Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Oktober (Jahrgang 19, nr. 5718-5743)

1892-10-26 / nr. 5739

,Seite 1076 ! Herm­annstathittwoch ©:­­­ Hermannstadt, 25. Oktober. Die magyarisch - chauvinistische Presse sch­welgt im Siegesrausche. Die Niederlage des Kabinett Szapary und der N Rüchtritt des Ministerpräsidenten­­­ wird schon wie eine vollzogene Thatsache erörtert. Im feinem „das Henki­­­. Ministerium“ überschriebenen Leitartikel vom 23. d. M. stellt das Leiborgan des Grafen Apponyi, „Petit Naplo”, den Fall Szaparys als unvermeidlich fest. Denn es bliebe ihm nunmehr nichts mehr übrig, al dem König die nötigen Vorlagen zu unterbreiten und sein Portefeuille zur Verfügung zu stellen. Nachdem die Haltung des Grafen Szapary in der Denk­mal-Affaire sodann im nicht jede ehrerbietiger Weise zu G­­egenstande der Kritik gemacht­­­ worden, verfällt der Wrtitelschreiber auf den geradezu geschmahlosen Saf: „mo farb Szapary, nicht an der Cholera, sondern an Henpi.“ Der Artikel fließt mit einem zuversichtlichen Hinweis auf die glückliche Lösung der großen Aufgabe im Interesse einer großen Zukunft der magyarischen ‚Opposition. 5. n&llenzef”, das Maurenburger Organ der Unabhängigkeitspartei, berichtet in seiner Nummer von: 24. d. M. über die jüngsten innerpolitischen Be­­­­wegungen unter dem Titel „Attentat gegen die Nation”. Daselbst wird der „große Beschluß der Unabhängigkeitspartei“ besprochen. Die Unabhängigkeits­­­­partei Habe den Fall in ernste Erwägung gezogen, daß Emrich Jvanfa und die Denk­malkommission troß der Parlamentsdebatte mit der Regierung zu­­­sammen zum Henbis-Denkmal­­ji) begebe und dieses befränze..Wenn dieses geschehe, habe die Unabhängigkeitspartei durch Handschlag fi das Wort gegeben, in voller Unzahl im eierkleide auszurüden und zu passender Zeit im zivei Reihen sich um das Henti-Monument zu stellen, die Befränzung desselben nicht zuzulassen und zu erklären, daß die Befränzung nur unter Anwendung der Bajonette und der Kugeln vorgenommen werden künne, die Befränzung unterbleiben oder nur unter blutigen, ge­waltthätigen Umständen stattfinden können, daß schließlich die ganze Nation aus ihrer Gleichgiftigkeit aufgerüttelt werden würde. "Bei dem am 22.9. M. in Budapest, im Hotel „Hungaria”, abgehaltenen Betreffen der Opposition, sagte Geza Polonyi u. a.: „Noch ein dritter Kranz auf das Hengi-Monument und dann bekommen wir die nationale Armee!“ Die „Neue freie Presse“ geht in der Hengi-Debatte sehr scharf ins Zeug. Ihr gerechter Zorn richtet sich in heftigen Vorwürfen gegen den magyarischen Chauvinismus, der sie bisher nicht sehr beunruhigt zu haben schien. ‚In­ ihrem Leitartikel vom 23. d. M. spricht sie über die staatsmännischen Eigenschaften des Grafen Szapary, dem Klugheit, Talent, Baterlandgliebe und die besten Absichten nicht abgesprochen werden künnten, der aber eine „unglücs­­­khe Hand“ habe, wodurch sein Programm ter Fompromittiert werde. Interessant ist folgender Parsus über Apponyi: „Graf Apponyi, welcher sich mit Hohn­­erbötig machte, den disponibel gewordenen Franz dem Grafen Szapary auf das Grab seiner Ministerschaft zu legen, vorher aber die Schleife herabreißen will, welche die Inschrift trägt: „Sie ruhen in Frieden“, hat damit unbemußt die äßende Satire auf seine eigene P­olitif gemacht. Ya, seinen Frieden geben, darin besteht seine Kunst, damit ist sie an zu Ende. Es ist eine Erpresser-Politif, darauf angelegt, so lange den politischen und parlamentarischen Frieden zu stören, bis man dem Störenfried mit einem Minister-P­ortefeuille den Mund verbindet, und der Fluch dieser Politik ist, daß sie doch nicht zum Ziele führt, Gemeiß — und darin besteht die Bedeutung der Debatte, die nicht unterschäßt werden darf — die Niederlage des Grafen Szapary ist auch nicht zu leugnen.“ Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ hält den Angriffen der kon­­­servativen Presse auf die Militärvorlage entgegen, daß dieselben auf dem Rande, namentlich in­ bäuerlichen reifen, entschieden mißbilligt werden, weil man­ dort­ die­ zweijährige Dienstzeit­­­ willkommen heiße; die Konservativen würden durch deren Verwerfung ihre Position für den Fall einer Reichstags­­­neuwahl sehr verschlechtern.­­­ Die Neunerungen des Grafen Kalhofy in den Delegationen über die auswärtige Politik Englands haben begreiflicherweise in England große Auf­­­merksamkeit erregt. Das Hauptorgan der Torieg, der „Standard“, erklärt dieselben als zutreffend. Die Entwickklung der rechten Jahre habe die Richtigkeit der Hinweise des Ministers auf die friedlichen Tendenzen des Dreibundes überzeugend dargethen. Die Mitglieder des Bundes hätten, so oft eine Ge­­­fahr den Frieden Europas bedrohte, stets alle Anstrengungen aufgeboten, den Sturm zu beschwören. 3 wäre seltsam, wenn irgend­­ein englisches Kabinet einer solchen Politik und einem solchen Bündnise seine Sympathien und seine Billigung nicht gewähren sollte. — Von der Antwort des Ministers auf die Anfrage bezüglich der ruffischen Beschwerdenote sagt der „Standard“, der Minister habe sich mit seltener Geschiclichkeit aus der h­eisten Lage gezogen. Die Antwort sei ein glänzendes Beispiel der rastvollen und nachsichtigen Haltung der Wiener Regierung. — Die „Morning Pot” bemerkt zu den jüngsten Erklärungen des Grafen Kalnoky, die Hertigkeit des Tones, dessen sich der Minister bediente, könne als ein neuer Beweis für die erhöhten Wirkungen der Dreibund-Politik gelten. Politische Uebersicht. So werde denn .. Siebenbürgischs Deutsches Tageblatt. Nr. 5739 26. Oktober 1892, Lokal-und Tages-Chrouil. (Beilage.)Unsere heutige Beilage enthält:»Die neueste Militär- Affaire«(Fortsetzung au­s dem Hauptblattlz»Die diplom­atischen Denkwwürdig­­­keiten des Lords Augustus Loftus«sind Notizen. (Der Kartenverkauf)für die populärwissenschaftlichen­ Vorlesungen (fff.die Karte für alle Vorlesungen)findet von heu­te an­ in der Papieri­­handlungJ-Drotleff statt. (Todesfall.)An 123.d.M.ftaerol­anna Nus­bächer,Kamm­­­machers­ Witwe,nach langem schwerem­ Leiden­ im Alter von 74 Jahren.Das Begräbnis fand gestern n­achmittags sehr an dem­ Friedhofe der evangelischen Glaubensgenossen A.B.statt. (Widmungen.)Bon Wilhelm­ und Maria Stenzel wurden statt eines Kranzes auf den Sarg der Großm­utter Johanna Nußbächer 5 fl.und von Friedericke Nußbächer aus demselben Anlaß 10 fl.für das Freibett der evang.Krankenpflegeanstalt gewidmet. (Wohlthätigkeits-Vorstellung.)Gießhübel ist eine kleine säch­­­sische Gem­einde,welche un­ter der Ungu­nst ihrer Lage,zwischen hohen Wergen mit oft bodenlosen Wegen,schon bisher durchdrückende Armut viel zu leiden­ hatte.Nun ist ihr bischen Hab und Gut ein Raub der Flamm­en geworden. Die arm­en Leute sehen dem kommenden Winter mit Ban­gen entgegen. Aus diesem Grunde hat der Ortsverein des allgemeinen evangelischen Frauenvereines trotz ungünstiger Zeit es doch«unternommen,unserem Stadts­­publikum Gelegenheit zu geben,auf an­genehm­e Weise sein Scherflein zur Lin­­­derung des Elends beizutragen,indem­­ er,gestützt auf eine nie versagenden Kräfte,eine Dilettanten-Vorstellung Samstag den 29.d.M.zu ver­anstalten gedenkt. Herr Theaterdirektor Berger hat zu diesem Einede, wie schon früher einmal, in zuvorformendster Weise das Theater dem Vereine zur Verfügung gestellt, trog dem er fürchten mußte, daß ihm dadurch ein Abbruch in seinen Einnahmen geschehe. Wir hoffen, daß er es nicht zu bereuen hat. Zur Aufführung gelangt das einaktige Luftspiel „Ueber Meer” von ®. zu Pulli und „Er ist nicht eifersüchtig” von Alexander Elz. Beide Stücke sind zwar hier nicht neu, versprechen aber durch ihren durchschlagenden feinen Humor einen anregenden Abend. Mit Rücsicht auf die kurz bemessene Zeit mußte von dem anfangs geplanten großen Werke abgegangen werden, das einer späteren Zeit vorbehalten bleibt. Den Rattenverlauf übernimmt aus Gefälligkeit abermals Herr Fosef Siieli, Heltauergasse Nr. 47, von Donnerstag den 27. d. M. an. Die Preise der Pläge sind die gewöhnlichen Theaterpreise, jedoch werden diesmal auch Ueberzahlungen angenommen und seiner Zeit öffentlich quittiert. (Blarrbesoldungen) An Oldenburg und in Baden sind die sämtlichen Pfarrstellen nach dem Einfommen in drei Waffen geteilt. Zum Genuße des Einfommens der ersten Klaffe berechtigt ein Lebensalter von 45 Jahren, zu dem der zweiten Klaffe von 35 Jahren, während die An­­­stellung auf Dienste der dritten Kaffe nach dem Alter nicht beschränkt ist. Bis zur Erreichung des normalmäßigen Alters hat der Geistliche den über die Ansprüche seiner Altersflaffe hinausgehenden Anteil des Einkommens an die Zentralpfarrwaffe abzugeben, aus welcher dann mit Rücksicht auf Verdienst, Alter und Bedürfnis einzelnen Geistlichen Zulagen gegeben werden. Hiedurch­ wird es möglich, bei den Pfarrbewegungen die Auswahl ohne ängstliche Rück­­­sicht auf das Dienstalter vorzugsweise nach der Qualifikation der Bewerber für Die einzelne Stelle zu treffen. Siehe: Unsere Pfarrerswahl und der Entwurf des evangelischen Landeskonsistoriums AU. B. vom 16. März­ 1862 zur Regelung derselben, Seite 10—11. Hermannstadt. Drud: Buchbruderei v. Closius’sche Erbin 1862. Das Einkommen der einzelnen Massen ist hier nicht angegeben. Die nassauischen Pfarrbesoldungen steigen von 600 fl. durch alle Stufen hinauf bis zu 1500, 1800 fl. und, höher, und die besseren Stellen sind so zahlreich, daß jeder Geistliche, der es verdient, in seinen höheren Fahren mit einer solchen bedacht werden kan und bedacht wird; auch haben fast sämtliche Stellen den Vorzug, daß sie reichlich mit Land ausgestattet sind, und die Pfarrer gegen die Not Schlimmer Zeiten sicherstellen, im guten Zeiten aber desto einträglicher sind. Siehe „Brot. Kirchenz.” Jahrgang, Nummer und Seite sind dem Einsender nicht bekannt. Das durhschnittliche jährliche Einkommen einer lutherischen Pfarrstelle im ehemaligen Königreich Hannover beträgt 789 Thaler. Von den 1047 lutherischen P­farrstellen haben ein durchschnittliches Einkommen­ von 400 bis 600 Thaler 292, von 600 bis 800 Thaler 304, von 800 bi 1000 Thaler 229, von 1000 bis 1500 Thaler 197, über 1500 Thaler 24. siehe „Schul- und Kirchenbote für das Sachsenland“, Band 1, Jahrgang 2 (1867er) Nr. 11.­­­3 konnten nun vielleicht nach meiner unmaßgeblichen Meinung künftighin all bei ung drei Klassen gemacht werden, und zwar die erste mit einem Einkommen von über 1800 fl., die zweite mit einem von 900 bis 1800 fl, die dritte mit einem von 600 bis 900 fl., und alles übrige auch wie in Oldenburg und Baden. Nederall, wo dieses Minimum noch nicht erreicht ist, wäre es allmählich darauf zu bringen. Laut statistischen Jahlbuchs, 7. Jahrgang, ist das der Fall bei folgenden Pfarrgemeinden : geschleppt worden sein ? Wir haben sie ja seit dem Jahre 1818 immer in Europa gehabt und daß sie nur in Zwischenräumen aufgetreten ist, das be>­­weist doch noch nichts für die Notwendigkeit der Einschleppung. 3 giebt gute und Schlechte Bildjahre, aber an der Theorie von der Ubiquität (Allgegenwart) der Bilze ist ernstlich noch nicht gerüttelt worden. Keineswegs fan doch an­­­genommen werden, daß alle Giftkeime aufgefangen oder vernichtet sind, deshalb kann die Seuche immer wieder kommen, ohne daß sie exit eingeschleppt worden is 8 ist eben der alte Unfug im neuen Gewande: der Kranke will nur gleich wissen, wie seine Krankheit denn heißt, und er erklärt den vorigen Arzt für einen Erzdummtropf, weil der Gicht nannte, was der jegige Rezeptichreiber Rheumatismus nennt, und das Volk will geschwind erfahren, woher die Cholera sem, und es ist höchst zufrieden, wenn ein schön klingendes Wort sich einstellt, t wo Begriffe fehlen. Auf die Hamburger wird vielfach mit Unrecht geschimpft. Sie haben nichts verheimlicht und nichts vertuscht; die Cholera mußte doch erst da sein, bevor sie festgestellt werden konnte, und wer den schwerfälligen Apparat rennt, der weiß an, daß solche Feststellungen nicht im Handumdrehen abgemacht sind. Und die Menschen mußten doch, erst tot sein, bevor sie begraben werden konnten,. Gewiß sind die gesundheitlichen Verhältnisse Hamburgs uniferabel, aber warum hat man diesen berechtigten Vorwurf nicht früher gemacht, als er nicht weniger berechtigt war? In den Tagen des Unglückks und der Not jemand anzuklagen, ist inhuman und zwecklos. Was in Hamburg geschehen ist, das konnte ebensogut auch anderswo geschehen, aber wer sich e­rwischen läßt, auf dem wird dann Herumgehact und die moralische Entrüstung regt sich immer am lautesten dg, wo man alle Veranlassung hätte, Lieber vor der eigenen Thiüre den gehäuften Schmuß hmnwegzufehren. Wir brauchen zunächst, was wir anderswo zum Teil wenigstens schon haben, pragmatisch angestellte und gut bezahlte Sanitätsbeamte, die viel uns abhängiger und auf private Einnahmen weniger ange­wiesen sind. Was will denn jo ein Amts- oder Bezirksarzt machen? Er ist nicht fest angestellt, hat nicht die Rechte eines Vollzugsbeamten, er braucht, um nicht zu hungern, die Einnahme aus seiner Praxis. Darum brüht er leicht zu der Schmucmwirtschaft die Augen zu, beide gleich, wenn’s verlangt wird, und besinnt sich dreimal, ehe er eine perniziöse Seuche zugiebt. Denn die Schwierigkeiten, die durch eine solche Anzeige den Familien der Seuchenkranken in ihrem Privatleben und in ihren Geschäften erwachsen, Yaffen gegen den Arzt, der die Beicheerung ange­­­richtet hat, gewiß seine freundlichen Gesinnungen aufkommen, Und er muß doch Im Mediafcher Kirchenbezirk: Mein-Aliih (jet 439 ° 87), VBellefchdor (jept 358 ° 81), Bußd (jet 395 ° 79), Durles (jebt 37440), Satmbaet ht 199'23), Yatobsdorf (jet 302:10), Johannisdorf (jet 410), Semeich (jebt are EN a 375'74), Klein-Laßlen (jet 380 ° 85), Maldorf (jet 40), Jteußdorf (jet 40110), Schlatt ), und i (jeht 335.04). ( SH Gi­­s ) Schmiegen Im Hermannstädter Kirchenbezirk: Baumgarten (jet 34610), Bell (jept 243 ° 72), Engenthal (jet 336 ° 20), Michelsdorf (jet 32713) und Waffisch (jet 342 ° 09). Im Bisteiger Kirchenbezirk: Billat (jet 429.54), Burghalle (jegt 440'28), Crippendorf (jegt 516 und als Pfarrer von Napod auch 60 fL.), Hadad (jegt 549), N­allesdorf (jet 432'58), Zlatobsdorf (jet 43658), Ki­ieleis (jept 345 ° 03), Mönchsdorf (jet 452 ° 50), Moritdorf (jept 34010), Nieder-Neudorf (jet 293 ° 32), Groß-Schogen (jet 544­­14) und Ungersdorf (jet 49785). Im Mühlbacher Kirchenbezirk:Petrosen(jet 150­),Grosp­ — (jet 39276), Torda (jet 375'82). Im Schäßburger Kirchenbezirk: Dunesdorf (jet 55344), Felldorf (je­t 417.56), Felfendorf (jet 461 ° 71), Kreisch (jet 51913), Maniersch (jet 32613), Marienburg (je­t 45113), Nadesch (jet 482 ° 38), Neudorf (je­t 517'87), Peichendorf (jet 451 ° 28), Pruden (jet 45794), Rauthal (je­t 385 ° 02), Wolfendorf (jet 43434) und Zudmantel (jet 505 ° 60). Su Schelfer Kirchenbezirk: Abtsdorf (jet 402 ° 28), Stein-Blasendorf (jet 429 ° 51), Donnersmarkt (jet 57726), Mein-Kopiih (jeßt 468 ° 76), Langenthal (jet 50972), Marditch (jet 543 ° 57), Michelsdorf (397 fl.), Petersdorf (jet 532 ° 81), Klein-Probstdorf (jeßt 379.98), Pufchendorf (jett 272.49), Roi­ (jet 321 ° 37), Schaal (jet 59572), Schönau (je­t 590 fl.), Scholten (jet 53843), Schorsten (jett 364 ° 33), Taterloch (jett 172.37) und Wölz (jet 499 ° 31). Im Schenker Kirchenbezirk:Bürgesch(jetzt 346s40),Gürtlen(jetzt 483s10),Retersdorf(jetzt 343«50)undZied(jetzt 576fl.). Im­ Reener Kirchenbezirk:Nieder-Eidisch(jetzt 444«62),Ober-Eidisch (jetzt 482·28),Ludwigsdorf(jetzt 317·41),Neumarkt[Marosch-Vascharhely] (jetzt 425ff.)und Paßbusch(jetzt 482·38) . · Im­ Kronstädter und Repser Kirchenbezirk giebt es solcher Gemeinden keine. (Der Zeitungsverkehr in Ungarn.)Dem unter die Mitglieder der Finanzkommission verteilten Bericht des Handelsministers über den Zeitungs­­­verkehr in Ungarn entnehm­en wir folgende Daten: — . Im Jahre 1891 wurden in Ungarn 67«9 Millionen Zeitungsexemplare abgesetzt,um 4«3 Perzent mehr als im Jahre 1890.Davon wurden per Post im Inlande58«6,ins Ausland 2·6 Millionen­ Exemplar­e befördert,aus dem­ Auslande kamen 6·6 Millionen Exemplare.In Ungarn erscheinen 733 Zeitungen und periodische Zeitschriften,darunter 490 in magyarischer, 33 in magyarisch-deutscher,111 in deutscher,1 in magyarisch-kroatischer,44 in kroatischer,12 in slowakischer,16 in serbischer,lein romänischer,4 in­ italienischer,3 in französischer,je 1 in russischer,bunyevaczischer und hebräischer Sprache.Politische Inhalt hatten 104,belletristischen 66,lokale Interessen vertraten 231,Fachblätter waren 313,Witzblätter 19.Die Zahl der magyarischen Blätter hat um 33,der magyarisch-deutschen um 12,der deutschen um 4 zugenom­men;die Zahl der mit der Post expedierten Exem­plare der m­agyarischen Zeitungen ist von 35.268.905 Exemplaren aus 35.585.542,die der deutschsprachigen Zeitungen von 11·6 auf 13,1 Millionen gestiegen,«Die Zunahm­e der Exem­plare der magyarischen Blätter betrug daher rund 316.000, die der deutschen 1,577.000. ".·.«. (Ueber die Bedeutung und Verwertung dess Volksk­­tümlichen­ in den Erscheinungen des deutschen­ Vol­sk«sl­e­bens) sprach jüngst Professo­r.Felix Dahn aus Breslau»in­»Jder«ins«den Viktoriasälen abgehaltenen Sitzung des,,Allgemeinen deutschen Vereins«in Berlin.,,Vor 20 Jahren,sagte Dahn,hätte man es wohl nicht für m­öglich gehalten,daß man über die Berechtigung des Nationalen in Deutschland zu sprechen nötig hätte,aber die Dinge haben sich in diesen 20 Jahren sehr­ erheblichj und leider traurig geändert,wir haben es hören müssen,wie im deutschen Reichs­»­­tag gesagt wurde,,,die deutschen Siegessäulen müssen niedergerissen«werden«, wie in Frankreich ein deutscher Reichsbote sagte:,,nicht der französische,nicht der russische Soldat,der deutsche Arbeitgeber ist der Feind des deutschen Arbeiters.«Diese Dinge hängen zusammen mit der Verstimm­ung,«mit dem Groll,mit dem Mangel an Vertrauen­ im deutschen Volke,der leider auch vielfachivoh­l begrü­indet ist.Ein weiterer Grund für das Herabsinken des Nationale­­gefühls liegt in der mächtig gewordenen Halb-und Falschbildung.Man be­­­ruft sich auf den Kosmopolitismus,die Wahrheit des Kosmopolitismus aber ist der Nationalismus,der Patriotismus.Der dient der Men­schheit am besten, der seinem­ Volke am­ besten dient.Es giebt keine Menschheit,­losgelöst von den Völkern,in denen die Menschheit erscheint.Die Anlagen,die Bedürfnisse sind gemeinmenschliche,aber die Gestaltungen dieser Anlagen,dieser Triebe wechseln, sie werden bedingt durch den­ Nationalcharakter,das ist durch die Volksseele und durch die räumlichen und geschichtlichen Einflüsse,die au­f diese Volksseele einwirkeinA Ändert sich einer dieser beiden­ Faktoren,so ändert sich auch das Produkt derselben Sie werden b­edingt durch Vererbung und Anpassung u­nd es ist daher unmöglich,daß die Menschheit anders erscheint,alsiinational gestalteten Gliederungen­.Wie aber kann denn nun dieses Nationalevertwertet auf die Erhaltung jedes Kunden ängstlich bedacht sein,—es geht ja ums liebe Brot. Nedr igendg — wie steht es mit den Pfufd­ern, die noch ein sehr erhebliches Kontingent der Menschheit behandeln? Sollen sie vielleicht von der Anzeige» pflicht ausgeschlossen werden? (jebt 46176) a 1” s­­ie Cholera und Medizin. *­ I. ‚8.7. Wenn die Kuh aus dem Stall gelaufen ist, schlägt der Bauer die Thür zu; wenn das Examen in Sicht ist, fängt der Student zu arbeiten an; und wenn eine Seuche da ist, werden die Werzte und Regierungen mobil und be­­­ginnen zu überlegen, woher die Seuche denn eigentlich kam und wie man sie wieder weg bringt. Ob es am Ende nicht doch richtiger wäre, die Thüre zu sperren, bevor die Ruh noch herauslief? Die Studenten sollten immer­­ so arbeiten, daß sie in weiterer Ruhe das Eramen erwarten können; die Regierungen und die Nerzte müßten in gesunden Reiten daran denken, wie man der Seuche den Boden versperrt. Aber unsere landläufige Medizin hat eine eigene Praxis. Der Arzt spricht zum Opfer seiner papiernen Kunst: Lebe so unvernünftig, wie du willst, aber dann komme zur Sprechstunde. Was in der kath. Kirche der Beichtzettel, so Hier, das Rezept vorstellen. Und auch den bequemen Wechsel von Fasttagen und Sonntagen kennt unsere Medizin; wenn sie den Leuten immer ein ver­­­nünftiges Zeben empfehle, dann würden sie in Seuchenzeiten nicht mit schlotternden Kirieen herumlaufen und vor jeder sauren Gurke angstgrün werden. Die Methode: hier Krankheit, Hier Mittel, ist billig und schlecht. Er giebt seine spezifischen Mittel gegen ein Symptom (Erscheinung), und die medizinische Praxis hat nicht nur die Aufgabe, Schmerzen zu betäuben und weg zu bringen — das ist doch am Ende mehr Nebensahe und schon durch die Humanität geboten , sondern sie soll den Organismus so pflegen und kräftigen, daß nicht jede winzige Ursache solche scheußliche Krankheit hervorrufen kann. Deshalb sollte die Hauptfrage, die mit manchen gleichgiltigen und neben­­­sächlichen Fragen bei Seuchen erörtert zu werden pflegt, etwa so gefaßt werden: „Welche Maßnamen zur Verhütung des Auftretens, der Weiterverbreitung und des Wiederauftretens von Seuchen kommen in Betracht?”­­­ Man zerbricht fi­­­et den Kopf darüber, von wo die Cholera einge­­schleppt worden ist, ob die russischen Auswanderer oder die indilchen Heizer sie mitgebracht haben, die auf vielen Hamburger Schiffen angestellt sind, weil sie billiger arbeiten und mehr Hite aushalten können als die Weißen. Beides ist mögli und noch viel mehr. Aber muß denn die Cholera überhaupt ein­­­Die Folge würde sein, daß noch mehr Leute sich von Pfufchern behandeln ließen, weil sie sich jagen würden: der Arzt muß melden, der Pfufcher nicht. Und wo fängt denn der Pfufcher an und wo hört er auf? Schon jebt erkranken und sterben etwa 60 bis 70 Prozent unserer Bevölkerung ohne die Hilfe geießlich genehmigter Aerzte — und jeden, der nicht legitim Arzt geworden ist, nennt man wohl einen Pfufcher. Leider muß es aber gesagt werden, daß es unter diesen Pfufchern eine ganze Anzahl von Praftifern giebt, die mehr von der Heilfunft verstehen, als unsere allers legitimsten Aerzte. Ohne den Priesnigschen fairen Umschlag kann ein Arzt Heute kaum auskommen und doch war Vriesnik ein Bauer, ein Pfurdher. Und was man auch gegen den Pfarrer Kneipp sagen mag,ein großes Verdienst hat er doch:er hat die Leute ans Waschen gewöhnt,und oberdas nun Oberguß,Unterguß oder sonst wieben­ei­ nicht ja ganz einerlei.Man muß eben von allen lernen,positiv oder m­indestens negativ Sehr gebi­ldete und wissen­schaftliche Aerzte sind heute der Meinung,daß wir gerade aus dem Pfuschertum­ und den Naturheilversuchen,deren Unfug ja oft genug auf der Hand liegt,doch vielleicht die Reform zu erwarten haben,nach der«­"ii’i"iser medizinisches Treiben so dringen­d verlangt.Der Rezeptschwindel muß««"den Leuten abgewöhnt und es m­uß ihn­en im­mer wieder gesagt werden,"daß es Taf den Namen der Krankheit,an der sie sterben,ja doch nicht so sehr ans­­omm­t. Die Mehrheit der Aerzte glaubt selbst nicht mehr an den überlebten Rezeptschwindel,aber die Patienten wollen betrogen sein und darum erhalten­ sie ihr Rezept und können,was sie schwarz auf weiß besitzen,getrost nach Hause tragen. Die Medizinmänner sind oft genug nur die gefälligen Diener des Publikums und fast noch öfter die Handlanger der Chemie. Da wird eine neue Tinktur zusammengegossen, für einige Hundert Mark findet sich ein Reklame­­­schreiber und das neue, das einzig wahre und allein unfehlbare Heilmittel wird mit Glanz in die Welt gefebt. Es geht noch immer so zu wie bei Fausteng Bater, dem dunkeln Ehrenmann: „Hier war die Arznei, die Patienten starben und niemand fragte: wer genas ? (Schluß folgt.) .. f).«Verfasser dieses Artikels ist der berühm­te Leibarzt des Fürsten Bismarck Professor Dr."Schwi­eninger. —

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