Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Dezember (Jahrgang 27, nr. 8197-8220)

1900-12-01 / nr. 8197

»C­­* seite127o = Ar, 8197 . .«Chermmstedt,Gonnabend &3 scheint, al ob die Schwierigkeiten, die England entgegenstehen, noch im Wachsten begriffen sein. Die Afrilander in der Kapkolonie regen sie in auffallender Weise. Das „Reuterische Bureau“ meldet hierüber aus Kapstadt vom 28. d. M.: Die Entfremdung z­wischen den Holländern und den Engländern der Kapkolonie nimmt infolge der lebhaften, gegen die Engländer gerichteten Propaganda zu, die überall Unruhen hervorruft. Die holländische und burenfreundliche Breffe führt gegen die Bolitit Großbrittaniens eine mehlorganisierte Kampagne falscher Darstellungen, weht dadurch das holländische Nationalgefühl, das si noch nie so feindlich gegen Großbrittanien gezeigt hat wie jegt, und rüttelt viele Holländer auf, die sich bisher passiv verhielten und an der Agitation nicht teilnahmen. Das Uebel wird noch dadurch verschlimmert, daß in den Distrikten, welche von Holländern bewohnt sind, sich Buren niederlassen, welche auf Chrenewort freigegeben worden waren. Diese Leute werden nun die thätigen Agenten der Unzufriedenheit. Die zwischen den beiden Zeilen der Bevölkerung bestehenden Beziehungen werden immer gespannter. In den wichtigen Holländischen Zentren in der Kapkolonie herrscht bereits offener Aufruhr, der einzelne Teile der Loyalen Bevölkerung beunruhigt. Für den auf den 6. Dezember einberufenen Afri fander Kongreß. In Worcester werden große Vorbereitungen getroffen. Die Führer der Holländer sollen gegen die brittsschen Interessen sprechen. « China Die Mitteilung,daß sämtliche Mächte die amerikanische Regierung verständigt hätten,daß sie einverstanden seiem die Frieden­s­vorschläge China gegenüber herabzumindern,wird,was Deutsch­­land betrifft,von Berlin ausolz unrichtig bezeichnet,jedoch wird,sahein­ es,deutscherseits eine Abschwächung der ursprünglichen Friedens­­bedingungen nicht beanstandet werden. Der Pekinger Korrespondent des italienischen Blattes,,Cor­iere della Sera«berichtet über eine Unterredung mit LisHungistang. Dieser erklärte,China sei außerstande,die von den Mächten geforderte Kriegsentschädigung zu leisten.Die Aufnahme einer Anleihe von anderthalb Milliarden und die Verpfändung und Stellung der Zolleinnahmen unter der Aufsicht der Mächte bedeuten das Ende der Unabhängig­keit Chinas. Er habe vorgeschlagen, die Anleihe durch Verpfändung des Salzregals sicherzustellen, gebe indessen zu, daß diese Bürgschaft nicht gleich­­wertig wäre. Lio Hung-Tihang bereichert, der Kaiser handle in voller Freiheit, die Bestrafung der Nädelsführer des Aufruhr habe er aus freien Stüden verfügt. Die Ereignisse in der Mandschurei und in Shanfi, wo sich Ausfen und Frangosen allmählich dauernd festlegen, erfüllen ihn mit Sorge. Nur ein rascher Abschluß der Friedensverhandlungen könnte neue Gefahren verhüten. Das „Wolffische Bureau“ meldet aus Tientsin unter dem 26. d. M.: Die Hiesige provisorische Regierung, in welcher Deutschland, Ruß­­land, England, Frankreich, Amerika und Japan vertreten sind, beschloß mit Stimmeneinhelligkeit die Schleifung der Stadtmauer und die Aus­­fülung des Befestigungsgrabens von Zientsin.­­forderung für die Chinaexpedition der Fall. Gern hätte er den Reichstag bei Ausbruch der Wirren um sig versammelt, da sei aber nicht angängig gewesen, weil sich die zu Lösenden Aufgaben und die Konsequenzen nicht übersehen ließen. Er vertraue, daß sich die patriotische Gesinnung des Neic­dtags auch diesmal bewähren werde. Den Eindeuc, den das bisherige Auftreten des Grafen Bülow als Neid­k­anzler gemacht hat, faßt die Berliner „Deutsche Zeitung“ im folgenden Urteil zusammen: „Wir haben wieder einen Reichskanzler — das ist das alles andere überragende Ergebnis der ersten Lesung der soge­­nannten Chinavorlage. Erfüll ist damit die oberste Forderung der nationalen Politik vom Tage; beseitigt ist damit der Held aller jener Konstitutionellen und psycologischen Uebel, die zu Ungunsten des Kaisers, zur Verärgerung im Balle und zum Schaden der Nationalpolitik wirkten. Aus den gebildeten Schichten der Nation wird nun Hoffentlich jene Mißstimmung verschinden, die der große Psychologe Fürst Bismarc warnend immer den größten Schaden in der Polität eines Volkes genannt hat. Auch im Parlament wird jeder, den 8 drängt, jegt wieder Mann an Mann fechten können, und die Ausübung des Mandats eines deutschen Reichstagswahlkreises wird nicht mehr ein Speer­­werfen und Pfeilschleudern in die blaue Luft bedeuten in allen den Fällen, wo es fs um einen Angriff gegen die Politik der Regierung handelt. Wir haben wieder einen Reichskanzler — das ist das erfreuliche Produkt der Ent­­lastung des Fürsten zu Hohenlohe.“ Im Reichstage haben der Abgeordnete Liebermann dr. Sonnenberg und die übrigen Antisemiten den Antrag auf Berbot der Einwanderung ausländischer Juden in das Deutsche Reich eingebracht. Niumänien Die Parlamentssession wurde vorgestern vom Könige mit einer Thron­rede eröffnet, in der er ausführte, die beträcht­­lichen Opfer, die für die rapide Entwickklung des Landes gebracht wurden, nötigen jegt zur Sammlung angesichts der im­nteresse des weiteren Fort­spritts notwendigen neuen Anstrengungen. Man mussse die no nicht voll­­ständig eingelösten Verpflichtungen der Vergangenheit liquidieren, die Aus­­gaben auf die äußerste Grenze einschränken, ohne dadurch die erzielten Fort­­scritte zu vernichten und neue Einnahmsquellen schaffen, um das Gleich­geteicht im Staatshaushalt herzustellen, welches künftig ordentliche und außer­­­ordentliche Ausgaben umrufen wird. Troß der Mißlichkeiten des Augenblicks wird das Land seine Sorgfalt auch weiterhin der Armee zumenden. Eine Vergrößerung der Effektivbestände, ohne welche die Ausbildung der Truppen ilusorist wäre, sei geboten. Die Beziehungen zu allen Mächten seien die freundschaftlichsten. Der König Hoffe, daß das Mißverständnis, meices zwischen Rumänien und Bulgarien obwalte, angesichts der vor Gericht fest­­gestellten Thatjagden verschwinden werde. Es sei ein gemeinsames Interesse aller zivilisierten Gesellschaftstreife, sich gegen gewisse Umtriebe zu verteidigen, welche die innere und äußere Ordnung des Staates gefährden. Sranstreich. Ueber den neuen Gefegentwurf in Sranfreich, doch welchen die geistlichen K Kongregationen den Bestimmungen des Gefeßes unterworfen werden sollen, enthalten französische Blätter einige An­­deutungen. Nach den­ Bestimmungen des Entwurfs stellen alle geistlichen Bereinigungen von Franzosen, deren Leitung vom Auslande aus erfolgt oder Ausländern anvertraut ist, und jene Genossenschaften, die in Gemeinschaft leben sollen, zu ihrer Bildung einer legislativen Bewilligung bedürfen. Im gegenteiligen Falle sind sie geießlich verboten. Die bereits bestehenden Bereinigungen haben binnen sechs Monaten dieser Vortrift Folge zu leisten, widrigenfalls sie aufgelöst werden. Ihr Vermögen sol, wenn dasselbe nicht von den Spendern oder deren Bevollmächtigten zurücgefordert wird, zur Dotation einer Arbeiter-Pensionslasfe verwendet werden. Nach einem vom F­inanzministerium veröffentlichten Ausweis gab es in Frankreich am 30. Sep­­tember d. h. 1517 religiöse Angregationen, und zwar 773 gestattete und 744 nicht gestattete. Von den ersteren bestanden nur 25 und von den septeren 177 aus Männern. Seit zwei Jahren­ hat fs die Zahl der nich­­gestatteten Kongregationen um 32 (darunter 24 Männer - Kongregationen, vermehrt. "Der Krieg in Südafrika, Ueber die Unterredung, die Präsident Krüger mit dem französischen Minister des Weiteren Delcaffee hatte, verlautet, Krüger habe sich darauf bek­annt, bezüglich der Stellngnahme Frankreichs zu verschiedenen Möglichkeiten zu­­ sondieren, die er aus den von ihm in Europa zu unternehmenden Schritten ergeben künnten, ohne aber etwas zu präzisieren. Minister Delcaffee hätte zu verstehen gegeben, daß Frankreich keine Initiative ergreife, sich jedoch jeder annehmbaren Initiative, die etwa von anderer Seite ausgehen solle, anschließen würde. Präsident Krüger wird sich, wie versigert wird, demnächst direkt nach dem Hang begeben, um dort den ersten offiziellen diplomati­­schen Stritt zu thun. Der Bariser Generalrat nahm einstimmig einen Antrag an, dahingehend, daß die Regierung der französischen Republik die Initiative zu einem Borjglag für ein Schiedsgericht zwiscen England und Transvaal ergreifen sol. Krüger wird wahrsceinlich erst morgen Baris verlassen. ex seinen Weg oder er erlahmt unterswegs. Der Künftler gelangt durch das Wirkliche Hindurch zum Wahren; der Staats­­mann durch das Bahre hindurch zum Wirklichen. *­­ Die künstlerisen Eigenschaften des Staatsmannes indessen bedürfen noch einer näheren Bestimmung. Die künstlerischen Individualitäten nämlich unterscheiden sich sehr von­einander und lassen sich nach vertriebenen Se­its­­punkten gruppieren, und eine dieser Gruppierungen berührt auch unseren Gegenstand. Wir haben gesehen, daß die künstlerische Wahrheit aus der Treue des Topus und lebendvollen individuellen Zügen zusammengefegt ist. Die Treue des Typus it jenes Erfordernis, melche man in den Schöpfungen eines jeden Künstlers antreffen muß und beslen Abstufungen die Rangstufe des Künstlers bestimmen. Aber die individuellen Büge, in welche jene typischen Eigenschaften gekleidet ersceinen, können aus zwei Quellen fließen ; und je nachdem, ob die Künstler vornehmlich aus der einen oder der anderen schöpfen, kann man sie in zwei Klassen teilen. E 3 giebt solche, welche in den individuellen Rügen ihrer Schöpfungen auch die unendliche Mannigfaltigkeit der Welt wiederspiegeln, welche tausenderlei Charaktere, die Gedankenwelt von tausenderlei Menschen, ihre Eindrücke und Stimmungen in sich aufzunehmen und abzu­­bilden verstehen, so daß ihr eigenes „Ich“ in ihren Schöpfungen beinahe verschwindet. 8 giebt wieder folge, welche in ihren Schöpfungen, um so zu sagen, stets persönlich gegenwärtig sind, welche jeden individuellen Bug mehr oder weniger aus sig selbst nehmen und, auf verschiedene Namen ge­­wendet, immer ihre eigenen Schmerzen, ihre eigene Begeisterung, ihre eigenen Anschauungen vor und darlegen. Die zu der ersten Kategorie gehörigen können wir objektive, die der zweiten subjektive Künstler nennen. Die Ueber­­treibung, — ich könnte sagen — die Entartung beider Richtungen ist vertreten in der Kunst fin de siecle. Die subjektive Richtung verflüchtigt so in der Dichtung der modernen Dekadenten und in den Gemälden der Supresionisten zu Halluzinationen eines krankhaften Nervensystems, die objektive Richtung hingegen verfinft in dem sogenannten Naturalismus in eine solche Berbrödelung der Einzelheiten, welche nicht mehr Gliederung, sondern Berwelung ist. Diese beiden Uebertreibungen, so von dem Mittelpunkt der künstlerischen Schöpfung, der typischen Wahrheit, nach zwei entgegengefegten Richtungen entfernend, treffen naturgemäß im entferntesten Punkte der Kreisbahn wieder zusammen, in dem Kultus des Häßlichen. Zu ihren Geelenergüffen liefert der neueste italienische „verismo* die würdige Mufiibegleitung. (Sortfegung folgt.) . % * ® E · * ” « ® , &: Riedenburgiisch-Deutsches Tageblatt, " * ‚ ©. or “.. = Pe , " 1. Dezember 1900,­­ 7 Tagesbericht, Hermannstadt, 30. November. (Aus dem Verordnungsblatt für das Er. und Heer.) Verordnungen bed Eu. & Reichs-Kriegs-Ministeriums; Transferiert werden mit 1. Dezember 1900 nac­hAbleistung des Präsenzdienstes die Reserveafsistenzarztstellvertreter, Doktoren der gesamten Heilrunde: Hennig Steiner vom Garnisongipital Nr. 2 in Wien zum Garnisonzipital Nr. 22 in Hermannsta­l, Nikola­us Rittersporn vom Garnisongipital Nr. 17 in Budapest zum 50. Infanterie-Regiment, Alexander Veltner dom Garnisonsspital Nr. 18 in Komoren zum Garnisonsspital Nr. 32 in Hermannstadt, Adolf Romaromi vom Garnisonzipital Nr. 20 in Rafgau zum 64. Infanterie-Regiment, Alexander Deak zum 36. Divisions- Meer, Emerich Rozma zum 62, Emil Schandl zum 44. In­­fanterie-Regiment, Paul Biszki zum­­ 2. Zrain- Regiment, alle vier vom Satnnsonzspital Nr. 22 in Hermannstadt, Dslar Bertes vom Garnisons­­spital Nr. 23 in Agram zum 50. Infanterie-Regiment. Sa­di­ Neferve wird überlegt der Oberlieutenant Gustav Salomon­­ von Friedberg des 50. Infanterie-Regiments. Mit Wartegebühr wird beurlaubt der Oberlieutenant Paride Graf Lodron-Laterano des 1. Hukaren-Regiments (auf ein Jahr). In den Ruhestand werden verseßt: der Rittmeister 1. Klasse Oslar Stuber de 2. Train-Regiments, als invalid, zu jedem Landsturmdienste ungeeignet, der Oberlieutenant Josef Trabert (mit Wartegebühr beurlaubt) des 50. Infanterie-Regiments, als zum Truppendienste im Heere untauglich, zu Totaldiensten geeignet, unter Vormerkung für seitere und für die Ver­­wendung bei Militärbehörden und höheren Kommanden im Mobilisierungsfalle. Der erbetene Austritt aus dem Heere wurde von dem Militärs Terri­­torialkommando bewilligt: mit 15. Oktober 1900 dem Lieutenant in der Reserve Ernst Lütösch des 2. Infanterie-Regiments; mit 20. Oktober 1900 dem­ Lieutenant in der Reserve Heinrich Krojhanßty des 36. Divisions- Artillerie-Regiments.­­ (Die Reden der Abgeordneten im Amtsblatte) Das Amtsblatt „Budapesti KRözlöny“ wird — wie „PB. L.“ erfährt — von heute angefangen mit einer interessanten Neuerung erscheinen. E 8 wird nämlich in einer Beilage die am vorhergegangenen Tage im Abgeordnetenhause gehaltenen Reden im Wortlaute, d. h. im volen Umfange der stenographischen Auf­­zeichnungen veröffentlichen. Infolge des im Hause und im F­inanzausschusse wiederholt geäußerten und auch vom Ministerpräsidenten als berechtigt aner­­kannten Wunsches, daß die im Abgeordnetenhause gehaltenen Reden dem großen Publitum in ihrer vollen Ausdehnung zugänglich gemacht werden, tritt diese Neuerung — vorläufig versuchsweise — ins Leben. Die Mitglieder der vom P­räsidenten des Abgeordnetenhauses neulich in dieser Angelegenheit einberufenen Enquete äußerten ss dahin, daß dieser Wunsch nur in der­­­eife erfüllt werden könne, wenn die Reden, wie es auch in anderen Staaten geschieht, in einer dem NAntsblatte beigefügten Beilage veröffentlicht werden. P­aul Krüger) von dem alten Krüger entwirft ein Bariser Korrespondent in der „Frankf. Zeitung” folgende Skizze: Ein Mann aus einer anderen Welt! Das war mein erster Eindruck, als ich Krüger gestern reich in der Halle des Lyoner Bahnhofes in den Biweispänner einsteigen ja, der ihn an der Soige einer langen Reihe von Wagen voll befraghter Empfangs« delegierten, von berittener Garde republicaine eskortiert, nach dem Hotel bringen sollte. Diese seinen befraghten Herren waren das richtige Milieu für diese Figur, die nichts Biblisches am sich hatte, von dem und immer erzählt wurde, aber ein Bild aus Immermannd Oberhof vor mir aufsteigen ließ. Das war der niedersächsische Bauer, wenn auch nicht mehr in aller Härte und Schärfe der Züge. Das Gesicht ist zu fleischig, fast mollig, der weiße Bart zu feinhaarig, der Zylinder ist zu sicher, der duntelgraue Weberzieher mit der großen roten Rosette der Ohrenlegion im Knopfloch Hat zu sehr den Schnitt des „großen Schneiders” . . man kann sich nicht Helfen, ein Hauch von Wohlleben Liegt über dem Ganzen, wie man es in der Bant­ierewelt manchmal findet. Und dennoch macht der Mann einen großen Eindruch. Er muß sich nur in seinem Wagen erheben und mit der rechten Hand­bewegungss- 108 den Zylinder in der Luft halten, um dem tobenden Volke zu banken. Die langen, glatt heruntergelämmten grauen Haare geben dem Gefiche einen anderen Ausbruch, seinen feineren, aber einen höheren. Eine tiefe Trauer scheint darin zu liegen, eine stille Leidenschaft, die seine Wimper zu den macht, aber ein ganzes Leben fortglimmt und die bis zur Sartnädigkeit gehende Feftigkeit erhält. Die ganze Weile steht er so bewegungslos den Hut in die Höhe haltend und mit den feinen Augen aus den fleischigen Lidern ebenso bewegungslos in die Menge starrend. Diese einfache Bewegung ist nicht sepwerfähig,­ nicht altersscwac, sondern kurz und emergisch, aber erhebt sich in ihrer Kinkiichen Raschheit fast zur großen tragischen Geste. Und so wird mir das Bild im Gedächtnis bleiben. Die geschichtliche Rose des Mannes entspricht seiner Erscheinung. Nicht bloß in den paar Augenbliden, wo eine jubelnde Menge ihn umtost, bewahrt Raul Krüger die Größe, die vielleicht nur aus unbeugsamem Glarrsinn entspringt, die aber aus dem ganzen Wanne spricht. Er ist eine feine­ Frau gekommen. Seine Sekretäre, seine diplomatischen Vertreter sind nur mit ihm, wenn er arbeitet. Im Hotel, auf der Reise von Marseille nach Paris war er fast immer allein, aß auch allein an seinem Zn­che. Selbst bei den Empfängen, wo Dr. Leyds alles leitet, in seinem Namen alles anordnet, fühlt man immer die Distanz zwischen Herrn und Untergebenem. Kein Lächeln mehr, sein freundlicher Zug im Gesicht, wenn er sich zu diesen Herren wendet, und die befraghten Delegierten der Empfangsh­ausichäffe müssen einen Schauer über den Rüden laufen fühlen, wenn er mit kräftiger, ein bisschen bemegter, aber breiter und harter Stimme in unverständ­­lien Worten auf ihre Ansprachen antwortet, und während die Reden über­­fegt werden, sie mit seinem großen Gefigte unbeweglich anstarrt, als wollte er ihnen seine ganze Fertigkeit in die Seelen hineintragen . . . (Eine englische Stimme gegen den Krieg in Süd­afrika.) Der bekannte Philanthrop William Stead veröffentlicht einen Aufruf, dem mir folgendes entnehmen: Zu Anfang des Krieges machte man m wenigstens einen Bersuch, den Feldzug im Einverständnis mit den Bestimmungen des zivilisierten Kriegsrechts zu führen, die erst wenige Monate vorher im Haag wieder festgestelt und bestätigt waren. Steßt, im zweiten Jahre des unglückeligen Krieges, wird alle Rücksicht auf völkerred­liche Vereinbarungen in den Wind geschlagen. Das Gebiet der beiden Freistaaten wird vermi­­tet. Die Brandfadel hat das Schwert verdrängt. Brennende Hausstätten bezeichnen die Marschlinie der britischen Truppen. Plündern ist an der­ Tagesordnung, und die Soldaten, die die unbezähmbaren Bürger in Waffen"weder bezwingen noch gefangen nehmen können, führen einen grausamen Krieg gegen Frauen und Kinder. Obdachlos und nahrungslos irren diese auf dem Felde umher, biß sie dem Hunger und der Kälte erliegen, oder — um einen Preis — fi im Safferfraal oder im bri­tischen Lager Nahrung verschaffen. Im technischen Sinne mag man­ einwenden, daß die Bestimmungen des Kongresses im Haag nicht anwendbar sind, weil die Regierung des südafrikanischen Freistaates von der Konferenz ausgescloffen har. Moralisch ist die brittssche Regierung, welche die Konvention erst ratifizierte, als der Krieg schon twagte, verpflichtet, der Kriegführung die Schranken aufzulegen, über die die Mächte sich förmlich einigten. Wenn wir aber­ finden, daß das brittische Heer allen Regeln Hohn bietet, die die brittische Regierung­ im Einverständnis mit den anderen Mächten gewissenhaft zu beobachten sich feierlichst verpflichtet hatte, um dem’striegs­­elend jo ıceit­al möglich zu steuern, dann ist es an der Best­chergragen auf­­zumwerfen, ob diese Vergewaltigung aller Zivilisation ohne Widerspruch geduldet werden und ungestraft fortdauern sol. Sollen viele Verbrechen gegen die Mennlichkeit, diese Schandthaten, welche die eigene Negierung im voraus verdammt hatte, etwa später als Präzedenzfälle gelten? Sol der alte, grausame Kriegsbrauch, die­ gräßliche Verheerung der Pfalz im 17. Jahrhundert, wieder das Kriegsrecht des 20. Jahrhunderts werden? Gegen einen solchen Rückfall in das Barbarentum, gegen­ diesen verhängnisvollen Versuch, die Uhr des menschlichen Fortichritts wieder auf das siebzehnte Jahrhundert zurückzustellen­ muß und sol jedes zivilisierte Bolt protestieren. Die Thatsachen sind leide unbestreibar und unbestritten. Das Zeugnis der brittischen Offiziere und Soldaten, die dort im Felde stehen, ist Kar­umd deutlich genug, und wer­­ ge­wünscht, wird sie in den offiziellen Profiamationen der Generale­nden. (Ein Mord in Südamerika) Wie der Buddapester Polizei­dirersion aus Buenos +» Ayres gemeldet worden ist, wurde am 26. Juni d. h. in General­ Savarendra in Südamerika Graf E­rnst Julius Friedrich Johann Meder, geboren zu Altaug am 15. April 1864, ermordet und beraubt. Graf Ernst Meder entstammte der Linie „Renaten“ des vormals reichsgräflichen Hauses, das jegt im Auslande anfällig is. Dem Grafen wurden unter anderem auch die Dokumente geraubt. Des Raubmordes ist ein­ gebürtiger Siebenbürger verdächtig. 3 ist ein gewisser Louis Leopold Hatos, der sich auch Adelsheim, Wilbert, Almanza und Albanza zu nennen pflegte. Er ist 26 bis 30­ Jahre alt, in Siebenbürgen geboren und verheiratet. Wegen des Raubmordes wurde ein Stehbrief gegen ihn erlassen. Es Heißt, daß der Mörder mit den Dokumenten und unter dem Namen seines Opfer nach Europa gereift ist. Ueber den unter so s­chwerem Berdachte Stehenden wird folgendes mitgeteilt: Haio ® hat sich Anfangs Februar I. J. in Buddapest aufgehalten und ist kurze Zeit darnach nach Hamburg gereist, wo er st an­­ Bord des Dampfers „Kordoba“ nach Argentinien einsiffte.­ Nach vollbrachtem­ord flüchtig geworden, Hat er fi am 7. Juli u. $. wieder nach Europa eingeschifft. Außer dem Pak und dem Mvelsdiplom des Ermordeten hat er auch Photographien der Verwandten des ungläckigen Grafen bei fi. Die Pelizibehörde fügt dem Signalement Hatos’ Hinzu: er Hat dunkelbraunen Teint, swarze Haare, starren, schwarzen Schnurrbart, eingefalene Wangen und trug si sehr elegant. „Er ist der englischen, heutigen, französischen, rumänischen und ungarischen Sprache mächtig. (Ein deutscher Soldatenbrief aus China) Der „Schwäbische Merkur” veröffentlicht folgendes aus dem Brief eines württem­­bergischen Soldaten in China: „... Als ich nun in Tientsin, angelangt war, war die Batterie marschfertig und am 24. August traten wir den­ Marsch nach Pelingen an. Den ersten Tag war der Mann gut, am zweiten Tage mußten wir selber fon­f Brüden bauen über den Pesofluß, und­­o wurde der Weg von Tag zu Zagp schlechter, und unsere Maultiere, wo wir unsere Kanonen damit bespannt haben,;­wurden immer lieberlicher, so daß kaum noch 6 Tiere solch ein 73er Geschüß­ ziehen­onnten. Am vierten Marschtage war der Weg so schlecht, daß uns zwei Kanonen ins Wasser fielen im Peso, wo ein Kanonier sein Leben dabei einbüßte und am Abend wurde die Bagage durch Bozzer angegriffen, die aber bald durch eine Kompagnie vom 2. See­­batailon wieder befreit war. Und so­ kamen wir allmäglich nach Belingen. Die Stadt war schon duch die Auffen Hauptsächlich genommen. Am 31. August hielten wir unseren Einzug in diese Hauptstadt, die Prediger ist denn jedes Bauerndorf im Schwabenland. Kaum daß wir uns so allmählich einrichten wollten, ging am 10. September der Marsch von neuem­­ 08, und kaum, ein Zug marschiert, kamen wir am 11. September schon im do8 exstes Gefecht. Um 9 Uhr 30 Minuten eröffnete die Batterie das Feuer gegen­­ den Feind von ungefähr 2000 Mann, nach einer Stunde zogen sich die Truppem zurüc und wir verfolgten dieselben bis auf die Festung Liangshang Sien, von wo aus sie ziemlichen Stand hielten, aber wir schonten unsere Granaten nicht und suchten die Bestie herauszuholen. Die beiden Batterien und die Pionier­kompagnie hatten die Zeitung umringt und wir feuerten auf eine Entfernung von 1200 Meter fest mit Granaten in das Nest hinein. Um 2 Uhr nachh mittags wurde das erste Thor gesprengt und die Letzung war in unseren Händen. Keine 10 Minuten dauerte es und die Sahne swarz-weiß-rot stand aufgestedt auf der Mauer. Wir Hatten 1 Toten und 3" Verwundete. Ich führte an diesem Tag den zweiten Zug für einen erkrankten Lieutenant, der geschlagen wurde von einem Maultier. Am 13. September kamen wir wieder zurück und am 14. September wurde ich zum Vizewwachtmeister befördert, und so war wieder Ruhe bis am 24. September, wo wir das zweite Gefecht hatten. Diese Sache war schon viel ruhiger für unsere Leute und wir nahmen das Gefecht abends 4 Uhr 30 Minuten auf und dauerte bis abends 8 Ur, ehe sie die Drestien gedrüht hatten. Wir Hatten aber ziemliche Resultate, die Bozer lagen da wie gesät. Wir Hatten wieder 1 Toten und 5 Verwundete, Aber trogdem fangen unsere Leute in der Nacht die schönsten Baterlandd­­lieder. Die thun ganz genau, als wenn e8 ein Nachtschießen in der Schieß­­übung wäre. Seit der Zeit haben wir Ruhe hier in Belingen’ gehabt, troßdem, daß ed wohl noch tausende von Bogern hier giebt; denn e8 werden täglich festgenommen, Mit uns Deutschen sind die Chinesen noch am

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