Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1898. August (Jahrgang 25, nr. 7486-7510)

1898-08-05 / nr. 7489

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So stellte er denn auch baldigst in Bloemfontein, dem Hauptort des neuen Freistaates, ein englischer Bevollmächtigter ein, um die Buren gegen die Koffern zu fhüßen. Die Buren protestieren gegen diesen Schuß, der ja nichts anderes war als eine Form der Annerion. E83 kommt zwischen ihnen und den Engländern zum Krieg. Sie werden geschlagen und weichen unter ihrem Führer Pretorius noch weiter nach Norden zurück. Jenseits des Waal, zwischen diesem Fluß und dem Limpopo, gründen sie, vor jet fünfzig Jahren (im Jahre 1848) die Transvaal- oder Südafrikanische Republik. Da inzwischen die Engländer mit Gladstone in die Bahnen friedlicherer Politik einlenzten und überdies die Wahrnehmung machten, daß das den Buren abgenommene Land voraussichtlich noch Lange Jahre keinen Nuten bringen, wohl aber sehr beträchtliche Kosten verursachen werde und daß auch die Behauptung des entlegenen Landes gegen die waffengeübten und troßigen Buren nicht gar so leicht sein werde, so gaben sie das Gebiet an die recht­­mäßigen Eigentümer zurück. So sind,fast zufällig,zwei holländische Bauernrepubliken in Südafrika entstanden:zwischen Oranje und Vaal der Oranjefreistaat,nördlich vom Vaal die Südafrikanische Republik. Die verschiedenen Versuche,diese beiden Staaten,die ganz gleiche Be­­völkerung,ganz gleiche Lebensverhältnisse und Interessen haben,zu vereinigen und dadurch zu kräftigen,sind bis heute immer wieder gescheitert.Der Sinn für politische und religiöse Freiheit und Unabhängigkeit,der ihren Volkss­genossen einst Kraft gegeben hatte,achtzig Jahre lang der spanischen Zwing­­herrschaft siegreich Trotz zu bieten,der Sinn artet zuweilen in Rechthaberei und Unverträglichkeit aus.Es gab in den fünfziger Jahren eine Zeit,wo die Gefahr eines Krieges zwischen den beiden Bruderstaaten sehr drohend war. Das hat sich gegenwärtig in erfreulichster Weise gebessert.Die Gewalt der Umstände und der nüchterne Sinn des Volkes haben zusammengewirkt diese rettende Renderung herbeizuführen Den beiden Freistaaten sind auch in der Folgezeit schwere Anfechtungen nicht erspart geblieben.Diese Gebiete erhielten nämlich urplötzlich eine uns geahnte Bedeutung; die Gefahren, die man für lange Zeit, vielleicht für immer abgewehrt glaubte, drohten nun neuem, und andere Gefahren, die man früher nicht gefannt hatte, erhoben sich. Im Jahre 1867 wurden in Westgrigun-Land, in dem Winkel, das zwischen dem Zusammenfluß von Dranje und Baal liegt, die ersten Diamanten gefunden. Der Gesamtertrag der F­undstätten beträgt bis heute rund 15.000 Kilogramm. Die Oranje Republik erklärte das Gebiet als Staatseigentum ; gleichzeitig schoben aber die Engländer einen Kaffernhäuptling vor, von dem sie sich das Land abtreten ließen. Daß er auf dieses Land gar seinen Schatten von Recht Hatte, das verschlug dabei wenig. Nach jahrelangen Verhandlungen haben die Engländer für das Land, das einen Jahresertrag von 80 Millionen Mark lieferte, dem Freistaat eine Abfindungssumme von 1.700.000 Mark gezahlt, aber freilich dadurch auch erst nicht minder aner­­kannt, daß ihre Besigergreifung im Grunde ein ganz gewöhnlicher Raub sei. Noch bedrohlicher erging er dem nördlichen Freistaat. Der hatte unter der unsicheren Leitung des Präsidenten Bürgers, dessen Wahl sich bald als feiwerer Mißgriff Herausstellte, harte Jahre durchgemacht. P­arteigeränte be­­i­ Bd­. Nr. 7485 des „Siebenb.-Deutsch. Tagebl.” unruhigte das Land; ein verfrüht und ungesähict Begonnener Eisenbahnbau stürzte das Land in Schulden, in Nordtranswaal brach ein Aufstand eines starren Raffernstammes aus, dessen Bezwingung der Republik jedenfall ge­­lungen wäre, der aber den Engländern erwünschte Gelegenheit bot, das Land, das sie schon einmal fahren gelassen hetten, wieder in Befug zu nehmen. Sie erschienen wieder, um den armen Buren gegen die beisen Raffern Hilfe zu bringen und nebenbei — in einem selbständigen Staat — eine Komödie einer Volksabstimmung durchzuführen herüber, ob das Land den Anschluß an das immer weiter nach Norden sich ausbreitende britiscche Gebiet wünsche. Es wurden auch wirklich etwa 2500 Unterschriften von Männern, die zum Teil nicht einmal wußten, wozu sie ihre Unterschrift hergegeben hatten, zu­­sammengebracht, worauf am 12. April 1877 die englische Flagge in der Hauptstadt Pretoria gehißt wurde. Die Regierung, die Bevölkerung hatten, überrascht und eingeschüchtert, fi nicht miderlebt. Aber als man sich von der Betäubung anfing zu erholen, als man zu dem Bemwußtsein kam, daß man wieder einmal ein Land in fegneren Kämpfen, in Arbeit und Drangsal erworben hatte, um nur das erworbene den alten Erbfeinden abzutreten, da flammte die Erbitterung empor. Geeignete Führer, Krüger, Pretorius, SFoubert übernahmen die Leitung, der Aufstand wurde organisiert, und obwohl die Engländer in allen Gefechten die Uebermacht hatten, wurden sie in allen Gefechten geschlagen. Die Buren, ein metterhartes Geschlecht, die von Jugend auf in den Waffen geübt waren, deren ganzes Leben ein füt ununterbrocener Kampf war, bewährten immer glänzende Ueberlegenheit. Am glänzendsten im Gefecht Majubabingo. Die Engländer, etwa 600 Mann, hatten dessen Anhöhen be­­feßt. Es kam alles darauf an, sie wieder herabzumerfen, bevor sie sich oben verschanzten und bevor sie Geschüb Hinauf hoffen konnten. In zwei Ab­­teilungen geteilt, von denen immer eine ab­wechselnd durch ruhiges, unwohlge­­zieltes Feuern das Emporklimmen der Kameraden decke, die geschich jeden Seitenvorsprung zu ihrem Schuhe bewüßten, erreiten sie die Höhe, wo sie schließlich fast Gesicht an Gesicht gegen die Feinde fanden. Die Engländer hatten troß ihrer vorteilhaften Stellung 90 Tote, 133 Verwundete, 57 Ge­­fangene verloren. Von den Buren, deren Gesamtzahl auf der Höhe des Majuba 300 betrug, war nur ein einziger gefallen und 6 waren verwundet. Der machtenden Aufregung in ganz Sü­dafrika und immer möglichen Ein­­mischung der Großmächte gegenüber wich Gladstone zum zweitenmal zurück. Es kam zu einem Frieden, der dann im Februar 1884 durch die Londoner Konvention vervolständigt worden ist. Durch diesen Vertrag ist thatsächlich jede englische Oberherrlichkeit beseitigt,­­wenn auch durch die Verpflichtung Transvaald, mit seinem andern Staate — ausgenommen dem Oranje-Kreis­­taat — ohne Billigung der englischen Regierung Verträge einzugehen, eine Art formeller Suzeränität fortbesteht. Die äußere Gefahr hatte die Buren geeinigt. Nach Abwehr derselben fielen sie wieder in das alte germanische Exrbübel politischer P­arteiung und des Briefpalts. Dazu kam seit 1890 ein religiöser Streit, der die Mepubsis 6i8 in den tiefsten Grund erschütterte, obwohl der veranlassende Unterschied in den Meinungen nach dem Urteil der erstaunten Engländer nicht wesentlicher war, als der zwischen biddeldum und diddeldei. Die Schwierigkeiten der Lage wären für ein junges Staatswesen unter allen Umständen bedenklich gewesen. Hier wurden sie durch einen besonderen Umstand wesentlich gesteigert. Schon im Jahr 1867 hatte der deutsche Neffende Karl Mauch westlich von den portugiesischen Küstenbefrgungen in einem Gebiet, das man für das salomonische Ophir zu halten geneigt war, das Vorhandensein von Gold nach­­gewiesen. Die Nachricht hatte nicht besondere Beartung gefunden. Die Gold­­produktion war auch nicht allzu bedeutend; in dem Beitraume von 1871—1883 waren 16.000 Kilogramm gefördert worden. Aber im Jahre 1889 allein war die Ausbeute auf 14.000, im Jahre 1897 auf 43.000 gestiegen und Ende 1896 betrug die Monatsausbeute 9000 Kilo. Seit dem Jahre 1886 hatte ein wahres Goldfieber die abenteuerluftige und nach Reichtum jagende Menschheit der ganzen Welt ergriffen. Johannesburg, das im Dezember 1886 gegründet wurde, als nur aus etlichen Zelten und Baraken bestehende Nieder­­lassung, Hatte zehn J­ahre später 70.000 Einwohner. Die Regierung von Transvaal Hatte anfangs bersucht, diese Goldfunde zu verheimlichen, aus Furcht vor der einbrechenden Menschenflut und ihren Folgen. Das war natürlich auf die Dauer nicht angegangen. Dann suchte man, — Bolt und Regierung — aus den Umständen möglichsten Vorteil zu ziehen. Das Land nahm einen märgenhaften Aufschwung, Städte wuchsen in G Steppen empor, Eisenbahnen durchzogen das Land, erreichten auch die Meeresküste, mit Vermeidung brittischen Gebietes, (Schluß folgt.) Bolitische Hebersicht. Hermannstadt, 4. August. Raum je war die Bahnstrecke Budapest —Wien—Zihl von Ministern so befahren, wie jet. Das deutet unwiderleglich darauf hin, daß von maß­­gebender Stelle gewünscht wird, daß dem gegenwärtigen, unhaltbaren Zustande ein Ende gemacht werde. Knapp ist der gemeinsame Finanzminister Kallay von ZH nach Wien zurückgek­ehrt, als sich auch der österreichische Finanz­­minister Dr. Raizl nach Fihl begiebt um über die Ausgleichsfragen­er Majestät Bericht zu erstatten. Bon Sichl kehrt, wie er heißt Dr. Raizl nach Wien zurück, von wo er dann mit dem Ministerpräsidenten Grafen Thun sich nach Budapest begiebt. Aus mehrerer Stadt reisen dann die beiden Ministerpräsidenten nach Sihl, und würden die­selben wahrscheinlich Sonntag vom Monarchen in Audienz empfangen werden. Eine Entsceidung dürfte also nicht mehr lange auf sich warten Lassen. „Magyarorpag” teilt die Nachricht mit, Se. Majsstät werde diesmal schon am 20. d. M. aus Sicht abreisen, und, bevor er sich zu den fü­­ungarischen Manövern begiebt, einige Tage in Budapest Aufenthalt nehmen, um mit einigen leitenden ungarischen Politikern N­üdsprache zu nehmen. Legteres folgert das zitierte Blatt aus dem Umstande, daß das Minister­­präsidium jüngst Erkundigungen über den derzeitigen Aufenthalt der maß­­gebenden Liberalen Politiker einziehen ließ. Die „Neue Freie Presse” schreibt zur Kennzeichnung der Lage: „Nach den ungarischen Blätterstimmen steht man in Budapest noch immer auf dem Standpunkte, daß den Erklärungen des Baron Banffy zufolge von einem und fucht an die ungarische Regierung an diese ihre Erklärungen festzunageln. Wenn der ungarische Ministerpräsident den erwähnten Standpunkt festhält, so erübrigt ihm selbstverständlich nichts, als auch seinerseits den Grafen Thun bei seiner Verpflichtung festzuhalten, die Ausgleichsvorlagen bis längstens zum Monat September der parlamentarischen Verhandlung zu unterziehen, und­ da dies nach Schließung des Neic­rates eine motorische Unmöglichkeit ist, so ist nicht abzusehen, wann eine au nur provisorische Vorsorge für die Erhaltung des gemeinsamen Bollgebietes und der gemeinsamen Bank zu­stande kommen sol. An dieser Sachlage scheinen zunächst die Reifen des gemeinsamen Finanz­­ministers Heren dr. Kalay nach Budapest und Sich­ noch nichts Wesentliches geändert zu haben. Doc wird in eingemeißten reifen versichert, daß wieder in Ungarn no in Oesterreich eine Ministerkrise aus dieser Sachlage hervor­­gehen künne, &o wird vielmehr darauf hingewiesen, daß einerseits die Enquete über den autonomen Bel­arif in Ungarn zur Evidenz ergeben habe, daß die überwiegende Mehrheit der produktiven und von den Fragen des wirtschaft­­lichen Ausgleich zunächst betroffenen Bevölkerung in Ungarn die Erhaltung des gemeinsamen Zollgebietes in ihrem Interesse gelegen eradhte und daß andererseits der praktischen Durchführung der Trennung so viele administrative, techische und infolge des Handelsverträge auch zollpolitische Hindernisse, ent­­gegenstehen, daß erwartet werden muß, es werde troß der vorläufig sehr ungünstigen Dispositionen der ungarischen Neidhetaged eine auch für das Parlament annehmbare Form einer Vereinbarung gefunden werden, die der 'neuen Ausgleichsprovisorium seine Rede sein künne, .«--« Heinlfeton. Am Geld und Gut. Roman von D. Elster. (41. Fertlegung.) Noch trennte die beiden Reiter eine Pferdelänge, aber von Sekunde zu Sekunde rückte Harald dem Gegner näher, und als bei einem erneuten Sprunge der Rappe nur einen Augenblick ftußte, holte ihn Mi Arabella ein, die glatt und frisch über das Hindernis Hin­wegfegte, als wäre dasselbe gar nicht vorhanden, Seite an Seite jagten die beiden Reiter jegt dahin. Der rechte Teil der Bahn lag vor ihnen, das feste Hindernis, ein Graben und eine Hürde unmittelbar vor der Haupttribüne und dem Richterposten Der Zuschauermenge hatte sich eine ungeheure Aufregung bemächtigt. Die Parteien teilten si; einige jauchzten dem Rappen zu, die Mehrzahl aber dem Goldfuchs, der unter seinem leichten Reiter dahinflog, daß die Hufe kaum den grünen Rasen berührten. Harald lag dem braven Pferde fast auf dem Halse; er kam mit dem Sattel gar nicht mehr in Berührung; er stand in den Bügeln und trieb den Fuchs mit den Händen und dem Druck der Schenkel vorwärts. In seinem Hageren Jünglingsgesicht prägte sich eine eiserne Zähigkeit aus; seine Augen flogen von Zeit zu Zeit in vasch forschendem Bild nach seinen Gegner, um ganz genau dessen Verhalten zu beobachten. Es war eine hecht gefahr­­volle Lage für Harald. Er mußte si­­ebt ganz auf die Spannkraft der Sehnen seines Pferdes verlassen; er konnte ihm nicht mehr zur Hilfe kommen, er war nur bemüht, er in dem Schwunge nach vorwärts zu erhalten. Ein einziger unmerkliches Stugen des Pferdes, ein Nufbäumen des Kopfes, ein leichtes Straucheln hätte den furchtlosen Reiter unfehlbar über den Kopf des Pferdes hin­weggeschleudert. Über die Fucsstute schien ihren Rester zu verstehen. Sie flog dahin wie ein abgeschossener Pfeil in ehr­igerader Richtung, leicht und frei, wie der Bogel in die Luft. Doch in der allgemeinen Aufregung verhallten die einzelnen Antworten, Fragen und Worte.Unter dem Tusch des Musikkorps,unter dem Jubel der Bern der Fuchs so bis zu feßt aushält, wird er siegen“, meinte der­­ Offizier von vorhin. „Dieser Harald ist ein Teufelskerl; ich sah noch niemals­­ reiten.” „So fenne meine Mig Arabella”, entgegnete Henning, „Sie hält aus biß zum rechten Atemzuge. Da, sehen Sie, wie der Graf arbeiten muß, um borwärts zu fommen.” In der That zeigte der Nappe Reichen der Ermüdung. Graf Stefan mußte ihn mit Peitsche und Sporen antreiben; er konnte dabei nicht so sehr auf sich achten; er ritt zu schwer für sein Pferd dem gefährlichen Gegner gegenüber. Dennoch hielt er sich noch Kopf an Kopf mit Harald. Sehr passierten sie die Tribüne. Ein tausendstimmiges Hurcah empfing sie. Unmutig schüttelte der Nappe den Kopf und schredte etivad zurüc vor der jubelnden Menge, während Mi Arabella in gleichmäßigem Galoppsprung dahinflog. .. d ne Hußar hat den Rappen überholt !” ertönte der Ruf vieler Stimmen: „Hurrah für den Hußaren!“ „Achtung, der legte Sprung!” In Graf Stefans Herzen fkochte die Wut. Er sah sich wiederholt be­­siegt, geschlagen und das­unter den Wagen Irmgards, die er durch den Sieg zu versöhnen hoffte. In rasender Verzweiflung trieb er sein Pferd an, und noch einmal nahm sich das edle Tier zu einem gewaltigen Sprunge auf. Gleichzeitig feßten der Fuchs und der Nappe zum rechten entscheidenden Sprunge an — da gellte ein tausendstimmiger Schredengruf duch die Luft. Entfernt sprangen die Damen empor, die Offiziere eilten zu dem Hinter dem Hindernis befindlichen Graben, in dem das Pferd des Grafen zusammengebrochen war, während dieser, eine Strebe fortgeschleudert, regungslos auf dem Boden lag, die Hände eingeframpft in das Erdreich, die gebrochgnen Augen zum Himmel starrend. Erst einige Hundert Schritt Hinter dem Hindernis bekam Harald sein Pferd­epieder in die Gewalt. Man begrüßte ihn jubelnd als Sieger, man beglückwünschte ihn. Seine erste Frage aber war nach dem Grafen, den er hatte stürzen sehen.­­ Menge, unter Tücherswinien, Händellatien ritt der Sieger auf den Sattel­­plaß, während man den Besiegten mit zers­chmettertem Körper davontrug und seinem armen aaderen Pferde den Gnadenstoß verjeßte. XI Su dem kleinen Landhaufe, welches Graf Werner bewohnte, herrschte tiefe Stille. In einem der oberen Räume ruhte der schwer vermundete Stefan, dessen Bager die beiden erste Lantoms, Fred­dr. Waltersdorff und Henning v­. Kallbrint umeingten, den Verlegten röchelnden Atemzügen laufend. In dem Kleinen Gartensalon waren Graf Werner, Zumgard, Ch­ristel, Traugott und Harald dr. Waltersdorff versammelt, in banger Spannung auf Nachricht von dem Kranken harrend. Nach dem furchtbaren Sturz Stefans war Graf Werner sofort an die Stätte des Unglücks geeilt. E38 dien, als wenn das entjegliche Ereignis jede Schwäche des Körpers und Geistes von ihm genommen hätte. Mit Umsicht erteilte er seine Befehle und ordnete an, daß der Ver­­legte in sein Haus gebracht wurde. Fred wollte ihn nach Schloß Lantonin bringen lassen, aber Graf Werner bestand darauf, daß er selbst Stefan auf­­nehmen wollte. „Rad­au zwischen uns vorgefallen ist”, sprach der Graf ernst. „Stefan ist immerhin meine Bruder Sohn, der Erbe meines Namens, der Erbe der­ Waltersdorff'schen Gütter. Die Welt sol nicht sagen, daß ich, der älteste des Geschlechts meine Pflicht gegen ihn nicht in vollem Maße erfüllt hätte. telegraphiert an Stefan­ Bater. Bis zu seiner Ankunft bleibt der Verwundete bei mir; später m­ag mein Bruder bestimmen, wohin sein Sohn gebracht werden sol.“ Die dringende Depesche an den Präsidenten, der jet in Berlin meänte, ward abgesandt, und gegen Abend traf die Antwort ein, daß der Präsident mit dem Nachtschnellzuge in Lantown anfangen werde. Bom Rurhaufe hinüber drangen einzelne Töne der Mufik des Balles, welcher die Festlichkeiten des N­enntages besschloß. Die Luftigen länge des Walzers wollten nicht zu der düsteren Stimmung passen, welche über der Heinen Gesellgaft in dem Landhause des Grafen ruhte, und Irmgard schloß feife die Thür der Veranda, so daß die Musik nicht mehr zu hören war,

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