Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Juli (Jahrgang 24, nr. 7156-7182)

1897-07-22 / nr. 7174

Gelte 760 Hermannstadt, Donnerstag Grenzen überschreiten, welche den national-kirchlichen Angelegenheiten an und für sich gezogen sind. E 8 wird geleglich vorgehen im Geiste seiner Kirche und im Geiste jener Rechte, welche dem serbischen Volle für die äußeren Verhältnisse seiner Kirche gewährleistet worden sind, und wird es sein Heißer Wunsch sein, die Autonomie seiner Nationaltische auszubauen und die regelmäßige Ent­­wiclung seines nationalen Kirchenlebens zu sichern. Der königliche Kommissär Baron Nikolics hat die Adresse entgegen­­genommen und versprochen, dieselbe an den Stufen des Thrones niederzulegen. In einer in Kolomena am 18. d. M. abgehaltenen Versammlung der Großgrundbesiger des Bezirkes hat fi der Reichsratsabgeordnete Ritter v. Wielomichyski über die Lage in Oesterreich dahin geäußert: Wenn was immer für eine Regierung es versuchen sollte, die Sprachenverordnungen zurückzuziehen und jenen Grundsäßen entgegenzutreten, auf die sich gegen­wärtig die Rechte stößt, so wird ein solches Kabinet auch nicht für einen Augenblick die Unterftügung der Majorität finden. Wer darauf rechnet, der Polenklub könnte die im Adrekentwurfe der Majorität, sowie in der erfolgten Vereinigung der Polen mit den autonomistischen Parteien so kategorisch zum Ausdruch gelernten Prinzipien im Stiche lassen, der tritt einer so ange­­sehenen Partei, wie es der Polenklub ist, nahe und wird sich selbst die Folgen seiner leichtsinnigen Berechnung zuzuschreiben haben. Die tibechische Prese scheint über die Einstellng des Bill­er Hovenisch-deutschen Untergymnasiums ernstlich verstimmt zu sein. „Narodni Lifty“ bezeichnen die Veifügung der Unterrichtsverwaltung als eine „bemitleidenswerte Nachgiebigkeit" und protestieren ganz entschieden gegen das Ansinnen, die Regelung des probisorischen Zustandes werde, wenn thun sich, im Hinverständnis mit beiden Nationalitäten erfolgen. E83 gehe nicht an, dag die staatliche Autorität und Vollzugsgewalt fn dem Botum der Parteien untertreffe, deren Ziele ihrem Bestreben zuwiiderlaufen. Das kul­­turelle Bedürfnis der Slowenen dürfe von deutscher Zustimmung nicht ab­­hängig gemacht werden. Der Staat habe die Pflicht, für dieses kulturelle Bedürfnis der Slowenen zu sorgen, gleichgiltig, ob die Deutschen damit ein­­verstanden sind oder nicht. Die Mafregel des Baron Gautih sei eine be­­dauerliche Schwäche, welche sein Minister an den Tag legen sollte, der für energisch gelten will. Die Majorität des Abgeordnetenhauses habe eine un­­verzeihliche Sünde an dem kulturellen Aufschwung der Slowenen begangen. Angesichts der unfreundlichen Wendung, welche die innere Rolit­ät in Deutschland genommen, fordert die „Kölnische Zeitung“ alle liberalen Parteien vor den Reichstagswahlen zum Zusammenschluß auf. Der Kreid derjenigen, die gegen die Vergewaltigung sich zusammenschließen, sol so weit gezogen werden, um auch das Zentrum aufnehmen zu können. Mit Ausnahme der Ostelbier Herrsche in allen Klafsen die stärkste Unzufrieden­­heit. Selbst Männer, die man als recht maßvoll und geduldig kennzeichne, wollten nicht mehr mitmachen und seien durchaus geneigt, der herrschenden Strömung entgegenzutreten. Zwischen der liberalen und der freisinnigen Ber­­einigung werde es nicht schwer sein, ein Einvernehmen herzustellen, auch die Zentrumspresse trete sehr besonnen auf, dagegen verhalte sich die freisinnige Volkspartei bisher durchaus ablehnend, wobei weniger die Partei als Richter persönlich ein Hindernis bilde. Bei dem gemeinsamen Ansturm werde man auf die Richter’sche Gruppe verzichten müssen. Das bemerkenswerteste Ereignis, das sich in Frankreich abspielt, ist die Reife des Banama-Ausschusses der französishen Deputiertenkammer zu Kornelius Herd. Das ist bekanntlich jener Mann, der den großartigsten und infamsten Aftienstwindel, welcher die Gründerepoche dieses Jahrhunderts kompromittierte, finanziert hat. Viele Hunderte von Millionen Brancd sind an den Panama-Aftien verloren morden, die jchon wertlos waren, als for­­ nelius Herg die letzten Emissionen dieser Aktien unter dem autoritativen Schuß der französischen Regierung auf den Markt bringen half. Als der ganze Schwindel zum Ausbruch kam, gelang es Kornelius Hek, nach England zu entkommen, und als er ausgeliefert werden sollte, erklärten ihn die Gerichts­­ärzte für so schwer Frank, daß eine Auslieferung unstatthaft sei. Nun erbietet er Kornelius Heck, Aufklärungen zu geben, und der ganze Panama-Ausschuß reist nach England, um diese entgegenzunehmen. Diese Thatsache steht gewiß einzig in ihrer Art da. Reuters „Office" meldet aus Ronftantinopel: Tewfit PBalıha habe Samstag den Vertretern der Mächte den Entwurf eines Friedensvertrages vorgelegt, welcher an der Grenzlinie Salamvria-Heragis festhalte und eine Kriegsentschädigung von 4,5 Millionen Pfund, wonach um eine halbe Million mehr, als von den Botschaftern festgelegt wurde, fordere. Herner erneuere die Pforte ihre Forderung auf Aufhebung der Kapitulationen. In Berliner diplomatischen Kreisen versichert man, bei der Beur­­teilung des Verhaltens der Pforte Hinsichtlich der Friedensverhandlungen dürfe man nicht die Erwägung aus dem Spiele lassen, daß ein allzu leichtes Nach­­geben der Türkei zweifellos auf jene Heinen Balkanstaaten einen ermutigen­den Eindruck gemacht haben wü­rde, welche sich als die Erben des „Kraunen Mannes“ betrafen. Die Hartnädigkeit der Pforte selbst gegenüber einem Drude der sämtlichen europäischen Großmächte dürfte bei aller Mißlichkeit, die sie speziell für Griechenland im Gefolge hat, einen nicht zu unterschäßenden Einfluß auf gewisse Staaten ausüben, die andernfalls vielleicht leicht geneigt wären, durch vorschnelle Entschlüsse den Frieden Europas einmal in Frage zu stellen. Im Verein mit den raschen Waffenerfolgen der Türkei verspricht man daher aus dem langsamen Fortgang der Friedensunterhandlungen wenigstens nach dieser Seite hin einen gemeisten Erfolg. Im übrigen zweifelt man in Berlin nicht daran, daß die Pforte nunmehr am Rande ihres diplo­­matischen Widerstandes angelangt ist und daß die Einzelheiten des K­edeng eine waschere Erledigung finden werden, als vielfach angenommen wird. Auf der Insel Kreta ist die Ruhe noch Lange nicht eingekührt. So wird der „Kölnischen Zeitung” unter dem 18. d. M. aus Kanea ge­­meldet: „Am Freitag griffen Balchi-Bozul3 die Christen in der Gegend von Rethymnio an, töteten acht derselben und raubten 300 Stüdk Vieh. Gestern griffen die Christen die Muselmanen bei Kandia an 4 Stellen zugleich an.“ Iich unserer legten entscheidenden Unterredung im Widerspruch steht, werden Sie selbst einsehen.“ „Durchaus nicht, junger Mann! Ich Habe ausdrücklich gesagt, daß ich nach der Hochzeit meiner Tochter zu den geplanten Unternehmungen das Geld vorstreben würde, natürlich als Hypothek, denn ich muß doch eine gemisse Sicherheit für mein Geld in den Händen behalten. Da jene Unternehmungen infolge inzwischen veränderter Umstände nicht zu­stande kommen, so leuchtet ein, daß ich meine Versprechungen auch nicht zu halten brauche.“ „In dieser­ Form haben Sie das nicht gesagt, Herr. Spedmann“, pro­­testierte Franz erbost. „Sie haben mich nur gefragt, zwar ich mit dem Gelde Ihrer Tochter zu beginnen dächte, und ich habe Ihnen darauf geantwortet, daß ich e3 zu B Vergrößerungen und Wanderungen der Mühlenanlagen ver­­wenden würde. Von einer Sicherung des Geldes war überhaupt seine Rede. Wenn e3 Ahnen ernst ist, Ihre Tochter an einen fleißigen Mann zu ver­­heiraten, so müssen Sie auch ein petuniäres Opfer bringen können, vor allem aber Vertrauen zu Ihrem zukünftigen Schwiegersohne haben, font läßt hr Verhalten vermuten, daß es ihnen nur darum zu thun ist, Ihre Tochter an den Mann zu bringen, ohne derselben eine Ihrem Vermögen angemessene Mitgift mitzugeben.“ Der ehemalige P­roduktenhändler, welcher am Fenster stand und dem jungen Manne rüdsichtelos den Rüden zugeführt hatte, drehte sich schnell um und verjeßte gereizt: „Und ihre jegigen Worte lassen erkennen, daß Sie es in erster Linie auf die reiche Mitgift meiner Tochter abgesehen Hatten!“ (Zortiekung folgt.) Siebenbürgisch-Dentiches; Fageblatt. * Die magyarische Regierungspresse Über die Opstruktion. Im Anschlusfe an die von und wiedergegebenen Aeußerungen des „Nemzet“ teilen wir nachstehend noch einige Artikel verschiedener liberaler Parteiorgane im Auszuge mit: Die „Magyar Ujjag“ schreibt: Die Opposition genießt die Ents­endung des Herostrat. An Zahl zusammengeschrumpft, in ihrem moralischen Wert Herabgekommen, greift sie zur Gewaltthätigkeit, zur Zerstörung, damit die Nation ihrer Existenz gemacht werde. Das Bermußtsein der Kleinheit und der Umbedeutung verleiht dem Menschen zu Zeiten eine­ gewisse verkehrte Heldenhaftigkeit. Freilich muß die Disposition zu dieser Versehrtheit vor­­handen sein und sie bricht nur bei solchen doch, in deren Gehirn die normale physiologische Thätigkeit ihren regelmäßigen Kreislauf nicht mehr vollzieht. Die Opposition, die infolge innerer und äußerer Elendigkeit seit Fahren zu einem Trank-hinfäligen Körper im parlamentarischen Organismus gemoorden, ist jeit in ein Stadium der Unzurechnungsfähigkeit eingetreten, wo sie, unbe­­kümmert um alle Folgen, zum Sklaven einer Manie wird und sich Bereit zeigt, zu morden, zu brandstiften, um nur ihre Handlungsfähigkeit zu doku­­mentieren. Denn, da sie schon längst den Beruf der Opposition nicht mehr versteht, mußte sie unausgeregt den berechtigten Vorwurf hören, daß ihre Wirks­amkeit unfruchtbar sei, daß sie nichts tut, sondern nur Hundert und Schwierigkeiten bereitet. Da ist ihr nun die „Virtus“ in den Kopf gestiegen und sie hat si in die fire Idee vernarrt, daß sie handeln müsse. Sie handelt denn auch, aber solches, daß jeder einsichtige Mensch, in dem ein Tropfen Gefühl für sein Vaterland und die freiheitlichen Institu­­tionen wohnt, darüber den Kopf schüittelt. Daß eine Opposition, die sich als Kämpfer der 48er Feen preist, gegen eine herausragendste Bek­örperung dieser Ideen, den Parlamentarismus — in blinder Wut anstürmt, ist an und für si ein Absurdium. Aber es ist Helle Roferei, wenn sie an den Säulen der Verfassung über ihrem Haupte rüttelt wegen einer geringfügigen Sache, die einzig und allein durch eine eine Koterie aus taktischen Gründen zu einer Freiheitsfrage aufgebauscht werden konnte. Darum muß und darum wird diese sinnlose Obstruktion unterliegen. Der „Betti NapLo“ betrachtet die Obstruktion von ihrer grundmäß­­lichen Seite und sagt unter anderem folgendes: die Obstruktion ist, mag sie sich auch unter der Maske „der eingehenden Debatte” verbergen, auf alle Fälle eine betrübende Erscheinung, niederdrühend und gefährlich, denn sie legt dar, daß das michtigste Organ des­­ Verfassungsstaates an Verkrüppelung leidet. Die Obstenftion, die jegt bei und zu einem ordnungsmäßigen parla­­mentarischen Mittel erhoben werden will, kann zu viel Waffe werden, mit welcher von der Regierung und Majorität alles Fu­ß jedes erpreßt werden kann. Irgend­eine Fraktion der Minorität — e8 ist ‚nicht einmal erforderlich, daß wie e3 derzeit geschieht, alle Teile der Opposition zu einer stillschweigend beschlossenen Koalition zusammentreten — erklärt einfach, daß es, sofern die Regierung dies oder jenes nicht zugestät, kein Budget giebt, oder überhaupt jede Verhandlungsthätigkeit lahm gelegt wird. Wenn sie über einen aus zwei Abschnitten bestehenden Gelegentwit Wochen lang debattieren läßt, so ist es leicht möglich, über ein Budget, daß sich aus einigen tausend Titeln zusammenfegt, selbst Jahre Hindurch die Verhandlung > Hinzuschleppen. 3 braucht dazu weiter nichts, als gehörige Entschloffenheiti?"" Und giebt es eine Bürgischaft dafür, daß nicht in­ den Britischsten Zeiten oder vielleicht gerade in solchen, eine zwanzig oder fünfundzw­anzig Mitglieder umschließende Gruppe sich zusammenfind, die die dringendsten und wichtigsten Gefegesvorlagen totzureden vermag? Wenn wir eine Umschau über die poli­­tischen und gesellschaftlichen Bewegungen in Europa halten, sehen wir Extremen zuneigende­n Parteigruppen mehr oder weniger überall, namentlich aber bei und vorhanden, die unter der Fahne religiöser, sozialistischer oder nationali­­tätischen Soeen gelegentlich selbst vor dem Gebrauche der radikalsten und zestlichsten Mittel nicht zurückschreden Heute sind diese extremen Strömungen im ungarischen Parlament noch nicht alle vertreten, aber sie finden sich au­ßer­­halb des Parlaments und es feidet keinen Breifel, daß sie früher oder später auch auf den Bänfen unserer Bollspielreiung Plag nehmen werden. . . . Uebergehend auf die gegenwärtig obwaltenden Verhältnisse, stellt dann „Bert Naple“ die Frage: St 3 vätlich, den ungarischer Staat, dessen Leben vornehmlich im Parlament seinen Sig­nat, folgen Möglichkeiten auszufegen ? Die jebige parlamentarische Lage ist überaus ernst. ° Die Mehrheit hat Wochen hinduch alle Angriffe s­chweiend geduldet, weil sie nicht Del aufs Feuer gießen wollte. Aber es giebt die Grenze, über welche Hinaus lang­­meütige Duldung micht mehr als Tugend erscheint — und diese Grenze ist das­nteresse des Staates. Wir grauen an dieser Grenze angelangt zu sein, ja vieleicht sie i­on überfäßritten zu Then. Wir erwarteten bisher immer en Eintritt der Wendung, welche die Interessen des Staates gebieterisch erfedern, von der Einsicht der Opposition. Im festen Augenblick entsagen wir dr Hoffnung nicht, daß schließlich das Plichtgefühl den Sieg über die Parteilichenschaften dabontragen werde. Jedoch der Staatliche Organismus stellt seine unerbittlichen M­ortulate. Der Staat kann nicht von bloßen Hoffnungen seien. Die Mehrheit ist zum Bewußtsei dessen erwacht und wird nun die zur ordentlichen Vorführung der parlamntarischen Arbeit nötigen Maßregeln nicht länger verzögern. Im erster Ahe werden die Mittel zur Anwendung gelangen, die im Rahmen der bestehenen Hausordnung gegeben sind. Wenn es aber herausstellt, daß die Opposten diesen gegenüber zu den illegitimen Waffen parlamentarischer Zügelosigkei greift, so scheinen weitere Maßregeln, wie es die Notwendigkeit erfordert, unermeidlich. Wenn das englische Par­­lament Schritt für Schritt seine Hangefege dem sich ergebenden Bedürfnis gemäß verschärfen durfte, so wäre es durch nichts zu entschuldigen, dafern das ungarische Parlament an wie imer gearteten, wenn auch zum Teil zu billigenden Rücksichten Anstand nehme würde, das zu thun, was die Er­­haltung seiner Aktionsfähigkeit gebietet.. .. Die Mehrheit wird so weit geht, als die Haltung der Opposition sie zu gehen nötigt. Nicht weiter. Da darf nicht sein, daß die Minorität, oder ein Teil von ihr auf die Stimiı der Majorität den Stempel der Un­­thätigkeit und Hilflosigkeit brennt und das ungarische Staatsleben zum Gespött für seine an Zahl großen Feinde mat, glücwünscht. Mit tief empfundenen Worten dankte der Gefeierte für die ihm erw­esene Ehre und das ihm, entgegengebrachte Wohlwollen. Verhandelt wurden hierauf die vom Bezirk­konsistorium geführten Konsistorialrechnungen pro 1896 und der Voranschlag pro 1897. Dann beantragte der Vorftende namens des Bezirkskonsistoriums, bon der Bezirkskirchenversammlung aus an den Hochwirtigen Bischof Dr. Friedrich Müller anläßlich des ihm vor Turzem von der Universität Leipzig erteilten Ehrendiploms als Doktor der Theologie eine G­lühmunikadresse abzusenden. Die vorgelesene Adresse wurde unver­­ändert angenommen. Nach Schluß der Situng begleitete die Bezirksfirchen­­versammlung den Kurator­ee seiner Wohnung. An dem zu Ehren des Kurators veranstalteten gemeinschaftlichen Mittag­­essen beteiligte sich eine große Anzahl von en. und ne­­ue langen Tischen saßen sie da, die Gäste. Den mittleren Tisch hatten zumeist die aus Nah und Fern erschienenen Verwandten des Jubilary bere&t, um dem greisen, aber noch rüstigen Oberhaupte der Familie, dem allverehrten Vater und Großvater diesen Tag zu verschönern und ihm von Herzen Glück zu unwünschen. In seiner Tischrede wies Bezirksdechant Schullerus vor allem darauf hin, was der alte Herr aus dem reichen Schage seiner Erfahrungen und Erinnerungen alles würde erzählen können. Und der alte Here versäumte auch nicht, in der gleich darauf von ihm gehaltenen Nede dem ausgespro­­henen Wunsche nachzukommen. Er führte die Hörer im Geiste zurüc­k an die dreißiger Jahre unseren Jahrhunderts, da­ss nicht nur unter ung Sachen sondern im ganzen Vaterlande Ungarn neues Leben zu regen begann, infolge des erwachten Nationalbewußtseins. Dann schilderte er die Veranlassung zum Ausbruche der Revolution im Jahre 1848 und den Verlauf der Revolution. Hierauf sprach er über die absolutistische Zeit und ging schließlich auf die gegenwärtige Negierungsform über und legte dar, daß in Ungarn der magya­­rische Löfferstamm zur Führerrrolle berufen sei, nur sei zu bedauern, daß mit den anderssprachigen Nationalitäten des Vaterlandes nicht schonungsvoller umgegangen werde, was dem großen ganzen nur zum Nachteil gereichen könne. Manches Wort ernsten Inhaltes wurde noch gesprochen. Die Zmwischenpausen füllten die Männerquartette der anmesenden Schullehrer aus. Korrespondenzen. Großjdient, 20. Juli. Die Henker Bezirkökrchenversammlung feierte gestern ein seltenes Yet. Es war­­ Zeit des 80. Geburtstages des vier­­jährigen Bezirkskirchenfurators Friede­ Eitel. Schon am Vortage kamen die Lehrer des Bezirkes trug Sturm­nd Regen in erfreulich großer Anzahl hieher und brachten dem hochgeehrten­turator in der Abenddämmerung ein Ständen, wobei Rektor Piringer­us Agnetheln die Rede hielt. Am Tage der Versammlung fand zunächst von 8:3­9 Uhr vormittags unter der Zeitung des genannten Rektors ein Lehrerturne statt, wobei gezeigt wurde, auf welche Uebungen das Turnen in der Volkscke sich zu erstreben hat. Der Bezirks­­fiächenversammlung ging eine Figur des Bezirkskonsistoriums voraus, in welcher Hauptsächlich die Tageordung der Kirchenversammlung festgesegt wurde. In der Rearsammlung selbst sven alle Gemeinden des Bezirkes durch Deputierte vertreten. Nach K­onstatiung der Beschlußfähigkeit der Ver­­sammlung holte eine Abordnung, behend aus den beiden ältesten Pfarr­­herren und den beiden weltlichen Irtretern der Märkte Großschent und Agnetheln, den Bezirksfichenkurator is die Versammlung ab. Derselbe wurde mit Hofrufen von den Unmwesenden Zrüpt und vom Bezirksdechanten ©. A. 1 Schullerus im Namen der Bezirföftienversammlung in längerer Rede die 22. Juli 1897. Ne. 7174 Stimmen aus dem Bublikum, Einladung. Der Ausschuß des Vereins­­ für siebenbürgische Landeskunde giebt sich die Ehre, die Mitglieder und Freunde des Vereines zu der vom 13. 638 14. Kann­on Biftent stattfindenden 49. Generalversammlung einzuladen. Die Tagesordnung ist wie folgt festgelegt: Donnersta­g, nachmittags 6 Uhr: Vorbereitende Ausschupfigung. Freitag den 13. August, vormittags 10 Uhr: Exste­liung der un u: mit einer Denkrede des Vorstandes auf . U. Zimmermann. Geschäftliche Verhandlungen, Berlefung von wissens­­haftlichen Abhandlungen. # n N = Samstag, 7 bi­s Uhr: Sigung der naturwissenschaftlichen, eventuell auch der pädagogischen Sektion. 9 bis Halb 12 Uhr: Sigung der philologisch­­historischen Sektion, 12 Uhr: Schlüpfigung der 49. Generalversammlung. Hermannstadt, im Juli 1897, Der A­usschuß des Vereins für siebenbürgische Landeskunde: Dr. Fr. Teutsch, Zorstand, Dr. A. Schullerus, Sekretär. Rolale und Tages-Chronik. Hermannstadt, 21. Juli. (Absage.) Das für Donnerstag den 22. d. M. projektierte Rafino- N muß wegen zu großer Näfse im Walde Hiemit abgesagt erden. r (Die G­em­äldessammlung des Baron Brufenthalsschen Mus­eums) ist jeden Donnerstag von 11 bis 1 Uhr vormittags geöffnet. Dieselbe Tann nac­h Verständigung mit einem Beamten an an anderen Tagen besichtigt werden, doch ist in­­ diesem Falle an den führenden Diener eine Tüge von 40 Tr. zu entrichten. (Das naturwissenschaftlice Museum,) im Lause des Vereines, Hartenedgasse 1­ it an jedem Donnerstag und Sonntag von 10 bi 1 Uhr vormittags unentgeltlich geöffnet. An anderen Tagen zahlen Erwachsene 30 fr. und etwa sie begleitende Kinder 10 fr. Eintrittsgebühr. Die ent­­sprechenden Karten verlauft der Hausmeister. (Das siebenbürgiige Karpathenmuseum) ist an jedem Donnerstag und Sonntag von halb 11 bis Halb 1 Uhr mittags geöffnet. Eintritt 10 fr. A Person. Fremden wird der Zutritt auch an anderen Tagen bei vorheriger Anmeldung gestattet. (Die Rüftlammer) auf dem städtischen Rathause kann an jedem Donnerstag zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags unentgeltlich besichtigt werden. (Die Post-Passagier-Aufnahme) nach Szeliste und Karlaburg erfolgt nicht mehr im Hotel „Neurihrer“, sondern im Hotel „Römischer Kaiser“, und zwar zu den bisherigen Stunden. . (Konzert der Stadtkapelle) Donnerstag den 22. d. M. kon­­zertiert im Glaspavillon des „Hermannsgartens“ die Hiesige Stadtkapelle unter persönlicher Leitung ihres Kapellmeisters U. Novak,­­ Programm: 1. „Z­urnauer-Marih“ von A. Strazzy (neu). 2. Ouverture No. 3 zur Oper „Leonore” von. 2. v. Bethoven. 3. „Künstlerleben“, Walter von Strauß. 4. Vorspiel zum dritten At aus der Oper „Heimchen am Herd“ von Humperdlind (neu). 5. Vorspiel zur Oper „Die Rankau“ von Mascagni. 6. „Danse Macabre” von Saint-Saeng. 7. Erster Solo aus der H-moll- Symphonie von Schubert. 8. „Aubade Printaniere” von P. Lacombe. 9. „Espana“, Walter von Waldteufel. 10. „Sport“, Galopp von Gleisner. — Anfang 7 Uhr abends. (K­onzert im „Sloragarten“.) Heute und täglich spielt die beliebte Zigeunerkapelle Koczi Antal aus Klaufenburg im „Sloragarten”, Anfang 7 Uhr. Entree frei. _­er­­ Mediat der landwirtschaftliche Lehranstalt.) Dem in diesen Tagen aufgegebenen 26. Jahresbericht der Ader-, Obst- und Weinbauschule nach waren im abgelaufenen Schuljahr 1896/97 neben dem Direktor, drei Haupt­­lehrer und mehrere Nebenlehrer daselbst thätig. Die Zahl der Schüler betrug am Ende des Schuljahres 34, der Nationalität nach 32 Deutsche und 2 Rumänen. 18 Schüler gehörten der ersten, 9 der zweiten und 7 der dritten Masse an. Vom 8. bis 15. Februar 1, 3. wurde ein je dreitägiger Fortbildungskurs für Landwirte über Viehzucht gehalten. Die Teilnahme an diesen beiden Kursen war eine außergewöhnlich rege, „denn es meldeten sich hiezu 120 Land­­wirte aus den verschiedensten Teilen des siebenbürgisch-sächsischen landwirtschaft­­lichen Vereines, wovon jedoch aus didaktischen Gründen für jeden Kurs nur 40, also zusammen 80 Mann einberufen wurden. Es ist dies ein erfreuliches Zeugnis für die Intelligenz und Strebsamkeit unserer Lands­leute und ein scöner Erfolg des siebenbürgisch -sächsischen Landwirtschaft­­lichen Vereines, der dessen Intention und Opferwilligen­ auch diese, für die Verbreitung landwirtschaftlicher Kenntnisse so wichtigen Fortbildungsturje an der Mediatcher Anstalt ins Leben gerufen worden sind. (Zyphus.) Aus Klausenburg wird gemeldet: Infolge des Röhren­bruches der städtischen Wasserleitung fichert aus derselben eine schmäßiggelbe Blüffigkeit, deren Genuß eine Typhusepidemie herverbrachte. Beinahe jedes Haus beherbergt einen Typhusfransen, in der Familie eines Arztes sind nicht weniger al vier Kinder erkrankt. Seitens der Bürgerschaft wurde behufs Sanierung dieses gefährlichen Weberstandes eine Konferenz abgehalten und be­­rät offen, den Minister des Feuern auf telegraphischem Wege über die Epidemie zu informieren, &s fand an eine außerordentliche städtische Generalver­­sammlung statt. Im der Stadt Herrscht eine ungeheure Aufregung, nachdem

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