touristenstroms, der alljährlich die Schweiz, Tyrol, Nordungarn besucht, allmählich auch­ unser Land besuchen wird, wenn e3 erst für den Touristenzug wird entdeckt worden sein. CS ist schon bei der Gründung des ae darauf hingewiesen worden, da auch von unserer Seite etwa$& geschehen müsse, um uns nach dieser Seite nicht be­­­rechtigten Vorwürfen auszusehen. Eines der Ziele, die sich der Karpathen­­­verein geregt, ein Neisehandbuch fü­r Siebenbürgen zu schaffen, ist von einem seiner thätigsten Mitglieder vase erfüllt worden: das Reisehandbuch­ von­­­ U. Bielz liegt, überaus schön ausgestattet, fertig vor uns. Rädeder Hatte schon vor einigen Jahren auch Siebenbürgen in die neue Auflage seines vielgetauften Buches Hineinbezogen; hier ist nun eine selbst­­­ständige, ausführlicere Bearbeitung des Stoffes von einer Hand versucht worden, die hiezu wie kaum eine zweite berufen war. Denn Bielz hat das Land nach allen Seiten durchstreift, selbst mit offenem Auge gesehen, was er an Schönheit und Merkwürdigkeiten bot und hat selbst für Die wissenschaftliche Erforschung und Erschließung derselben viel beigetragen. Nach einem geschichtlichen Webterbild, nachdem Lage, Größe, Boden­­­beschaffenheit, Bermusterung, Klima, Bevölkerung, Verkehrsmittel und Reife­­gelegenheiten, Geldwährung, Gasthäuser und Unterkünfte, Paß-, Boll, Post- und Telegrafenwesen, Zeit und Eintheilung der Reife kurz erörtert werden, wird das Land auf AO Reiserouten durchstreift. E83 würde zu weit führen, sie im einzelnen alle de3 nähern zu erörtern; es bleibt seine sehenswerthe Stadt, sein sehenswerther Ort unberührt. Auch wer nicht Alles gesehen hat, wird gern die lebendigen Schilderungen über die einzelnen Merkwürdigkeiten seien. Ein besonderer Vorzug des Buches besteht in der eingehenden Be­­­handlung der Gebirge. Gerade auf ihnen ist der Verfasser in seinen frühern Jahren oft nähergestiegen und ihre gewaltige Majestät hat ihn stets er­­­hoben. So führt er denn auch den Touristen zum Tieblichen Zibingebirge, wie zum gewaltigen Stod des Jogarasscher Gebirge, auf die schroffe Teljen­­­wand des Königsteins, wie in die östlichen Karpathen und in das Erzge­­­birge. € ist hiebei ebenso wie bei den andern Touren nicht so sehr eine trockene Aufzählung der Richtung des Weges, der Dauer u. ä. sondern eine, oft schwungvoll geschriebene Schilderung hessen, was dem Reisenden entgegentritt. Aber gerade dieser Vorzug, der dem Lesenden, welcher sich für einen Ausflug aus dem Buche vorbereiten will, die Lektüre so angenehm macht, wird beim Neijen selbst den Wunsc erweden, bie und da mehr positives, mehr Daten und Zahlen zu finden. Wir denken, der Wunsch wird sie bald in einer neuen Auflage berücsichtigen wer wir vermissen, um genauer zu sein, bestimmte Daten, die den Fremden über das eine oder andere näher orientiren und die er sich mühevoll exit verschaffen müßte, wollte er sie haben. Einige Beispiele: er wird weder bei der Michelsberger Burg, noch bei der Landeskrone, noch bei der Stolzenburg oder der Kepfer Burg da Jahr der Erbauung oder Zerstörung angegeben. Wir denken, der Fremde, der die Ruinen sieht, würde dankbar auch einige Mittheilungen über diese Bauernburgen überhaupt willk­ommen heißen, sonst könnte er darin ähnliche Ritterschlöffer Fälsschlich­ muthmaßen, wie die sind, die in den Wellen des Rheins sich spiegeln. Auch in den einzelnen Orten, wo etwa die Kirchen sehenswürdig sind, wü­rde es sich empfehlen, die Art des Baues mindestens (romanisch, gothisch aus dem oder dem Jahrhundert) anzugeben. Denn gewiß ist einem Theil der Reisenden dieseg mit interessant.­­­ gar die Kenntniß oder Untersuchung solcher Bauten Neije zweck, denso dürfte es vielleicht angezeigt sein, noch mehr Einzelheiten auf­­­zunehmen. Das ganze Buch behandelt je einen verhältnismäßig kleinen Um­­­sreiß; darum dürften in demselben auch kleinere Dinge nicht als überflüssig behandelt werden. 3.8. würde eine genaue Bezeichnung der besonders se­­­henswerthen Bilder der Brudenthalischen Gallerie (wie Bädeder er bei großen Sammlungen sehr praktisch tut) die Stätigung sehr erleichtern, eine nähere Angabe der schöneren Spaziergänge bei Broos, Schäßburg u. a. den fremden ABI UR machen. Dieses leptere ist überhaupt der Ziwedt der Reife­­handbücher. Und daß jolches grade durch Angabe von Seinigkeiten be­­­wirkt wird, hat jeder sicher selbst erfahren, der Lieber die Hausnummer des der BR die Kirche zeigt, im WBuch Lieft, ald daß ex sie exit tr­­­agen muß. Unrichtig ist, daß der Bau der Hermannstädter Kirche 1431 anges­­­angen wurde und Streinigkeiten, wie die Angabe von dem Studium des Honterug in Wittenberg. Störend ist die Gleichstellung von ungarisch und Eh: Die Stadtpläne sind genau, das Register sehr fleißig zusam­­­­mengestellt. Was hier gesagt wurde, sei nicht zum Nachteil des Buchs gesagt das einem Be befriedigend­­e und mehr ma je Da­­mand von einem Buch verlangen. Der Berfasser fordert selbst in der Bors­­wede zur Mittheilung von „wü­nschenswerthen Ergänzungen“ auf und un­­­sere Wünsche mögen als Ausdruck dessen gelten, wie denkbar und eingehend wir das Buch gelesen und wie froh wir es begrüßten. Wer von außen uns Land kommt und wer im Land mit außen umherstreifen will, muß er sich zum steten Begleiter wählen. AS Genossen, wenn auch einem andern Zweck dienend, stellen wir neben Bielz, das 2. Bahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins, 1. Anbegang, 1881, Hermannstadt, 1881, Oktober, 186 Seiten. Als erste Publikation des jüngsten unserer Vereine, dringt er in die Gebirgs­­­welt ein und sucht speziell diese in ihrer Größe und Schönheit dem Leser vorzuführen. Der Inhalt ist ein mannigfaltiger. Auch hier verdanken wir Bielz einige sehr schöne Aufläge, dem sich Zronius, dann Guist, Tr. Teutsch, Ziegler u. a. wü­rdig anweihen. Wenn man bedenkt, daß hier fast durch­­­aus noch jungfräuliches Gebiet vor uns Liegt, so können wir die neue Thätigkeit des Karpathenvereines nur um so früher begrüßen. Die Mehrzahl der Auflüge in dem vorliegenden Jahrgang sind Schilderungen von Aus­­­flügen, einzelne von mus­tergiftiger Art; andere dienen ernster wissenschaft­­­licher Erforschung. Es ist gewiß, daß auch die ersten sich mit der Zeit in diesen Dienst stellen werden, um die Iebtere zu erleichtern. Wir Wir stellen und die Aufgabe dieses Jahrbuchs überhaupt als eine doppelte vor: die Publikation desselben jolen Schilderungen von Ausflügen, Be­­schreibungen einzelner Theile der ae an­­bringen, dann wistenh­afte sie Auflage, welche Material liefern und verarbeiten, das geeignet erscheint, A A 4 ——r “ A 4 » el

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