Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Februar (Jahrgang 9, nr. 2471-2493)

1882-02-01 / nr. 2471

Redaktion und Adminiftration: Heltauergafje 23. Sifheint mit Ausnahme der Honn- und Heier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 Er., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit BZustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 arg 7 fl., ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 9 NM. oder 12 Fre3., halbjährig 18 AM. oder 24 Fre3., ganzjährig 36 ARM. oder 48 Fred. Unfransicte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. Hermannstadt, Mittwoch, 1. Sebruar Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. 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Auch jener Sympathie wollte ich Ausdruck geben, welche die ungarische Kirche Augsburgischer Confession, und ich fanır wohl jagen, der magyarische Stamm, der deutschen Nation gegenüber­­legt, und mit welcher derselbe auf dem Gebiete der Wissenschaft und der Cultur vorwärts zu streben wünscht. Bei dieser Gelegenheit wurde bei einem geselligen Mahle von einigen der einflußreichsten Männer das Wort ergriffen und im weit größerem Maße al dies hier geschah, betont, daß wir Die magyarische Sprache den Familien der Sachssen aufdrängen wollten, daß wir sie bedrohen, und des Gebrauchs ihrer Sprache, solcie der politischen Rechte, berauben. Und all diese Ge­­­rüchte werden von jenen Theologen verbreitet, welche die Deutschen Univer­­­sei demselben Tische saß ein Herr, Namens Brand­­­itäten besuchen, er « seit 17 Jahren in Ungarn wohnt, dessen Vater Gerichtspräsident­­­ in Dortmund ist, und gerade damals in seinen Geburtsort gekommen war, damit er Die evangelische Kirche Drjovas der Aufmerksamkeit des Gustav-Adolf-Vereices empfehle. Um nicht selbst auf die vorgebrachten Be­­­schuldigungen zu antworten, veranlaßte ich ihn, er solle erklären, ob er und seine Y Familie in Ungarn verfolgt werde desmögen, weil sie deutich seien, und ob überhaupt jemandem die magyarische Sprache aufgedrängt werde. Und ich kann sagen, daß Herr Brand, wie ich dies häufig auch­ bei anderen ungarländischen Dentschen erfahren habe, sich, mit der größten Wärme für die magyarische Sache ausgesprocen und erklärt Hat, daß selbst in Deutsch­­­land seine größere freiheit bestehe, als sie die Deutschen in Ungarn zu erfreuen hätten. (Lebhafte Zustimmung: So ist es.) Mit dem Vorredner, dem geehrten Hexen Ministerpräsidenten, stimme ich Darin nicht überein, daß in dieser Sache nichts gethan werden fürle, ja wohl Manches fandı AIaEN,, Zahren Haben mehrere siebenbürgisch-evangelische Kirchengemeinden verlangt, sich der evangelischen Superintendenz jenseits der Theile anschließen zu dürfen, und die kann und muß geschehen, damit diese Kirchengemeinden nicht gezwungen werden, unter einer solchen Superintendenz zu verbleiben, welche einen ganz feindseligen Standpunkt gegenüber der magyarischen Rationalität eingenommen hat. · Bezüglich der Budgetposten erklärerich:dach­«volltzs«Vertrauenzx­em Herrn Minister-hege,so stimme ich auch für den Dispostransfopd Baron Blasius Orbaanxll sprechen Rufe:Hört,hört!) Desiderius Szilanyi (will auch) sprechen. Hört!) Bräsident: Geehrted Haus! Der Aufzeichnung nach folgt zum Sprechen der Herr Abgeordnete Blasius Orban; ich bitte, wollen Sie die Güte haben, ihn anzuhören. Baron Blasius Orban: Geeh­rtes Haus! Ich weiß, daß im Leben die Undankbarkeit sich Häufig wiederholt, ‚indem Gutes mit Bösem vergolten wird; ich weiß auch, daß die Verwöhnten in der Regel anmaßend und bösen Herzens zu sein pflegen. Jene Hetze,welche in Deutschland gegen uns im Zuge ist,jene mit verdrehten Lügen angefüllten Werke, welche daselbst erschienen sind, jene Slugschriften, jene Zeitungs-Artikel (Hört !), welche uns anfragen, als un­­­duldsame Tyrannen zeichnen und vor dem großen deutschen Publikum grob verläumden, künnen auf eine Duelle zurücgeführt werden. Die Trieb­­­federn werden theils von hier, noch mehr aber von Hermannstadt aus in Bewegung geseßt. 35 glaube, daß nicht eine einzige Nationalität Ungarns eine gerechte Klage gegen uns hat, daß wir sie unterdrückt, in der Entwickklung ihrer Sprache und Cultur gehindert haben. Sind wir doch in dieser Beziehung zu jeder Zeit sogar bis zum­­­ Selbstmorde nachsichtig gewesen. Nicht nur daß wir unsere Sprache Niemandem aufgedrängt haben, wir haben es vielmehr gleichmüthig angesehen und sehen es heute an, daß die magyari­­­sche Bevölkerung ganzer Distrikte von dem anderen Nationalitäten absorbirt wird. Die Magyaren orientalischen Glaubens und die siebenbürgiichen lutheranischen Magyaren zwingt unsere eigene Regierung in das Joch frem­­­der Nationalitäten und verschfiekt ihre Ohren vor den herzzereigenden Klagen derselben. Doc den geringsten Grund zur Mage können unsere sächstichen Nach­­­baren in dem siebenbirgischen Theilen haben, denn noch niemals sind Zuzügler so aufgenommen oder so verwöhnt worden, wie diese Handvoll Leute (Hört!), welche sich noch immer fü­r eine Nation halten, obwohl sie zusammmen mit 120.000 *) sind, zerstreut nach allen Richtungen der Wind­­­rose eingesprengt und vermischt zwischen 500.000 Rumänen und 30.000 Magyaren, die sie durch Jahrhunderte als Parias behandelt, aller mensch­­­lichen Rechte beraubt haben, und auch jet schmerzt das die an die Herr­­­schaft gewöhnten, daß sie jeßt gegmingen sind eine Heine Einschränkung ihrer Stammesherrschaft zu dulden. (So ist’s! auf der äußersten Linken.) Dieses Wölfchen von 120,000, welches nicht einmal einen Heinen Comitat bilden könnte, hat unter den siebenbürgischen Scü­iften eine be­­­sondere Nation gespielt, es war gleichberechtigt mit 500,000 Szellern und 800,000 Magyaren. Hatte den gleichen Einfluß, aber nicht auch in der Tragung der Lasten, denn während Die Szefler 40,000 und die Magyaren 30,000 Krieger stellten, waren die Sachsen von jeder Blutsteuer frei und mußten im Ganzen nur 500 Söldner stellen (So ift’3), aber auch diese konnten nicht Sachen sein, weil diese die Krone erhaltenden Sachen wegen ihres geringen Muthes sich als zur Kriegführung untauglich be­­­wiesen hatten. (Heiterkeit) Aber es war dieserwegen in das elek­­aufs genommen, daß in dieses Kontingent ein Waffen tragender Sadhile nicht aufgenommen werden dirfe, denn vordem waren viele Schlachten deswegen ver­­­loren gegangen, weil die Sachsen, noch ehe sie den Feind hätten sehen künnen, geflohen waren und die Schlachtordnung aufgelöst hatten. (Heiterfeit.) Der sieben Jahrhunderte bat der Magyare sie vertheidigt mit seinem blutigen Leibe, unter unserem Schuge haben sie sich entwickelt und gebildet und sind sie wohlhabend geworden; im dem wider die tü­rkische und österreichische Tyrannei geführten vierhundertjährigen Kämpfe haben die Sachsen nut­­er das Vaterland nicht vertheidigt, sondern in den meisten Fällen mit dem Feinde conspirirt, und wir waren nicht nur nach­­­fitig, sondern wir haben sie auch gedecht mit unserem blutigen Leibe. Haben sie mit mehr Freiheiten betheiligt, als wir selbst besessen Haben. (So ift’8[ So ift’z]) Im Jahre 1849 haben sie den Oesterreichern die Hand gereicht und die Auffen hereingerufen, und ihre Strafe dafü­r war, daß sie an Nation 11 Millionen Grundentlastungs- und Zehent-Entschädigung bekommen haben, die is zum rechten Helfer dem Staatsschage gebührt hätten. Wir haben ihnen eine Menge Staatsgüter geschenkt, geschenkt das sogenannte sächsische N­ational- Vermögen, welches den Fond für die Bezahlung der Beamten gebildet und welches wir für den Staatsihag hätten sollen mit Verschlag belegen, nac­­ dem der Staat die Beamten bezahlt (So­­ifl’8), wie ee auch der Kaiser Sojef unter ähnlichen Umständen mit Beschlag belegt hat und theilweise auch das Bad’sche System. Die Regierung hat fir sie 5 solche Komitate gebildet, in welchen ihre Hegemonie gesichert ist und sie die Administration und den öffentlichen Unterricht deutlich führen. Wir gestatten, daß sie mit unseren magyarischen Brüdern in den zehn Dörfern in mittelalterlicher Weise erbarmungslos umgehen, daß sie sie ihrer Waldungen berauben, ihre Verwaltung und kirchliche Regierung deutsch fließe. Der Dank für Diese unsere grenzenlose Güte ist, daß sie uns für Barbaren und asiatische Wilde aufschreien und eine Flut von allerlei Verläumdungen über um? außgießen. Was würden sie aber sagen, wenn wir e8 so machten, wie Preußen e3 thut mit den Posener Polen und wie e3 das gethan hat mit der slavischen Bevölkerung in Preußen, welche einige tausend deutsche Ritter germanisirt und ganz verschmolzen haben. An Heinge gesteht ein, daß er sein angreifendes Werk in­­­ Folge der Schmerzensg- Schreie der Giebenbürger Sachsen geschrieben und herausgegeben habe. In demselben phantasirt er von der erbarmungslosen Ermordung einer Nation, was ohne Erregung auch­ ein Deutscher nicht ansehen kan­n. Er vergleicht das Schiesal der Sachsen mit Dante’s Hölle. Wo ist aber die sächsische Nation? Man wird doch nicht diese im Weiterben be­­­griffene, in Folge des immermährenden Untereinander-Heirathens und der Sinctabtreibungen entnervten 120.000 Wenden (Heiterkeit, Bewegung.) Präsident: Ich ersuche den Herrn Abgeordneten, er beliebe auf seine Ausbrücke Acht zu geben, so viel Rücksicht muß man ja auch auf die Gallerie nehmen. DBlajins Urban: Diese auf 500 Quadratmeilen zerstreuten, sich in ihrem Jargon untereinander auc, nicht verstehenden 120.000 Menschen für eine Nation erklären wollen. . _Geehrtes Haus! Auch ich bin derselben Meinung, Ministerpräsident und weiß, daß das fleißige, arbeitsame und gelehrige Sacjsenvolt in Siebenbürgen sehr gutmüthig und den Magyaren nicht feind ist, es liebt Die Magyaren. Aber e8 hast auch jene Beamtenfaste, welche von alter eher die Beamtenstellen selbst eingenommen hat, welche mit dem Gemeindevermögen frei gewirthschaftet, wei­wegen sie unter Zosef II. in An­­­klagestand verlegt worden ist; sehr Viele von ihnen wurden in’s Sefänguiß geworfen und zum Schadenerlage verurtheilt. Das that auch­ der gleichfalls eine Karte bildende Pfarrer- und Professorenstamm, welcher an den Univer­­­sitäten in Deutschland erzogen wird. Dort den großen Deutschen stolz in sich saugt und überall, wo zehn biertrinfende Deutsche zusammenkommen , sehen sie gleich eine Nation vor sich. (Lebhafte He­­terfeit auf der äußersten Linien.) Es ist daher, geehrtes Haus, nicht die Unterdrückung, sondern die Verhinderung dieser Kleinherrschaft und freien Wirthschaft und die Ent­­windung derselben aus ihren Händen, was ihnen iiehe thut, denn die von und proflamirte Rechtsgleichheit gestattet er nicht mehr, daß sie mit den in jenen Bezirken wohnenden Stammesgenossen und anderen Nationalitäten Angehörigen wie mit Pariad umgehen. (Fortlegung folgt:) « » wie der Herr *) Anmerkung: Die Volkszählung von 1880 weit das Vorhandensein von 224.000 Deutschen in Siebenbürgen nach). Satirlsche Hebersicht, Sermannstadt, 31. Januar. In Oesterreich-Ungarn haben im Augenblide die Delegationen den Vortritt. In politischen Kreisen erwartet man übrigens kaum eine rasche Erledigung der Session, da viel in den beiden Delegationen „gefragt“ werden dürfte. Daß mit dem verlangten Credite von 8 Millionen Fein Auslangen gefunden werden wird, darüber herrscht sein Zweifel, in einem tschechischen Dlatte ist sogar die Ansicht ausgesprochen, die Niederwerfung des Aufstandes werde heuer die Budgets der beiden Neihshälften mit dreißig Vi­llionen belasten. Beniilleton, Stern und Strlcdt. Novelle von Wilhelm Fensen. (23. Wortfegung.) Und wie vor sieben Jahren seine Worte herbersprudelnd und Lachene, ging der Ingenieur mechanisch auf die Thüre zu und tief: „Weerfag — Meerfat !" Sit stotternd brachte Geerdt jegt Heraus: „Nein — fie ft nicht draußen — ich bin allein und komme zu Ihnen, Sie, um Ihren Rath an­­­zugehen, Herr Haberland.” Dieser schüttelte, die Hand von der Thürklinfe fahren Laffend, den Kopf. „Hätt ich nicht gedacht! Also die Schopf- und Wandermeisen können an allein herumfliegen ? &s wird eben Alles curios mit der Zeit, wenn den Bögeln die Flügelfevern wachsen. Sie haben fn meiner Seel’ ge­­­mausert wie ein Staat im April! Und was sol ich wathen ?" „Wie man am besten Eisenbahnen bauen lernt." „Welche Düter aus dem Nest will sich denn damit befassen “" „Ich,“ antwortete Geerdt mit ruhiger Bestimmtheit: „Du? Sie? Hahaba !" Der Ingenieur brach wieder in ein Gelächter aus und starrte seinen unerwarteten Besuch wie bei der erster Vorstellung desselben an. „Treibt ihr neuerdings in Otterahunde Songleurkünste und stellt Euch auf den Kopf? Da hapar's sagte der Dorfweile, als ich ihn fragte, — lebt das Negelwerk­-Gente noch ? Haber bauen, meinen Sie, Buchweizen, Kodh, Runfelrüben — Bauer ohne Eisenbahnvorsilbe. Ich weiß «­ wohl, daß ich Ihnen damals allerhand Unsinn­ vorschwagte — das Unkraut wird Doch Ihr Gehirn nicht gestört und den ehrsamen Aderbürgeriwandel darin überwidhert haben? Da hätt ich eine s­­chöne Zinnenpflügerei angestellt ! Statt der Ermiterung griff Geerbt Gebaur in die Brusttafe und 309 sein Maturitätszeugniß hervor. Er wies mit dem Singer bescheiden auf die Rubrik verselben, welche er über die mathematische Leistungsfähigkeit des Inhabers aussprach, und nach einer kurzen Pause wortloser Verminderung stieß Haberland aus: „Nun soll man sagen, welche Locomotive nicht wild werden und aus dem Geleis rennen kann! Junge — junger Herr, mein’ ich — welcher Teufel hat denn Ihnen im Kopf rumiert? Da muß ja — Geschwindigkeit ist seine Hexerei — das Unterste zu Oberst gekommen sein. It wirklich feine Hexe dabei im Spiel gewesen? Das freut mich Herzlich, freut mich besonders, daß Sie um Rath und Beihülfe zu mir gekommen sind! Wir bei den alten Eisenbahndan - Collegen werden die Sache schon am richtigen Ende anfalsen !" Er faste die Hände Geerdt’s und prüdte sie mit freundschaftlicher Herzlichkeit, während der Süngling leicht erretchend und noch einmal etwas mit der Zunge anstoßend, fragte: „Ist e8 denn noch, wie damals, Ihre Meinung, daß man es als Techniker am raschesten zu einer angesehenen Stellung in der Welt und zu einer reichlichen Einnahme bringt ?* 3a gewiß, das war die Meinung des Ingenieurs Karl Haberland, heute noch eben­­so und mehr, al damals, und mit triftigsten Grund. Die Dinge um ihn ber­­lieferten den verendeten Beleg. Er hatte, bald nachdem er die an Ottershude vorüberführende Bahn vollendet, mit fünfundzwanzig Jahren bereits zu Heirathen vermocht und lebte hier mit Frau und Kindern im eigenen hübsch eingerichteten Hause, weil er sie gegenwärtig nicht mit Eisenbahnen befaßte, sondern einen bedeutenden Bau von mehrjähriger Dauer in­ der Hauptstadt leitete. Güd, behaglicher Lebensüberfluß und Zufriedenheit stand über jeder Thür, auf jedem Gesicht ver jungen Anges­­hörigen des Hauses, in welchen Geerdt fröhlich ven Nachmittag und Abend verbrachte, und das er erst spät, aufs Sorglichste für seinen neu einzu­­­schlagenden Studiengang berathen, verließ. Er war festgetet worden, auf welche polytechnische Schule er sich begeben solle, und freudig, mit dem Gefühl, einen wohlwollenden Freund in der Welt zu besigen, schritt er durch die nächtlichen Gaffen seinem Gasthof zu. Aber mehr als dies war es eine allgemeine, unbestimmte Empfindung, die ihn Brust und Fuß leichter heben ließ, wenn je­ ein glücseliger Schlag seines Herzens, daß alte Erin­­­nerung, Freundschaft, Liebe, Treue nicht durch die Zeit ausgelöscht werde, sondern bei dem edlen Gemüth im Leben fortbewähre, daß sie immer dieselbe sei und nur des Augenblicks der Wiederkunft warte, um sich fund zu thun. Halb wie ein Zruntener, doch nicht von dem Wein seines freundlichen Wilthes, ging Geerdt Gebaur so durch die Straßen der fremden Stadt,­­­auf denen nur bie und da noch­ einige Spätlinge mit ihın wanderten, er schien, als ob er den Weg jegt nicht so sicher, wie am Mittag zu finden hermöge, denn er stand oft stil und las beim Laternenschimmer die Namen der Straßen an ven Eden und gerieth in völlig andere Richtung, als die seines Safthofes. Immer stiler ward er um ihm leer, unverkennbar gelangte er in ein elegantes, vornehmes Quartier der Stadt, wo die Häuser stattlicher und inneren Reichthum verfündend in kunftvollerer Bauart aufwuchsen. Nun sete ihm einen Moment vor Herzschlag aus, denn er Ins plöglich „Linpen­­­straße”, und eine breite Allee 705 fig vor ihm entlang. Er trat hinein und suchte, wie er es an der Thür Haberland’s gethan, nach Hausnummern und Namen an den Gebäuden, aber zur Rechten und Linien lagen diese von­­­ Vorgärten umgeben und das Licht reichte nicht aus, Zahlen oder Buchstaben an ihnen unterscheiden zu lassen. Langsam schritt ver­­einsame Nachtwanderer durch die Allee, er hielt an, wo ein Lampenschein aus einem Unter herabsah, und blickte stumm Hinauf. Meunchmal bewegte sich dort ein Schatten an den niedergelassenen N­ouleaur vorüber und verschwand, dann ging der Süngling weiter. Wieder zurück zum Anfang und abermals hinab, immer in gleicher Weise, noch lange nach den auch das legte Licht in der Lindenstraße erloschen. Endlich schlug er von einem punkten Richthurm ein Uhr und mühsam fand er durch die jegt völlig menschenlosen Gaffen den Weg zu seinem Gasthof. Haberland hatte gesagt, daß er ihn am anderen Georgen abholen und zum Bahnhof begleiten wolle, doch Geerdt hatte nur ausweichend, fast mit einer unruhigen Haft darauf er­ordert, daß er ihn Bitte, sich die Mühe nicht zu machen, und sobald er erwachte, kleidete er sich Hastig an und verließ das Hotel, (Hortregung folgt.) 4­­5 bi

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