Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. November (Jahrgang 49, nr. 14827-14852)
1922-11-01 / nr. 14827
Ceius- L same-derentw- Die friedliche Reparationskommission i..—«snsls0e0stfielling.. Leafield 80 Oktober Der englische Vertreter bei der Reparationskommission Bradbury verließ gestern in London und reiste nach Paris zurück Von dort reiste .·er mit seinen Kollegen nach Berlin Die Blätter behaupten,daß seine Reise nach London den Zweck gehabt habe die Reparationsfrage mit den neuen Ministern zu „verhandeln. „Sunday Times“ melden, Bradburh, habe ‚eine Unterredung mit Schachminister. Baldivin gehabt. In Berlin beziede er, eine engere Zusammenarbeit der Reparationskommission mit der deutschen Regierung einzuleiten, um das Gleichgewicht “im Budget und die Heung der Mark zu sichern. „Obserber“ bemerkt, daß mod zwei Monate bis zum Ende des Jahres zur Verfügung stunden da der provisorsche Zahlungsplan Mamlanuar automatisch in Kraft taten soll Trotzdem habe die Reparationskommission das Recht, us eigener Machtvolkommenheit ein Moratorkondu gewähren. . Die englisch-französische Zusammenarbeit Zeafield, 30. Oktober. In der vergangenen Nacht hielt Minister Baldwin in Worchester eine Rede. »Im Zusammenhang mit den Fragen, welche die Regierung je eher beschäftigen werden, erklärte er, daß man ‚versuchen werde, eine bessere Zusammenarbeit mit Stanfreich zu erzielen. Ohne eine solche DEI a 88 vergeblich, eine 7er zu an «. Der Sieg des Sonn. Das Kabinett Mussolinis. Lafayette, 30. Oktober. Infolge der Ablehnung Salandras betraute der König Muffolini. mit der Bildung der Regierung. Einer Meldung aus Rom zufolge erklärte Mufsolini in einer Proflamation, daß das Kommando über die Faszisten an das faszistische Militärkommando übergegangen sei. Die Bewegung selbst, die in der Nacht vom Freitag auf Sonnabend begonnen habe, schreite siegreich fort. Der König tritt auf die Seite der Baszi. ‚Ruheftörungen. « Rom, 30. Oktober. Das Randal, von nichten in den Zwischenfällen abgesehen, ruhig und das Leben in Rom normal. Die Laizisten drangen in die Amtsräume der Blätter „Mondo“, ,„Communista“ und „Azione“ ein und vernichteten die Hinrichtungen der Blätter „Epocha“ und „Monopolo“. Die Blätter spenden dem König warmes Lob, weil er die Unterzeichnung des DBelagerungszustandes sereigerte. Der König begab sich aus dem Quirinal ‚im den Gemeinderat, wo ‘er dem DBürgermeister empfangen wurde. Der DBürgermeister verdolmetischte die Gefühle unveränderlicher Anhänglichkeit und Ergebenheit der DBürgerschaft, dem Herrscher gegenüber. Der König dankte bewegt und erklärte, daß er niemals um den Gefühlen des Bosfes gezweifelt und ihm daher die gegenwärtige Kundgebung besonders angenehm sei. In der Ziwisdenzeit hatte sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt, welche den König begeistert feierte. Während des ganzen Abends durchzogen faszistische Gruppen, die Stadt und bejubelten den König und Italien. Dies wiederholte sich am Morgen und Nachmittag. Dabei kam es zu Konflikten zwischen Faizisten und Kommunisten,wobei es einen Toten und einige ÜBerwundete gab. Muffolini auf dem Wege nach Rom. "Rom, 3%. Oktober. Heute abend reiste Muffolini aus Mailand nach Rom ab. Auf allen Bahnhöfen wurde er jubelnd begrüßt, wobei die Menge den König und Italien doch leben ließ. Die Lösung der Krise wird mit der Ankunft Muffolinis in Rom erfolgen und die Wiederherstellung des normalen Lebens bringen. Das Baszinenkabinett solleuie ‚gebildet werden. Rom, 30.Oktober Die Blätter melden die Betrauung Mussoliniss mit der Kabinettsbildung und teilen mit, daß Montag oder Dienstag das neue Kabinett gebildet sein wird. Das Leben in Italien ist wieder normal, nur die patriotischen Umzüge mit Hochrufen auf den König und Italien werden fortgesegt. Die Faszi vor Rom, Lafanette, 30. Oktober. Mufsolini erklärte vor seiner Abreise nach Rom, daß er bereit sei, ‚das neue Kabinett zu bilden, wenn der König ihn damit betrauen werde. Die Ministerliste ist fertig und umfaßt 7 Fasziften. Blättermeldungen zufolge stehen 20.000 Faszisten vor dem römischen Tore „Pia“ und 10.000 bei Porto Rngıi,5 Kilometer von Rom entfernt, abgelehnt. Surzons Wünsche finden, seit nicht mehr blond George Binter ihm steht, weniger Gehör bei Poin‚care, als früher: Man’fürchtet weiters in London, Ho« tiotönte fi in Rußland, zu einem zweiten. Stanflin'Bouillon auswachsen. Letterer erklärt sich dur; die “englische Brefje getranst und hat sein Mandat in Povitcares Hände zurückgelegt. Boincare beruhigt seinen geshichten Unterhändler und versichert ihn seines Üertrauens. Das Uebereinstimmen mit England. sei: ja vollkommen uf. „Morning Boft* empfiehlt der Regierung, die Meerengen durch, ein gutes Verhältnis ‚zur Türkei zu sichern, was natürlich Leichter, gesagt als ‚getan: ist. Denn England fürchtet, Daß, der den Sturz Lloyd Georges der türkische Stegerstolz noch gesteigert worden sei und sogar som weit ‚gehen werde, daß Bolfsabstimmungen in arabischen Ländern verlangt werden sollen. Italien wird verdächtigt, derlei zu ‚unter‘ frügen und man glaubt, auch in Aegypten italienischen Einfluß zu spüren. König Fuad war bekanntlich italienischer Offizier gewesen. Bulgarien scheint mit Italien manchel zu planen, besonders in der thrazischen Stage. Englische Bessimisten sprechen von einer „Der Schwörung zur Zerstörung des britischen Weltreiches “. Griechenland hat neben Benizelos, die Se» Sandten Romanes (Paris) und Sadımares (London) mit seiner Vertretung beauftragt. Das griechische Konsulat in Berlin mobilisiert, die in Deutschland lebenden Griechen der Klassen 1917 bis 1922, was gar nicht nach friedenskonferenzartiger Stimmung aussieht. Die Türten sind gelehrige Schüler der Entente,denn sie wünschen allerlei Reparationen von Griechenland. Dafür fol England die Griechen für Thrazien durch Zypern und Rhodos sentschädigen wollen.»„Shode Bulgarie“, das Sofioter. ‚Regierungsblatt antwortet auf die vom romänischen Gesandten Samandy (früher Präfekt in Tutopa und plöglich zum Gesandten ernannt) erhobenen Beschuldigungen. Dieser romänische Gesandte, der in Belgrad fißt, soll dem serbischen Blatt „Noposti“ versichert haben, daß Bulgarien viel mehr Waffen habe, als es ihm gestattet sei und daß es Banden organisiere. „Progres“ wundert sich über Dieses Vorgehen des genannten Gesandten und meint, solche Dinge hätte der Gesandte, dem Minister zu melden, welcher allein darüber verfügen dürfe. Vorläufig eriwiedert das bulgarische Blatt mit ‚Seiöenungen, friedlichster Gesinnung. Die Türken sind unzufrieden. Die Räumung Ibraziens, Lafayette, 30. Oktober. Die türkischen Blätter in Konstantinopel zeigen sich weiter unbefriedigt von der Wahl Lausannes zum Konferenzort, da Das Leben in der Schweiz zu teuer sei." Heute läuft der Termin für die Räumung Thraziens durch die Griechen ab. Das erste türkische Gendarmee teilte bereits ab. Ismed Paldha und Feder Pforte ernannt werden. Be werden w Vertretern i in Ostgelizien verbindet sehr. Karle Ruthenien und die russische Ukraine und bag Bucenland war ‚sets ein uf Blues, Bun. .. . Die Vorgänge im’ nahen Diten, Die Friedenskonferenz in Zausanne. Seit gestern hat die friedliche Entwicklung seine günstigen Fortschritte gemacht. Vor allem ist England um sein Prestige besorgt. Wie die Franzosen bei ihrem Abzuge aus Sizilien die Armenier den Türken überließen, dem Abzuge der christlichen Bevölkerung sogar Schwierigkeiten machten, so werde es auch in Thrazien sein. England konnte dann weder die Niederlage der ‚griechischen Armee, noch Die Niedermegsung der thrazisischen Bevölkerung verhindern. Aber‘ 1 mit Stanlreich selbst ist England nicht im Re "Die vom England gewünschte Barkonferenz wurde von Frankreich ee Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. "1 November 1092 = > Ms 14887. Bewegung in der gafigigen und Der ‚selbständigen Ukraine. . Diese beiden stammveriwandten, eigentlich beim selben Stamm angehörigen Gebiete machen bedenkliche Beiwegungen. ‚Die galizischen Ukrainer, seit 1840 von Oesterreich Ruthenen benannt, sind bekanntlich den Boten unterworfen worden, die ihrerjeitd ®mır in der Lemberger Stadtbevölkerung wirkliche Wurzeln haber.. Ruthenische Quellen erzählen von 10.000 Aufständischen, die mit Infanterie- und Maschinengewehren, dann besonders mit Handgranaten vorzüglich ausgestattet wären. Demgemäß, flüchtet die wenig zahlreiche polnische Stadtbevölkerung. Polnische Amtsberichte erzählen von zwei bis drei Banden zu. 20 Mann und e3 sei F eine Nede von Schlachten und brennenden Städten. E3 würden nur zu Uebungszmweden.. (die Russen würden Probemobilisierungen, Sagen, drei Kaballerieregimenter und etwasg Infanterie in das erwähnte Gebiet) verlegt, um jene „Heinen sowjetrusstischen Banden‘ ‚zu fangen. Sonst seien ‚nur. kleinere Sabotagearte. und, Brandstiftungen am ruthenischen Gehöften vorgenommen und der ruthenische Lehrer Terbochlik sei ermordet, einige Polizisten seien gefallen. In diesem Bufantinenhange geswinnt das am 25. September 1922 in Lemberg erfolgte Atentat auf Piljudski und seinem Adjutanten Grabomwstfi Bedeutung, welches die Bande des Studnten Stefan Fedaf und jene 13 Freunde verübt hätten. Piljudski blieb unverlegt, Grabowski wurde die Hand durchhoffen. In diesen Tagen findet der Prozeß statt, bei... dem angeblich 80 Verteidiger intervenieren. Die ehemals russische Ukraine, das Hauptgebiet dieses Wolfsstamtes, das etwa 40 Millionen Einwohner (gegen drei Millionen Neuthenen) zählt, scheint sich ‚ vollständig mit Sowjetrußland geeinigt zu haben. Der ukrainische Lenin-Trophy, der bekannte Bolsttommilsär, Ralomwsti, Hat, erklärt, daß die Ukraine sich nur auf innerpolitischem, erzieherischen, sanitärem Gebiete und in Eisenbahnfragen freie Hand vorbehalte, sonst aber sich an Rußland anschließe. Namentlich Heer und Außenpolitik wirden bereinigt." Zieh sei die gründliche Ausrottung der ukrainigen nationalistischen Damit scheint eine große Frage der Selbstbestimmung aus Ungunsten eines Bosfes erledigt zu sein. Und ein weiterer großer Schritt zur Napoleonisierung der ruschen Revolution wäre gemacht. "3 liegt auf der Hand,"von welcher Bedeutung diese Angelegenheit für Rumänien ist, das damit fast an einen immerhin ruhigeren und sum Puffer, zwischen Bukarest und Mostau vorzüglich geeigneten Rahbarı wieder direkt am das Fünftige Batenland grenzt. Cn polnischer Miterfolg ‚Die Bovenenteignungeverfanhtung ‚in Nefchmnar und Kastenholz. Sonntag, den 29. d. M. fand im Gemeindehaufe Reichinar die Verhandlung des Bodenbesites' der pol. Gemeinde Rejchinar vor der Bezirkskommiliton für: urarteform, unter dem Botfige” Ben; RER © Semeshi, statt. « ·«Das Enteignungsverfahren war über: Anfugen der pol. Gemeinde Großau, :vertreten durch; Rechtsanwalt Dr. Albert Dörr, unter dem Gesichtspunkte, eingeleitet worden, daß amtlich festgestellt werde, wie groß der enteigenbare Waldbefig der Srofau benachbarten Seemeinden, insbesondere Reichmars, sei, um daraus im Verhältnis der enteigenbaren Flächen eine gerechte, alle Beteiligten befriedigende Ergänzung des" Waldes "der Gemeinde Poplafa, der einzigen anspruchberechtigten Nachbargemeinde, herbeiführen zu können. Die Verhandlung war für 8 Uhr angeregt, begann jedoch erst nachmittag um 3 Uhr,da vorher ein auf Reichmarer Hattert gelegener. Standbesit der Stadtgemeinde Hermannstadt im Ausmaße von etwa: 25 Joch verbagbelt und auch enteignet wurde. "68 Waren erschienen; in: Spertzeitung, des. Eigentümers, der pol. Gemeinde Rejchmar,: Rechtsanwalt Dr. Eugen Bio, in Vertretung der pol. Gemeinde Grofau Retsanwalt Dr. Albert Dörr. und für die Gemeinde ‚Michelsberg der Notar und Richter dieser ‚Gemeinde. ‘Die Identifizierung des Serrains wurde in der Weise vorgenommen, daß Rechtsanwalt Dr. Bio, dem Schriftfrüher aus dem im Alterliegenden Grundbuchsauszüge "Barzellennummern, Charakter und Ausmaß der einzelne nen :Grundstücke Diktierte. Dabei aber, nac): Angabe des : Reichmarer Gemeindenotars( abweichend vom Grundbuchsstande eine ganze Reihe großer Barzellen, die im Gtundbuch als Wald und Weide bezeichnet waren, unter die Rubrik „unprodustider Boden“ aufnehmen ließ und Wald im Ausmaße von 3592. es 279 Klaftern als Dannwald erklärte... _ Die in dieser Weise.troß Einsprache des Vertreters der politischen Gemeinde Großau ,vorgenommene Identifizierung ergab. ‚gegenüber, Dan; Grundbudhs stande: folgendes Resultat: Laut Grundbuch besigt die politische Gemeinde Reschinar: MWiese. 45 Io, 849. Quadratflaftern; Weide 4792, Soc, 1463. Quadratflaftern; Wald 17.995 Joch, 194 Quadratflattern; unproduktiven Boden und Intrapillane 593 Io, 824 Quadratflaftern, mithin einen Gesamtbodenbesit von 23,427 Joch, 130 Quadratflaftern. Diesem gegenüber enthält das Verzeichnis der: Idenatflaftern; Weide ‚Hifizierung: Wiese 36 Goch, 386 Quaddr: : 3225 och, 1425 Quadratflaftern; Wald: 16.816 Ich, 374 Quadratklaftern, unproduktiven Boden und‚Intrabillane 2597 Io, 827 Quadratklaftern, also ein Gesamtausmaß von 22.675 Joch, 1412 Quadratklaftern. Nach der, in dieser Weise rasch durchgeführten Sdezifizierung ergriff Dr. Bifo das Wort und führte aus, was Flächenausmaß und Charakter der Liegenschaften anbelange, entsprächen die von der Gemeinde angegebenen Daten dem tatsächlichen Zustande, als Wald kämen nur 12.124 Joch in Betracht, der Rest von 4692 Joch jet Bannwald, abgeholzter bezw. abgebrannter Wald. Die Diese beanspruche die Gemeinde für die zehn Gemeindeftiere. Die vorhandene Weide sei ungenügend der Gemeindebesitzt allein die Region der Gebirgsguter,die Gemeinde habe daher einen Anspruch an.doch Weide pro Familienhaupt daher sei sie bei einer durch ortsamtliches Zeugnis mit 2252 ausgewiesenen Familienanzahl berechtigt eine Ergänzung ihres WeidebesittzeS bis gu 49544 Hoch zu verlangen die Gemeinde habe gegenswärtig 12 Gebirgsweiden der Sächsischen Universität und der Gemeinde Heltau und vier Gebirgsgemeinden im Altreich in Pacht. Was den Waldbetreffe gebühre der Gemeinde Reichmar das Höchstausmah von 7 Joch pro Familie, da sein anbaufähiger Boden (insgesamt 940 Joch Ader und Wiese) vorhanden sei und die Bevölkerung sich außer durch Viehzucht auch durc häuslich betriebene Holzindustrie erhalte. Reichmar fünne daher insgesamt 15.764 so Wald beanspruchen. Er verlange, daß der Gesamtbesiß der pol. Gemeinde Reichmar von der Enteignung befreit werde. Zum Schlusse seiner Ausführungen verlangte er Ausschließung der Vertreter von Stofau und Michelsberg, da Diese Gemeinden bereits enteignet. Taten und daher seine Ansprüche stellen könnten. .. Es nahm man Rechtsanwalt. Dr. Dörr das Mort und führte aus: Das Enteignungsverfahren in Gropau sei noch nicht beendigt, er verlange im Interesse der politischen Gemeinde Großau die Enteignung.. eines Zeiles, der an das Großauer und Poplakaer Gebiet grenzenden Gebirgswälder, damit eine geießliche und der Gerechtigkeit entsprechende Ergänzung der Gemeindewälder Poplakas stattfinden könne. CS jet. jedermann, insbesondere der Nachbar berechtigt, eine Enteignung Be Derlangen, „die zugunsten des Staates zu erfolgen Er erhebt Einspruch gegen die Art und Weise, wie die Identifizierung vorgenommen wurde und ‚erklärt, daß er das Darüber aufgenommene, dem Vertreter der zu enteignenden Gemeinde dikierte Verzeichnis nicht unterschreibe. Er bestreitet insbesondere die Richtigkeit der Zusammenstellung des unprodustinen Bodens und der Tendenzen.: u. »