Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Juli (Jahrgang 19, nr. 5645-5666)

1892-07-22 / nr. 5658

YedakiionundYdmiuistraiiou Heltauergasse23. Gescheint mit guzuatsiue des auf zouns und Feiertage folgenden 7 sochen tagestäglich. Yk­onnem­ent fü­rchermannstiidh mengtlich 85kk.,vierteljährlich 2si.50kr.,halb­­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’3 Haug, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 fl., halbjährig TIL, ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: bierteljährig 7 NM. oder 10 Fres., halbjährig 14 RM. oder 20 Fres., ganzjährig 28 RM. oder 40 Fres. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbü­rgisch-Deutsches Webbatt. Hermannstadt, Freitag 22. Juli Pränumerationen und Anferate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­­gasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. @. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Insertionspreis: Der Naum einer einspaltigen Garmonozeile fostet beim einmaligen Einrücken 7 Kr., da3 z­­eites mal je 6 kr., da3 drittemal je 5 fr. d. W. ex­­­clusive der Stempelgebühr von je 30 Tr. Ne 5658. XIX. Jahrgang 1892, Die englischen Wahlen. Die englischen Wahlen sind zu Ende, der Sieg Gladstoned entschieden. Allerdings bietet die Partei ein sehr wenig einheitliches Bild. Unter den 342 oppositionellen Mandaten befinden si 74 (statt der früheren 90) K­irche; in England, Schottland und Wales ist also Gladstones Anhang in der Minderheit geblieben. Schottland mit 72 und Wales mit 30 Sißen sind zwar nach­ wie vor die festen Burgen dieser Gefolgschaft, obwohl die Unionisten gerade im Wahlkreise des großen Greifes einen Gib errungen und Gladstones eigene, früher überwältigend starre Majorität zur Kläglichkeit herabgedrüct haben; doch die 465 englischen Distrikte sind in ihrer sehr starren Majorität entschieden gegen die Logtrennung Grün-Erins gestimmt. Die dortigen oppositionellen Erfolge beschränken ss auf London und die Landgemeinden, in welchen die Gladstoneaner 75 neue Mandate gewonnen und nur wenige verloren haben, stehen jedoch mit der irischen Frage nicht im geringsten Zu­­­sammenhange. In London sind die Arbeiterbewegung und das Verlangen nach Beseitigung zahlreicher überkommener Lokaler Mißstände, so bei der Wasser­­­und Gasversorgung, das sozialistische Treiben nach Verstaatlichung oder doch Verstaatlichung der auf Gewinn berechneten Unternehmungen für die oppositio­­­nellen Fortschritte treibend gewesen.­­­ Die deutsche „Nationals liberale Korrespondenz” schreibt über die englischen Wahlen folgendes: So verschieden auch das englische Wahlrecht und Wahlsystem­ von unserem deutschen ist,so auffallend ähnlich sind doch die entscheidenden Merkmale des gegenwärtigen Wahlgeschäftes in England dienen,die wir bei den letzten und vorletzten Reichstagswahlen in Deutschland kennenlernten.Ueberhaupt will es scheine m als nehme diese Aehnlichkeit in den konstitutionellen Län­dern Mittel-und Westeuropas von Fall zu Fall zu,einerleis welches der m­anig­­­faltigen­ Wahlsysteme da oder dort die Unterlage bietet.Jedenfalls lehren die dermaligen Erscheinungen bei den englischen­ Wahlen,daß wir uns mit Uns recht gewöhnt hatten,in gewissen unliebsamen Begleitmomenten­ berechtigte Eigentümlichkeiten unseres demokratischen Wahlrechts zu erblicken Sie zeigen sich anderwärts in täuschender Uebereinstim­mung.Da sind vor allem die Laun­en des Zufalls und die Unbildern der mechanisch ziffernmäßigen Mehr­­­heitsermittelung in­s Auge zu fassein Waglis,in mancher Hinsicht unsere Dispositions-,dafür im erhöhten Maße 1890 die Mittelparteien zu erleiden hatten,erfährt jetzt zu ihrem Leid­wesen­ die bisherige Regierungspartei in England.Hier überwindet ein Gladstone einen Unionisten mit s bis 1o Stimmen Mehrheit,dortinipringt ein u­nionistischer Angriff auf eine Glad­­­stonische Position,weil wiederu­m 10—200 Stim­m­en versagen.In Dutzenden von Wahlkreisen behaupten sich oder siegen die Radikalen mit 1—200 Stim­men Mehrheit.Das allgem­eine Anwachsen der union­­stischen Stim­­menziffer ist un­­­verken­nbar;die Mehrheitsziffern der Regierung sind selbst in den stärksten Wahlkreisen durchwegs so bescheiden,wie sie 1885 überraschend hohe waren. Denn­och versagt die Laune des Wahlglückes den Unionisten schließlich den Er­­­folg.Von sehr wenigen Kreisen abgesehen,neigt sich in allen jenen­ Wahl­­­kreisen­,in denen uun die Macht gerun­gen­ wird,das Zünglein an der Wange leise nach der Gladstonischen Seite.Und aus welchem praktischen Grund. Das größte englische Blatt spricht es heute gelassen aus;den Wählern Glad­­­stones liegt Home Rule für Irland nicht mehr und nicht weniger am­ Herzen, als irgendeinem­ Anhänger Salisbu­rys.Wenn morgen Gladstone nur in das Amt­ treten wü­rde,um­ niemals Hand an das irische Verwaltunges und Ver­­­fassungsrecht zu legen so würde ihm von sein­en Wählern kaum eine Idee wegen gram sein.Wir glauben,dasselbe läßt sich von­ den­ Zugeständnissen sagen, die Gladstone in neuester Zeit den Achtstundenmännern gemacht hat.Seine Wähler sind in diesem Punkte vielleicht seine schärfsten Gegner.Aber sie stimmen doch für den Mann,der im hohen Greisenalter noch bereit ist,die Einheitsverfassun­g des Reiches niederzulegen,wie er in­ seinem­­ Parte die Bäum­e fällt,und Experimente auf die Dauerhaftigkeit der Arbeits-un­d Erwerbsord­­­nung zu un­ternehmen,wie er zu Hause tropische Pflanzen­ aus dem­ Gewächs­­­haus ins Freie versetzt,um­ zu erproben,ob sie an den englischen Winter sich ge­­­wöhnen mögen. Das Wagnis im Exnfte mit zu verantworten, kommt seinen Wählern nit in den Sinn; mißglüht es, so laffen sie ihn im Stich. Aber so lange der „große alte Dann“ so interessant ist, wählen sie ihn. Die P­a­­­raffefe mit deutischen Verhältnissen drängt fi von selbst auf. Auch einige Nebenmomente sind, man möchte jagen, von pilantem Geschmach. Die irische Nationalpartei, um der Person Parnells willen zerfallen, hat fi so wenig über den jämmerlichen Zwist von 1886 zu erheben vermocht, daß vielmehr jede der beiden Gruppen, wenn nur der „andere” je unterliegt, überall be­­­reit ist, den britisichen Vertreter der Reichseinheit zum Siege schreiten zu lassen. Die junge Arbeiterpartei, neuestens auf ausgesprochen sozialistische Bahnen geg­­renzt, kümmert si so wenig um die starre Lehre von der „einen reaktionären Masse”, daß sie ein volles Jugend Mandate in Gladstones Hände spielt. Daß der 80jährige Greiss nur noch im Versprechen um Hauptes länge alle Nivalen überragt, daß er seine staatssozialistischen Versprechungen gar nicht einzulösen im Stande ist, müßte sich eigentlich jeder Arbeiter jagen. Fannen. Haben doch die Arbeiter in Newcastle bei der Wahl des ersten dortigen Ver­­­treters den erklärten Erben Gladstones in der Parteiführerschaft, Sir John Morley, seiner ehrlicheren, ausgesprochen manchesterlichen Gesinnung wegen hinter einen Konservativen zurückgejegt, und wäre ein zweiter Konservativer noch als Bewerber gemeldet gewesen, so wäre der „ehrliche John“ gar nicht gewählt worden. Aber was thut3? Gladstone verspricht, und wer mit ihm die Sprache bewußt, um die Gedanken zu verbergen, der wird um der Versprechungen willen gewählt. Wir haben seinen Grund mehr, besonderes unserem Wahlrecht nachzusagen, daß er die Massen verwirre und auf die Leidenschaft, auf die Erregung des Augenblicks, auf die demagogische Gewandtheit förmlich Prä­­­mien seßt. Wie lange noch? Der „Schwäb. Merkur“ schreibt in Nr. 156: Die Dinge in Oesterreich gehen ihren gewöhnlichen Gang, d. h. das Wirge­­­­wöhnlichste geschieht und die Regierung sieht mit stoischer Ruhe zu. Tschechische Sanatifer predigen in Nancy: „Fortan sind wir Franzosen und Tichechen Brüder, das wird man erkennen, wenn es Krieg geben wird.“ Kurz vorher legte ein flavischer Abgeordneter Verwahrung gegen den Namen Oesterreich und den Bestand des Abgeordnetenhauses ein; denn es gebe nur Königreiche und Länder. In Per endlich getraut sich der Hof nicht einmal in der Burg die­ alte Habsburger Kaiserflagge, den Schwarzen Adler auf goldenem Grunde, zu hiffen, denn auch die Ungarn kom­men nur einen König. Gegen all die kaiser- und reichsfeindlichen Vertretungen legt die Regierung sein Veto ein, ja sie unterstüßt sogar die Slawen immer auffallender. Ein slowenischer Hof­­­rat Abram­ wird in das Justizministerium gewählt für die großenteils deutschen Kronländer Steiermark, Kärnten und Krain; auf Kosten des Reiches werden Lehrbücher in der bildungsunfähigen Slowenischen Sprache herausgegeben, trb­egische Richter werden für deutsche Dortschaften ernannt, und wo es nicht angeht, die Slaven zu hätscheln, dort füdert man deren treueste Bundesgenossen, die Ultramontanen. Einem Jesuitengymnasium nach dem andern wird Das Deffentlichkeitsrecht verliehen, in Tirol wird den Schulschwestern durch eine gewaltsame Auslegung des Geieges ein ungebührlicher Einfluß eingeräumt Ü. |. mw. Die Mehrzahl der deutschen Ultramontanen und Feudalen geht durch Did und Dünn mit den Stawen, so daß der Kampf gegen die Deutschen sich immer mehr zu einem Kampf gegen die deutsche Kultur zuspigt. Darum stehen die flavischen Finsterlinge als Feinde der Kultur und des Deutschtums an der Seite der flavischen Propaganda. Ein Pater Selak in Budweis sprach auf einem Sofol- (Turner-) Ausflug in das deutsche Gebiet von einem tschechischen Südböhmen, wo die Wiege unseres Johann Hus stand, t wo der andere Heer­­führer Zoltan dr. Trocnod (Schischka) geboren sei. Gleichzeitig beglückwünschten die Zungtschechen ihre Stammesbrüder in Rußland gelegentlich der Belehrung zur „einzig“ wahren (russischen) Religion. Die süoslavischen Abgeordneten haben sich zu einem neuen Klub zusammengethan, der bezeichnenderweise unter den sechs Mitgliedern vier Geistliche zählt. Bischof Bauer in Brünn schüttete bei einer Wirkungsreise all­­feinen Haß über den deutschen Schulverein aus, und schließlich stellte sich heraus, daß die von ihm besichtigten Schulen gar feine Schulvereinsschulen waren: er tadelte, daß einige tschechische Kinder (auf den­ Wunsch ihrer Eltern) deutsch lernen, und doch schidt er selbst in die deutschen Kirchsprengel Geistliche, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind: die Sendboten der Religion der Liebe sind wie zur Zeit von Hus die eifrigsten Schürer des Nationalitätenhafses, und es ist nur der höheren Gesittung der Deutschen zuzuschreiben, wenn es bisher im allgemeinen bei Rapierfehden blieb. Uebrigens ist der F­anatismus so gesteigert worden, daß es nur eines gering­­­fügigen Anstoßes bedarf und der Geist von Hus feiert seine Wiederauferstehung. Dies sieht nun das deutsche Volk endlich ein und drängt seine Abgeordneten zu einem emergischen Vorgehen gegen die Regierung, die den nationalen Sommer fünftlich gezüchtet hat. Die deutsche Partei ist die stärkste im Abgeordneten­­­hause, aber leider auch die ängstlichste; Fein Wunder, daß sich vor ihr weder die Slaven noch die Regierung fürchten. In dem gleichen Maße, in dem der tschechische Größenwahn zunimmt, sinkt das Vertrauen der Deutschen. Die Tschechen wissen nur zu wohl, daß nicht die Welterlegenheit an Zahl und­­­ Bildung ihren Vorfahren zum Siege über die deutschen Kreuzheere verholfen hat, sondern einzig und allein die Begeisterung für ihr Volkstum. I­n dieser Beziehung sind sie aus Heute den Deutschen weit über; sie verrechnen sich nur darin, daß sie glauben, unter dem Zeichen des Morgensterns siegen zu können. Auch kämpfen sie heute nicht mehr für ihre Religion, wie damals, und die Deutschen ziehen nicht für den fremden Bapismus, sondern für ihr gutes deutsches Recht in den Kampf, den sie nicht gesucht, sondern der ihnen auf­­­gedrängt wurde. Die deutsche Kultur ist der flavischen, diese selbst als Einheit aufgefaßt, weit überlegen, und das Solidaritätsgefühl der Deutschen ist bei weiten reger, als die Handlungen ihrer gegenwärtigen Führer vermuten lassen. Wird endlich der deutsche Heerbann aufgeboten, und wenn nicht alle Zeichen tragen, ist der Augenblick nahe, so werden die Slawen die deutsche Kraft kennen lernen, nachdem sie so lange die deutsche Gutmütigkeit mißbraucht haben. Ueber die Intentionen des neuen Handelsministers Lufach erhält der „Pefter Lloyd“ von informierter Seite die folgende Mit­­­teilung: Man geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß der ganze Wandel, der im Handelsministerium bevorsteht, eben auf den Personenwechsel sich befegränfen wird, daß sein Systemwechsel in Aussicht genommen ist. Es bleibt alles beim alten im besten und beruhigendsten Sinne des Wortes. Über die Aufrechter­­­haltung eines Systems schließt selbstverständlich die An- und Vornahme von Verbesserungen nicht aus, fließt nicht aus, daß die Erfahrungen des täg­­­lichen Lebens beobachtet und im Interesse des Dienstes zutage gemacht werden, wie denn Gabriel Barois selbst die Augen vor den Ergebnissen der PBraris niemals verschloß, wo unter anderem seine späteren Konzessionen in Sachen der Sonntagsruhe und sein Entschluß beweist, die gar zu weit gehende Frachten­­­­ermäßigung im Nachbarverkehr wieder aufzuheben,­­­welche,­­­wie wir seinerzeit darlegten, gar nicht demselben Prinzip wie der Onentarif für den Personen­­­verkehr entspricht und auch nicht denselben unwirtschaftlichen Zwecken dienen kann, wie die Ermäßigung der Gütertarife für längere Streben. Auch bedeutet es seine Aenderung des Systems, wenn das Handelsministerium in Bälde von dem­ Straßenwesen entlastet wird, das gemäß den bekannten Intentionen Ga­­­briel Barorg’, die bereits in den Verwaltungsvorlagen zum Ausbruck kamen, dem Ministerium des Innern ebenso überantwortet wird, wie die Kompetenz zur Bewilligung von Expropriationen in Straßenhaus-Angelegenheiten. Das Handelsministerium wird da eine Abteilung los, welche sehr viel Arbeit ver­­­ursacht und deren Belastung in dem bisherigen Netfort die Systemisierung einer zweiten Staatssekretärzstele im Handelsministerium notwendig gemacht hätte, während das auf diese Weise entlastete Handelsamt auch in Hinkunft mit einem Staatssekretär sein Auslangen finden dürfte. Unbegründet ist das Gerücht, als ob zugleich das statistische Landesamt aus dem Handelsamt scheiden und vom Ministerium des Innern übernommen werden solle. An kompetenter Stelle wenigstens ist von solchen Kombinationen nichts bekannt. Wenn demnach auch der Kurs der alte bleibt und wenn um» und grunds­­­türzende Neuerungen in dem Programm des neuen Handelsministers nicht Eifer-Heim Acserreligiösegsikdung Von Franz Herfurth. (1.Fortsetzung.) Selbstverständlich ists,dass auch jeder Bau eine feste Grundlage haben m­uß,also auch der Aufbau des sittlichen Charakters.Und ebenso ists für uns,meine Herren,selbstverständlich,daß nur die Religion die Grundlage der Sittlichkeit und jeder­ charakterbildenden Erziehung sein kann.Denn die Religion allein pflegt den innersten Kern des Menschen u­nd sucht ihn von innen heraus zu bessern. Und dennoch. Hat er zu allen Beiten verworrene Köpfe gegeben, welche den Menschen ohne Religion sittlich machen, d. h. einen Baum ohne Wurzeln großziehen wollten. Der Bacillus dieser Thorheit fand weiteste Verbreitung ; auch unter uns gab es hie und da verstecte Diener dieser Ansicht. Heute befennt selbst einer der schärfsten Verfechter des Naturalismus, der Yenaische Naturforscher E. Hädel: „Sicher wird nach wie vor die sorgfältige Ausbildung des sittlichen Charakters auf dem Grunde religiöser Meberzeugung die Hauptsache der Er­­­ziehung bleiben müssen.“ « In­ dieser Versam­mlung evangelischer Lehrer habe ich wohl nicht nötig zu beweisen,daß wir unsere Kinder auf religiösen Boden zu führen und auf diesem­ Boden sie zu sittlichen Charakteren d.h.zu Chr­isten aufzubauen haben. Es dürfte niemand in unserer Mitte sein,der eine andere Grundlage für Heranbildung gesitteter Men­schen befürworten möchte und lörnte.Als Lehrer, die im praktischen Leben mitten darin stehen,haben Sie alle längst die Er­­­fahrung gemacht,daß alle un­sere volkswirtschaftlichen und sonstigen Reformen n­uir dann recht gedeihen,wenn­ sie in tiefgrü­ndigen Boden kommen.Im anderen Falle ist auch diese Arbeit von nur vorübergehend em­ Erfolg.Ist aber der religiöse Kern des Hauses,der Gemeinde,des Volkes gesund­—dann nur immerzu,ihr Volkswirtschaft ein Segen ist ein­er Arbeit Preis. Darum will ic im weiteren versuchen, Stoff und Mittel der­ religiösen­ Erziehung und Ausbildung in ganz knappen Zügen vor Ihre Seele zu stellen. Ich kann Hiebei natürlich nur einige Hauptpunkte andeuten, die wie ausgestecte Fähnlein die Linie bezeichnen mögen, in der wir zu marschieren haben, Stoff und Mittel für religiöse Ausbildung des Menschen kann alles werden. Da Gott ewig und unveränderlich und allgegenwärtig ist, so wirft er überall, in Raum und Zeit, also fan mein juchendes Auge, mein sehnendes Herz ihn auch überall finden. Wenn die Gottheit der Ausgangs- und Mittels­­punkt alles Werbenz ist, so muß von dem Gewordenen immer auf den Ur, jedem Punkte des Kreisumfangs Tann ich eine Linie nach dem Mittelpunkt ziehen. Und in der That! wenn wir sind, wie wir sein sollen, so beziehen wir alles auf Gott, und Gott spricht zu uns auf mancherlei Weise. Der Wurm im Staube, der Blütenbaum, der Frühglanz der aufgehenden Sonne, Donner und Elih, der flim­mernde Sternenhimmel, de8 Menschen eigener Zeile mit feiner wunderbaren Gliederung — alles, alles um mich her predigt mir den Gott im geistgewollten Gang der Natur, — Was gut, was böse ist — mer sagt e8 mir? wer legte das Getwiffen in meine Seele? wer gab dieser Seele die Kraft, die Erfahrungen des Gewisfens festzuhalten und zur großartigen Einheit des allgemeinen Gittengesetes zu gestalten ? doch nur der Gott in meiner Brust. — Und das Sprichwort: „Seder ist feines Glüdes Schmied” i­s wahr? Ya, insoweit dein freier Wille zu entscheiden berufen ist, ob du rechts oder links gehen, Tugend oder Laster wählen willst; aber bedeute, wie doch ein höherer Wille dein Leben regiert. Frage die „Männer eigener Kraft“, wie viel sie im Leben ihrer eigenen Kraft zu danfen haben und gerade die edelsten und größten derselben werden dir antworten: Nicht ich, sondern Gott hat mein Leben geführt. Er ist auch in dem Schm­ab­en mächtig. Und wie im Leben des einzelnen, so zeigt sich Gott im Leben der Bölferr. Einfach und ewig wahr­­leuchtet über dem Portal der Weltgeschichte der biblische Saß: Gerechtigkeit erhöhet ein Volk: « Aber die Sün­de ist der Leu­te Berderbein Sie sehen,meine­ Herren,der Stoff für religiöse Ausbildung und Er­­­ziehung ist un­endlich Wer sich religiös aufbauen will kann­ an jeden Punkt des AUS seinen Lebensfaden knüpfen und damit festere Führung für sein Leben getwinnen. Freilich geht es mit der Betrachtung und Beachtung des Als vielen so, wie denen, die jagen, man könne überall beten­ und die doch nirgends betet. Darum muß der religiöse Nährstoff ähnlich eingeschäuft werden, wie der leibliche Nährstoff. Sowie es dem Leibe zweck­en sich Rift, nicht erst aus den Elementen der stofflichen Welt mühsam seine Nahrung herauszuziehen, sondern schon beijser vorbereitete und kräftigere Kost augs besonders gewählten Teilen des Pflanzen: und Tierreihe zu genießen,­­­ so­ ist auch für die religiöse Ausbildung des Geistes ein besonders zubereitetes, aus der Riesen­­­menge des Stoffes erwähltes Material notwendig. Wir sind in der glücklichen Lage ein solches zu besigen. Die Menschheit Hat es sich im Laufe der Jahr­­­tausende mit Gottes Hilfe erarbeitet. Dem Menschen ist doch nur der Mensch am­ nächsten.Ich kann mich an dem klarblauen Himmel nicht satt gen­ug sehen.Wenn ich auf hoher Bergesspitze die Wunder der Natur um m­ich ausgebreitet sehe,dann ist smir in heiliger Stille als spürte ich den Hauch der Gottheit,als sähe ich ihr schim­m­erndes Gewand Aber was ist diese erhabene Em­pfindung gegenüber der unbegrenzten Freude,die ich habe,wenn mir aus zwei Menschen­augen und­ einem­ Menschenherzen die Wahrheit entgegenstrahlt..,Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt,der bleibt in Gott und Gott in ihn ist?Wort,Werk und Leben solcher Menschen,die unter den edelsten dieser Erde hervorgeleuchtet und für Millionen Wegweiser zu sittlichem Glücke geworden sind,üben auf unser Gem­üt und unseren Willen den nachhaltigsten Einfluß. Von dem Naturdienst hat sich un­ser Geschlecht in Jahrtausendelanger Bildungssteigerung emporgearbeitet zur Anbetung Gottes im Geiste un­d in der Wahrheit.«Sollen wir vielleicht unsere Kinder diese Entwicklung wieder durchmachen lassen?Sollen sie auch mit Fetisch-und Feuerdienst anfangen und nur allmählich aufsteigen bis zur höhe des Christentums——Das wäre verfehlte Erziehung und verfehlte Methode! Wir bieten doch sonst überall gleich das Beste. Auch in der leiblichen Entwicklung des Kindes sehen wir ja ab von dem Gebrauche der veralteten Wiege, der Lutschel und der Fatschen ; wir geben ihm reine Luft, mit Thermometer gemessene Bäder; wir Laffen den Gliedern freie Bewegung. Darum Taffen Sie ung auch für religiöse Aus­­­sheber zurückgeführt werden.Von .

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