Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. November (Jahrgang 50, nr. 15128-15153)

1923-11-01 / nr. 15128

—­­ 3 ZA s Schring ’ WW Hermmnstadt - ngm Kr. = 5 ernipreder: November 1923 Hermannfiadt, Donnerstag 1. Scriftleitung Re, ır. Berwaltung Rz, ai. Bezugspreis 1.3 BeRmeRalan! Bezugspestellungen ud Anzeigen. Übernimmt außer der Königin aber bei ei­nt­er Beitungsverselei­nzeigenbermittlum: 6 In und U a für Altrumänien, Beffarabiem Dobrudicha u. Bukowina bei Friedrich S. Bendek, ı. Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 Anzeigenpreis: Deraumeiner er­setztzeile kostet beim 1 mstigen Einraden Lei Bei größeren ae­enigspulender Richter « Tisrisusuw­a A A­­­­ « auftellen Anden, daß auch in der Liberalen BEE die Vor­­gänge der fetten Wochen seine Veränderung, gebracht haben. Die Umbildung der Regierung ist durchgeführt, ohne daß, sich nennenswerte neue Momente daraus den PRES . Die Umbildung der Regierung. (H. BI) Länger, als vorauszusehen war, haben Die Verhandlungen gedauert, in welchen über Die Umbildung der Regierung begauen und entschieden worden ist. Bor­­gestern­abend ist endlich das Ergebnis dieser Beratungen bekannt geworden. Es besteht darin, daß den Den Mit­­gliedern Des Kabinetts vier Minister ausscheiden, und par Handelsminister Saffu, Kultusminister Banu, A­r­­beitsminister Cozma und Justizminister Florescu. Die übrigen bisherigen Minister bleiben im Amte, doch sind in der Belegung der einzelnen Ressorts wichtige Ver­­änderungen vorgenommen worden. An Stelle der aus­­geschiedenen Kabinettsmitglieder ist eine­­ Reihe von Männern getreten, die zum Seil schon seit längerer­­ Zeit als Anwärter auf Ministerposten gelten, die zum anderen Seile sich in den vorangegangenen Beratungen des Par­­laments als fähig zur Amtsführung eines Ministeriums und als fordernswerte Mitglieder der Liberalen Partei 10: > ne­ue. erwiesen haben Zur ersten Art der liberalen P Parteim­itglieder die schon seit Jahren als Ersteranwärter galten und auch auf­ einen Ministerposten Anspruch er­­hoben, gehören vor allem der neue Minister für Bolfs­­gesundheit und soziale Fürsorge Saveanu und Der neue Handels- und Industrieminister Tancred Constantinescu, zur zweiten Art der hoffnungsvollen jungen Garde vor allem ‘Satarescu und Shirculescu. Die lange Dauer der Beratung über die Xlmbildung der Regierung hatte­ der oppositionellen Breise Veran­­lassung zu der Darstellung geboten, es handle sich nicht , um en unter den Führen "Siefe Hand Toten dadurch eine ar ggg zu­ finden, da die führenden Ber­­sönlichkeiten der Liberalen seit Wochen in lebhafter­ Be­­wegung gewesen sind. Der Vorgang der Umbildung hat sich befam­tlich derart vollzogen, da der Ministerpräsi­­dent sämtliche Kabinettsmitglieder aufgefordert hatte, ihre Abdankung einzureichen. Er wurde dadurch der Notwendig­­keit enthoben, den Rücktritt der ihm nicht genehmen Mit­­glieder zu fordern, sondern hatte nur über die Neuberu­­fung der ihm erwünschten Mitglieder zu entscheiden. Er wollte ji dadurch den DBorteil sichern, die Ausscheidenden nicht zu brüssieren, die Wiederberufenen aber zu neuem Dant­ji zu verpflichten. Troß dieser BV­orsichtsmaß­­regel aber war 28 alsbald durchgesichert, welche Minister duchh den Kabinettschef ausgeschifft werden sollten, und diese zeigten ji zum Teil wenig geneigt, sich Die Rei­­seitefegung ruhig gefallen zu­­ lassen. Sie sammelten Die größere oder kleinere Schar ihrer Anhänger um ji und traten mit den großen Männern der Partei in Verhand­­lungen ein, um vielleicht doch noch ihren Kopf zu retten. So bildeten sich im der Regierungspartei eine ganze­­ Menge von Konventikeln größeren und kleineren Gtils, und Die zur Gntscheidung stehenden Angelegenheiten wur­­den mit der Erregung besprochen, die im politischen Le­­ben üblich ist. Daß es dabei anl an scharfen Angriffen gegen die maßgebenden P­arteimänner nicht fehlte, ist ja selbstverständlich, wenn man bedenkt, daß jeder der in seiner Position Angegriffenen um seine Stellung kämpfte. Und gerade diese hatten ein Interesse daran, die Sach­­lage so­­ darzustellen, als ob es sich nicht um eine Per­­sonenfrage, sondern um eine Krise der Liberalen Partei handle. Die oppositionellen Kreise aber nahmen diese Darstellung mit Freuden auf und knüpften daran Die weitere Folgerung, daß infolge der inneren Gegenjäbe bei den Liberalen ein baldiger Regierungswechsel unvermeid­­lich sei w­erde. So war in den sethten Tagen das politische Leben in Bukarest sehr bewegt und von den eifrigsten Kombinationen über die fünfzige Anwertschaft auf die Regierung erfüllt. Diese Vermutungen haben sich als verfrüht oder als gänzlich hinfällig erwiesen. Die Liberale Partei hat ihre inneren Angelegenheiten in Ordnung gebracht und mit einem baldigen­­ Regierungswechsel scheint nicht zu rechnen zu sein. Daß wir unsererseits den Vorgängen der legten Wochen seine entscheidende Bedeutung beimaßen, geht aus der Satsache hervor, daß wir an leitender Stelle unseres Blattes zu ihnen bisher seine Stellung genommen haben. Slogdem waren es Fragen von nicht geringer­­ Bedeu­­tung, mit denen man sich in der legten Zeit in leiten­­den­­ Kreisen der Regierung beschäftigte. Wenn man Die verschiedenen Nachrichten der BPrejfe sorgsam prüft und wenn man das Ergebnis der Beratungen in Betracht Regierung dar­­den Angelpunft der legten Vorgänge die Belegung des Innenministeriums sieht, wie es sich in der Umbildung her­stellt, so kommt man zum Schluffe, daß bildete. Die Sonderhaltung Konstantinescus im Schoße der Regierung scheint vornnehmlich,durc­h,sein Eintreten für den Innenminister De Baitoianu bestimmit, getweten zu sein und er ist wohl damit als Wortführer des rechts­­stehenden Flügels der Liberalen Partei au­fgetreten. An­­­fang September erschien in der „Bukarester P­resse“, die von dem­­ Hauptschriftleiter der halbamtlichen „Indepen­­dance Roumaine*“ geleitet wird, ein Aufrat, der ankün­­digte, es werde in nächster Zeit in der­­ Regierung ein großes Neinemachen geben. Es wurde behauptet, daß einzelne Mitglieder der Regierung der faszistischen­­Be­­wegung nahestünden, und daß mit diesen nunmehr reiner Sich gemacht werden müsse. Als­­­ertreter­­­ieser fas­­zistenfreundlichen Richtung wurde deutlich erkennbar vor allem auf­­ die Generale­­ Baitoianu und Mojoiu hinge­­wiesen. Tatsächlich­ teilte es sich­ später heraus, daß Der linke, der im westeuropäischen Sinne „liberale“ Flügel der Partei die Entfernung der beiden Generale aus der Re­­gierung forderte und­ als seine Pr­onenten­­ Marzescu und Sancred Constantinescu herausstellte.. Was an der Behauptung, es bestünde ein­ Zusammenhang mit Den Laizisten, Wirklichkeit ist, vermögen wir­­ nit, zu ent­­scheiden. Jedenfalls ist im Schoße der Liberalen Partei um die P­ersonenfrage Baitoianu oder Marzescu, heiß und mit der üblichen Leidenschaftlichkeit­­ gestritten worden. Die nunmehr erfolgte Entscheidung stellt eine­­ Einigung «auf halbem Wege dar. General PBattoianu ist nicht fallen gelassen worden, sondern bleibt weiter inister, doch 3 og min on gr: lolos 3 m­päterhin er Soales Onerm­aett­io&rden ka Bin hoffentlich nur ein unverbindliches­­­­Versprechen an den ehrgeizigen Bessarabier dar. Wenn die Verwaltung dieses Amtes, das am unmittelbarsten eingreift in das alltägliche Leben der Bevölkerung, es bisher­­ schon oft ungünstig empfinden ließ, daß die Säbelhand selbst des erfahrensten Militärs in diesen empfindlichen Fragen der Zivilverwaltung oft daneben greift, so ist der unbeständige und kaum mehr als durchschnittlich begabte Incufep­ sicher­­lich den Aufgaben nicht gewach­sen, die seit dem Zuwachs der neuen Gebiete zum Königreich diesem Amte gestellt sind. Dagegen wird Die hohe organisatorische Fähigkeit Caitoianus dem­ Verkehrsressort sicher zustatten kommen, das seiner straffen Hand dringend bedarf. Die Beibe-­haltung von General Mojoiu, der­ auch­ unter den auszu­­wecselnden Regierungsmitgliedern genannt wurde, ist vor allem darauf zurückzuführen, daß Die siebenbürgischen Liberalen als geschlossene Phalanz sich hinter Mojoiu stellten. Man wollte sie umso weniger vor den Kopf stoßen, als sie über den Durchfall ihres Kandidaten bei der Wahl der neuen Vizepräsidenten ohnehin schon in ziemlich erregter Stimmung waren. Mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten ist dem General Mojoiu ein neuer Wirkungspreis geschaffen, der ihm sicherlich mehr liegt als der große und verwidelte Organismus des­ Verkehrs­­wesens. Leber die übrigen Um- und Neubewegungen it nicht viel zu jagen. Die meisten neuen Inhaber sind Männer, die ihre Fähigkeiten in ministerialer Stellung erst noch erweisen sollen. Sancred Constantinescu, der neue Han­­dels- und Industrieminister, wurde von der DVöffentlich­­keit als fünfziger­ Leiter des Verkehrswesens erwartet; er gilt als tüchtiger Fachmann und Mann von persönlichen Impulsen, eigenschaften, die auch sein jetiges Ressort brauchen kann. Ein­ gewiegter Bolitifer hat mit der Berson Marzescus das luftigportefeuille übernommen, dem eine straffere und stetigere Führung gegenüber der Sprung­­haftigkeit, die gerade auf diesem Gebiet oftmals zutage trat, ebenfalls zugute kommen wird. Von den scheidenden­ Re­­gierungsmännern ist es insbesondere Kultusminister Banu, der si durch sein hochgebildetes und — unserer Ein­­b­äßung nach — auch politisch großzügiges Wesen vieler Sympathien erfreute. Was sein Ausscheiden aus der Re­­gierung veranlaßte, ist aus den vorliegenden Berichten nicht zu entnehmen. Alles in allem hat die Umbildung der Regierung ihr bisheriges Antlig wenig geändert. Die starren Männer sind sämtlich geblieben und, abgesehen,vom Innenministerium sind all die wichtigen Ressorts weiterhin in der Hand ihrer bisherigen Leiter. Nachdem die Aufregung über die P­ersonenfragen sich gelegt hat, wird man au­f ein­­ Brief ans Tigm­a (Bender). Bon unserem beffarabiidgen Mitarbeiter. Ende Oktober 1998, (S­­DB). Bor. hundert Jahren spricht der russische Dichter U. ©. Bushkin, der­ seine Verbannungsz­eh Ar ae a we in Kishinew verbrachte, von D­ieser. „verfluchten Aber noch jekr lebende ältere Generationen werden Ai geben müssen, daß auch fünfzig Jahre später die Resis denz Bessarabiens dasselbe Prädikat verdiente, wenn man ihren Schmut und ihre Abgeschiedenheit von der Welt, überhaupt das Sehlen von jeglicher Art Kultur im Auge hat. 68 war eigentlich e­tliches Dabei, denn Dußende "von Städten, besonders­ Süden Ruse­lands, haben si Bis­ in die jüngste Zeit­ep­rüher das erwähnte Niveau erheben künnen. Kishinei­ selbst schied glücklicherweise früh aus­ der Zahl der „verfluchten“ Städte aus, :Was es nicht wenig seinem langjährigen Stadthaupte Karl Schmidt, einem Deutshen, zu­ verdanken hat; einige andere Städte — und zu ihnen­ gehört Ben­­der — nahmen kurz vor dem Kriege einen­ gewaltigen An­lauf emporzukommen, und Dans gewissen günstigen Bedin­­gungen hätte sie Das gesteckte Bier m­­older ee erreichen Tasjen. Aber auch" Städte "haben ihr Schidal. EA einen bedeutenden Knoten sx to sendetn­­««"."­­hiftiertsche noch aus gewesischer Zeit das nde Ort an die äußerste und gefährlichste Grenze eines neuen Landes zurückgeworfen und sieht jede Entw­idlungsmöglichkeit wie auch­ die G­eungenschaften der regten V­orkriegsjahre ihment, dahin schwinden. Sehen wir ab von der Möglichkeit, mit dem örtlichen Nachbar zu verfehren oder den Pnjestr für den ee DBerfehr nngbar zu machen; die unangenehme No Sowjets lädt au­ an sein Unternehmen­ denken, das Stadt selbst zugute käme. Die vor dem Kriege hin Pflasterung der Straßen versinft wieder im­­ Schmigen- Schmus, die Wasserleitung besteht bad nur dem Namen nach), die elektrische Beleuchtung ist heute da, um dann wieder dem undurchdringlichen Dunkel zu weichen u­nd troßdem der Bahnhof auch heute noch die Eisenbahnzüge nach Drei Richtungen aussendet, ist er, einst einer der schönsten im Süden Rußlands, heute verfallen und schmusgig und kaum besser als eine Scheune. Wohl ist auch hier die Einwohnerzahl­ in den besten Jahren merklich gestiegen, aber nichts weit darauf bin, daß dadurch­ mehr Leben in die Stadt gekommen wäre. Ringsumber ist alles tot. Jenseits des Dnjestr sieht man dazwischen einen Solda­­ten­ der Roten Armee, man hört­ hier und da, daß Slüchtlinge­ über den Fluß gekommen­­ und von den Behörden weiter befördert sind, man erheitert ich ein wenig daran, daß ein rufsliiches Kosakenpferd auf das bekannte Zapfenstreichsignal von drüben auf­ die andere Seite geschwommen ist, und dann verfällt man wieder in Stumpfsinn, denn es ist eben alles stumpf und dumpf. Mein Weg führt hinaus vor die­ Stadt. "Hier, beginnt die von Mauern umgebene Lettung. Ihren­ strategischen Wert hat sie schon längst verloren, und viele Jahre hin­­durch diente sie der Sarnison als Wohnort; auch waren hier Vorräte an­ Sprengstoffen untergebracht. Das Iettere ist fest auch nicht mehr der Fall, immer­ wieder wegen der peinlichen Nähe Nurlands. Aber die Mauern und Lettungsgräben wurden früher doch­­ wenigstens in­ Stand gehalten, fest sieht man an ihnen den Zahn der Zeit nagen. Richt weit von der Festung, die hart am Zlujfe liegt, erblicht man die eingestürzte Eisenbahnbrücke. Sie wurde gesprengt, als im Jahre 1919 eine Abteilung Bol­­chemiten in die Stadt eindrang und die französischen Soldaten, die damals Bessarabien jrngen sollten, sich als schlechte Wächter erwiesen hatten. Noch manche Er­­innerung ruft der allgemeine Berfall wach, und man sagt ih zum soundfopierten Male: „Ja, wenn der böse Nach­­bar nicht wäre!“ Aber man wird noch unangenehmer berührt, wenn man auch den­ geistigen Beifall, mit ansieht. Wo ist 2. die herrliche technische Eisenbahnschule? Wenn man län­­g ' I.­,« c­­u Dartel. « i Rn­­ : i 3

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