Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1929. März (Jahrgang 56, nr. 16698-16724)

1929-03-01 / nr. 16698

Meinevolkszeitung füestmtschuunmm zuimx Schriftleitung kHamennstadthontetnsgassesdr.11,serwaltnns:sdvnigiusiciastr.sir.sc.—Fernsprecher:Schriftleitung N­r.11;Verwaltung Nr.431. sepagspreis für eineuskonatt Humannstadtc ohneZustellung LÆ-:mitZustellungLM-;mit Postversendung:Inland:Le1100­—;Angcand:l« 135·—;Einzelnummerl«4s— Nr. 16698 Hermannstadt, Freitag den 1. März 1929 56. Jahrgang. . Noch immer der neue Lehrplan! Bufarefft, Ende Februar. . Die Schu­len an der Mittelschulreform Dr. An­­gelescus wollen nit verstummen, im ganzen nicht und im einzelnen nicht, weder bei Fachleuten, in­­different welcher Bolfg- oder P­arteizugehörigkeit, wo im großen Publikum oder im Parlament. Einen schweren Tag hatte Angelescun im Senat zu bestehen, wo ihm von mehreren Gesten die Fehler der Reform in den allerschärfsten Ausdrüchen vorge­­halten wurden. Ein Redner konnte er sogar auf den Ausspruch Kiripescus, der Doc eigentlich Der gei­­stige Urheber des Gesäßes ist, beziehen, der von einem „Zurtucaia des Unterrichts" gesprochen habe. Natür- Gh kam dabei nit viel Positives heraus und Der gegenwärtige Unterrichtsminister Costadesen konnte auch nichts anderes als erklären, daß eine neue grund­­lägliche U­mwälzung bezw. Rüdkehr zum alten System nicht möglich sei und man ich eben mit den Neuerun­­gen abfinden müsse, so gut es gebe. Von den einzelnen Kritiken interessiert un­na­­türlich die am Lehrplan für Deutsch ausgeübte be­­sonders. Herr Dr. Angelescu bezog Fi offenbar in erster Linie auf die in der Versammlung der Deutsch­­lehrer vorgebrachten Beschwerden, wenn er sagte, Daß bei Abfassung D dieses Lehrplanes mehrere Universitäts­­professoren Dabei gewesen feiern und daß überhaupt nicht nur die wegepläne gemacht Hätte, sondern eine Anzahl + vhon über 500 Fachprofessoren. Wir haben schon früher " Sparauf hingewiesen, daß Diese Verteidigung A­ngeles­­cus bloß formal ritig, aber jahlich ohne Wert ist. Denn den 300 Fachleuten, die im Mai dv. $. zu einer­­ dreitägigen Konferenz zus­ammentraten, wurde ein "fertiger Entwurf einer Stundentafel vorgelegt, Der ‘als solcher nit diskutiert, sondern einfach zur Grund­­lage der Spezialberatung gemacht wurde. Für das Deutsche war außerdem durch das Geset bereits die absolute Unzulänglichkeit der Beschränkung auf den Oberkurs festgelegt worden. Als nach den Kommissions­­beratungen die Plenarfisung wieder begann, zeigte es si, dass fast alle Gegenstände für ihr Jah mehr Stunden verlangten, als die ursprüngliche Stunden­­tafel vorgesehen hatte, und si in Stoffausmaß nach dieser gemünschten Stundenzahl richteten. So blieb denn die endgültige Entscheidung erst recht wieder nur einem ganz engen Komitee überlassen, daß gewiß für Die entstandenen Schäden ebenso verantwortlich gemacht werden muß wie der Minister, der jie seiner­­seits aber man nit auf die 300 Fachleute ausreden Reider muß konstatiert werden, daß neben sehr vielen richtigen Bemängelungen die Kritik oft auch von stark unfachlihen Gesichtspunkten ausgeht. Das ist z. B. der Fall bei den von uns neulich wiedergegebenen Aus­­führungen der „Lupta” zum deutschen Lehrplan. Zur Ehre der angegriffenen Kommission sei es gesagt, Daß nit nur „die zwei fählichen Professoren” — wie es dort heit — die Berücksichtigung der Deutschen Schrift­­steller aus Rumänien verlangt haben, sondern daß dies auch von rumänischer Seite direkt vorgeschlagen wurde. Wenn man Adam Mi­ller-Guttenbrunn in dem Lehr­­plan für deutsche Minderheitensektionen an Staats­schulen zur Lektüre empfohlen wird, so man nur einer, der um jeden Preis etwas Gefährliches finden will, darin eine Habsburgfreundliche Tendenz sehen. Eben­­sogut könnte man doc meinen, daß der Berfafjer der „Gegendämmerung“ und der „Sloden der Heimat” aus­­gezeichnet ist, um die Magyarisierungsbestrebungen im Banat bekämpfen zu helfen und daher sehr mit Recht gewählt wurde. Natürlich­ ist all das nicht richtig. Müller-Guttenbrunn ist ein Erzähler von Rang, der nach Herkunft und Stoffpreis seiner Werfe zur Deutsch- Leftüre in Schulen Rumäniens besonders berufen ist, wenn man überhaupt Gewicht daranf­iegt, daß al das deutsche Kind zur Heimatliebe auf diesem Boden erzogen werden soll. Ganz lächerlich aber wirft es, wenn der Kritiker in der „Lupta“ meint, daß Nofegger und Keller auch aus irgendwelchen regionalistischen Gesichtspunkten ge­­wählt worden seien, während „die modernen Schrift­­steller aus Deutschland beinahe nicht vorkämen!“ Zu­­wählt: für die Verwendung IIı Der Schule ist der Stil - Rumänien und die Völkerbundratstagung. Eigener Telephonbericht. Im Anschluß at­omiere gestrigen Meld­ungen über Ru­­mäniens Haltung anläßlic­h der bevorstehenden Börkerbund­­ratstagung in Senf Farm noch folgendes mitgeteilt werden: Die offizielle Delegation weist Heut, Donnerstag, abend ab. Der Vertreter des Außenministeriums und frühere Le­­hre fär Titulescus Panel Radulescu ist bereits ge­­stern abend vorausgefahren, um Herrn Titu­­lescu das nötige d­okumentarische Material zu übermitteln, welches der Vertreter Rumäniens am­­­äßlich Der bevorstehrenden Konferenz benötigt. Wie wir erfahren, befindet sich in diesem Material vor allen Dingen eine umfangreiche Kollektion von auf die Min­derheiten bezüglichen Dokumenten,­­­ sämt­­liche Reden der deutschen und ungarischen Parlamen­tarier im Laufe der besten Jahre, wichti­ge Breffeerffärungen der Minderhei­­tenführer um. Allem Anschene nach will Her Situ­­fescu, Der gleichzeitig auch im Namen der Sicherheitsnakei und Yugoslapiens und, wie man eben erfährt, auch im Einverständnis mit Posen sprechen wird, vom diesem ums» Bukarest, 28. Februar,­fangreichen Material: Gebrauch mischen, wenn die Min­­derheitendebatte es erfordern sollte. Die Tendenz der rumänischen Negierung geh­ darauf hinaus, vor dem es fand, den Beweis zu erbrin­gen, daß die Minderheiten Ru­­mäniens in seiner Weise Ursache zu irgendeiner Klage haben. Da von Seite Der rumänischen Minderheiten auf der diesmeiigen Völkerbundratstagung Teine Beichtwerde vorsiegt,­­D­­ürfte Hiezu kaum ein Ab­fall sein. Wie unrichtig eine folche Behauptuug auferdem wäre, liegt auf der Hand. Die Minderheiten Rumänien­s sehen den gegen­­w­­ärtigen Zeitpunkt, my die Regierung in Künze ge­­legenheit haben wird, ihre ja oft verfündeten m­odernen Prinzipien in die Wirklichkeit umzufegen, nicht als ge­­eignet an, eine Aktion zur Befseiung ihren Lage zu unternehmen CS wäre jdoch grunde­perfektt, vor dem In- oder Auslande Die Be­­hauptung aufzustellen, daß zur Beihmwerde seine fachli­­che oder juristische Grundlage wühne, EN . Dichtwexhextenbestimmungen der Verwaltunggrcfom (Eigener Telephonbericht.) WMMMWW Onfvwmtbtherwwwigawqrpwlltvschawerfahmr wivvmentemhorwrvawslmgweddeswæbdw, der Verwaltungsreformentwurff einsochwit­­ten im Werde anfolge des smfetwmäWW gaffekxwekmdastQTagebiawgmewehabgdaß Redeekammungen im Verwaltungsgesetz nicht Mlten sciUMWumdskeses jedoch that sachW Wenwerdgfo werde sich odisng sehen,die Minderheitenfrage in einem beson­­deren Gesetz Wwisst bald WÆschkxpdekai mleckomwwM,wdbeivvch dcie Lage der Mi­n­­derheiten in der öffentlichen Verwaltung­ücksichtigung finden war.Der Regentschaftsrat habe jedenfalls in dieses Ansichtsausgun­sten der Minderheiten nicht eingegriffen, da­­gegen sei Die Ansict der Krone bekannt, daß der nette Berg Bularest, 28. Februar. valtımaswforment munf möglichst ‚wahren solfe. » MMWÆHWWMWWWWÆ kicherSeiveWunserevorgesmgeMeldunguickH außer Kraft gesetzt Das SWgavichcunseredi dumlagmdæ für die MWgavkBW smmmgwchwicht,wß—im Gegesatz wdeer Away-we-das Verwaltungsgesetz keine Min­­derheitenbestimmungen anhaktmwerstæhs­michwvchidixepbigenÆmngewnichtguckkbchÆ legtwotdmsmthfewdieszbwnwgdæß embesondieoessl­wdevhtektengesetzmxchddesesmgengeln werde,vekmmm,daß es dabeivceibt.Ok­gcevchme nichtmcsgeschstmishdaßdvewgiemwgmchdrdbeiet QWchtwchAngenttkffhstsmMMtst deernmInfommtiw,an dem thaktunseres Meldung festhalterr. die Komtinuität im jeden Sinsicht — und die künstlerische Bedeutung eines Dichters maß­­gebend,nicht seine landschaftliche Herkunft(außer na­­türlich bei Berücksichtigung der autochthonen Literatur). Da gibt es keinen Unterschied zwischen Oesterreichern, Schweizern oder Reichsdeutsch.Dann aber sind an Autorennamen aus der Zeit nach 1850 außer den beiden genannten Lehrplan noch vertreten: Raabe, Storm, Fontane, W­iencron, Hauptmann, Heffe, Otto Ernst, Th. Mann, und Rilfe (die beiden Testeten nur in dem Lehrplan die deutschen Minderheitenfestionen) — also ist ei­n bewußte Irrefüh­rung, wenn behauptet wird, daß der Lehrplan, statt, „eine klare ebersicht ratur und ren­idier $ denziös in er Die Entwickklung Der deutschen Lite­­rtur zu geben“ dur­ Bevorzugung diter­­toren „den Wert der Habsburger ten=­­en Vordergrund schiebe*. Schließlich ist bereits in der telephonischen M­el­­dung,­­die Dieses Blatt über den „Qupta”-Artikel brachte, DI Kritit an Grillparzers „König Ditofar“ ins rechte Wet gerückt worden. Nur müssen wir, inso­­fern noch eine Berichtigung vornehmen, als­ dieses Stück gerat nir in dem für Minderheiten, Tettionmem­ber gesehenen, sondern in dem für die all­­gemein au­cchen Schulen bestimmten Lehrplan vorkommt. E3 i it auf bestimmt nur von­ den „zwei JährlisWmen Professoren”, nämlich den al Kenner des Deutschißtterrichtes in Schulen mit deutscher Un­­terrichtsforae zugezogenen Fachleuten, sondern von den rumänischen Mitgliedern der Kommission ausge­­mählt wird. Der Gesichtspunkt, von dem aus „Qupta” gerade Diesli Stüd verurteilt, grenzt nun in der Tat ans Grotes. Wollte man ihn gelten lassen, so dürfte z. B. in feier Schule Rumäniens Kleist’s „Hermanns­­ihlacht" gelten werden, weil doc die blutverwandten aatybolies darin schlecht wegkommen, oder ebenso wenig „Minna von Barnhelm“, weil dort ein „verbündeter" Franzose als T läderliche Figur er­scheint. „Die Slandrer am Alt“ wären staatsgefährlic, weil darin Kumanen als Bewohner des Landes bek­­­ommen, also die Kontinuitätstheorie gefährdet ers­cheint us, ufm. Während also Die von der „Zupta” an den Deut­­schen Lehrplänen ausgeübte Kritis Teilit ad absurdum geführt werden kann, sind wir leider in der Lage, Gegenbeispiele anzuführen. Die zeigen, wie wenig noch in der PBraris jener Geist der Völferverführung durch­­gedrungen ist, der theoretisch vom früheren Staats­­sekretär im Unterrichtsministerium €. Kirigescu z. B. auch Einführung der Behandlung des Wölferbundes als Unterrichtsstoff propagiert worden ist. So bringt das französische Lehrbuch für die fünfte Klasse von andrea glei, drei Erzählungen aus dem Weltkrieg, in dem die Deutschen als Feiglinge und Barbaren der französischen Bevölkerung gegenüber geschildert wer­­den. Die Lehrbücher für Deutsch von Coman und Xo=­nesen enthalten Stellen aus den Erinnerungen Hin­­­­denburgs und Ludendorffs über den rumänischen Feld­­zug und wenn das auch scheinbar Objektivität ist, so muß die Lektüre dieser Stüde und ihre Beiberechung immer­ wieder dazu führen, alte Wunden aufzureißen und Freundschaft zu füen Es ist zu hoffen, daß bei der Durch die neuen Lehrpläne unbedingt notwendig gewordenen Schaffung neuer Lehrbücher solche „schwere Srrtümer”, wie „Qupta” die von ihr angeführten Bes­tängelungen nennt, vermieden bezw. von den zur Be­­urteilung und Approbierung berufenen Stellen nicht dochgelassen werden. Und so konnten die neuen Lehrs­pläne m wenigstens zu etwas auch gut sein. Spertator. =

Next