Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. November (Jahrgang 11, nr. 3311-3335)

1884-11-01 / nr. 3311

: “rn 3. E Medaktion und Adminiffrafion Heltauergafje 23. Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Heier­­­tage täglich). Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 $1. 50 fl., halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl, 3 fl, 6 fl, 12 fl. Abonnement mit Polversendung: — Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Br., Berbjährig Tfl., ganzjährig 14 fl. Für das Ausland: « vierteljährig 7 RM oder 10 chs.,halbjährig 14 RM.oder 20 FrischF ganzjährig 28 RM. oder red. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen, Danuffripte nicht zurückgestelt. Ne 3511. Xl. Jahrgang. Siebenbürg j-Dentiches _ Sermaunfadt, Samstag, 1. Movember Prännmerafions-Cinlapung auf das · Mitsiebenbürgisch Deutsche Tageblatt. Am 1. November 1884 beginnt ein neues Abonn­e­­­men: auf das „Siebenbürgisch Ddentiche Tageblatt”. 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Der Verlag des,,Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.« (Hermannstadt,Heltauergasse Nr.23.) Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 28, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz Fr. Wachsmann Nr. 187, Sächs.­Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt , M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweitemal je 6 ., da3 drittemal je 5 fr. 6. W. exclusive der Stempelgebiifr von je 30 fr. 1884, - GeschichtedesevangecifchenGymnastuuwthits-ser­­­mannftadt Vor zwei Jahren erschien in dem Archiv des Vereins für sieben­­­bürgische Landeskunde(17.Band,1.Heft)der erste Abschnitt der Geschichte des Hermannstädter Gymnasiums vom Herrn Seminarlehrer Dr.«Dr.Te­utsch, umfassend die Anfänge der Schule 1380 bis 1756.(Besprochen im»Sieben­­­bü­rgisch-Deutschen Tageblatt«Nr.2612 vom 22.Juli 1882).In diesem Jahre hat nun das Vereinsarchiv im 2.Heft de­s 19.Bandes den zweiten Teil,zugleich auch Schluß jener Arbeit gebracht,welcher den Zeitraum von 1756 bis 1850 in sich schließt. Damit ist denn eine alte Schuld an diese Anstalt abgetr­jgen und hat endlich eine ihrerwürdige geschichtliche Darstellung an dieie Schule erhalten,welche das edelste Kleinod der Stadt bildet,wovon jeher»«das Herz unseres Volkes«schlägt; «­­­ zweiten in unserer Mita, eine lange Reihe ansogeghrensn Miger gerad auch in diesen legten behandelten Zeitraum 1196 bis 1850 segengreich gewirkt hat. Wenn wir nun auf die abgeschlossen vor ung Tiegende Arbeit wiederum, wie auf ihre erste Hälfte, mit einigen Worten hier Hinweisen, fo thum wir das nicht nur deswegen, weil sie solches wegen ihrer Treff­­­lichkeit verdient, sondern weil man aus derselben ganz vortrefflich lernen fan, war die Hermannstädter Schule und neben derselben ihre Schwester­­­anstalten in den anderen sächsischen Städten unserem Wolfe von jeher ge­­­wesen und was sie alle auch weiterhin ung sein künnen. Es ist ein reiches urkundliches Material, welches der DVerfasser zu diesem zweiten Teil der Geschichte aus den Archiven des Hermannstädter Gymnasiums, Presbyteriums und Kapitels, sowie dem des Oberkonsistoriums­­usammengetragen und verarbeitet hat. Allerdings haftet dem Material, h, bedeutend e3 auch ist, ein großer Mangel an, e3 bezieht sich mehr auf den äußeren Zustand, die äußeren Geschehnisse und wechselnden Einrichtungen der Schulanstalt, der Geist, von welchem dieselbe zu den verschiedenen Beiten durchdrungen war, von welchem Lehrer und Schüler innerlich ge­­­won Dr.Fr.Teutsch, die Schule, an welcher wie kaum an einer_| Neugeboren, 3. Binder, 3. Bergleiter, 3. G ©. Weniih, 3. E. Schuller, dr. Phlepg entgegen! Unter ihnen sowie unter den mit ihnen zugleich wirkenden Zehrern, die nicht zum Nektaste gelangten, — wir erinnern nur an die hervorragendsten der Toten der älteren Zeit, an 3. Filtich, 3. Seimerth, 3. ©. Schuler, M. Adner, u. a. — finden wir Männer, welche zu den hervorragendsten Gelehrten, Schul- und Kirchenmännern unseren Wolfes zählen. Drei von diesem­ Nektoren sind zur Bischofswürde von unserer evang. Landeskirche berufen worden und haben diese Ehren­­­stelle durch besonders hervorragendes Wirten ausgefüllt. In der That, man kann wohl sagen, daß in dem bezeichneten Zeit­­­raum der wissenschaftlichen und schriftstellerischen Thätigkeit unseres Volkes von Hermannstadt aus Antrieb und Richtung gegeben wurde und daß „die Hermannstädter Schule damals im Mittelpunkte des nationalen und wissen­­­schaftlichen Lebens" im Sachenlande stand. “3 ist diesbezüglich insbesondere hervorzuheben und durch die vor­ liegende Arbeit von Dr. Teutsch sehr schön nachgewiesen, daß die politischen Kämpfe um das Jahr 1790, welche auch damals wieder unsere Nation für ihre Lebensbedingungen zu bestehen hatte, die hervorragenden Schulmänner Hermannstadts zu erhöhter wissenschaftlicher Thätigkeit zumal im Gebiete der Geschichtsforschung antrieben; begonnen hatte freilich diese Thätigkeit schon früher. Diese Kreise haben Schlözer zu feinen „Kritischen Samm­­­lungen“ bewogen; sie haben mit Eder zusammen gearbeitet; in ihrem Luftkreis hat 3. &. Schuller’s Jugend geatmet. Die fachliiche Geschichts­­­schreibung der heutigen Tage ruht auf dem festen Grunde, welchen Feller, Eder und 3. EC. Schuller unter ung gelegt haben. Und doch, unter welche armseligen äußeren Verhältnissen hat sich die Arbeit jener Nektoren und Lehrer von 1756 bis 1848 in Schule und Wissenschaft vollzogen! Die geradezu ummilchigen Gehalte, welche sie be­­­zogen und die unregelmäßige Auszahlung derselben während des ganzen Zeitraumes sind der dunkelste led an dem Geschichtsbild, welches so viel des Schönen und Erhebenden ung­­edarbietet. 3a, die Lehrergehalte wachsen nicht im Laufe der Zeit, wie man es doch wohl erwarten sollte, sondern sie sinken vielmehr. Der Nestor bezieht neben freier Wohnung an Gehalt im Jahre 1763: 438 fl. 20 fl.; im Jahre 1793: 338 fl. 37, fr.; im Jahre 1808: 150 fl.; im Jahre 1830: 127 fl. 92"), fr. Noch im Jahre 1838, in welchem 3. &. Schüler als stand der Gehalt des Nektors nicht höher als auf 220 fl. W. W. Die drei jüngsten Lehrer, die "Extraordinarii" wurden im Jahre 1763 für ihre geistige Arbeit mit je 29 fl. 30 fl. entlohnt. Dieselbe Ent­­­lohnung fiel noch im Jahre 1830 den zwei ersten Collaboratoren zu. Der dritte bis fünfte Collaborator aber erhielt aufs ganze Jahr das unglaub­­­fte — soll man jagen Gehalt oder Trinkgeld von 4 fl. 10 fl., age vier Gulden zehn Kreuzer! Allerdings bezogen alle diese Lehrer von dem Privat­­­unterricht, welchen alle Schü­ler besuchen mußten, nicht unbedeutende Summen, aber wie viel Demütigendes und Umunwürdiges, abgesehen vom Unpädagogischen, lag in diesem Teil der Bezüge für den Lehrer! Selbst die jährliche Samm­­­lung von Haus zu Haus, deren Ertrag teilweie auch den akademischen Gymnasiallehrern zufiel, war nicht im Stande, eine angemessene Entschädigung der Lehrerarbeit zu ermöglichen. Daß aber die städtischen Behörden so gar nichts zur Behebung dieser Möbelstände thaten, das scheint uns nicht so sehr im Mangel an entsprechenden Mitteln, als vielmehr in der Engherzigkeit der „weltlichen Herren“ gelegen zu sein, trieben, strebten und arbeiteten, der wird nug weniger sichtbar und er­­­kenntlich. Freilich ist auch nichts schwerer, als den Geist einer Schule rein und ungefälscht aus den Schriftstücen einer längst entschwundenen Zeit zu erkennen.. Wenn er indes wahr ist, daß der treibende Geist der Schul­­­anstalten am sichersten aus ihren Lehrern und Leitern sich erschließen läßt, dann ist gewiß das Jahrhundert 1756 bis 1850 für das Hermannstädter Gymnasium ein glänzendes und glorreiches gewesen, groß einzelner Furter Bwoifchenräume, in denen sie der Strom seines geistigen Lebens schläfriger bewegte. Welche Reihe ausgezeichneter Nektoren treten und in den Namen „A. Schunn, M. Felmer, D. Filith, 3. U. Müller, I. Bredner, D. ©. “A .„ Wenn zum Bau des Gymnasialgebäudes im Jahre 1779, welches nicht mehr als 24.000 fl. erforderte, eine Sammlung in der Stadt, in allen Kapiteln der Landeskirche, in allen sächsischen Streifen, unter den Glaubensverwandten in Ungarn, ja selbst im protestantischen Ausland in Aussicht genommen und beschlossen wurde, dann ist uns bei solchem Mangel an Kraft zu großen Entschlüssen und Opfern sehr gut verständlich, daß für eine wü­rdigere Stellung der Lehrer nichts gethan wurde. Der zukriftige Pfarrzehnt sollte den Lehrer auch für seine Schularbeit entschädigen, das war die einfache Zo­it damals nicht nur in Hermannstadt, sondern aller­­­orten im Sachsenlande. Lehrer, den außerordentlichen Gehalt A OA, aus Nationalmitteln bezog.­­­ Um so erhebender ist es, daß diese selben Lehrer, welche man in solche unverantwortlicher Weise darben ließ, doch ungebeugten Mutes 1778 er­­­klären: „sie werden nicht müde werden, ihre legten Kräfte im Dienste des Vaterlandes, dem sie Bürger, und im Dienste der Menschheit, der sie Menschen zu bilden das Glüc haben, zu verbrauchen.“ Und es ist gewiß nicht zu viel gerühmt, wenn der Verfasser über jene Männer das Lob aus­­­spricht: „So findet denn die wissenschaftliche Arbeit jener Jahre in den Hermannstädter Lehrerkreisen eine mehr als gewöhnliche Teilnahme . . Unter den denkbar ungünstigsten Umständen werden sie nicht müde in dieser stillen Thätigkeit." Wir aber werden im Hinweis­ auf dieses Leuchtende Beispiel begeisterter Pflichttreue anerkennen müssen, daß fü­r den blühenden­­­ Zustand einer Schule gute Lehrergehalte von großer Bedeutung sind, doch von weit größerer Bedeutung noch ist für denselben der ideale Re und die ausdauernde Begeisterung eines gottbegnadeten Lehrers gemütet. Drei Organisationen hat die Hermannstädter Schulanstalt in dem Jahrhundert von 1756—1850 durchgemacht. Die erste ging aus vom Rektor Andreas Schun­ und seinem Mitarbeiter und Nachfolger Martin Selmer im Jahre 1756. Sie hat im wesentlichen gedauert bis 1834. Zwar hatte das Oberkonsistorium bereits im Jahre 1822 von einer Kom­­­milsion ausgezeichneter Schulmänner einen Lehrplan für die Gymnasien ausarbeiten lassen. Aber die durch sein Gesäß geforderte Bestätigung der­­­selben durch den „Hof“ ließ neun Jahre auf sich­ warten, und als sie end­­­lich erfolgt war, unterließ man seinerseits das Oberkonsistorium die Ein­­­führung des vorzüglichen Lehrplanes, welche, von Unten betrieben, endlich 1835 erfolgte. Aber gerade in Hermannstadt blieb der neue Lehrplan in jeher unwesentlichen Punkten unausgeführt, gewiß nur zum Schaden der An­­­stalt selber. Aber es fehlte zu jener Zeit für unser gesamtes Schulwesen nicht nur an Mitteln zu entsprechenden Lehrergehalten und fü­r anderweitige Bedürfnisse, sondern auch besonders an einer thatkräftigen, zielbewußten, einheitlichen Zeitung im ganzen wie in den Teilen. Es ist wahrhaft bejammernswert, zu sehen, wie vom Jahre 1807 an­­­gefangen das Oberkonsistorium den Anlauf nimmt, die Zeitung des gesamten Mittelschulmeiens an sich zu ziehen und besonders eine Lehramtsprüfung einzuführen. Das Unverständnis unter den Kandidaten ebenso wie unter den Mitgliedern der einzelnen Konsistorien bringt die Sache immer wieder­­­ zu all. Erst „als die Zeit erfüllet war“, als der Sturm des Jahres 1848 alle Schläfer unseres Wolfes aufgerüttelt hatte, als alle­­­ deutenden­ Kreise den Segen und die Notwendigkeit solcher Kandidatenprüfungen be­­griffen, dann wurde, was vier Jahrzehnte früher unmöglich gewesen, ohne Kampf und Mühe zur Wirklichkeit. Er braucht eben nicht bloß der Same natürlichen, sondern au) der Same geistigen und sittlichen Lebens die gehörige Zeit, um zu feimen und weiterer Entwiclung fähig zu werden. Das zeigt sich recht Härlich auch­ an anderen Dingen. So regt sich Ichon vom Beginn des 18. Jahrhunderts angefangen fortwährend der Ge­­­danke, die Hermannstädter Schule zu einer Art Hochschule Fortzubilden. Dan wollte den so teuern Besuch der ausländischen Universitäten überflüssig machen. Endlich fand der Gedanke seine Verwirklichung, aber nur teilweise, in der 1843 gegründeten sächsischen Rechtsakademie in Hermannstadt. So entstand schon zu Anfang dieses Jahrhunderts das natü­rliche Verlangen, im Ew eg nn zu gemeinss­­amer Arbeit fi auflösende Gesellschaft der siebenbürgischen Geschäftsfreunde, in welcher Magyaren und Sachsen friedlich die Hand sich reichten. Wenige Jahre nach ihrer Auflösung ging eine neue Anregung nach dieser Richtung von Her­­mannstadt aus, Doch vergeblich. Erst im Jahre 1841 trat endlich unter allgemeiner begeisterter Teilnahme der Verein fü­r siebenbürgische Landes­­­funde ins Leben. Aehnlich ist 3 gegangen mit der Untersa­gung unserer Schulanstalten aus Mitteln des Nationalvermögens. Bereits 1836 wurde dieser segensreiche Gedanke ausgesprochen; er war der erste Keim. Acht Jahre päter erklärte I. Bedeug eine Unterfrügung des Hermannstädter und Schäßburger Gymnasiums aus Nationalmitteln für die „Verbesserung und zu verbinden. Es entstand für kurze Zeit die bald_ wieder EEE Tun Benilleton. f en »3// Aus der Jugendzeitf. Bon 2. Migula (6. Fortlegung.) Den 14. Mai. Gestern und vorgestern war recht häßliches Wetter, Regen und Wind, es war ganz ungemütlich. Gestern Nachmittag kam Effe, um mich abzuholen. Ich sollte mit ihr die berühmte Spielhölle ansehen. Ic wäre gern mitgegangen,­­­ muß ganz interessant sein, die Spieler zu be­­­obachten. Aber Bapa wünschte nicht, daß ich die Spieltische ohne seine Be­­­gleitung aufsuche, und bei dem unfreundlichen Wetter durfte er das Zimmer nicht verlassen. Doch hat er mir versprochen, mich dieser Tage Hinzuführen. Ich glaube, Elfe hat einen besonderen Grund, die Spielbank zu ber­­auchen, sie Hofft Billi­y, der sich, wie sie wagte, nirgends jeden ließe, dort zu treffen. Unser Doktor erzägfte neulich, daß der Pole ein leidenschaftlicher Spieler sei und nur deshalb in Baden-Baden verweile. Ich wiünschte, wir hätten morgen wieder sehönes Wetter. Welch herr­­­licher Sonntag wäre das wieder!­­ch sehne mich so nach einem Spaziergange. Hier schließt mein Tagebuch. Ich hatte in der folgenden Zeit nicht die Gedanken dazu, es weiter zu führen, und ich will mun berichten, zwar mir im Gedächtnis geblieben. Siebentes Kapitel. Ein Abenteuer. Ich hatte Schon früher erwähnt, daß ich mir vorgenommen, Softer Lichtenthal zu zeichnen. Der Weg dorthin war reizend und höchst romantisch. Ich entschloß mich endlich, einen Ausflug dorthin zu machen, so sehr es mir widerstrebte, allein zu gehen. Aber Elfe um ihre Begleitung zu bitten, fiel mir nicht ein; seit sie sich um meinetwillen von Bil­dy vernachlässigt glaubte, benahm sie sich mir­­­ gegenüber zu sonderbar. Ein maienfrischer, herrlicher Sonntag brachte meinen Entschluß zur Aus­­­führung. Am Morgen zog ich mich recht Frühlingsmäßig an, ein duftiges weißes Pferd mit vielen himmelblauen Schleifen, und ging zur Kirche. Als ich aus dem Hause trat, bemerkte ich Bilicky in einiger Entfernung auf einer Bank fitend und zu unseren Senftern emporgehend. Als er mich gewahrte, sprang er Schnell auf und kam höflich grüßend auf mich si. „Wollen Sie den köstlichen Morgen in freier Natur genießen, mein gnädiges Fräulein ?” redete er mich an. „Nein, ich gehe in die Kirche”, entgegnete ich kurz, auf mein Gesang­­­buch deutend, „D, natürlich, dahin gehören auch die Engel.” Ungeduldig wendete ich ihm den Rü­den und schritt weiter, ohne ihn durch meine Unart zu­­­ verscheuchen. Er blieb ruhig an meiner Seite und fuhr fort, mir Komplimente und Albernheiten zu jagen, so daß ich froh war, als wir die Kirche erreichten. „Beten Sie für mich, s­­chöne Heilige”, flüsterte er mir zu, und nach mir eintretend, feßte er sich seitwärts auf eine Bank nieder, Ich muß gestehen, daß seine Gegenwart, meine Andacht bedenklich störte, ich war zerstreut und darüber ärgerlich. Auf dem Nihwege zwang er mir abermals seine Begleitung auf. Mir fehlte der Mut, ihn mit Worten bestimmt zur­ezumeisen. Ich freute mich, auf seine Frage, „ob wir Nachmittag das Konzert besuchen würden”, ein kurzes „Nein!” antworten zu künnen, was ihn sehr zu ärgern schien. Boi unserer Hausthür verabschiedete er sich von mir, S­ aß gemütlich mit Papa Mittagbrod und plauderte dann mit ihm, bis die Hiße nicht mehr so drühend mar, dann nahm ich meine Zeichen­­­mappe, jagte ihm Adien und wanderte fröhlich und sorglos die Lichtentha­­ler Allee entlang, die um diese Zeit ziemlig einsam war. Ich machte noch einen kleinen Umweg und langte endlich­ an meinem Biere an. Ach, es ist ganz Föstlich da ober. Man hat eine so liebliche Aus­­­sicht: das Thal der Dos, in dem Baden-Baden wie ein Juwel gebettet Liegt, die vielen alten Schlösfer und Burgen auf den Bergen ringsum, die ganze Erde in frü­hem Frühlingsschmud, wer möchte da nicht Hundert Augen und und Hände haben, diese weiche Zauberwelt zu schauen und wiederzugeben! Ich konnte mich nicht satt sehen und begann erst nach geraumer Weise meine Arbeit, in die ich mich nan, um die V­ersäumnis einzubringen, mit doppeltem Eifer vertiefte. Wohl eine Stunde mochte ich ununterbrochen gezeichnet haben, als ich pröglich nicht neben mir die Worte ausrufen hörte: „Par­­dieu, exzellent, wirklich wundervoll, gnädiges Fräulein, Sie find eine Künstlerin !” Erschrochen wendete ich mich um und sah zu meiner unangenehmen Ueberraschung den Polen vor mir stehen. Eine Höchst unbehagliche Empfindung ergriff mich, al ich mich unver­­­mutet mit dem wiederwärtigen Menschen so ganz allein sah. Mein Herz klopfte fast hörbar, aber ich zwang mich zur Nähe, und meine Mappe rasch zuflappend, sagte ich ziemlich kurz: „Es ist nur eine Meine unbedeutende Skizze, aber die schöne Aussicht hat mich schon zu Lange aufgehalten, ich muß eilen, zu Rapa zu kommen, es ist schon recht Spät geworden.” Damit wollte ich nach meinem Hut greifen, der neben mir im Grafe lag, aber Herr von Bilidy verhinderte mich daran, indem er sein Taschenbuch hervorzog und, er öffnend, mir ein Menge wohlgelungener Skizzen aus der Umgebung von Baden zeigte. Wenn er mich fesseln wollte, so hatte er den richtigen Weg eingeschlagen. Bel Jutereffe hörte ich seinen Erklärungen zu und er sprach Reh, recht Hübjeh und anregend, gar nicht in seiner sonstigen Leichtfertigen eife: „Sehen Sie, gnädiges Fräulein, dies ist Schloß Eberstein, das Sie jedenfalls während Ihres Aufenthaltes in Baden besuchen müssen. Es ist wirklich einer der interessantesten Punkte der Umgegend, ebenso das Schloß Hohenbaden. Das nee Schloß haben Sie jedenfalls schon gesehen .“ Ich verneinte, darauf fuhr er fort: „Es ist von dem Markgrafen Jakob im Jahre 1479 angelegt und dient recht als Sommerwohnung des Großherzog. Es steht auf Substruktionen eines alten römischen Tempels ; im Jahre 1689 wurde es von den Scanzosen zerstört, ebenso das alte Schloß

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