Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Juni (Jahrgang 49, nr. 14698-14721)

1922-06-23 / nr. 14716

­ . Seite 2 Hermannstadt, Freitag­es Ministerpräsidenten und unter dessen Leitung statt. Zum Vorfigenden wurde Michel Pheryfide, zum Haupt­berichterstatter Beoeir Diffescu gewählt. Zur Vorbereitung des Verfassungsausschsses erwählte die at aus ihrer Mitte einen fünfzehngliedrigen Ausschu­p. In diesen Ausschuß ist auch ein Vertreter der Minderheiten und zwar Dr. Hans Otto Roth gewählt worden. Die erste Situng des engeren Aus- Schusses findet Freitag­nachmittag im Gebäude des M­inisterpräsid­iums statt. Die Arbeiten­­ de­serfas­­sungsausihusses wurden nach acht verschiedenen Ab­­sehmitten der alten Verfassung Romäniens in ebenso­­viele Arbeitsgebiete geteilt. Im die erste K­ommission, die den Abschnitt Staat, Staatsbürgerschaft und Min­­derheiten zu behandeln hat, sind an Vertreter der Minderheiten Tr. Ga Kifs und Dr. Hans Brito Roth gewählt worden. In die Kommission Vereinz, Versammlungen und Mean­an wurde Dr. Wilhelm Binder gewählt, in die Kommission über Gemissend­­e und Religionsfreiheit, Verhältnis von Staat und Kirche­­ Senator D. Schlullerus, in die Schulkommission De, Geza Kiis ud D. Schiullerug, in die Kommission bezüglich der Verhältnisse der Staatsgewalt Tr. Roth und Geza Kiss, in die Kommission für Vollzugs- und tiechterliche Gewalt Tr. Wilhelm Binder, in Die Kommission für Dezentralisierung, Finanzen, Budget­en Dr. Georg Bernady und Dr. Hans Dito­ot). « Tanesonescu gestorben .—Bukarest,22.8uii.Das Außenministerium erh­­ielt gestern vp in der Stefani-Agentur aus I dem­ die sMachricht,daß­ Tanesonescu an Lungenentzündung gestorben ist.­­- Rumänien auf IR VRSEURRENEIEIENENIUEN union, Bukarest, 21. Juni... Zwischen dem .25.. und 30. August wird in Wien der­ Kongreß der interparlamen­­tarischen Union stattfinden.. Das romäniische Parlament wurde zur Beteiligung eingeladen. Infolgedessen wurde die­se Abordnung neu gewählt. Sie jest­et aus 20 Mitgliedern zusammen. AB Vertreter der­ Deutschen wurde Dr. Hans­ Otto Roth in die Abordnung gewählt. Zurücknahme der überstürzten Justiz­­verorönungen in der Bukowina. "Bukarest, 21. Juni. Wie „Lug aus bester Quelle erfährt, erklärte der Justizminister, daß die­­ zugesprochene Verfügung, wonach die Advokaten­ und ichter im der­ Bukowina bis zum 15. Juli eine Prüf­­ung aus romänischer Sprache abzulegen haben, nicht duch ihn erfolgte und fälschlich ihm zugeschrieben werde. Die Verfügung sei dem Medereifer des Bräli- Denten des Czernowiger Appellationshofes zuzuschreiben und werde rücgängig gemaght werden. Die Sionisolidierung der Staatsschulden.­ ­ Bukarest, 21. Ei Die „Diminenka” erfährt aus amtlicher Duelse, dass­ die im Zusammenhange mit der Konsolidierung der Schakfeheine aufgenommene An­­­leihe zum Kurs von 60. v. H. an Private abgegeben wird. Dieser niedrige Kurs gab den englischen Bankiers Die Möglichkeit, eine Verzinsung von nur. 4 v. 9. und Amortisierung innerhalb von 20 Jahren anzunehmen. Die Stimmung in Bessarabien. Bularest, 21. Juni. Ein Teil der Parlamenta­­rier hat Bularest bereit verlassen. Aus Bessarabien sind einige Parlamentarier erst heute eingetroffen, da sie von der Abhaltung der außerordentlichen Parlas­­menttagung nur Duni die Blätter Kenntnis erhielten und außerdem der schlechten beisarabischen V Verkehrsver­­hältnisse wegen nicht früher in der Hauptstadt eintref­­fen konnten, sodass sie erst nach Parlamentsschluß hier ankamen. Ein Mitarbeiter der Sur-Agentur hatte eine Unterredung mit einem bessarabischen Parlamentarier, der erklärte, dass man in­ Ber die­­ au­ßenpolis­tischen Vorgänge mit größtem Interesse verfolge. Man loh­ntte allgemein eine Verständigung mit Rußland, da das beisarabische Grenzgebiet der Verwirrungen mit Ausland in erster Reihe in Mitleidenschaft gezogen würde. Nach der vorjährigen Mikernie erkvarte man in diesem Jahre eine gute Ernte, da, wenn auch­ nicht üiberall gleichmäßig, im­ allgemeinen genügend Nieder­schläge zu­­ verzeichn­en waren. Teilungsstreit zweier Generale. Bioifehen z­wei Generalen, deren einer zugleich eine führende P­ersönlichkeit der gegenwärtigen Regierung ist, ist in der Bukarester P­resse ein heftiger Federflieg entbrannt, welcher den Ausgangspunkt einer Aufsehen eregenden An­gelegenheit zu bilden scheint. Die romantische Presse, die diesem ungewöhnlichen Bichichenfall viel Berichtung scheint, weiß darüber zu melden: General’ A. Baim­­ann hat in einem Schreiben erklärt, daß am 15. November 1916 der damalige Oberst und jenige General Cantacuzino Cra­­nk­e auf seine Truppen während des Kampfes verlassen habe, nachdem er vorher die Fahne zerrissen hatte. General Santacuzino hat daraufhin sämtlichen Ministern und dem Balaste ein Schriftftn­d zugeschiert, i­n welchem er die sofortige Entlassung des Innenministers General Vaim­­a­­nır fordert, midrigenfalls er urkindliche Schriftliice ver­­öffentlichen werde, die einem ungeheuren Skandal verur­­sachen und nicht bloß die Familie Vaifd­amı, sondern auch andere hochstehende Familien treffen würden. Da einerseits die Regierung sich nicht terrorisieren hassen­ will und anderer­­seits das heftige Temparament Generale Cantacuzino bekannt ist, glauben die Bufarester Blätter, daß der drohende Skandal nicht vermieden werden könne­ en .. Die Antworinsie Bulgariens. « Bukarest, 21. Juni... Amtlich wird ‘gemeldet: Die bulgarische Regierung erteilte der rumänischen Regierung die Antwort auf die Demarche Romäniens bezüglich der Angriffe bulgarischer Komitatschi an der Grenze des Quadri­ Igterz. Bulgarien erklärte seine­ Bereitwilligkeit zur An­­nahme einer Untersuchun­g durch­ eine­ zwischenstaatliche Kom­­mission an den Grenzen Bulgariens gegen Rumänien, Ser­­bien und Griechenland. Bulgarien ist bereit, alle Maß­­nahmen, die diese Kommission zur Untersuchung der Grenz­­bevölkerung anordnet, Durchzuführen. . . ı Ba. / / 23 Sant 1922 Rr. 14716 Die Konferenz im Haag. Bildung der Arbeitsausschüsse. Haag, 21. Juni. Im der Sitzung des vorbereis­tenden Ausschusses erklärte der Präsident, da­ die erste nichtrussische Kommission durch die Vertreter Belgiens, Dänemarks, Rumäniens, Ungarns, Desterreichs, Englands, Bulgariens, Finnlands, Frankreichs, Hollands, Italiens, Japans, Jugoslaviens, Lettlands, Luxemburgs, Nor­­wegens, Polens, Portugals, Schwedens, der Schweiz, g­ebildet wird. Im die Unterkommission für die Spaniens und der Tschechoslowafei den acht­en Mächte gewählt, Frage Se­ben war“ Frankreichs Teilnahme an der K­onferenz. Baris, 21. Juni. Frankreich beschlug Sachvere ftändige nach dem Haag zu schiden, die Frankreich auf der vorbereitenden Konferenz vor der Ankunft der russischen­ Abordnung vertreten. Die französischen Ber­­­treter werden an den Verhandlungen mit den NRuffen teilnehmen, ohne daß die französische Negierung schon vorher an die DBerchlüffe gebunden wäre. Die Gegen­­wart der französischen DBertreter schließt nicht deren DBerpflichtung ein,­­der Konferenz bis zum Schluffe bei» zumahnen. Die französischen Vertreter können sich zu­­rücziehen, wenn die Haltung der russischen Abordnung nicht den angegebenen Verpflichtungen entspricht. - in hie a « en für Seredit­a 9 die Reparationsfrage Die­ Pes­ rechung Poincar­s Nimrod-two London,21.Juni.Die über die Begegnun­g cares mit Lloyd Georges veröffentlichte Mitteilung besagt, daß die­ Reparationskommission nach­ der Frage der Repara­­tionen die Mittel zur Regelung der deutschen Finanzen prü­­fen werde. Poincare wird wahrscheinlich Ende Juni nach London zurückkehren, um den Bericht der Kommission zu besprechen. Inzwischen seien Sanktionen gegen Deutsch­­land nicht in Aussicht genommen. Entspannung. Baris, 21. Juni. Die französische Treffe bespricht eingehend die Londoner Unterredung zwischen Boincare und Lloyd George. Die Blätter stellen übereinstimmend fest,­ daß in den persönlichen Beziehungen der beiden Ministerpräsidenten eine Entspannung eingetreten sei. „Qe Temps“, bemerkt jedoch, daß da»­mit, daß die Reparationsfrage der Reparationskom­­mission oder dem Garantiekomitee übertragen werde, die vorherige DBerständigung zwischen England und Srant«­reich nicht erregt­­e. Otogiepuaungsrase im Wicht-Reichstag« Be"r«lin,·2«1.Sm­isszeute beginnt im Reichstage die große kx außenpolitischtz Debatte über das Reparations­abkommen. ? ·« & Deutsche Sklavenarbeit als Rettung Frankreichs. Der russische Nationalökonom Bamwlomitsch veröf­­fentlicht eine Broschüre „Die wirtschaftliche Lage Frank­­reichs“, die ich mit­ dem­­ Reparationsproblem beschäftigt. · AB Bethmann Hollweg im Juli 1917, nach der Erzbergerischen Friedensresolution des Reichstages, zu­­rüetrat, empfahl der Kronprinz die Ernennung De Fürsten Bülow oder des Admiral Tirpiki zum Reichs­­kanzler. Es wurde aber der as Michaelis und bald darauf, nachdem seine Untauglichkeit­ sich erwiesen hatte, der Tdjährige Graf Hertling ernannt. Die Ener­­­gielosigkeit der Regierung förderte in Deutschland Die Wühlarbeit der­ Heker gegen die Fortjegun Kies 98. Einen Sonderfrieden mit Rußland hatte der Stroms­pring Ende 1915 und dann wieder im Jahre, 1917 empfohlen — aber vergeens. Die Opneigtheit Der rusa­sischen Regierung Schivand und der b­­­e­ruflische Ministerpräsident Stürmer stürzte, als im­­ No­­vember 1916 das Zweifaifermanifest über die Gründung­­ eines selbständigen polnischen Staates erschien. Die Zer­­legung in Deutschland war 1918 so weit fortgeschritten, dass der Erfalt für die Armee stehhe und die meisten einladenden Erfaßmänner eine schlechte Gesinnung mit­­ Krarbiten. Der Zusammenbruch, Bulgarien, gegen Ende September 1918 rief Bestürzung im deutschen Haupt­­­quartier hervor. Die Lage drängte auf eine Diktatur - Hinz hingegen wurde in einer „unter dem Vorsit­ d 28 Kaisers in Spa am 30. September 1918 stattgefun­­denen Konferenz Nachgiebigkeit gegen die Mehrheitspar­­teien des Reichstags Bote Anfang Oktober wurde der Demokrat Prinz Max von Baden zum Reichs­­­­kanzler und Chef einer parlamentarischen Regierung, in welcher Erzberger, Scheidemann, Ebert und Genossen Hafen, ernannt. Am 26. Oktober 1918 erzwang Max von Baden zur Aufwerfung der­ Kabinettsjrage die Entlassung Ludendorffs; General Gröner wurde zu seinem Nachfolger ernannt. Die Schiderung über den bald hierauf folgenden Sturz des Kaisers teilen wir abgekürzt aus dem Buche „Erinnerungen“ mit. Der Kronprinz der die Heeresgruppe 5 befehligte, wurde nach Spa befohlen und traf hier mit seinem Generalstabschef Graf Schulen­burg am 9. November früh morgens ein. In einer in Gegenwart des Kaisers sofort abgehaltenen Konferenz stellte Der neue Gene­­ralstabsquartiermeister Stöner die Lage der Armee als hoffnungslos dar; das Hinterland, Bahnen, Tele­­­graphen, Rheinbrüchen, Depots und Knotenpunkte seien in der Hand der Revolutionäre. Graf Schulenburg widersprach. Der Kaiser erklärte, nicht ab­zudanfen; ser wolle das Heer nach Abschluß des Waffenstilstan­­des in die Heimat zurückführen. General ©röner ent­­gegnete Krüss: „Das­ Heer wird unter­ seinen Führern und kommandierenden Generalen geschlossen und in Ord­­nung in die Heimat zurückmarschieren, aber nicht unter der Führung Eurer Majestät!“ Der Kaiser redete, leidenschaftlich aufgerührt, auf die Nächten ein: „Dazwischen streifte sein Blic den FERRRSORCHHEN der schweigend in die Ferne nichte.“ Der Kronprinz redete dem Kaiser zu: Wenn Ichon die Abdankung als Kaiser unvermeidlich sei, so müsse er Doch unerschütterlic Preußenkönig bleiben. „Natürfich!“ bemerkte der Kaiser. Graf Schulenburg: Das Heer werde sich in seiner Masse dem obersten Kriegsherrn gewiß als faiser­­treu­ erieifen. « » . General Gröner zuckte nur m­it der Schulter: »Fahneneid?Kriegsherr 2 Das si­nd schließlich"Worte.­st am Ende bloß eine Idee.“ Der anwesende Staatssekretär von Hinte erhielt eine Nachricht vom Kanzler Max von Baden: Die Mo­­narchie wäre nicht mehr zu retten, wenn der Kaiser­ fi nicht sofort gar Abdankung entschlöffe.. Der Kaiser suchte „mit seinen Augen den Blick des Generalfeldmarschalls, als müßte er bei ihm Kraft und Hilfe, finden in seiner Qual. Aber da war nichts, Still, tief erschüttert, in ausweglosem Schweigen stand der große alte Mann und ließ das Schicsal seines Kö­­nigs und Herren, dem er so lange treu und tapfer als Soldat gedient hatte, sich erfüllen.“ Der Kaiser erklärte sich bereit, als Kaiser abzur­­anfen, ‚aber er wolle König von Preußen bleiben. Al Hinge dies telephonisch nach Berlin mit­­teilte, antwortete das Reichskanzleramt: die DBotschaft über eine Abdanfung als Kaiser und König von Preußen und gleichzeitig über die Verzichts­leistung des Kronprinzen auf die Kaiser- und K­önigskrone sei vom Prinzen Mar von Bade­n, ohne daß Prinz Mar die Sıklärung des Kaisers abgewartet hätte, durch das Wolffische Telegraphenbüro verbreis­tet worden. Von einem Thronverzichte des Kronprinzen war nie­­mals auch nur die Rede gewesen, die Erk­ärung­­ des Maz von Baden somit eine Lüge. « Der Kaiser wiederholte dem Grafen Schuleaa­barg:»Ich bleibe König Von Preußen und schanke als solcher nicht abzebe­n so bleibe ich bei der Truppe.«­­Der Kronprinz und Graf Schulenburg fuh­­ren hierauf in das Hauptquartier der Heeresgruppe, da Kampfhandlungen ihre Anwesenheit erforderten, zurück. Die Schilderung des Folgenden, das sich in Spa antrug, beruht auf dem Bericht eines Gewährsmannes des Grafen Schulen­burgs und der Graählung de Raisers. Im Hotel Britanique zu Spa waren viele Stante Offiziere, welche Hinter dem Rüden der Oberfamman­­dierenden mit Kraftwagen herangeschafft worden waren.­­ Um 9 Uhr vormittags trat Hindenburg in den Saal, in welchem die Offiziere sich versammelt hatten, und jagte: Man verlange den Nachtritt des Kaisers. 68 handle es darum, ob der Kaiser an der Seite des ‚gesamten Heeres nach Berlin marschieren könne, um sich dort die Kaiser» und Königskrone wieder zu erobern. Die Schwierigkeiten seien groß. Die Armee müsse an« gesichts des Feindes Kehrt machen und in zwei bis drei Wochen dauernden F­ußmärschen — denn auf die Eisenbahn sei nicht zu rechnen — kämpfend Berlin zu erreichen suchen. Die V­erfolgung der Truppen sei [hwie= = da alle Vorräte in der Hand der Aufständischen:­eien.­­­­· Hierauf verließ Hindenburg den Saal, und Oberst HeHe fragte die Offiziere, ob die Fronttruppen mit der Bard­e für den­ Kaiser den Marsch nach Berlin an­­treten würden, wobei ein Bürgerkrieg entfesselt werden könnte. Er bitte die Herren in der Reihenfolge vom rechten Flügel ab und zwar möglichst generalkommands«, weise zu sich, um die Ansicht jedes Herrn zu hören. Die Offiziere wurden duch Handschlag zur Geheimhaltung verpflichtet. Der Kaiser erzählte später dem Kronprinzen Der Feldmarschall die Generale Gröner und Marschall Staatssekretär Hinse,Herren,Gr­ünau und später Admiral Scheer erschienen bei ihm und bedrängten ihn aufs Schärfste,die Abdankung auszusprechen und di­e Reise nach Holland anzutreten. Fünfzig Offiziere von allen Zeiten der Armee hätten ich dahin ausgesproc­hen, dab die Truppen­ au an der Fromt nicht mehr sicher seien. Gröner betonte, daß iich der Generals­stab derselben Ansicht sei. Nach Dieser Besprechung sagte der Kaiser zum Strafen Dohna: „Ich habe Grönert sehr deutlich geant­­wortet, Daß ich mit ihm fest fertig bin. Troß aller Dorjepläge Bleibe ich in Spa.“ Seinen beiden Flügels­adjutanten empfahl er, fi Waffen and Munition gu­t .

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