Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. April (Jahrgang 11, nr. 3130-3154)

1884-04-01 / nr. 3130

N m Rodacion und Adminiflration: Heltauergafje 23. Exigem­s mit u­­n- und Zieler- Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 kr., Halbjähri­­g fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung 2 Be mit Bustellung 1 fl. 3 fl., 6 St., 12 fl. Abonnement mit Postverseudung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Mr einäbeig Tfl., ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 7 NM. oder 10 #red., Halbjährig SEND. oder 20 a gell 23 AM. oder tee. Unfrantiste Briefe werden nicht angenommen, Manustripte nicht zurückgestellt. RN * .. « e I ·. :--· .«». N“ 3130. XI. Jahrgang. Hermannsadt, Dienstag, 1. April Bräm­merations-Einladung auf das Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. April 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch:Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährlich 2 fl. 50 fl. halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Bustellung 1 fl. 3 fl., 6 fl. 12 fl. — Abonnement mit Bostversendung: für das Inland: vierteljährig, 3 fl. 50 fl. Halbjährig 7 fl, ganzjährig 14 fl.; für das Ausland : vierteljährig 7 RM; oder 10 Fred, halbjährig 14 RM. oder 20 Fred., ganzjährig 2S RM. oder 40 Fred. Auswärfige Monatsabonnenten, welche vom 1. April an einzutreten wünschen, erhalten das Blatt im April: im Sulande gegen direkte Einsendung von 1 fl. 20 fr.; im Auslande gegen direkte Einsendung von 2 Mark 33 Pfennig oder 3 Francs 33 Centimes an da Hauptbureau (Hermannstadt, Heltauergaffe 23.) MB Pränumerationen und Inserats-Aufträge werden entgegenge­­­nommen: in Hermannstadt beim Hauptbureau, S Heltauergaffe 23, in der Buch­­­handlung Franz Michaelis, und Elisabethgaffe Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.” (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Die Heselstände in unserm Handel mit Yiumänien. IV. Eigenes Berjhulden. (Schuß.) (ich, daß diese Beglüdung Siebenbürgens mit so unerhörter Bab­ | (H.) Weiters müssen wir der bekannten Thatsache Erwähnung thun, daß die Baß-Polizei in Bredeal — man begreift nicht, zu welchem­ Zwedk— von ungarischer und rumänischer Seite sehr streng gehandhabt wird. Die Reisenden auf der Bahn und Landstraße werden maßlosen Pladereien unter­­­zogen. Der Zwedk davon ist, wie gesagt, nicht zu erkennen. Und völlig unerklärlich ist, daß diese Pappladereien nur an den Reisenden zwischen Siebenbürgen und Rumänien geübt werden. Ich habe es selbst erfahren, und von Reisenden aus jüngster Zeit versichern gehört, daß in Orjova niemand um den Paß gefragt wird. Es scheint wir strenge nur­ den fgefferjchen Burschen und Mädchen gilt, damit sie nicht so leicht nach Rumänien dienen gehen oder dahin auswandern konnten. Aber­­­ nein, das­ hohe Innenministerium muß ja doch bis num ü­ber die Gebühr erkannt haben, daß das Rumänien-Gehen nicht um einen Fingerbreit nachgelassen a, ob auch das Paßiesen noch so erschwerend und streng gehandhabt werde. Wenn die Zeit der Feldarbeit in Rumänien kommt, und wenn das Dienstboten-Eindingen in den rumänischen Städten an der Reihe ist, gehen jüngere und ältere Personen beiderlei Geschlechts, von den Steilern und Rumänen, zu Hunderten auf Umwegen der Gebirge nach­ Rumänien und kommen nach Monaten auf offener Straße zurück, behauptend, sie hätten ihre Bäffe verloren. Die rumänischen Beamten an der Grenze lassen sie ohne Hindernis herein nach Siebenbürgen eintreten, damit sie nicht ab­­­geschrect werden, bald wieder als willkommene Arbeiter und Dienstboten nach Rumänien zu kommen. Die 1. ungarische Grenzbehörde kan nicht anders, al sie gleichfalls herein nach ihrer Heimat eintreten zu lassen. Die Rap-Chaifane kan­n auch unmöglich darauf hinzielen, das Reise­­­­­­publikum von der dem Staat gehörigen Bahnstrecke Bufarest—Predeal— Ofenpest abzuschieden und auf die Linie Bufarest—Drfova—D­fenpest zu renfen, wo das Interesse der österreichischen Staatsbahn-Gesellschaft gefördert wird. Der Erfolg aber entspricht dieser unglaublichen Vorauslegung. Ich hörte es in diesem Sommer aus dem Munde eines begü­erten rumänischen Badereisenden, wie er versicherte, die vermögenderen familien aus ihrem Land gingen schon deshalb weniger gern in die siebenbürgischen Bäder, weil die Bahischerereien beim Eintritt in dieses Land unangenehm seien. Nachdem wir so die in die Hände der Staatsverwaltung gelegten Uebelstände und Hindernisse, die unserm Handel und Arbeitverkehr nach R Rumänien im Wege stehen, und nachdem wir die bald in Angriff genom­­­menen, bald der Eingriffnahme harrenden Mittel der Beseitigung dieser Hindernisse einer Heberschau unterzogen haben, dürfen­ die in uns selbst, in unsern eigenen Schwächen und Säumrissen gelegenen Ursachen des sin­­­denden Manutfakten-Ablages nach Rumänien nicht unerwähnt bleiben. Das Heinliche, zopfige Wesen des siebenbürgischen Gewerbes, besonders desjenigen, das für den­ Export nach den untern Donauländern arbeitet, ist ein Uebelstand, den die Regierung, die Konsulate und die bösen Zoll­­­ämter nicht beheben können; gleichwohl ein Uebelstand, der unserem Verkehr nach den genannten Ländern eine schwere Herablegung bereitet; denn er verursacht das stetige Sinsen der Nachfrage ‚nach den siebenbürgischen Waren , während diejenigen der Oesterreicher, Engländer, Deutschen, Franzosen, Schweizer immer mehr Plan erobern. Die Marktware aus diesen entfern­­­teren Ländern zieht den Käufer auch in Rumänien und Bulgarien immer mehr an, weil sie geschmackvoller gearbeitet und billigeren Preises ist. Die fabriksmäßige Produktion zu ergreifen, um m­assenhafter zu er­­­zeugen und mit geringerem Nußen sich­­h begnügen, also billiger die Ware ablaffen, diese aber dennoch besser, geschmachvoller Herstellen zu können, will bei uns nicht recht von der Stelle­ gehen, obgleich in einigen Beispielen der beste Erfolg vorliegt, der fr sicher anzunehmen ist, sobald die Sache mit Intelligenz und Fleiß und Geldmitteln angegriffen wird. Die pünktliche treue Ablieferung der bestellten Ware, das Anbieten derselben in einer soliden Qualität und in einer Form, die den Abnehmer im fremden Lande anzieht, feinem Geschmach und Bedürfnis entspricht — das sind die wesentlichen Erfordernisse eines lebhaftern Ablages nach dem Ausland, wie nach­ dem Inland; und fat eben jo wesentlich ist die ge­­­schmachvolle Umhüllung und anladende Vorlage der Ware. Diese Erfordernisse zu Leiten, ist in unsere Hände gelegt! Entspricht die gewerbliche und kaufmännische Geschäftswelt Diesen Erfordernissen nicht, so ist dann — besonders in den halb- und ganz­­­orientalischen Abjabgebieten — alle Hilfe vergeblich, die vom Geset und „der Regierung bestens verabreicht werden mag. I­­ nkämimkrationenandInseraie übernehmen­ tubu-dem Hauptbureau,Heltanergnist Nr.23:in Kronstadt Heinrichzeiii­etz Links­ z­­­nandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erber, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch- Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. CÜpelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube , C. Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Toftet beim einmaligen Einraden 7 tr., das z­weitemal je 6 tr., das prittemel je 5 tr. 6. W. exclusive Der Stempelgebühr vun te­­hr 1884. — , guts dem ungarischenzteichstaga Pest,27.März. Auf der Tagesordnung steht die Generaldebatte über den Gewerbe­­­gesetz-Entwurf- Referent Graf Edmund Bethlen:Unser heimischer Gewerbestand­­­ hat in den letzten Jahren in zahlreichen Versammlungen und an das Abge­­­ordnetenhaus gerichteten Petitionen immer nachdrücklicher die Revision des 1872­er Gewerbegesetzes gefordert;infolgedessen hat die Regierung in Fach­­­enqueten alle Seiten der Angelegenheit erörtern lassen und hat sodann auf Grund­­­lage der Ergebnisse dieser Beratungen,sowie der ihr auch anderwärtig zur Verfügung stehen­den Daten und Erfahrungen das Gesetz von 1872 umge­­­gearbeitet und den vorliegenden Entwurf eingebracht.Redner schildert sodann die verschiedenen Petitionen,die an den volkswirtschaftlichen Ausschuß einl­egr und die sich zumeist auf die Einführung des Befähigungsnachweises beziehen und die Art,wie der Ausschuß dieselben in Berücksichtigung zog,ferner in welcher Weise der Ausschuß einzelne Gesetzesbestimmungen umarbeitete.Nachdem Referent die einzelnen Bestimmungen aufzählte,empfiehlt er die Vorlage zur Annahme- Handelsminister Graf Paul Széchenyi:Dem geehrten Hause ist es bekannt,daß,als ich dem allgemeine arische nachgebend,mich an die Revision des Gewerbegesetzes machte,das interessierte Publikum in zwei ein­­­ander schroff gegenüberstehende Lager geteilt war.Die eine Partei wollte im Sinne des 1872-er Gesetzes die vollkommene Freiheit des Gewerbebetriebs aufrechterhalten wissen,während die andere das Gewerberecht an eine Quali­­­fikation binden und beschränken und die freie Assoziation durch die Zwangs­­­genossen­ 5a’­ erregen wollte. In dieser Situation Hatte ich nur zwischen Bimeierici zu wählen. Ich mußte mich nämlich einer oder der anderen Partei anschließen und entweder das bestehende Geieg mit einigen geringen Wendel­­rungen oder ein ganz entgegengeseßtes neues Geje dem Hause vorlegen. Und dann wäre die eine Partei zufrieden ge­wesen, während die andere sich nicht beruhigt hätte, bi wir das Ge­werbegeieg nicht aufs neue revidiert hätten. Oder ic) mußte Mittel und Wege finden, um hinsichtlich der die Entwicklung und Veränderung der Industrie bezwehenden Bestimmungen, wie auch Hin­­­sichtlich der Regelung des Assoziationswesens, insofern hiedurch den Konsu­­­menten und den einzelnen Interessenten sein Schaden erwährt, ein Kompro­­­miß zu Stande zu bringen. Dieses Kompromiß war einigermaßen auch in dem ursprünglich von mir eingereichten Gefäßentwurf bereits vorhanden, und als vor Beginn der Verhandlungen des volkswirtschaftlichen Ausschusses die Ansichten der inte­­ressierten Ge­werbetreibenden massenhaften Ausdruck fanden und darin eine gewisse Annäherung zu bemerken war; und als der Ausschuß selbst, die Wünsche der Gewerbetreibenden würdigend, seinerseits zu einer Annäherung geneigt war, da sah ich in den vorgenommenen Modifikationen nur eine Er­­­gänzung meines Entwurfes,­­­weshalb ich mich diesen Modifikationen vollinhalt­­­lich anschloß. Was aber im Gelegentwurfe, wie er dermalen dem Hause vorliegt, betreff3 der Regelung der Korporationen alternativ ausgesprochen ist, daß wird sich meiner Ansicht nach im Leben, in der Praxis ausgestalten; es ist nicht ausgeschlossen, daß entweder auf Wunsch der Gewerbetreibenden die ob­­­ligatorische Zwangsgenossenschaft gebildet werde oder aber, falls die Mehrzahl der Gewerbetreibenden dies nicht wünschen sollte, das Assoziationssyften, so wie es heute besteht, auch weiter bestehen bleibe. Es ist also beiden Rich­­­tungen die Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln und die Zeit wird zeigen, welche von beiden die bessere sei; denn ich glaube und rege von der Bildung und Einsicht unserer Industriellen voraus, daß sie das Bessere erwählen und an je zahlreicheren Orten praktisch durchführen werden. Wohl aber ist die Möglichkeit benommen, daß durch überlaute Broffa­­­mierung der Ansichten Einzelner der Majorität eine Institution aufostroyirt werde, deren Tragmweite oder Zriedmäßigkeit diese nicht einzusehen vermag. So glaube fonach, daß dasjenige, was von den Wünschen der interessierten Breise noch nicht in Erfüllung gegangen ist, die Zeit bringen werde und das die Zeit auch jene Lüden ausfüllen wird, welche sich­ vielleicht zu Anfang der Wirksamkeit des neuen Gefeges fühlbar machen konnten. Da nun dieser Ge­­­feßentwurf bestrebt ist, allen Anforderungen zu entsprechen und — wenn auch nicht sofort, so doch mit der Zeit — auch die Gemüter versühnen und be­­­sänftigen wird, erlaube ich mir, die Vorlage in der Umarbeitung des volfs­­­wirtschaftlichen Ausschusses dem geehrten Haufe zur Annahme im allgemeinen wie in den Detail zu empfehlen. (Lebhafter Beifall.) Graf Eugen Zichy: Ich erfülle eine doppelte Pflicht, indem ich zu diesem Gefäßentwurf das Wort nehme. Als Abgeordneter muß ich dahin wirken, daß die volkswirtschaftliche Entwicklung des Landes auf gesunden Grundlagen geschehe. Im Staatsleben ist aber die Entwicklung der Industrie eine conditio sine qua non einer gesunden, organischen Existenz. Heute liegt der Entwurf, welchen wir unablässig urgiert haben, dem Hause vor und ich habe auch als Wortführer des Landes-Industrievereins, der ich hier im Hause und allenthalben und bei jeder Gelegenheit die Revi­­­sion des Gewerbegefeges urgiert und gefordert habe, weil ich auf Schritt und Tritt jene Verheerungen sah, welche infolge jener Disziplinlosigkeit in den Werkstätten zu Tage traten­, — die Pflicht, das Wort zu nehmen. Heute, da ich dem modifizierten Entwurfe gegenüberstehe, bin ich — so groß auch meine Bedenken waren, als ich die Vorlage zum ersten Male zu Gesichte bekam — weit beruhigter, weil ich ehe, daß den Bitten und Wünschen der Gewerbetreibenden Rechnung getragen wird. (Widerspruch auf der äußersten Linien.) Ich stimme dem Entwurfe mit Beruhigung zu, denn ich hoffe dasselbe was der Herr Minister hoffte, als er jener wesentlichen prinzipiellen Be,­­­ Bouffleton. Theo. Bon Frances Bnrnett. (1. Fortjegung‘) „Aber du fannst das nicht,“ erwiderte Pamela fest, „also laß die ganze Sache ruhen.” „Ich weiß, daß ich es nicht kann,” sagte Theo und ihre komische Re­­­signation ließ auf eine Reihe früherer Enttäuschungen schließen. „Du weißt, ich habe nichts anzuziehen und ich konfte am allerwenigsten hingehen ohne eine hübsche Toilette.” Wiederum trat Schweigen ein, Theo hatte ihre Arbeit mit einem Seufzer wieder aufgenommen und Miß Pamela nähte fleißig weiter. Sie war nie müßig, immer schweigsam, und jet waren ihre Gedanken vollständig in An­­­spruch genommen. Sie bate auch an Lady Throdmortons Einladung. Diese war eine Halbschwester ihres Vaters und erstrebte von der Höhe ihrer Stellung herab hin und wieder großmütig ihren Schuß auf die Familie. Pamela war während ihres einzigen Besuches in London unter dem Schuße dieser Ver­­­wandten mit Arthur Brunmwalde zusammengenommen und hatte sie mit ihm verlobt. Aber als Arthur starb und Lady Throdmorton sah, daß Pamela entschlossen war, ihre Jugend auf dem Altar ihrer toten Liebe zu opfern, hatte sie seine Geduld mehr mit ihr.. Das sei abgeschmaht, meinte sie, Herr­­­ North könne das nicht erlauben, und, wenn Pamela darauf bestehe, würde sie ihre Hände bei der ganzen Sache in Unschuld ma­chen. Aber Pamela war unerschütterlich, und daher hatte sie ihre Beichberin seitdem nie wieder gesehen. E83 ereignete sich jedoch, daß Ihre Gnaden sich plößlich Theo’3 erinnerten, deren reizendes Heigeumergesicht ihr einmal gefallen hatte, und die Sorge dieser Erinnerung war eine sofortige Einladung. Der Brief war an demselben Morgen beim Frühfund angekommen und hatte einiges Aufsehen verursat. Einen Besuch in London unter solchen Aufpiesen hätte man sie nicht träumen lassen. „Ich wünschte, ich wäre Theo“, Hatte Johanna gemurrt. „Sie be­­­kommt immer den Löwenanteil bei allem,weil Elie und ich ein wenig jün­­­ger wie sie sind.“ Und Theo errötete biß unter ihre sanften unschuldigen Augen, sie ver­­­nachlässigte das Butterbrodschneiden, um gleich darauf zu plößlicher Verzweif­­­lung zu erwachen. „Aber — aber Mama, ich Habe nichts Paffendes anzuziehen“, sagte sie in ängstlichem Tone. „Nein”, sagte Frau North, indem sich­ zwei bis drei neue Linien auf ihrer abgehärmten Stirne bildeten: „und da wir dir nichts Faufen können, so kannst du auch nicht gehen, Theo.” “ Und so war das Luftschloß,welches sich einen Augenblick zuvor so ver­­­heißend aufgetürmt hatte,zertrümmert von der Berührung mit dem rostigen Zauberstabe einer heruntergekommenen guten Familie.Das freudige Erröten verschwand aus Theo’s Gesicht und mit schmerzlicher Enttäuschung begann sie wieder Butterbrode zu schneiden.Darum beobachtete sie jetzt die eintretende Flut in so unbewußter Sympathie mit dem einförmigen Schlag der grauen­ Wellen und ihren eintönigen,kriechenden Klagetönen;darum hatte sie selbst von Pamela ein wenig Sympathie erwartet,und,in Verzweiflung darüber,sie nicht zu gewinnen,beugte sie sich wieder über ihre undankbare Arbeit und flickte und stopfte,bis die Flut hinter dem Nebelschleier verschwunden und kein Lichtschimmer mehr da war. Nun hatte die Stille ein Ende. Sobald die Lampen im Dunkeln draußen flimmerten, erschienen die Knaben , Ralf, Arthur und Sad, na­­­türlich alle Hungrig und lärmend. Sie Hatten eine Höhle am Strand ge­­­graben und den ganzen Abend „Schmuggler” gespielt und ein Bursche Hätte einen wirklichen Hirschfänger und eine wirkliche P­istole, die seinem Deater ge­­­hörten, mitgebracht und sie hätten im Spiele ein Gefecht mit der Küstenmwache gehabt; sie wären so hungrig wie die Rotkehlchen, ob der Theo nicht fertig sei und ob PBanı ihnen nicht Stachelbeermus geben solle ? Pamela legte ihre Arbeit bei Seite und verließ das Zimmer, und Ralf, welcher die Gewohnheit hatte, Theo gelegentlich zu beichtigen, kam in seine Lieblinggehe und sehte sich nieder, indem er nach Knabenart die rauhen Hände um das Knie schlang. „Weißt du, Theo“, begann er, „wie viel würde es wohl fosten, einen Hirschfänger — einen wirklichen — zu kaufen ?” „Ich weiß es nicht“, sagte Theo, „ich Habe nie einen Hirschfänger, gekauft, Ralf.“ ‘ „Nein, natürlich nicht, was sollte ein Mädchen mit einem Hirschfänger anfangen? Aber könntest du es nicht erraten? Nun­­­ tat einmal! Würde er wohl ein Pfund kosten.” „Das glaube ich wohl“, bemühte fi Theo mit einem Anschein von Interesse zu antworten. „Ein guter fojtet so­ viel.“ „Nun, ich möchte einen guten haben”, sagte Ralf nachdenklich; „aber wenn er ein Pfund kostet, werde ich nie einen kaufen künnen. Nicht wahr, Theo, wir bekommen in diesem Hause auch gar nie, was wir haben möchten ? „Nicht oft”, sagte Theo ein wenig bitter. Ralf sah zu ihr auf. „Höre“, sagte er Scharfsinnig: „ich weiß woran du denfst. Ich sehe es in deinen Augen. Du denfst daran, daß du nicht zur Lady Throdmorton gehen kannst, und das ist wirklich schlimm. Da du ein Mädchen bist, Hättest du dich auf deine Weise vergnügen künnen. Ich würde Lieber auf ihr Gut nach Linkolnshire gehen, wo der alte Throcmorton seine Jagden abhält. Vater sagt, daß einem guten Schüßen erlaubt sei, so viel Wild mitzunehmen, als er tragen könne, und man käme sehr bald zum Schuß. Ich kanıt vortrefflich mit Bogen und Pfeil zielen. Aber danach sehnst du dich nicht, nicht wahr? Du willst nach London gehen und viele schöne Kleider und dergleichen Dinge haben. So sind die Mädchen immer, aber das wäre nicht? für mich.“ „Ach, Ralf!” stieß Theo aus, „indem ihre Augen sich sofort mit Thrä­­­nen füllten. „Sage das nicht, ich kann es nicht anhören. Denfe nur, wie vergnügt ich hätte sein künnen, und nun zu wissen, daß ich nicht gehen kann und daß ich nie ein anderes Leben als dieses führen werde!“ Ralf öffnete seine runden Augen in einer Weise, die allgemeine Unzuf­­friedenheit ausdrücke, (Fortlegung folgt.)

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