Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. Juni (Jahrgang 57, nr. 17103-17131)

1930-06-01 / nr. 17103

« - . «,k----kd DIE-Ist W en Ric vochatiert Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtun in Rumänien ; Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr.11. Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Deam­astr. Nr. 25. Fernsprecher: Nr. 287. Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: one Zustellung L 90­—; mit Superlung L 100 °­— Nr. 17103 ; mit Postversendung: Inland: Lei 100 °—; Ausland: L 135 — Hermannstadt, Sonntag den 1. Juni 1930 ; Einzelnummer L 5’—; Sonntagsnummer L 6­57. Lahegand «·’Y-.­«J·«««"«Jpp« z Ein Freundeswort (H­­BL) Der englische Schriftsteller Seton Wat­­son, der unter dem Namen Scotus Viator den ein­zigen Nationalitäten des alten U­ngarn wohlbekannt tt, hat ji kürzlich mit einem offenen Schreiben an das Klausenburger Blatt „Batria” gewendet, in dem er zu der Minderheitenfrage in Rumänien neuerdings Stellung nimmt. Scotus P­iator ‚schreibt hier über eine Frage, die er aus der Vergangenheit bis in ihre Hein­­sten Zusammenhänge fennt und bezüglich derer sisch ihm die Brüche aus der Vergangenheit zur Gegenwart s­chon selber baut. Oftmals hat er vor dem Kriege für Die politischen Rechte der Nationalitäten im alten Ungarn das Wort ergriffen und der Widerhall seiner schrifte­ntellerischen Wirkeit war Damals schon Beweis Dafür, daß der Staat ji ins Unrecht fest, der seinen Mite bürgern anderer Sprache die gleichberechtigte Geltung im gemeinsamen Vaterland ver­weigert. Scotus Viator hat ein bleibendes Verdienst daran mitgewirkt zu haben, daß in der öffentlichen Meinuung Europas die Anteil­­nahme an dem Schiefal von Volksgruppen, die al Miic­derheit in fremdsprachigem Staatsverband eben, her­­aufdämmerte. Er hat mit seinem Eintreten für Die na­­tionalen Rechte der Rumänen, Serben und Slowaken im alten Ungarn dem N Rumänentum nit nur Freunde­­­n dem auch zvmndes dien stemmelm von besonderer BedeImsag,als einige dem Krieg Scotus Viator Siebenbürgen bereite und über die Verhältnisse, die er im Heimatland seiner alten Freunde vorfand, sich in offenen Worten äußerte. Er brachte es unverhohlen zum Ausdruch, daß er nicht zufrieden war mit den Früchten, Die aus Der Saat aufgegangen waren, die er mitgesät Hatte. Er sah si zur Feststellung veranlaßt, daß in vielfacher Be­­ziehung aus den Unterdrücken von gestern Die Unters­brüder von heute geworden waren und daß die Landes­­verhältnisse noch weit entfernt waren von jener freiheite­­­riichen Demokratie, für die er seinerzeit Schulter an Schulter mit dem siebenbürgischen Rumänentum ges­­tritten hatte. Das Numänertum Siebenbürgens hielt damals diese Kritik an unseren Landesverhältnissen wille fommen. Denn die Verantwortlichen für diese Zustände waren die Regierungen, die aus den Reihen der Abes rescaner und der Liberalen hervorgegangen waren. Den alten Nationalparteilern konnte er nur recht sein, wenn ein Freund des rumänischen­­Vollstums die seit dem Kriege gewordenen Zustände mißbilligte und die Grundse­tze nicht erfüllt sah, die einst die Nationalpartei auf ihre Sühne geschrieben hatte. Nun ist er anders ge­worden. Wenn heute Scotus Viator Die idealen Auf­­gaben rumänischer Staatspolitik noch unerfüllt sieht, wenn er die Staatsmänner daran mahnt, durch eine großzügige Lösung der Minderheitenfrage nur nur das Problem des eigenen Staates zu lösen, sondern die großen Menschheitsgedanken für die Allgemeinheit zu fördern, dann wendet er sich direkt um seine alten Freunde. Denn in der Regierung Marin trägt heute die Kämpfergarde der alten Nationalpartei Die Ber­­entiwortung für die rumänische Staatspolitik. Die Kritik, Die Scotus V­iator in seinem offenen Schreiben übt, ist in die milde Form gefaßt, w­ie sie­ einem Freunde zusteht, der es gut meint. Er geht von der Feststellung aus, daß in den Iekten 18 ° Mona­­ten Die Regierung sich um die Hebung des Ansehens Rumäniens verdient: gemacht Habe und daß die Hal­­tung hiel unwohlwollender geworden sei, die man im­ Westen unserem Staate gegenüber einnehme Er unwür­­digt die Bestrebungen nach Geltendmagung, einer chten Demokratie, die in dem Verwaltungsgeiet und im Der Kontrolle des Beamtenapparates zur Geltung kommen. Er anerkennt die Bemühungen um Abschaffung der Korruption, die allerdings so tief eingemwurzelt sei, daß sie nicht, mit einmal beseitigt werden kann. Alle diese Fortschritte und Hemmungen weiß er als alter Freund nach gerechtem Maß zu würdigen. Aber er widerlegt zugleich selbst diesen Anspruch auf mildernde Umstände mit dem Hinweis Darauf, daß ‚die öffent­­liche Meinung des Westens seine Neigung habe, den B Verhältnissen in Osteuropa einen besonderen Draf­­t ab­zuzweiiennen, sondern Daß sie über die Dinge, wie sie eben sind, sich ihr Urteil bildet. Scottisttor gibt dem Vertrauen Ausdruck, daß die Regierung Maniu dazu berufen sei, eine wirk­­liche Besseiung der heutigen Zustände herbeizuführen und daß sie den guten Willen habe dies zu tunn. Zu Diesem Vertrauen ermutigt ihn Das von der Ne­gierung versprochene Minderheitengeiet und die von Ghita Pop zu dessen Schaffung unternneh­­­menen Schritte Mit der Schaffung dieses Gesehes würde Rumänien nicht nur dem eigenen­ Lande, sondern dem europäischen Minderheitenproblem im allgemeinen einen Dienst erweisen. Aber Scotus Viator läßt gleich­zeitig Durchbliden, da er darin, ob das Minderheiten­­geiet geschaffen wird und wie es geschaffen werden wird, den Prüfstein für die Regierung Maniu ge­geben sieht. Und damit wendet er ji der Behand­­lung einer Frage zu, die für die ritterliche Gesin­­nung D­ieses treuen Berater des Numänentums ein shönes Zeugnis ablegt. Er tritt mit warmen Worten für den Bericht ein, den Frau Baffer van Bosie auf der Brüsseler Tagung der Interparlamentarischen Union über ihre Studienreise durch Italien, Jugo­­slavien und Rumänien erstattet hatte, und stellt unadhe drüclich fest, daß dieser Bericht aus guter Gesinnung kam und daß er in seiner Anlage im allgemeinen, den wahren Tatsachen entsprach. E3 kommt das Bes­chauern darüber zum Ausdruck, daß die Absicht ein­­seitiger Auswügung sich Dieses Berichtes bemächtigt habe, der in Mirkfichten­ non witm­er Symbathie. Re die bereiften Länder, von gerechter Anerkennung guter Daten und guter Absichten und von VARECHIE, Sachlichkeit getragen har. Wir erinnern uns der unartigen Er­widerung, die in Brüssel der Direktor der Agentur Rador, Herr Stoica aus Fred, auf den Bericht der Frau Baflex gegeben hatte. Da ist es umso mehr zu sehüten, da ein so aufm­ätiger Freund des Numänentumss» wid Beatus Biator e3 ist, der guten Gesinnung und du fachlichen Nichtigkeit Dieses Berichtes volle Anr­en­nung zuteil werden läßt. € 3 ist für dem persönlichen Standpunkt Frau Balfers zu begrüßen und 8 ist dam­ensiwert für die Sache selbst. Denn die von Frau Balfer mitgeteilten Beobachtungen waren Da nur. die Grundlage für die Schlußfolgerung des Berichts, da­ die Minderheitenfrage in Südost­europa eine Dauvernde und gerechte L­öfung finden müsse, wie die N­egierung Manitu sie mit der Ankündigung des Minderheitengefeges versprochen habe. Der Bericht Frau Baffers und der Brief Cotuss Viators sind ein Beweis dafür, daß das gutgesinnte Ausland Dieses Minderheitengeiet erwartet und Daß der Inhalt Dieses Gesetes den Gerechtigkeitssinn des Auslandes nit enttäuschen darf. Die Mahnung Hiezu aus Freundesmund kommt zu guter Stunde, denn jeher allzu lange harrt das Versprechen der Regierung Maniu Y­ seiner Erfüllung pe ."· Isiz.«x..«. ·ssk-s«.—»s.-.«. - es Er » k«»’ ker N "kxT-. Kkifeinertchkei. Von unserem ständigen Mitarbeiter FFF Wenn in einem Staate Organisati­onen be­­stehen,die eingestandenermaßsen,,militant­e Formtio­­nen«bild­en,s­e liegt darin sicherlich ein unverkenn­bares Anzeichen der Schwäche der Staatsgewalt. Wenn eine Regierung ji Die Aufgabe gestellt Hat, die Staatsgewalt zu stärken und wieder zur alleinigen Inhaberin jeglicher militärischer Machtmittel zu machen, so Darf sie keinerlei „militante” Kräfte nichtstaatlicher Art dulden. Ja, man fang( noch) weiter gehen und füglich bezweifeln, ob dort, wo neben dem Staate no andere, mindestens von einem guten Teile der Staatsbürger anerkannte, Brachialgewalten bestehen, überhaupt noch von einem Staate gesprochen werden darf. Sole und ähnliche Erwägungen haben die gegenwärtige Re­­gierung Oesterreichs veranlaßt, im Nationalrate ein sogenanntes „Entwaffnungsgeieg“ einzubringen, das die bestehenden gejeglichen Bestimmungen über den Be­­fug von Waffen so verschärfen soll, da es die völlige Entwaffnung der bestehenden großen Wehrformationen bedeutete, damit er auch die Aufhebung dieser Fre­mationen’ selbst. Hiebei handelt es sich um den rein sozialdemokratischen „Republikanischen Schulbund“ einerseits und um die allen nicht marristischen Parteien offenstehenden Heimk­ehren andererseits. An und für ss wäre es s­elbstverständlich nur begrüßenswert, wenn beide genannten Wehrorganisa­­tionen, die eine ständige Gefahr für die öffentliche Ruhe und Ordnung bilden, verschwänden, so das es wieder, wie in jedem geordneten Staate lediglich die diesem allein dienenden geweglichen bewaffneten staatli­­chen Organe gäbe, als da sind Wehrmacht, Gendar­­merie und Polizei. Man müßte also auch vom Stand­­punkte des friedlichen Bürgers Die neue Vorlage über die Entwaffnung ohne weiteres als einen Schritt zur inneren Gesundung des Öffentlichen Lebens ansehen, TR , ja, wenn sie wirklich die Bürgschaft böte, daß­­ sowohl Heimwehren wie republikanischer Schulbund als völlig überflüssige Weberbleibsel aus den Tagen staatlicr Ohnmacht vor ihm wänden. Es ist aber klar, daß dies nur dann er­wartet werden kann, wenn man dazu berechtigt ist, anzunehmen, das Diese an der staatlichen Ohnmacht man endgültig­ vorbei­eten. Darüber geht der­ Streit, der Streit, der um das „Entwaffnungsgefe“ zwischen der Regierung Schober und den Heimkehren ausgebrochen “­. Während Die Regierung auf dem Standpunkt steht, D daß sie allein stark gerug jet, gestüßt auf die gejeglichen Machtmittel, Ruhe und Ordnung im Staate aufrechtzuerhalten, wird dies Wien, 29. Mai von Seiten der Heimwehren und ihrer breiten Ans­hängerschaft in den nichtmarzistishhen Kreisen­er Staatsbürger mit guten Gründen bezweifelt. Damit steht die Tatsache, das Die sozialdemokratische Opposi­­tion ji) bereits gegen die fragliche Geiegesvorlage erklärt hat,­­nur in scheinbarem Widerspruche. Was die Hei­mwehren behaupten, ist folgendes: Es ist nicht möglich Die beabsichtigte Entwaffnung wirflich gleich­­mäßig und nach) beiden Seiten hin, nach der der Heim­wehren wie nach der des Schubundes, gründlich Dur zuführen. Der Versuch, dies zu tun, müßte notwendig zu verhängnisvoller Einseitigkeit führen, weil Hüden und drüben die Lage seineswegs gleich, ist. Während Die Waffenbestände der Heimmwehren der Regierung fast z­estlos bekannt sind und daher die Heimmwehren, wenn­ anders sie ja nicht mit offener Gewalt widerlegen, rasch und so gut wie vollständig entwwaffnet werden können, stehen die Dinge beim Republikanisten Chu­bunde ganz anders. Diese älteste und bis in die Tage des Umsturzes zurückgehende Wehrorganisation der so­zialdemokratischen Partei hat es verstanden, gutenteils mit Hilfe der seinerzeitigen sozialdemokratischen Ne­­­gierungen, fs aus den Waffenvorräten der ehemaligen monarchistischen Heeresmacht ganz gewaltige Bestände zu sichern, die größtenteils wohlverborgen sind. Die gelegentlichen Beschlagnahmen solcher Waffenvorräte ha­­ben immer nur jeher geringe Mengen erfaßt und­­ muß als sicher angenommen werden, daß Die Soiade­mokratie über sehr bedeutende geheime Waffenvorräte verfügt, die sie leicht verborgen halten kann, da ihr in Wien und in anderen großen Städten, so vor allem in Linz und Graz, reichlich Baulichkeiten verschiedenster Art zur Verfügung stehen, die ausgezeichnete Schule­ninsel bieten und überdies als „öffentliche Gebäude, die den betreffenden Gem­einden gehören, nicht so leicht einer Dachforschung unterzogen werden künnen. Unter diesen Umständ­en kann man nicht wohl geg­en die Argumentation der Heimwehren stichihaftige sein­, wenden.Wenn d­iese sagen,daß die Durchführung des geplanten Entwaffnungsgesetzes nur der Irkung hatte,»»s, daß die nichtmarxistischen Heimwehren zwar entwaff­­net der sozialdemokratische Schutzbund dagegen im vob­len Besitzes einer Rüstung bliebe,so läßt sichh si­egegm kaum­ etwas Ueberzeugendes vorbringen.Dazu kommt noch,daß die Sozialdemokratie über auffallend viele Arbeiterjagdvereine und ähnliche Organisationen ver­fügt, Die legten Endes alle unter irgendeinem bharmz­­chen Burwande bewaffnet sind und ständig ihre Mit­glieder indecddandhabung von Spießwaffen ausbiL spsst Sr: SE a BE E 1%, »­ ssz - --’; ·

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