Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1899. November (Jahrgang 26, nr. 7868-7893)

1899-11-25 / nr. 7889

Gelte 1274 Hermannsladt, Sonnabend „Den kargen Gehalt vermindert zu­allererst der Duittungastempel und die Steuer. Die Beamten des Komitates sind aus Nüdficht auf ihre Stellung moralisch gezwungen, zu den jeweiligen Wohlthätigkeitsaktionen beizusteuern. Aus Nüdfigt auf ihre amtliche Reputation sind sie auch Mitglieder der humanitären Gesellshaften, Vereine und Komitees. Die Verteuerung der Lebensmittel und die Erhöhung der Verzehrungssteuern tangiert in erster Linie die vom alten Gehalte lebenden Beamten. Die Verteuerung der Brenn­­materialien und die in die Höhe geschraubten Dienstbotenlöhne treffen doppelt den tärglich besoldeten Beamten. Dem Komitatsbeamten werden monatliche Abzüge gemacht, um den entfallenden Betrag für die erschienenen Landes­­gefege und Verordnungen zu begleichen. Zwei Prozent des Gehalte werden als Beitrag zur Komitatspensionstaffa abgezogen. Die Steuer zum Kranken­­fond verringert gleichfalls den Gehalt. Auch mit der Wegsteuer sind die Komitatsbeamten belastet. Die Wohnungsmiseren haben ss in solcher Weise gesteigert, daß ein Zeil der Beamten nicht mehr in dem Orte des Amtes Wohnung nehmen kann, sondern gezwungen ist, billigere Wohnungen in den nächstgelegenen Dörfern zu suhen. Mit Bedauern muß ferner konstatiert werden, daß das Beamtenkorps im feiner Totalität an den Landesfeierlich­­keiten oder gesellschaftlichen Settlichkeiten nicht teilnehmen kann, da ein großer Teil der Beamten nicht in der Lage ist, sich die nötigen besseren Kleider an­­zuschaffen. Ein Teil der Manipulationsbeamten hat wegen Auswanderung nach Amerika um Reifepäffe angefucht, welcher Umstand allein an ein warnendes Reichen ist, daß die unhaltbaren Baustände dringend einer baldigen Sanierung harren”. Siebenbürgisch-Deutsches Taneblatt. 25. November 1899. Nr. 7889 Bolitische Nebersicht. Hermannstadt, 24. November. ‚­ %* Die beiden Ministerpräsidenten haben vorgestern mittags in einem gemeinsamen Z Telegramme dem Monarchen Mitteilung von der erfolgten Einigung in der Duotenfrage gemacht. Der Monarch antwortete sofort mit einem Telegramm an den Ministerpräsiden Szell, in welchem er beiden Ministerpräsidenten seinen Dank ausbrachte. Zu Beginn der gestrigen Sigung de ungarischen Abgeordneten­hauses brachte Präsident P­erczel das auf die Einberufung der Delegationen bezügliche königliche Handschreiben zur Beriefung und beantragte, die Delega­­tionsmitglieder mögen in der Montagsigung gewählt werden. Der Wunsch des Abgeordneten Zosef Madaras, der an von Polonyi unterftagt wurde, das Haus möge das königliche Handschreiben der Verhandlung unterziehen, wurde auf eine Erklärung des Ministerpräsidenten und einen Antrag Perczels hin vom Hause mit einer erblüdenden Majorität abgelehnt. Nachdem dann Landesverteidigungsminister Baron Fejervary einen auf das Rekrutierungs­­provisorium des nächsten Jahres bezüglichen Gelegentwurf eingereicht hatte, unterbreitete Ministerpräsident Szel den Dnotenbericht und erklärte, sobald sich ein minutenlanges Lärmen der Unabhängigkeitspartei gelegt hatte, daß der diesmalige Bericht der Duotendeputation zu dem vorjährigen in seinem Gegensaß stehe. Legt, wie damals, stoße er sie auf gegebene Thatsachen und die Duote sei durchaus nicht aus politischen Gründen erhöht worden. Der Bericht wurde schließlich nach einer kurzen Ansprache dem Finanzausschusse zugewiesen und die nächte Sigung für Montag anberaumt. Die meritorischen Verhandlungen des Duotenberichtes werden bekanntlich am 4. Dezember be­­ginnen. Sämtliche Mitglieder der Unabhängigkeitspartei werden zu diesem Gegenstande das Wort ergreifen. Die Debatte wird voraussichtlich sehr heftig und lebhaft sein. Die Partei wird nur nur auf die materielle Situation des Landes Hinweisen, welche die Erhöhung der Duote unstatthaft macht, sondern, wie „Magyarorpag meldet, auch die Sünden aufzählen, welche seit Jahren begangen wurden und melde die Quoten­­erhöhung, hervorgerufen haben. Die Debatte wird auf jeden Fall mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Das Debatten-Arrangierungstomitee hielt vor­­gestern in der Wohnung Franz Kossuths eine Sagung, in welcher die Reihen­­folge der Redner festgestelt wurde. In dieser Konferenz betonte Alegius Gydry, daß der Reichstag wohl das ganze Elaborat verwerfen künne, aber nicht befugt sei, eine niedrigere Quotenziffer zu proponieren. Diese Aufs­pattung wird jedoch von vielen Abgeordneten nicht geteilt, welche hervorheben, daß das Abgeordnetenhaus dem Antrage der Duotendeputation gegenüber die volle Aktionsfreiheit hefite. Die Audienzen der österreichischen Parteiführer beim Monarchen haben mit dem Empfange der Abgeordneten Dr. Queger, Bulat, Provje ihren Abschluß­ gefunden. Auch an diese Herren richtete der Herrscher die Auff forderung, den Staatsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen und dem Mini­­sterium Clary bei der Erfüllung seiner Aufgaben seine Schwierigkeiten zu bereiten. Dr. Queger erwiderte, daß die christlichsoziale Partei der Bewilligung des Budgetprovisoriums zustimmen werde, bezüglich der parlamentarischen Er­ledigung der Ausgleichevorlagen habe aber seine Partei seit jeher eine ablehnende Haltung eingenommen, von welchem Standpunkte sie nicht abgehen könne. MIndessen würden die Christlichsozialen, die sich bisher an seiner Obstruftion beteiligten, auch recht nicht zu diesem Mittel greifen, sondern sich lediglich auf eine formelle und fachliche O­pposition beschränken. Den Abgeordneten Bulat begrüßte der Monarch beim Eintritte in den Audienz­­saal in italienischer Sprache; die ganze Konversation wurde auch italienisch geführt. Dr. Bulat war in der Lage, zu Tonstatieren, daß die dalmatinischen Kroaten, der in ihrer Programmerklärung dergezeichneten Haltung entsprechend, sowohl für das Budgetprovisorium, als auch für die Ausgleichsvorlagen stimmen werden. — Der Tichechenclub beschäftigte sich vorgestern in mehr­­stündiger Sagung mit der Haltung, die er der Regierung und den Regierungs­­vorlagen gegenüber einnehmen werde. Wie verlautet, wurde sein formeller Beschluß, zu obsteuieren, gefaßt. &8 sol eine andere Form gefunden worden sein, um die Regierung de Grafen Clary mit allen geierlich zulässigen Mitteln zu bek­ämpfen und das Gejegwerden der Staatsnotwendigkeiten zu verhindern. Aus der Debatte ging hervor, daß die SJungtschechen bereit sind, die Regierungsvorlagen passieren zu lassen, wenn an Stelle des Grafen Clary eine andere Persönlichkeit treten würde. — Vom Südflavenfluch wird be­­hauptet, daß er in unziweideutiger Form, Groß der Solidaritätser Klärung, bee­kanntgegeben habe, eine eventuelle DObstruktion der Jungtischen nit mitmachen zu wollen. — In der Sigung des österreichischen Abgeordnetenhauses vom 22. November befanden ich im Einlaufe u. a. ein Antrag des Abgeordneten DMastalla betreffend die Ergänzung der Gewerbenovelle vom Jahre 1897 zum Ewede der Alters- und Invaliditätsversorgung durch die Gewerbegenossen­­schaften, sowie einer der Abgeordneten Behler und Bommer wegen Bestimmung der deutschen Sprache und Staatssprache. Die Debatte über die Minister­­anfragen wurde zu Ende geführt und zur Abstimmung über die Anträge ge- Sie erfolgte namentlich und wurden die Anträge Raiser und Hoff, f Spritten­­mann auf Einlegung eines Ausschusses zur Prüfung des Anklageantrages mit 171 gegen 123 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten die Fortschrittspartei, Die­­ deutsche Volk­partei, die Christlichsozialen, die Schönerianer, die Sozial­­demokraten, die freie deutsche Vereinigung und die polnische Volkspartei, da­­gegen die Bolen, Zschechen, Slovenen und die katholische Volkspartei, der böhmische konservative Großgrundbefiß, das Zentrum und die Stojalowatianer. Abwesend waren der verfassungstreue Großgrundbesiß und die Italiener. Die drei Übrigen Anträge wurden in einfacher Abstimmung ebenfalls abgelehnt. Das „Kleine Journal”, welches Verbindungen, mit den k­onservativen Kreisen unterhält, brachte die Mitteilung, daß Mirbadh, der Obersthofmeister der deutschen Kaiserin, das bekannte Schreiben an die Berliner Stadt­­verordnetenversammlung mit ausdrüdkiger Zestimmung des K­aisers verfaßt habe. Diese Mitteilung hat großes Aufsehen erregt, weil man meinte, dieselbe auf Baron Mirbach selbst zurückführen zu können. Heute erklärt jedoch das „Kleine Fournal”, daß jene Mitteilung nicht den That­­sac­hen entsprechend sei. Demgemäß hat also Mirbah nicht im Auftrage des Kaisers gehandelt. Es wird nicht ohne Grund angenommen, daß diese Richtig­­stellung auf Veranlassung hochstehender politischer Kreise erfolgt ist. Die Stellung Mirbachs gilt als gefährdet. Die französische Liga für Menschen- und Bürgerrechte protestiert in einer öffentlichen, von dem gesamten Vorstand gezeichneten Erklärung gegen die geplante Amnestie. Sie kann nit zugeben, daß auch falsche Zeugen­ aussagen, die vor dem Kriegsgericht in Rennes abgegeben worden sein können, in die Amnestie einbezogen werden, weil diese, wenn er diesen, einen Revisions­­grund bilden, der dem Verurteilten nicht entzogen werden darf. Die Sektion der Liga in Montpellier fordert den Präsidenten des Herault-Departements auf, eine Amnestie für Verbrechen und Vergehen, die mit dem „Dreyfuse Handel“ zusammenhängen, abzulehnen. — Einige Zeugen im Hochverrats­­prozeß wollen dagegen protestieren, daß fein, Kreuz oder Christusbild in dem Staatsgerichtshof vorhanden ist, vor dem­ sie schwören könnten. An die Rückkehr des Zaren nach Rußland wird im­­ Zarenreiche die Hoffnung auf Beschleunigung der Aufhebung der Deportation nach Sibirien geknüpft. Die vom Zaren zur Aufhebung der Verfeidung nach Sibirien ein­­geseßte Kommission hat von allen Ständeverwaltungen Gutachten erhalten, welche sämtlich dahin Tauten, daß die Deportation im­nteresse der Gerechtig­­keit und der Mensälichkeit abgeschafft werden müsse. Besonderen Einyruc machte auf die Kommission das Gutachten, welches den besten Kenner Sibiriens, Smirnow, zum Autor bat. Dieser entrollte ein schredliches Bild der De­­moralisation, welche die Bek­leidung auf die Sträflinge übt. Smirnom erklärte in seinen Gutachten, die Deportation, namentlich wenn sie auf den Beschluß der Gemeinde erfolgt, sei wider Recht und Gerechtigkeit. Da der Bar­­on vor zwei Jahren die administrative Verfeidung eingeschränkt hat, so ist es fast sicher, daß die Kommission die Aufhebung der Berfchielung, mindestens aber die Abschaffung der administrativen und auf Beschluß der Gemeinden erfolgenden Deportation beschließen werde. Die erste Kunde vom Bale Ladysmiths ist dur f eine Hare Bestätigung, wohl aber durch manche Nebenumstände erhärtet worden. &3 genügt, daß die so überaus „fähige” englische P­resse und das Londoner Kriegsamt für die dur die ganze Welt eilende Nachricht Fein Dementi ger funden haben. Dann aber rüdt General Youbert unaufhaltsam vor, was mit der militärischen Geschidlichkeit der Buren unvereinbar wäre, wenn eine englische Macht im Süden ruhen sollte, auf der Hauptoperation­­, auf der einzigen Nachschubs­ und Rückzugslinie. Da­ White mit seinen 5000 Mann noch in Ladysmith weilt, ist möglich, dann jedoch nur eines denkbar: er bleibt entwaffnet daselbst interniert. Es wird diese Auffassung umso verständlicher, wenn man bedenkt, daß 10.000 Gefangene in Prätoria, das der gesamten männlichen Bevölkerung beraubt ist, unmöglich bewacht, ja nur entsprechend unterbracht werden können. In Ladysmith dagegen ist Ueberwachung von selbst gegeben, Verpflegung auf allen Linien leicht zu bewerfstelligen. — Die neuesten Telegramme vom Kriegsshauplage enthüllen die neue Kriegslage auf dem Östlichen Kriegsshauplage und machen die Vermutung, daß die Buren auch Estcourt überflügelt haben, zur Gewißheit. — Einer aus Moori­ River ein­­gelangten, vom 21.d. M. abends datierten Depesche zufolge haben die Buren den Z Telegraphendragt bei der Station Higlands abgeschnitten. Die Buren beherrschen nunmehr die Bahnlinie zwischen Moori-River und Eftcourt. Seit 21. d. M. mittags besteht zwischen Pietermarigburg und Eftcourt keine Ver­­bindung mehr, und es ist nicht ausgeschlossen, daß auch­ die englische Belagung in Eftcourt gefangen genommen wurde. — Aus dem Norden der Kapkolonie sind widersprechende­re E3 besteht indessen Fein­dreifel, daß eine beträchtliche Anzahl Afrilander sich den Buren angeschlossen hat. Aus Hershel wird das Gerücht gemeldet, daß der Magistrat von Lady­­grey (östlich von Alival-Borth) auf Verlangen des Kommandanten der Buren diesem die Schlüssel zu dem städtischen Gebäuden übergeben habe. &8 heißt, daß die Buren beabsichtigen, bei Bushmans-Hod (vieleicht Bushman-Ned, auf dem Wege von Alival-North nach Pietermarigburg)" einen Zusammenstoß­­mit den Engländern herbeizuführen. — Nach­ einem Telegramm des „Globe“ aus Kapstadt vom 21.d. M. Hat die Division Lord Methuens den Vormarsc begonnen und Heute Witteputh erreicht. — In Hofpolitischen Londoner Kreisen verlautet, der Ministerpräsident des Kaplandes, Schreiner, sei eifrig bemüht, Transvaal und den­ Oranjefreistant zu bewegen, mit den Engländern ranhestens in Friedensunterh­andlungen einzutreten, bevor das neu angekommene brittische Armeekorps die von den Buren errungenen mili­tärischen Erfolge zunichte müde. (­?) Schreiner regte ss deshalb mit dem Präsidenten des Oranjefreistaates, Stein, in Verbindung, damit dieser auf Krüger einwirke eventuell durch die Drohung, daß der Oranjefreistaat die Allianz auflösen werde. (1?) Schreiner handelt angeblich mit Zustimmung des Kapgouverneurs Milner­­en | Deutsche Lieder von Dr. Karl Bormen g. P. Im Verlag von Borstel und Reimarus in Berlin N. W. Dorotheen- Straße 75, ist vor kurzem ein nett ausgestattetes Büchlein erschienen, unter dem Titel: „Deutsche Lieder“ von Dr. Karl Bormeng. Der Berfaffer, der als Militärarzt seinerzeit den deutsch-französischen Krieg mitgemacht hat, das er in dem 1892 erschienenen Buch „Er­lebnisse eines Arztes aus der französischen Kriegszeit“ so fesselnd erzählt hat, midmet auch in seinen neuesten Liedern vermischten Inhaltes einen­­ Abschnitt jenen großen Tagen und vor allem Bismarc, rgreifend ist dasjenige darunter, welches den Rücktritt des großen Kanzlers 1890 schildert und mit den Worten schließt : „Unser Bismard müde? nein, Bismard kann nicht müde sein.” Doch von besonderer Bedeutung für uns­ift es, daß in dem Wagenbild, wo die Bilder großer, deutscher Vergangenheit vor dem inneren Wage bed Dichtern aufsteigen, wo er Schill und seine Offiziere mutig in den Tod gehen siegt — wo Rudolf von Schwaben masfenklirrend ihm ersyeint wie er die ungetreue Hand verliert, die er deswegen nach der Krone Heinrichs IV. aus­­gestrebt hatte — wo er Friedrichs des Großen brechendes Auge auf der Zerrosie in Sanssouci zum legten Mal die Sonne suchen fiest — auch die Er­­innerung an uns ferne, von ihm alerdings nie vergessene deutsche Brüder, aufs neue lebendig wird. An dem „Lied an die Siebenbürger Sachsen,“ s­ildert der Verfasser ihre Einwanderung aus Deutschlande Gauen, ihre Treue, ihren Kampfesmut, ihre unverwüstliche Ausdauer und tröstet und ermuntert sie mit dem be­­geisterten Anruf: „Da die Nacht herein auch bricht, Kommen muß des Tages Licht, Komme was da kommen mag, Bleibet treu dem alten Schlag. Heil Dir Volk der Sachsen !* Aber Dr. Bormeng, der Land und Leute im Siebenbürger Sachsenland aus eigener Anschauung kennt und mit warmem Herzen die Vorgänge in unserer Heimat seit vielen Jahren fon verfolgt, ist nicht nur ein opferwilliger, oft bewährter Freund unseres Volkes im allgemeinen, er teilt auch mit uns allen die tiefe Verehrung für unseren großen Bischof, den er persönlich ge­­sonnt hat. Wenn es ihm an Leider nicht möglich war, in den Festtagen der Teutschdenkmal-Enthülungsfeier in Hermannstadt zu weilen, so hat er da in der Ferne herzlichen Anteil daran genommen und in den neuen Biedern findet Ah folgender „Rahrufoen Dr. “ D Teutsch­er Bischof der Sieben­­bürger Sachsen, Bist du auch dahin geschiedem In mir lebt dein edleö Bildz Seh’der Sterne Himmel gfriedem Sehs das AngeJlar und mild Müh’und Arbeit war dein Lebem Liebe deines herzens Spruch, Nach der Wahrheit ging dein Streben, Aufwärts der Gedanken Flug. Weisheit kam von deinem Munde, Und dein Volk, es Tauschte gut, Hörte alter Zeiten Runde, u Lernte hoffen, schöpfte Mut, von Und die Saat, die du gestreuet, Hundertfältig ging sie auf, « Blühen wird,was du erneuet, Durch der Zeiten langen Lauf. Mühen wird’s und Früchtetungen, Deinem Sachsenland zu kEhy Kommenden Geschlechtern sagen: Bleibettreu des Meisters Lehr7.« So hat in dem anspruchslosemIl einen Büchlein des­ Verfasseraquneue bewiesen,was wir oft schon dankbar empfunden haben,daß er»mit dem Herzen hierher ist.«Wir aber begrüßen froh die deutschen Lieder,in denen tüchtige,echtdeutsche Gesinnung poesievollen Ausdruck gefunden hat und wünschen ihnem wie auch den früher in demselben Verlag erschienenen Schriften Dr.Bormengs:»Lehr-und Wanderjahre eines jungen Arztes«,»Auch dabei«, »Wie Fritz Mediziner­ ward«,»Ernste und heitere Bilder aus der französischen Okkupationszeit«,»Erlebnisse eines Arztes aus der französischen Kriegszeit«, sie möchten den Weg finden auch ins sächsische Haus. Der Dichter selbst giebt dm jüngsten Kindern seiner Muse das Geleitwort: »Flieget in die weite Welt Flieget fort ihr Lieder, Flügel hab’ich euch bestellt Und ein bunt Gefieder. Und so nehmet eure Bahn, Singt von Luft und Schmerzen, Die von Erbenkindern wahn, Singt euch in die Herzen!“ « Aus der Stadtkommunität. Hermannstadt, 24. November. Die gestrige­mäßig besuchte Sitzung der Stadtvertretung wurde um en nachmittags vom Borfigenden Bizegespan &. Reiffenberger eröffnet. Segenstand war die Wahl in die durch Ableben des Franz Sollid frei gewordene Stelle eines 1. Magistratskanzlisten, eventuell in die anderen durch Vorradung frei werdenden Stellen eines 2. und 3 Kanzlisten. An den Kandidationsausflug werden vom Borfigenden: Johann Fogarajder und Adolf Bottschling und von der Stadtvertretung: A Ury von Straußenburg sen. und Joh. Keßler sen. bestimmt. Als Ver­­trauensmänner seitens der Kommunität fungieren: 8. dv. Hannenheim, Dr. Weiß, 3. Scherer und 9. Herbert. Nachdem sodann der Kandidationsausschuß fs zur Beratung und Be­­schlußfassung zurückgezogen hatte, erfolgte durch Obernotar Theis die Mit­teilung des Ergebnisses. Hiernach Haben um die 1. Kanzlistenstelle 15 Be­­werber kompetiert, die sämtlich kandidiert werden. Gewählt wird mit Affla­­mation der bisherige 2. Kanzlist Mia Zimmermann Um die 2. Kanzliftenstele Haben sich 10 WBemwerber gemeldet, die sämtlich kandidiert werden und von denen der bisherige 3. Tanzlist Otto Ra­pp afflamiert wird. Da für­­ die 3. Ranzlistenstele die namentlic Abstimmung gewünscht wird, erfolgt diese, nachdem Vorfigender darauf aufmerksam gemacht hat, daß für diese Stelle die absolute Stimmenmehrheit vorgeschrieben ist, weshalb event. ein zweiter Wahlgang nötig sein könnte. Es haben ss um diese Stelle 8 Bewerber gemeldet, die alle kandidiert wurden. Gewählt erscheint Guido Haffer, Kommis, mit 43 von 80 abgegebenen Stimmen. Von den übrigen Stimmen entfielen auf Kaufmann 3, Zweier 26, während fi die andern auf 4 weitere Kompetenzen zersplitterten. Sodann übernahm Bürgermeister Drotleff den Vorsit. Vor Ver­­handlung der bloß einen Gegenstand umfassenden Tagesordnung werden die Herren 5. Scherer, 9. Herbert und oh. Billes zu Verifikatoren des Protofols bestimmt. Vorfigender beantwortet Johann die Interpellation ‚ad. Gottschlings aus der legten­digung betreff des Zwischenfalls im Th­ater vom 7. db. Mts., was damals naturgemäß nu­r vorläufig geschehen konnte. Bezüglich des ersten Teiles jener Interpellation: Ob die Polizeis Hauptmannschaft damals die nötigen Schritte gethan habe — bemerkt der Vorfigende, daß das thatsächlich der Fall ge­wesen sei und das die bezüglichen Verhandlungen eingestelt wurden, nachdem amtlich davon Kenntnis erlangt worden sei, daß der Fall vor der Militärbehörde in Verhandlung stehe. Ueber die Sache selbst giebt der Bürgermeister folgende Antwort: „Der in meiner vorläufigen Antwort vom 9. d. M. gemachten Bufage gemäß, Habe ich ms zu Sr. Exzellenz dem Herrn K­orpskommandanten TIM. Mitter dr. Probßt sofort nach dessen Herkunft — Se. Exzellenz war in jenen Tagen von hier abwesend — begeben, um die entsprechende Sühne für die unserer Bevölkerung an jenem Theaterabende durch den Heren 8. und L Huparenrittmeister Geza dr. Eperjeffy zugefügte schwere und unverdiente Kränkung zu erwirken. Es gereihht mir zur Genugtfuung, gleich jegt e# aussprechen zu können, daß mein Begehren bei Sr. Erzellenz sogleich vollstes, in Gerechtigkeitsliebe und Unparteiligkeit wurzelndes Entgegenkommen fand (Horufe). Denn Se. Erzellenz erklärte auf mein Worbringen sofort und ohne Umschweife, daß auch er die Austragung der Angelegenheit, von der er erfahren, im Synteresse des guten Einvernehmens, daß er fletd zu fördern bef­reit sei, wünsche. Er habe daher verfügt, daß dieselbe dem Militärgerichte zugemiefen­­murde. 3 sei das ein strenger Vorgang und biete derselbe die vollste Genugthuung. — Auf meiner Bemerkung, daß ich, für dieses energische Vorgehen dankend, eine greifbare Sühne nur darin erbliden könne, wenn jener Herr, der for schweren Anstoß erregt, aus unserer Stadt verreht werde, weil bon einer anderweitigen Strafe der Natur der Sache gemäß offiziell doch nicht bekannt werden könne, sagte Se. Erzellenz, daß er mir auch dieses berspreche (Hochrufe). Das „Wann“ wolle ich ihm überlassen, da er aus Rück­­sichten des Dienstes eine bindende Angabe nicht machen künne. Er versicherte aber, daß er die Sache weder der Verschleppung, noch der Versumpfung zu­ führen werde. Nachdem ich noch Anlaß genommen, Sr. Exzellenz mitzu­­teilen, daß ich für den Hal der Notwendigkeit zur S Konstatierung der ins Publitum gescleuderten beleidigenden Worte in der Lage sei, nahezu ein Dugend erwachsener, glaubw­ürdiger Personen als Zeugen namhaft zu machen, ermächtigte mich Se. Erzellenz auf mein Befragen, von diesen Erklärungen in der Sagung der nächsten Stadtvertretung Mitteilung zu machen. Hieran anknüpfend erlaube ich mir, die geehrte Stadtvertretung zu bitten, ihrerseits nunmehr diesen Z­wischenfall als erledigt betrachten zu wollen und dadurch zugleich auf die gewünschte Beruhigung der Bevölkerung hinzu­­wirken. Das Wort von dem guten Einvernehmen, das in dieser Stadt seit jeher zwischen den Truppen unserer Garnison und der gesamten Bürgerschaft herrscht, ist sein leerer Schall und bemahrheitet sich nur deshalb, weil auf beiden Seiten des Stimme Enger Mäßigung und tastvoller Beurteilung bei

Next