Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Oktober (Jahrgang 27, nr. 8145-8170)

1900-10-02 / nr. 8145

«IRedatätionundYdministration Hermannstadt,Heltauergasse 23. chequekontabeidrck.ung.possparitassaktr.1305. "Erscheint mit Ainsnahme des auf 7mms und Feiertage­ folgendenYotgentageztägkitis. Ybonnement für Hermannstadt ,monatlich 1Kr.70H­,vierteljährlichöKr.,halb­­jährig 10Krl.,ganzjährigLOKr.ohne Zustellung 1n’sHau­.,mit Zustellung 2Kr.,6Kr­,12Kr.,24Kr. Abonnement mit K­ostversendung «»h ist das Inland: vierteljährig 7 Kr. Halbjährig 14 Kr., ganz« jährig 28 Kr « , Für das Ausland: vierteljährig 7 M. oder 10 Fre3., halbjährig 14 M. oder 20 Fre3., ganzjährig 28 M. oder 40 Fres. Eine einzelne Nummer Tostet 10­9. Unfransierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt.­­­­­"« Telephonaufschlußid­r.II N“ 8145, at. Hermannstadt, Dienstag den 2. Oktober 1900, Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse­n Nr. 23, in Kronstadt Heinrich. Zeidner, Mediasch Johann, Hedrich’s Erben, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch,­ Buchhandlung, Wien Haasenstein , Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co.’ Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einraden 14 9., das zweite­­mal je 12 9., das drittemal je 10 9. KRUM­, Zapfgang. Zur Konfesionellen Bewegung. fl. Wir haben in den Testen Monaten zu wiederholten Malen an leitender Stelle der Bewegung gedenken müssen, die unter den Evangelischen Ungarns infolge der ultramontanen Varstöße hervorgerufen, immer weitere Wellen flog und schließlich alle evangelischen Kirchen Ungarns zu ein­­heitlichem Vorgehen veranlassen müsse. Indem wir, wie nicht anders möglich war, der Historischen Wahrheit gemäß betonten, daß in der Abwehr gegen alle diese schon seit Jahrzehnten erfolgten Angriffe die evangelische Kirche U. B. in den siebenbürgischen Landesteilen Ungarns stets allein gestanden sei und mit ihrem Recht auch das der anderen evangelischen Kirchen des Vaterlandes verteidigt habe, mußten wir auch zugleich die schmerzliche Thatsache hervor­­­­heben, daß nicht zum wenigsten diese Angriffe ihre Ermutigung in dem Beig­halten der genannten anderen evangelischen Kirchen selber gefunden hätten, da diese aus falssc "erstandenem Patriotismus oft und oft der Durchführung von in feßter Linie ultramontanen Emweden und Sielen dienenden Maßregeln zu­­stimmten, namentlich wenn es galt, mit den Angriffen auf unsere Kirche die ihr Deutschtum verteidigenden Sachen zu treffen. E38 trat diese bedauerliche Erscheinung so Häufig hervor, daß die Frage nicht mehr ferne lag, ob denn das evangelische Bewußtsein der und entgegenstehenden, uns oft offen be­­kämpfenden Kiirchen schon so sehr geschwunden sei, daß sie aus nationalem Ehauvinismus die gemeinsamen kirchlichen Interessen bei Seite zu fegen sich bemüßigt sehen könnten, — . Sohn sie seinerseit zwar zur A­ufwerfung dieser Frage gezwungen zuwendet­,ebenso offenkundig lagen­ die Thatsachen,­die dazu drängten.Wir dürfen daran erinnern,daß von dem Austritt der Csangonen aus der siebens­bürgischen evang.Landeskirche A.B.angefangen bis heute in seiner diese Kirche und deren Schulen betreffenden Angelegenheit die anderen evangelischen Kirchen des Vaterlandes unter sich angenommen haben,nicht in der leidigen Frage der Dauer des Volk­sschulunterrichtes im Wistritzs Naß o der Komitate, nicht bei der Stftung des Mittelschulgesetzes,welches unseren Theologens den Besuch ausländischer Hachschulen so sehr erschwert,nicht bei der Unterstellung der Lehrerseminare unter den staatlichen Schulinspektor bei gleichzeitiger Be­­freiung der Klerikerschulen von dieser Verpflichtung,nicht bei der Schaffung der kirchenpolitischen Gesetze,die die Zivilehe,die zwischen Christen und Nichts­christen giltige Ehe und«die starke Modifizierung der Gleichheit und Rezb­prozität der verschiedenen Konfessionen im Gefolge hatten,endlich auch nicht bei der Schaffung derwongruagesetzes welches der kömisch-katholischen K­ons­fession ein ausdrückliche­ Privilegium auf den Bezug einer staatlichen Pauschals­summe für ihre Geistlichen statuiert­,dabei aber gleichzeitig die Verleihung einer Unterstützung für die evangelischen Kirchen an alle möglichen Vorbedingungen knüpfte,die es unserer Landesirche gerader unmöglich gemacht haben und machen,eine solche nachzusuchen.[·) » Es wäre gegen alle Erfahrung gewesen,wenn durch dieses Verhalten der übrigen evangelischen Kirchen gegen die unserige die röm.-lath.Kirche sich nicht zu weiteren Vorstößen hätte versucht fühlen svllem Lag der SGluß doch gar zu nahe,daß man den Evangelischen alles bieten könne und dürfe,ohne Gefahr laufen zu müssen,sich einer Zurückweisung auszusetzen.So traten denn die Angriffe immer deutlicher zutage,wie das Vorgehen der katholischen »Volkspartei«ebenso bewiesen hat,Aha-Verhalten des Kultusministers gegenüber dem Verlangen des römisch-katholischen Bischofs von Barlsburg, der den Titel „Bischof von Siebenbürgen” erbat und auch erhielt. Wir hätten das „patriotische“ Geschrei ger­­hören mögen, das fs von der Leitha bis zum Prebeal zweifellos erhoben­ hätte, den es unserm Bischof beigekommen wäre, auf Grund des alten siebenbürgischen Religionsgesebes — Approbaten, Titel 1, Artikel 9 — den Zitel „Bischof von Siebenbürgen” si zu erbitten, wozu er eher eine geießliche Unterlage hätte haben können, als jener, da die angeführte Geiegesstelle den Evangelischen U. B.­ in Siebenbürgen einen Bischof sich zu Halten gestattet, während die Katholischen nur einen Bilar haben durften. Aber solche Gedanken sind unter uns nie aufgetaucht und konnten auch nach den Erfahrungen in der Titelfrage unserer Kirche nicht auftauchen. Zür unsere evangelische Kirche darf es eben seit der Union vom Jahre 1868 kein Siebenbürgen mehr geben, aber für die römisch-katholische Kirche sehr wohl. Dieser gegenüber müssen al eminent wichtige frantörechtliche Kardinalfragen umgangen und unberücksichtigt bleiben. So verlangt das die „Sleichberechtigung“ der Konfessionen in der Praxis. Über diesmal hatte man sich doch getäuscht. Die zu Anfang Juni d. J. in Laufenburg zusa­mmengetretene (reformierte) Protestantenkonferenz begann sich zu regen und zur Abwehr zu rüsten. Es wurde deutlich ausgesprocen, daß die evangelischen Kirchen vor allem kirchliche Interessen zu vertreten hätten unter gegenseitiger Unterstüßung. Der damals dort nach langer Zeit­­ wieder zum Wusdruch gekommene Gedanke der Solidarität aller Kirchen Ungarns „gegenüber dem Ultramontanismus scheint sich either wirklich in Thaten umfegen zu wollen, wie zwei Enunziationen aus den legten Tagen neuerdings hoffen Lassen. Wir meinen damit die Rede, die Koloman Tipa am 16. September bei Eröffnung der Versammlung des ev. ref. Kirchen­­bezirk3 jenseits der Donau in Papa gehalten hat, sowie die Verhandlungen des am selben Tage in Eperies eröffneten Konventes des evangelischen Theißpdistrikteg.. " ) »Der calvinische Papst von Debrkczin«,wie Koloman Tipa schon vor vielen Jahren von seinen Gegnern weniger wahr als unhöflich genannt wurde, hat sich dahin ausgesprochen daß er sich mit aller Energie allem widersetzen werde unO den konfessionellen Frieden im Lande stören könnte.Er ist herzlich wenig,was in diesen Worten liegt,zu­mal der Redner nicht präzisiert hat, was eintreten müsse,das geeignet sei,den konfessionellen Frieden­ zu stören und was allem er sich widersetzen werde.Aber soviel scheint doch festzustehen, daß auch Herr v.Tipa den konfessionellen Frieden zum mindesten für­ bedroht erachtet,da erfoan nicht Veranlassung genommen haben würde,unumwunden auszusprechen,auf welcher Seite er gegebenen Falle zu finden sein würde.­­Vielleicht genügt dieser Avisauleotour,die ultramontanen Heißsporne zu etwas mehr Beronnenheit und weniger eifrigem Vordrängen zu ermahnen.Aber wahrscheinlich wirds nicht genügen,denn die ultramontane Begehrlichkeit ist unbegrenzt In diesem Falle,und dessen freuen wir uns aufrichtig,wird unser alter Freund und Gönner eine wertvolle Sichtzeder evang.Kirchen im Vaterland sein.­­ ,­­Ungleich bestimmter und bis auf einen Punkt auch deutlicher als serr v.Tipa hat sich der Theißerer Districtualkonventin Eperieg ausgesprochen Die Verleihung des Titels»Bischof von Siebenbürgen«an den Karlsburger kath.Bischof wurde für gravaminös erklärt»die religiöse Unduldsamkeit.ja der religiöse Han dessen prägnantestes Beispiel die politische Volkspartei li­det«,­fordere alle Evangelischen auf,auf der Bresche zu stehen,swie der Distriktualinspektor Arpad Szentivanyi­ initeiner Eröffnungsrede betont und Bischonelenka,welches­ einstens die evangelische Landeskirche als Diaspora, als herrenloses Gut ansah,will vom Generalkonvent die Regierung ersucht wissen, daß an der Buddapester Universität eine evang. theologische Fakultät errichtet und die staatliche Dotation der Kirche entsprechend­ erhöht werde. Endlich, meint der Herr Bischof, „müssen wir die Einlösung jener Berspregen fordern, welche seinerzeit von der Regierung den Sartoren der Gesettgebung vor den entscheidenden­ Ab­­­simmungen gemacht wurden“. Wir unfreffen­d können den ersten Punkten nur beistimmen. Was jene dort in Eperies erst fest für gramanindg erklärt haben, darüber haben wir und längst beschwert. Ueber die religiöse Unduldsamkeit könnten wir au mandes erzählen und die Errichtung einer theologischen Fakultät an der vor­­nehmsten Lundesuniversität würden mir freudig begrüßen, wenn wir nicht doch, die Erfahrung gewißigt befürchten müßten, daß dann sehr bald die Forderung an und herantreten werde, daß Hinfort alle unsere Theologen nie in Budapest studieren dürften und damit das alte siebenbürgische Landes­­geiet der Freiheit des Universitätsbesuches in die Brüche "gehen würde. Auch daß die Staatsdotation für die Kirche entsprechend erhöht werde, Halten wir für eine gerechte Forderung, jedoch mit dem Bufake, daß es endlich an unserer fiche möglich gemacht werde, derselben teilhaftig zu werden, zumal toir b derselben nicht nur bedürftig sind, sondern sie angesichts unserer Kulturanstalten vor allen anderen reichlich verdienen. Was aber Bilgof Zelenja unter den Versprechen versteht, welche die Regierung­­ seinerzeit den kompetenten Bastoren bei den entscheidenden Ab­­stimmungen gegeben hat, ist und volständig dunkel. Welcher Art sind denn die Versoreen der Regierung gemwejen und vor welchen entscheidenden Ab­­stimmungen hat sie sie gemacht? Bei der Abstimmung über die kirchen­­politischen Gefege oder erst zur Zeit der Schaffung des Congrungefeges oder noch früher? Und worin bestanden sie? Das sind Sragen, deren präzise Beantwortung der Here Bischof Belenkta im Interesse seiner Kirche, sowie der Regierung unbedingt­­ geben­ muß, mil er nicht dem DVerbacht Thor und Thüre öffnen, daß beide, Kirche und Regierung, umerlaubtes Spiel getrieben haben. Aber auch weiter könnte ein Zweifler fragen: waren die Stimmen der die Interessen des Theißer evang. Kirchendistriktes vertreten den Abgeord­­neten Läuflich ? Wie Hoch war der Preis? Was war Objekt dieser Ab­­mac­hungen ? Allem Unschein nach ist hier das Wort des Richters in Nathans Parabel vom „betrogenen Betrüger“ anmendbar. »I)Was dieö letztere für uns bedeutet,mag ermessen,wer sich vor Augen hält, daß dadurch unsere Pfarrer und Prediger seit der Schaffung des Zivilehegesetzes Jahraus jahre in über 55.000)Kronen jährlich verloren haben und somit in ihren Bezügen wesentlich geschmälert worden sind. . . x politische Hebersicht. Hermannstadt, 1. Ok­o­ber, Ungarn. Das vorgeltrige Amtsblatt veröffentlicht zehn Erlässe des J­ustizministers, welche teilweise ein weiteres Glied in der Kette der Maßnahmen bilden, mittelst deren die Regierung die Bereinfachung der Administration anstrebt. Auch diese Erlässe feßen eine Menge von überflüssigen Formalitäten außer Kraft, welche die Amtsgebarung bisher verlängert und verm­ndelt haben. Zur Vereinfachung des Verkehrs zwischen den Behörden unter­einander einerseits und z­wischen den Behörden und dem Justizministerium andererseits wird 3 z. B. verfügt, daß Eingaben jeglichen Inhalts und Berichte ohne Rubrum und Zitulaturen, mit möglichst objektiver­­ Kürze und Präzision zu verfassen und mit „Leserlichen Unterschriften“ zu versehen seien, wie denn die schriftlichen Arbeiten überhaupt au­f d­as notwendi­gste Mapß reduziert werden.­­ Feuilleton. Etymologische Kleinigkeiten. Bon Richard Loewe Die Etymologie steht im allgemeinen nicht gerade in dem Rufe einer besonders kurzteiligen Angelegenheit. Man dennt dabei unwillürlich an Langkeit und Präfrit, ar­afsyrisch-babylonische Keilferisten und ähnliche schöne Sachen, von denen man zwar mit großem Weipert zu reden gewöhnt ist, an denen man aber doch recht Fühl vorübergeht und fast mit einem gerieisten Gefühl leisen Erstaunens, was doch für absonderliche Dinge manchen Menschen Freude machen. Man erinnert sich vielleicht auch, daß bei ihr allerlei Wurzeln irgend eine wichtige, etwas dunkle Rolle spielen, die aber ebenso wenig amüsant sind, wie die algebraischen Wurzeln, die manchem von uns in der Schule so viel Kopfzerbrechen gemacht haben, und daß aus bdiesen Wurzeln der viel­­stämmige Wald der menschlichen Sprachen emporgewachsen is. Im ganzen überwiegt jedenfalls der Eindrid, daß der Boden, auf dem wir uns hier bewegen, eigentlich recht dürr und steinig ist und dicht bewachsen von einem wahren Wirrsal zähen, philologischen Gestrüppes, durch welches man sich erst mühsam hindurcharbeiten müßte, um das Werden und Wachsen unserer Worte zu verstehen, der ed gibt da auch Hier schon bequemere, leichter zugäng­­liche Wege, wo die größte Arbeit bereit gethan ist, so­ daß man ganz bes­raglich darauf einherschlendern kann, und hier und da blüht sogar am Rande irgend eine hübsche fremdartige Blume, die auch den ungelehrten Wanderer erfreut, oder irgend ein seltsames Gewächs reizt unsere Neugier und läßt wenigstens ahnen, wie man dem Interessanten man bei tieferem Eindringen vielleicht noch begegnen mag. Einen solchen anspruchslosen Spaziergang zu unternehmen, lohnt wohl der Mühe, ohne schweres missenschaftliches G­räd und ganz unsystematisch. Hier an manchem schnell vorüberschreitend und dort wieder länger ver­weilend, wie ed­ung Luft und Laune gerade eingeben. Wer sieht zum Beispiel dem Worte Laune gleich an, daß es nichts anderes it als das lateinische luna, der Mond? Was hat die vergängliche Stimmung des Augenblides mit dem so viel­ besungenen stillen Begleiter unserer Erde zu tun? Es ist die schöpferische Kraft der Bedeutungsüber­­tragung, die sich uns hier offenbart. Luna bezeichnete auch die wechselnden Phasen des Mondes und wurde so zum Sinnbild des Vergänglichen und Wechselnden überhaupt, bis er dann im engeren Sinne von den wechselnden Gemütsstimmungen gebraucht wurde. Später trat dieser Begriff des Wechsel­­vollen teilweise auch wieder in den Hintergrund, er wurde mit Stimmung gleichbedeutend:gute,schlechte Laune,und mit einer neuen Wandlung nach der heiteren Seite hin diente es als Ausdruck für frohes Behagen wie in den Wendungenxem­ann von Laune,eine launige Rede 2c.­­Um allesin der Welt möchte ich nicht in den Geruch eines boghaften Menschen geraten,wenn mir jetzt,der Himmel magt­issem durch welche Gedankenverbindung,unsere Damen in den Sinn kommen.Daß das Wort Dame,daß wir im 17.Jahrhundert aug dek fanzösischen übernommen haben,vom römischen domina,die Herrin,sich herleitet(italienisch donna und dama,)versteht sich eigentlich von selbst­ den Sinn der Vornehmheit, den wir heute damit verbinden, Hat er sich aber erst allmählich errungen; ursprünglich besaß er im Deutschen eine etwas galante Nebenbedeutung. Die Robe, der unsere Schönen so viel ernstes Studium widmen, ist die französische Form für ein altes deutsches Wort, roup, das bezeichnenderweise so viel wie Raub, Kriegsbeute und dann Nüstung bedeutete, wie früher die rauhen Kriegsleute, so ziehen heute die Vertreterinnen des angeblich schmahen Geschlechts darin auf Eroberungen aus. Das Material für diese Kriegsausrüstung stammt aus allen möglichen Zonen; der Sammet ist griechischen Ursprunges, von hexamiton, ein Gewebe aus Sechs Fäden, Atlas ist arabisch, ein glatter Stoff, Muffeline hat ihren Namen von der Stadt Mosul am Tigris, die Saze ist nach der Philisterstadt Gaza benannt, Tal und Barege nach französischen Zu einer eleganten Toilette gehören natürlich auch Schuhe aus feinem Soffian oder Corduan oder aus Jud­en. Das­ erstere ist, türkisch sachtjan, das vom peufischen secht — fest, gespannt, hersommt. Corduanleder wurde in der Cordova von den Mauren in vorzüglicher Dualität hergestellt, und Juchten, mit Birfenb­eer eingeriebenes Leder, ist das ruflishe Wort jufti, ein Haar, weil die Häute parimweise gegerbt werden. Der Ursprung des meltbehereschenden Pantoffels ist unbekannt; der merkwürdige gläserne Pantoffel Afchenbrödeld war eigentlich nicht aus Glas, sondern aus Pelz oder mit Pelz belegt; aus fourres de vair, Pelzschuhe, wurde durch einen fertum fourres de verre, Glagschuhe, fommerliche Wußbekleidung, vom lateinischen igenschaftswort aestivalis, fommerlich; die althochdeutsche Form lautete stilul, Eim­ehr unwesentlicher Bestandteil der Garderobe, nicht nur der Herren­­welt, sondern immer mehr auch der Damen, ist die Krawatte. Es wirft einigermaßen überraschend wenn man hört, daß dies elegante Kind der Mode auf die Proaten des dreißigjährigen Krieges zurückz­uführen ist. Diese Söldner, die auch Brobaten oder Kravaten genannt wurden, hatten eigenartige Hals­­ftüche oder Halsbinden, welche offenbar die Aufmerksamkeit der f­anzösischen Offiziere erwedt und ihre Phantasie schöpferisch angeregt haben müssen, denn die eleganten Pariser Herren begannen damals bald solche Binden nach Kroatenart zu tragen. Militärischen Ursprunges it auch der jegt so viel Der Stiefel diente anfänglich als Leichte­­ getragene Habelod; er ist nach einem englischen General benannt, der sich bei­de des großen Aufstandes in Indien im Jahre 1857 hervor­­getan hat. Ebenso, wie viele Ausdrücke für die Kleidungsfuüde und die dazu vera­­lmendeten Stoffe aus allen Weltgegenden zusammengetragen worden sind, ver­hält es sich mit den Bezeichnungen für Speise und Tran. Souper kommt von Suppe, französisch soupe, und geht auf denselben Stamm wie laufen zu und, Banket ist aus Bank hervorgegangen Ein Ragout ist ein die Eßluft reizendes Gericht, das den Appetit wieder zurückbringt, vom lateinischen readgustare, französisch ragouter. Interessant ist der Ursprung von Fricafise und Bricandeau; sie sind beide auf das Wort frech zurückzuführen, das im Mittelhochdeutschen so viel wie fühn, mutig besagt, aber mit der Grundbe­­deutung des gierigen Strebend, Jn der bayerischen Mundart fehlt ihm jeder tabelnde Sinn, ec. wird hier für lebhaft, munter, schön gebraucht. In dieser­­ Bedeutung ist es ins Romanische übergegangen, altfranzösisch, frique, neu­­provencalish fricaud ; besonders das legte Wort hat den Begriff von«Ieder, föstlich, und Ziicaffee und Fricandeau sind Ieder zubereitete Speisen. Die Mayonnaise heißt so nach der Stadt Mahon auf Minorca. Die erfrischende Gurke führt ung auf Ummegen nach Hindostan zurück; aus cahira ist das arabische al chizar entstanden und daraus das spätgriechische angurion, der Pfeffer, lateinisch piper, aus dem Sanskritwort pipali, und ebenso Ingwer aus dem Sanskritwort gringavera. Bmetschie ist das verstümmelte griechische Damastenon, die Frucht aus Damaskus, der Apfel nach der obstreichen Stadt Abella in Campanien benannt, der Pfirsich ist malum persicum, persischer Apfel und die Sprikose ist abzuleiten vom lateinischen praecoquus, frühreif, weil sie früher reif wird als der verwandte Pfirsich; arabisch wurde daraus albergüg, daraus das französische abricot und aus diesem die deutsche Be­­zeichnung. Duitte ist latem­­ih malum cydonium, von der Stadt Kydonia, jegt Kanea, auf Kreta. Wrrac ist arabii arak, Schweiß, Saft, Rognat befanntlich ein französischer Städtename, und PBunih ist das Hindostanische panisch, von Sanatrit pantschan — fünf. Die Engländer haben den Namen eingeführt, weil sie es aus fünf Bestandteilen, Rum, Wasser, Thee, Buder und Bitronen, bereiteten. Der Grog sol von Admiral Vernon im 18. Jahr­­hundert erfunden worden sein; weil Vernon Beinkleid­er von Tameelbärenem Beug (grogram) trug, bekam er den Spibnamen Did Grog, und dieser Name ging dann auch auf sein Lieblingsgetränk über. Chocolade ist meziz­ fanisd und besteht aus choco — Rafan und late — Wasser. Das Rod­­bier hat groß aller schönen Reframebilder nichts mit dem Biegenbod zu ihm­; es hieß früher auch Eimbod, nach der hannoverischen Stadt Einbed, „Berl. Tgbl.* Ortschaften. “

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