Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Januar (Jahrgang 24, nr. 7009-7033)

1897-01-28 / nr. 7030

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kauf­­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Gunesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garnendzeile fortet beim einmaligen Einladen 7 Er., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1897 Aus dem ungarischen Reichstag. Budapef, 25. Januar. Sn der Samstagfisung Hatte der Abgeordnete Horanscky beim Titel „Dispositionsfond” einen Antrag auf Mißbilligung des Vorgehens de Mini­­sterpräsidenten wegen Beriefung der vom Abgeordneten Blassovich an die Volkspartei gerichteten Briefe gestelt. Im der Sigung vom 25. d. M. er­­greift als erster R Redner der Ministerpräsident Baron Banffy das Wort, um die Aufklärung zu geben, wie er in den Besiß­z dieses Briefes gekommen sei. Die Rede des Ministerpräsidenten lautet: Geehrtes Haus! Zene heftigen Angriffe, welche im Laufe der Verhande­lung über den Titel „Dispositionsfond“ aus Anlaß eines an die Leitung der Bolfspartei gerichteten Berichtes des Abgeordneten Blaskovich über die Or­­ganisation dieser Partei, aus welchem Berichte ich einen Parsus vorlag, gegen mich gerichtet worden, haben in mir die Vermutung wachgerufen, daß es vielleicht Leute giebt, welche über den Ursprung dieses Briefes und über die Details der Art und­ Weise, wie derselbe in meinen Befug gelangte, mehr wissen und besser orientiert sind, als ich. Denn ich konnte er mir nicht anders erklären, weshalb die Herrn so stark betonen, ich möge im Besondern feststellen, wie und in welcher Weise dieser Brief in meinen Befug gelangt ist. Geehrtes Haus! Ich habe damals im allgemeinen von diesem Briefe sprechend­ gesagt, daß von zahllosen Seiten in Begleitung von anonymen und nichtanonymen Briefen solche Schriftstück, Beichwerden, Berichte an mich ver­langen. Damals konnte ich nicht mehr sagen, weil ich aber mehr nicht orien­­tiert war. Da ich aber das große Interesse sah, welches im betreff dieses Briefe Herrschte, hielt ich es für notwendig, ‘der Sache eingehender nachzuforschen, um zu erfahren, auf melcen Wege und in welcher Weise dieser Brief in meinen Befug gelangt ist. Meinen Nachforschungen haben zu einem gemissen Resultat geführt, dasselbe wurde besonders dadurch möglich, daß der verant­­wortliche Chefredakteur eines Hauptorgans der die Sache der liberalen Partei unterfragenden Presse mich am Samstag aufsuchte und mir ganz offen er­­zählte, daß dieser Brief durch ihn an mich gelangt ist. Er erzählte mir, daß, als im Frühling des vorigen Jahres die Volkspartei ihr Domizil verließ und eine Hervorragende Künstlerin des königlichen Opernhauses die betreffende Wohnung bezog, die Künstlerin daselbst, im der Leer stehenden Wohnung, eine Menge verstreut umherliegende Briefe fand. (Heiterkeit vedhtd.) Diese ver­streut, für den­ Käsehändler zurückgelassenen Briefe interessierten den Gatten der Künstlerin; er sammelte dieselben, sah sie durch und fand sie zum Teil aus politischem Gefstspunkte interessant, und weil auch er — wie ich glaube — dem Inhalte dieser Briefe Wichtigkeit beilegte, obgleich er sie nicht für ein großes Geheimnis halten konnte, da sie in der früheren Kanzlei der Volkspartei verstreut, ohne Zweifel für die Zwecke des Käsehändlers zurücge­rossen wurden (Heiterkeit rechts), sandte er ein großes Bündel derselben in die Redaktion jenes Blattes. Die Mitglieder der Redaktion sahen diese Schriftstücke durch und fanden unter denselben eines interessant, dasjenige, aus welchem ich einige Details vorgelesen habe. Sie legten das Schriftb­üch dem Chefredakteur des Blattes vor, welcher dasselbe als eine für die Auffassung der in die Nationalpartei einzutreten beabsichtigenden, aber mit der Volkspartei sympathisierenden Männer der interessante Sache einigen für die Sache der Nationalpartei sich interes­­sierenden, sehr angesehenen Männern, auch dem Redakteur eines die Sache der Nationalpartei unterflagenden Tageblattes zeigte. Er brachte den Brief auch in das Ministerpräsidium, zwar nicht zu mir, sondern zu jenem Beamten, welcher in politischen Fragen am meisten mit mir in Berührung kommt. Dies geschah im Mai. Dieser Beamte hat am folgende Tage die Schriftstüde mir vorgelegt und mich auf die interessante und wichtige Natur derselben aufmerk­­sam gemacht. Was ich hier gesagt habe, geehrtes Haus, sagte ich nach den Worten jenes im vollem Maße glaubwürdigen, an der Seite eines ange­­sehenen Organs der Liberalen Presse stehenden Individuums, an dessen Worten zu zweifeln ich sein Recht und seine Ursache habe. (Zustimmung rechts.) Das Uebrige, das ich sage, ist schon aus eigenem gesagt. Ich habe dieses Papier zu den übrigen, auf dem bezeichneten Wege an mich gelangten Pa­­pieren gethan und habe­ mich mit dem Inhalte desselben nicht weiter be­­schäftigt auch nicht mit dem SJnhalte der übrigen. Seht aber, al ich im Laufe der Debatte es für nötig hielt, mich auch mit der Politik und mit dem Programm der Volkspartei zu beschäftigen und die Politik und das Programm der Nationalpartei zu beleuchten, habe ich zu dem Bmwede der eigenen Orientierung unter meinen Schriftftüden suchend die Schriftftüde gefunden und dieselben zur Klärung der Situation, zur Orientierung des Landes sehr geeignet gefunden. Demzufolge fühlte ich mich berechtigt, mich auf diesen Brief zu berufen. Ich konnte mich erstens darauf berufen, weil der Brief nichts enthielt, was den deren Abgeordneten Blaskowich in seiner Ehre berühren würde; zweitens, weil er nichts enthielt, wa rein privater Natur wäre. Der Brief ist von allgemeinem­nteresse und geeignet, das politische Programm einer Partei zu kennzeichnen (Zustimmung rechts); ich konnte ihn nicht als einen solchen ansehen, welcher in inkorrekter Weise, durch unm­ätige Mittel in meine Hände gelangt wäre. Ich fühle mich daher seineswegs in berechtigter Weise angegriffen, wenn die Herren wegen meines Verfahrens mit diesem Briefe so streng über mich urteilen. Geehrtes Haus! Ich habe es für notwendig erachtet, dies zu jagen, weil ich in erster Reihe mich selbst über die Modalitäten orientieren mollte, wie dieser Brief an mich gelangte; und nachdem ich mich schon orientiert hatte, hielt ich es für notwendig, es auch zur Orientierung des Hauses zu fagen. (Zustimmung rechts.) ch hielt es auch deshalb zu sagen für notwen­­dig, weil jenes sehr anständige Organ der Tagespresse, durch welches dieser Brief an mich gelangt ist . . . (Rufe sints: Wer ist das ?) Wenn Sie e3 durchaus verlangen, kann ich e3 ja sagen, aber ich glaube es gehört nicht unmittelbar zur Sache. (Zustimmung rechid.) Aber ich will er auch nit uns bedingt geheim Halten. Also, ich hielt es auch deshalb zu sagen für notwendig, weil ich nicht will, daß infolge meiner Erklärungen eine unberechtigte Kritik an dem Vorgehen des Betreffenden geübt werde. Er ist nicht in inforrekter Weise in den Bei dieser Schriftfuüde gelangt, somit trifft ihn auch nicht jener Ausdruck, den ich gebraucht Habe, daß er gestohlen Hat... . (Rufe sinks: Wer ist das?) Josef Veßi, der Chefredakteur des „Budapesti Naplo”. Er ist nur in inkorrekter Weise in den Besit­zieses Briefes gelangt ; er ist nicht inkorrekt vorgegangen, ihn man daher seine Verantwortlichkeit oder Be­­schuldigung treffen, welche vielleicht einen Schatten auf ihn werfen könnte. Darum hielt ich es für en dies zu sagen, damit die Herren Abgeordneten orientiert sein, speziell über den Ursprung dieses Briefes, über die Art und Weise, wie er an mich gelangt ist und über die Motive seiner Begühung. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Franz Blastovic bittet den Ministerpräsidenten, anzugeben, welches Datum der Brief trägt. Ministerpräsident Baron Banffy: 20. September 1895. Sodann Molnar erklärt, daß er, wenn er auch Vertrauen für die Regierung gehegt hätte, dieses infolge der Ereignisse der legten Tage verloren hätte. Er unterfragt deshalb den Beichlußantrag des Abgeordneten Horankty umso mehr, als der Ministerpräsident auf die in diesem Beichlußantrag an ihn gerichteten Fragen gar nicht geantwortet hat; so hat er insbesondere nicht nachgewiesen, daß er zur Veröffentlichung des Briefe ermächtigt war. Die Uebersiedelung der Volkspartei ist am 2. November 1895 verfolgt und wurde selbstverständlich durch Diener bewerkstelligt, welche vielleicht ein Pater Akten fallen gelassen haben. Daß Herr Veßi solche Akten dem Ministerpräsidenten zuträgt, ist ein Verfahren, welches da­raus beurteilen wird. Uebrigens ist es sehr betrübend, wenn der Minister Hier im Hause offen zugegeben hat, daß er die Relation von Spionen im allgemeinen annimmt und sogar bewußt. Nedner bittet den Ministerpräsidenten, ihm diesen Brief auszuliefern, da er der einzige rechtmäßige Besier desselben ist, wenn der Minister es nicht vielleicht vorzieht, ihn als corpus delicti dem Gericht vorzulegen. Dslar Franka: Das Veröffentlichen dieses Briefes ist vom gentleman« Yifen Standpunkte absolut nicht zu entschuldigen, selbst wenn man den Umstand entschuldigen könnte, daß die dem Ministerpräsidenten genannten Herren die gefundenen Dokumente einander zeigten. Der Ministerpräsident hat sich durch die Veröffentlichung jenes Briefes in eigenster Person des Vergehens gegen $ 327 des G Strafgeseßbuches schuldig gemacht. Auch kann in dieser Thatsache das Kriterium der Hehlerei gefunden werden. Wohl sein Mitglied der Liberalen Partei, werde sich berechtigt Halten, einen zufällig in seinen Berit gelangten fremden Brief vor die Oeffentlichkeit zu bringen. Wer nur den geringsten Begriff von Korrektheit hat, wird dies nicht tuun. 3 ist geradezu eine Be­­leidigung, wenn der Ministerpräsident die Abgeordneten aufgefordert hat, sie mögen ihn aufsuchen, einzeln wolle er ihnen gerne Briefe zeigen, die, wie er selbst jagt, durch Diebstahl an ihn gelangt sind. Redner sagt wohl nicht, daß der Ministerpräsident sie gestohlen habe, aber ein Dieb mag sie ihm geschickt haben. Eine solche Aufforderung, dasselbe zu begehen, nennt Redner seinerseits Fk eine Schweinerei. (Zustimmung lint). Sa, so ist’s­ lints. Bewegung rechts. Präsident: Jch rufe den Herrn Abgeordneten zur Ordnung und hat gaR aufmerksam, daß ich die Hausordnung an­wenden werde. (Zustimmung rechts. . Sinteresse des Landes, Juliuansth:Es handelt sich hier um das (Lärm.) Präsident (läutet): Ich bitte um Nube, Julius Zufth: Man kann doch seinen Schleier darüber breiten ? Man muß die Sache Hären. Geza Rubinyi: Aber deshalb muß man nicht grob sein. Aurel Münnich: Nicht mit solchen Ausdrücken. Präsident. ch bitte die Herren Abgeordneten, einander nicht zu überschreien, da man sa nicht Ordnung machen kann. Die Hausordnung ge­stattet jede regelrechte Diskussion, sie verbietet aber jede den parlamentarischen Anstand verlegende und rohe Beleidigung. Man kann alles sagen, aber­ nur in [eidlicher Form. Dälar Jvanta bedauert, daß der Ministerpräsident eine solche Zu­­mutung an ihn sielt,. Auch darüber müßte der Ministerpräsident Aufschluß geben, der jene Mitglieder der Nationalpartei sind, denen der Brief gezeigt wurde... Ministerpräsident Baron Banffy: Ich weiß ed nicht! Desar Ivanka, ... und ob der Redakteur Behi ihn ermächtigt hat, die heutige Erklärung abzugeben und jenen Brief zu veröffentlichen. Der Beschlußantrag Horanskys ist absolut nicht gegenstandslos geworden, wie, der Ministerpräsident gesagt hat, deshalb bittet Redner das Haus, ihn anzunehmen. (Zustimmung lintg.) Noch Sprachen in dieser Sache E. Gajari (liberal) und E. Bolgar (Nationalpartei). Das Schlußwort Hatte Ministerpräsident Baron Banffy. Hiemit war die Briefdebatte zu Ende. Das Haus nahm den Titel „Dispositionsfond“ an, während Horanflys Beichlußantrag abgelehnt wurde. Die Erzbischöfe und Bischöfe Desterreichs haben aus Anlaß der bevorstehenden Wahlen in den Reichsrat an die Gläubigen ihrer Diözesen einen längeren Hirtenbrief gerichtet, aus dem Mir auszugsweise einige hervorheben. In demselben wird eingangs gesagt, das Wohl des ganzen Volkes, der besonnene und verständige Fortschritt in der Geiergebung, die Abstellung tiefempfundener Welterstände, die friedliche Entwicklung des religiösen, nationalen und sozialen Lebens der Völker, alles dies hänge von der Gesinnung und der Haltung des­­ Reichsrates ab. Schon dies zeige Hin­­länglich, wie wichtig e3 sei, daß die Wähler ihre Pflicht erfüllen und gut wählen. Jeder gewissenhafte Wähler müsse sich die Lage und die Bedürfnisse des Volkes, die Mißstände, unter denen e3 leidet, die Gefahren, von denen er bedroht ist, vor Augen Halten und demnach Männer wählen, welche sowohl den Willen wie die Zähigkeit befigen, das Wohl des Volkes nach allen Richtungen Hin zu fördern. Menifleton. Der Höfe Geisl. Roman von U. ©. von Guttner. (22. Rortregung.) Noch nie hatte es in PVottenbrunn eine solche Aufregung gegeben, nie an dem Tage, wo der große Sahrmarkt abgehalten wurde. An dem sonst verhältnismäßig friedlichen Gerichtssprengel, wo nur unbedeutende Diebstähle, kaum nennenswerte Betrügereien oder schlimmsten Falls ein paar Raufhändel Sobald fi die Thür Hinter dem Besucher geschlossen hatte, machte er Marcel daran, die paar Beilen an Boe zu schreiben. Dann schellte er dem Diener und hieß ihn, schnell einige Koffer paden. Sehr bemerkte er wieder den durch den Schuß zerfegten Wermel und hastig streifte er den Rad ab, um­ in einen anderen zu schlüpfen. „Wann sol ich den Herrn Baron zurück erwarten ?” trug der Diener, als das Gepäck bereit lag und der Wagen vorgefahren war. „Das weiß ich noch nicht.“ „Und wenn Briefschaften einlaufen — wohin sol ich sie senden ?“ „Das weiß ich auch noch nicht. ch werde dieser Tage jedenfalls näheres schreiben. Wollen einstweilen, Holzinger.“ Nach wenigen Minuten rollte der Wagen zum Thore hinaus , . Als Eyhing spät am Abend nach Mühldorf zurückkam, stieg er leichten Schrittes die Treppe hinauf und bedeutete seinem Diener in ungewöhnlich freundlichem Tone, daß er gerne eine Tafje Thee zu fi nähme Kıum allein in seinem Zimmer, ließ er si in dem Lehnstuhl am praffelnden Kaminfeuer nieder. „So!” kam er wie ein befriedigter Seufzer aus seiner Brust — dann verfiel er in tiefes Nachdenken. IX, in den Annalen der Behörde jährlich verzeichnet wurden, war da glößlich ein Mord vorgefallen, und zwar an einer Persönlichkeit, die sozusagen über­­ den Sterblichen gestanden, an einem wirklichen, leibhaftigen Prinzen, an einem Manne, zu dem alles wie zu einem in den Wolken geborenen Wesen auf­­geblich hatte. Ein Mord! E38 war nicht zu bezweifeln: der Schullehrer des nahe gelegenen Dorfes hatte sie in Gesellschaft des Wirtes früher als die anderen Marktbesucher aufgemacht, um bei Reiten seine Einkäufe zu besorgen. Als die beiden das Kapellenwäldchen erreichten und vom Wege abbogen, da sie durch das Stangenholz ein tüchtiges Stück abschnitten, rief plöglich der Wirt: „Da liegt jemand! .. . Ein Offizier !* In der That, vor ihnen lag Yang außgestrebt ein stattlicher Mann, wachebleic, und die Uniform war an der Herzgegend mit Blut getränft. Der Schullehrer hatte nie den Prinzen gesehen, er ahnte also nicht, wen er vor sich Hatte, aber bei dem unheimlichen Anblide fuhr ihm der Schweden dur alle Glieder: „Selus, Maria und Hofer, der Hat sich umgebracht !“ rief er entreßt. „Wird Schon so fein“, bestätigte der Wirt, der stärkere Nerven besaß und als Schlächter gewohnt war Blut zu sehen. „Gehen wir, gehen wir“, verseßte der Lehrer ängstlich. „Wir haben mit der Sache nichts zu thun.” „Aber die Anzeige müssen wir doch machen”, warf der andere ein. „Sa, ja, wir wollen sie erstatten — aber gehen mir.“ „Nein, in einem solchen Sale fol einec zurückleiben und machen”, verseßte der Wirt, der einmal das Amt des Bürgermeisters in seinem Dorfe bekleidet hatte. „Hurüd bleiben? Ich bleibe gewiß nicht.” „Gut, so bleibe ich, und Sie, sputen Sie sich, damit die Gendarmen sich sogleich auf den Weg machen. E38 kommen noch mehr Leute Hinter uns nach und in der Neugierde künnten sie da leicht näheres untersuchen wollen; der Mann hat vielleicht Geld oder Kostbarkeiten bei sich. Ich meiß, was das Gefet vorschreibt, rennen Sie also, was Sie können, ich will einstweilen Wache halten,d­em . Der Lehrer Lie es sich nicht zweimal sagen und sprang wie ein Hafe­nvon. S Indes fühlte sich der Wirt in seinem freiwillig übernommenen Amte zu wichtig, um sich den nachfolgenden Leuten gegenüber still zu verhalten ; Kaum erblickte er drüben auf dem Wege eine Gestalt, al er auch schon rief, man möge kommen, es gebe etwas zu sehen und so war denn eine ganz ansehnliche Gruppe um die Stelle versammelt, als endlich die behördliche Kommission erschien: der Bezirksrichter, ein Kanzlist, Doktor Ratmann und zwei Gendarmen. Nachdem man den Toten erkannt und die hierdurch entstandene Auf­­regung sich etwas gelegt hatte, nahm der Arzt sogleich eine genaue Unter­suchung vor, und al er sich wieder erhob, bemerkte der Richter: „Selbst­­mord, wie 2” „Um einen Selbstmord zu begehen, bedarf es einer Waffe”, lautete die Antwort: „Haben Sie eine solche gefunden ?” Man ruhte in unmittelbarer Nähe, fand jedoch nichts, und es erfolgte nun eine Vernehmung des Wirtes, ob nicht dieser vielleicht im Miebereifer die Pistole weggeschafft hätte, aber dieser beteuerte, nichts gesehen zu haben und erklärte, er sei eben zurüdgeblieben, damit die hohe Kommission alles so fände, wie es ursprünglich ge­wesen war, ek rief einer der Gendarmen, die den Umkreis absuchten: „Da tegt sie !* „Wo? Dort?” ermiderte Doktor Ratmann Topfschüttelnd und er eilte nach der Stelle, wo der Mann stand. „Das ist ganz unmöglich”, murmelte er, zurückkommend. „Was ist unmöglich ?” trug der Richter. „Daß sich der Unglückliche mit jener Waffe das Leben genommen hat.“ „Warum nicht, wenn er sie wegschleuderte und ““ „Keine Zee! Der Schuß ist mitten in’s Herz gegangen, er mußte auf der Stelle tot sein und konnte nie und nimmermehr die Pistole dorthin werfen, ebenso wenig wie er sich dort erschoffen und bis­ hierher geschleppt haben kann.” · »Aber dann wäre ja kein Selbstmord,sondern ein Mord durch einen zweiten verübt worden!«

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