Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Juni (Jahrgang 49, nr. 14698-14721)
1922-06-24 / nr. 14717
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Gift in letzter Zeits viel von der Erhaltung unsserer Kulturreistung gesprochen und geschrieben worden und es unterliegt keinemsweisel,der bei sich in Unser Frage letzten undes schlechtweg um unserodbisches Lebensproblem handelt Die Verpflichtung von Bolls wegen zur Erhaltung unserer hochwertigsten Volksf gåm beizuwagen,wird nie aufhören und wir dürfen uns diesen Zustand auch nicht herbeiwünschen—ganz abgesehen davon,daß der Fall nie eintreten wird,als dem einfachen Grunde,weil wir auch in weitererkunft unsere Kulturrüstung tragen wollen,d.h.wir wollen über unsere Volksgüter das freie Verfügungsrecht beibehalten.In der Art der Ausgestaltung unserer Kulturgüter kommt unsere ganze völkische Lebensentwicklung am deutlichsten zum Ausdruck,das Verhältnis,in dem der einzelne zu ihnen steht,ist gleichzeitig ein richtiger Gradmesser für deren Lebensfähigsseit und Dauer. «Heute um soll der Bestand dieser Voltsgüter des droht sein,weil von uns erhöhte Leistungsfähigkeit verlangt wird.Heute,sagt maty durchlebten wir eine innere Krise,weil wir den erhöhten Anforderungen Genüge leisten sollenkP Neim Die Bedeutung unserer Kulturrüstung und die Verpflichtung für deren Erhaltung ist uns nie klarer zum Bewußtsein gekommen als heute,wo jeder einzelne unter uns sich dessen bewußt ist,daß es diesem Geschlecht vorbehalten ist,unter den neuen Verhältnisssen unserenz polltischen sehexieraum wwwaiiesassipferiifrasedeiineieauiwp Merein eines WaiespSestiingzwd testinen heraus alle verteidigen werden gegen äußere Gestahte in innere Gefahrens kann es heute für uns ‚in dieser Frage überhaupt nicht geben, — wenn nicht von außen unserer unwirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeit der Atem abgezapft wird. Hier liegt der Kernpunkt unseres völfischen Lebensproblems verankert, nicht Direkt in der Erhaltung unserer Kulturrüstung, denn um die darfen uns nie bange werden, wenn wir wirtschaftlich gut fundiert sind. A Wir bedürfen eines gründlichen Umbaues, , Die heutige Art, der Erhaltung unserer Kulturrüstung, Die»ses notdürftige Feliden und Zuftopfen ist nicht auf Die Dauer, denn das Gefüge der Rüstung wird dadurch gelodert. Vielmehr müssen wir die Zeichen der „Zeit erkennen. “$ geht ein großer Zug der „Berwirtschaft- Kuchung“ durchs Leben und mir fönnen und dürfen Dieser Entwicklung, die sich rings um uns abspielt, nicht aus dem Wege geben. Wir dürfen diesen frischen Luftzug, der unsere Täler durchstreift, nicht meiden, sondern wir müssen Herz und Sinn öffnen, um den Anflug an die neugewordene Zeit nicht zu verpassen. Wir dürfen uns in einer Zeit des wirtschaftlichen Weltneubaues nicht auf eine windgeshüste Unsel zurückziehen, um nur unser fostcharstes Gut in Sicherheit zu bringen, weil in dem Abwehrkampfe Kräfte gebunden werden, die Mir für den wirtschaftlichen Kampf freimachen müßten. An unser Leben bedarf der Berwirtschaftlichung, um uns frei und unabhängig zu machen, eben um uns in den Stand zu legen, unsere Kulturrüstung ihrer hohen Berufung gemäß glanzevoll zu erhalten und diese nach Bedarf unserer wölfischen Interessen ausbauen zu können. Unser Blid ist nach innen gerichtet, während wir die Augen aufs reißen müßten, um alles oder möglichst viel von dem, wie es um uns vorgeht, sehen zu können. Die einfache Erkenntnis, daß nur ein wirtschaftlich starres Bolf eine schwere Kulturrüstung tragen kann, auferlegt uns die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, daß die Zahl unserer rein geistigen Arbeiter auf jenes unerläßst notwendige Maß beschränkt bleibe und alle anderen im unwirtschaftlichen Leben erwerbend tätig seien, welche legieren dann die Aufgabe zufallen wird, die Erhaltung der rein geistigen Arbeiter im Dienste des Dollstums, deren Arbeit nicht unbedingt in Klingen der Münze gewertet werden kann,ordentlich zu bestreiten. Die Graiehung des jungen Geschlechtes muß, wenn wir nicht als müde Träumer erscheinen wollen, ernstlich in diese Bahnen gelenkt werden, bevor mir wirtschaftlich in Atemnot geraten. Da erwächst allen verantwortlichen D Vollsführern in Stadt und Land ein weites und lohnendes Arbeitsgebiet. Jeder frei Erwerbende bildet so für fi eine Kraftquelle zur Erhaltung unseres ‚gemeinschaftlichen Voltsbesiges. Und die Zahl der frei Erwerbenden: muß. bis .auf, den: legten Mann,dem diese Berufung zufällt, gesteigert werden, darin: sehen wir: auch gleichzeitig ‚Die Borbedingung zur wahren Ertüchtigung unseres Boltes, in der wirtschaftlichen Erstarrung, die allein uns widerstandsfähig und unabhängig macht und erhält. Bei Gelegenheit des legten Pfarrertages in Agnetheln wurde gelegentlich mit besonderer Anerkennung des Umstandes gedacht, daß gerade. Agnethein: es sei, woher ji der Nachwuchs an Handel- und Gewerbetreibenden in erfreulichem Maße ergebe. Das ist jedoch dem. Gesichtspunkte des DBolls ganzen — und um dieses handelt es si — noch lange nicht genug. Wie ganz anders steht es da in anderen Städten. Die Nachfrage nach jährlichen Lehrlingen und Gehilfen in jedem Berufe ist geradezu überraschend groß, da gering ist das Angebot. Ein ehrlich getriebenes Handwerk nährt seinen Herrn. Diese Erkenntnis muß hinausgetragen erden in unsere meiterten Bolfstreife und das Verständnis dazu muß durch zähe Aufklärungsarbeit gewebt oder immer mehr vertieft werden. Wer sich von dem großen Bedarf an frei einwerbenden Arbeitskräften in allen Zweigen des Gewerbes, des Handels und der Industrie ein klares Bild verschaffen will, der lese die Ankündigungen der Arbeitsmittel stellen. Trockene Zahlen sprechen da eine beredte Sprache. Wir müssen daraus einen Hilferuf vernehmen als derjenigen, die mitten drin stehen im wirtschaftlichen ‚Leben und ‚des‘ Nachwuchses entbehren müssen. Um es nochmals zu wiederholen: Hier stehen wir vor der Kernfrage unseres völkischen Lebensproblems, und hier muß angeregt werden, um helfend einzugreifen. Benn uns die früheren Wahre Diese Erkenntnis — ‚infolge einer anders eingestellten Entwicklung — nit gebracht haben, heute zwingen uns die DVBerhältnisse dazut Und wohl Dem, der heute in der Lage ‚Der Berufswahl stehbt und die Zeichen der Zeit versteht. Das ist der erste Schritt zum Aufbau. Möchten ihn viele unserer Bolfsgenosssen tun, zu ihrem und ‚zum Besten unseres ganzen Dorfes. ‘ nen MAYa an eigenvermittlungsficden beden und Auslandekämen,Bessarabien Bobrubide u. Bulimwina bei Friedrich $. Bendek, Bukarest, Stz. Gen. Barıheiot % Anzeigenpreis: Beil for best Jets feelen Einst Lei $— Bei größeren Auftrigen er Nachioe. —— en | 49. Jahraans ” pescu und seinem Bruder Toma Ionescu einer der eifrigsten Wortführer für die Kriegserklärung Rumäniens an die Mittelmächte wurde. Als nach den Kämpfen von 1916 der Waffenstillstand Rumäniens mit den Mittelmächen unvermeidlich wurde, da vertrat Tale Ionescu den Standpunkt, die rumänische Armee möge si in das sogenannte „Todesdreiec“ zurückziehen, und dort bis zum legten Manne den Kampf fortlegen. Seit dem Jahre 1918 hat Take Ionescu mehr als vor dem Krieg eine führende Rolle in der Landespolitik gespielt. In der Regierung Averescu wurde er Minister des Aeußern und um die Lette Jahresiwende erfüllte ich ihm das Ziel, dem das Streben seines ganzen Lebens gegolten hatte, er wurde. Ministerpräsident, rg auch nur für die Dauer von wenigen Woen. Safe Ionescu ist in der legten Zeit der Vertreter derjenigen Richtung der rumänischen Außenpolitik gewesen, die durch die blinde Anhängerschaft an Staafteid oft bis zur Gelbstentäußerung der romanischen Interessen gekennzeichnet war. Der Politik unseres Landes hat er damit nicht genügt. Ein wirklich großer Staatsmann darf ich nicht non Hab und Liebe leiten lassen, sondern für ihn müssen politische Ueberzeugungen maßgebend sein. Die Stärke der Ueberzeugung war nicht die Sache Tale Tonescus, er war einertreter der alten politischen Schule, die in der Verfolgung parteimäßiger und persönlicher Ziele ihr stärkstes Genügen fand. Aber einen Mann von großer Klugheit und Erfahrung, von Nahrigkeit und eifrigstem Streben hat Rumänien in Tafe Ionescu verloren. _ Tafe Ionescu T (9. Bl.) Eine der bekanntesten und am meisten genannten Grsdeinungen im politischen Beben N Rumäniens ist mit Safe Ionescuh fern von der Heimat in Rom gestorben. Die politische Tätigkeit Take Ionescus war weniger durch die Auswirkung einer starren Bersöhligkeit oder einer festen politischen Gesinnung gefenngeichnet, als Durd sein, Streben, eine führende Rolle in der Politäk Rumäniens zu spielen. Dieses Streben hat ihn dazu geleitet, in seiner Zugehörigkeit zu den Parteien des Landes wiederholt die Stellung zu wechseln, und was er als Einzelner getan hatte. Das wiederholte er später als Parteiführer mit seiner Partei. Take Ianescu war 1856 in Ploesti geboren, hatte seine Studien in Dujarest und Paris vollendet und wurde einer der bekanntesten Advokaten von Bukarest. Seine politische Tätigkeit begann er in der liberalen Partei, als deren Mitglied er schon im Jahre 1884 zum Abgeordneten gewähltwurde. Doch trat er 1889 aus der Partei aus und Ileß sich der konservativen Partei an, als deren Mitglied er 1891 zum erstenmale Minister wurde, indem ihm das Bortefeuille für Kultus und Unterricht übertragen wurde. Im Laufe der Jahre ist Tale Ionescu noch dreimal und zwar 1899, 1911 und 1919 Minister gewesen. Nach wechselvoller Haltung den konservativen Parteiführern gegenüber kam es im Jahre 1908 zu einem scharfen Wettstreit zwischen ihm und Peter Sarp um die Führung der Konservativen Partei, in dem Garp siegreich blieb. Tale Ionescu verließ die Konservative Partei und gründete die Demokratisch-Konservative Bartei, der er in kurzer Zeit eine namhafte Stellung im Barteileben Rumäniens zu sichern wußte. Bei den Wahlen des Jahres 1911 trat er abermals im Kampfe um die Ministerpräsidentschaft gegen Peter Garp auf. Abermals mußte er unterliegen, doch durch die Ämterfragung, die er der liberalen Opposition zuteil werden ließ, wurde Sarp zum Nachritt gezwungen. Sein Nachfolger aber wurde auch diesmal nicht Take Ionescu, sondern Sarps Parteifreund Titu Maisrescu. Der Weltkrieg gab Tate Ionescu Gelegenheit in einer dankbaren Rolle sich zu betätigen, indem er von seiner bisherigen Sympathie für den Preibund zur Entente abschwenkte und im DBereine mit Iohann Fili Außenminister Duca über Tahe Ionescu. . Bujarest, 22. Jani. m .Biitorul“ schreibt Außenminister Duca an leitender Stelle des mit Trauerband umgebenen Blattes über Tafe Fonescu: Ich war immer sein entschiedener Gegner. Ich habe seine Anschauungen nicht geteilt und sein politisches Vorgehen nicht gut geholfen. Ich schäßte vieles, was er ablehnte, und lehnte noch mehr ab, was er schäßte. Angesichts seines Todes erfüllt mich jedoch Muhmi scheidet ein ganzes«Kapitel aus’ tiefe Trauer, dem Leben des gegenwärtigen Rumäniens und daher habe ich die Ueberzeugung, daß dann, wenn der Lärm der Kämpfe von heute aufhören wird, die Stunde der unparteiischen Beurteilung triumphierend auch für Tale Jonescu schlagen, wird Die Ueberführung der Reiche, gehend mit dem Tode Take Jonescus. Bukarest, 22. Juni. Die Blätter befassen sieein . Die Regierung bes ichieß dem Begräbnis den Charakter einer nationalen Trauerfeier zu geben. Bei der Ueberführung der Leiche auf rumänischen Boden, die im allerfürzester Zeit wahrscheinlich über Euruci erfolgen wird, werden Abordnungen des ganzen Landes von dem Grenzorte an den Sarg in die Hauptstadt geleiten. Das Ableben Tafe Jonescn erfolgte Mittwo; um 10. Uhr vormittag. Trauerversammlung der fakisstischen Partei Bukarest, 22. Juni. Heute abends Uhe findet aus Anlas des Hinscheidens Tafe Jonescus eine Bollbersammlung der demokratischen Partei Take Jonescus statt. Die Nachfolge Take Tonescus. Bukarest, 2. Juni. Im Zusammenhange mit dem Zode Tale Fonesceus berichtet die „Qupta”. Der prößfte Tod Tafe Ionescus hat in den Kreisen der oppositionellen Parteien tiefen Eindruck gemacht und man ist sich darüber im einen, daß der größte Teil der Opposition Zafe Ionescu versammelt war. Die Führer der Opposition haben alles unternommen, um die Partei, die unter der Leitung Tale Jonescus und Jorgas stand, mit Heranziehung der siebenbürgischen Nationalisten und der Bukowinaer Nationalpartei in einem Lager zu vereinigen. Man spricht bereits davon, daß die Verhandlungen über die Bildung eines einheitlichen oppositionellen Bilds An den nächsten Tagen beginmen werden. Es wurden bereits Schritte unternommen, damit Titulesen, der Take Jonescu sehr nahe stand, sofort aus London zurückehre. Man behauptet außerdem, daß beim Zustandekommen des einheitlichen Blocdes Toma Stelian dessen Leitung übernehmen würde, da er an von Maniu als Führer der Oppositionspartei angenommen wird. — Die Telegraphenagentur „ur bemerkt zur vorstehenden Aeußerung: Diesen Betrachtungen der „Lupta” kommt im gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich der Wert von BeEmu Ringen zu. » ' -