Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. September (Jahrgang 57, nr. 17185-17214)

1930-09-01 / nr. 17185

fast-ps- Ihm-ass­­rar ord Dir. Gen. P.T.T. 238720/920 Einzelpreis 2 p05 Rift vordatier! Allgemeine Volkszeitung für das Deuffi ERBETEN Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgafse Nr.11. 19 für Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Hch Mariastr. Nr. 25, Fernsprecher: Nr. 237. PARERHaNiS für einen Monat: Hermannstadt: ohne Bustellung L 90­—: mit Bustellung L 100—: mit Bostversendung: Inland: Lei 100’—: Ausland: L 135 °—: Einzelnummer 1, 5—; Eee L6— Ar. 17185 7 Hermannstadt, Montag den 1. September 1930 57. Jahrgang —— ie Subelfeier des Siebenbürgischen Karpathenvereins Sonnabend und Sonntag hat der Siebenbürgische Karpathenverein in Hermannstadt, jenem Vorort, die Feier seines fünfzigjährigen Bestandes in uniürdiger Weise gefeiert. Ganz besonderer Glanz wurde Dem Subelfeist durch die Anwesenheit Seiner fgl. Hoheit de8 Prinzen Nik­laus verliehen, per Sonntag Vormittag um 10 Uhr mittels Auto in dem beflagg­­ten Sermannstadt eintraf und sowohl an der Fest­­­igung, wie an dem Festm­ahl von Anfang bis zum Sclub teilnahm und doch­ seine natürliche Liebens­­würdigkeit alle Anmwesenden bezauberte. Die Ortsgrup­­­en des Vereines aus allen Teilen seines Arbeits­­gebietes waren gut vertreten und der Verein hatte außerdem die Freude, Gäste aus dem Deutschen Neid, aus Oesterreich und dem deutschen Teil der Tschecho­­slowakei zu begrüßen. Er war ein Ehrentag des V­er­­eins, würdig feiner von edlem­ Streben und opfer­­freudiger Arbeit erfüllten Vergangenheit. Im Nachstehenden geben wir einen nach Möglich­­keit kurzgefaßten Bericht über den Verlauf des Festes. Der Beprügungsabend Ein verheifungsvoller Auftalt zu der Jubiläums­­feier war­ der Begrüfungsabend im tannengescmück­­tem­ Gesellchaftshaussaale,­­ den die in großer Zahl­­ erchienenen Mitglieder, Gäste und Freunde des jubi­­lierenden Vereins vollständig füllen. Unsere Stadt­­kapelle schuf mit dem unter Dr. Schönherrs be­schwingter Leitung vorgetragenen Einzugsmarsch aus „Zannhäuser“ sogleich die rechte Festesstimmung. Nachdem die Zubelflänge verrauscht waren, ergriff Borstand Dr. Frig Kepp das Wort zu einer padenden Begrüßungsansprache. Seit 27 Jahren im Dienste des Vereins, steht er zu ihm in einem Verhältnis zu persönlicher Art, als dag er in der Stunde seiner 50jährigen Rubelfeier nicht von N­ührung ergriffen werden müsse.­­Diese Rührung weicht aber dem be­­glücenden Stolz, der ihn bei Anblick der großen Fest­­versammlung und der vielen, vielen aus nah und fern herbeigeströmten Gäste erfüllt. Er danft allen für ihr Erscheinen und heißt sie im Namen des Siebenbürgischen Karpathenvereins herzlich mit willkom­­men. Im Besondern begrüßt er die Vertreter der hohen Regierung, das Ehrenmitglied Ernst Lü­ Dede, der von gründenden Mitgliedern allein bei dem Feste an­wesend ist, die Vertreter der aus- und inländischen Gebirgs- und Touristenvereine, den be­­währten Freund des Vereins Prof. Radulescu aus Klausenburg, den Borjigenden der Deutschen Parla­­mentspartei. Die Generaldirektoren unserer beiden größten heimischen Geldinstitute, den Vertreter unse­­rer Stadt, die erfreulicherweise in stattlicher Zahl erschienenen Vertreter unserer Bürgerschaft. Die beiden deutschen Gesangvereine, die korporativ an der Seite teilnehmen. Den legten Gruß entbietet er dem­ Sie­­benbürgischen Karpathenverein selbst. . . Im Namen der Ortsgruppe Hermannstadt über­­brachte Obmann Dr. Fri Kafsper Deren Glüh­­wünsche. 50 Jahre sind eine lange Zeit, lang genug, um si­­edhenshaft darüber abzulegen, ob wir zur Höhe gelangt oder auf den Vorbergen stehengeblieben sind. Die jenigen schweren Zeiten der wirtschaftlichen Not sind nicht Dazu geeignet, ‚Feste um ihrer selbst willen zu feiern, sondern nur um Rücihau auf Die geleistete Arbeit zu halten. Redner emtmwidelte dan­n in gedankenreichen und tiefempfundenen Worten Den Zweck und die Aufgabe des Karpathenvereins, der in der Pflege der Liebe zur Natur und besonders zu untern schönen Bergen der Seele Kraft und Nahrung gibt, und es ist mit Freude festzustellen, daß die Zahl der Bergfreunde immer mehr wächst. Redner fließt mit der Bitte an die Anmwesenden, auch ei­­ter Freunde des Vereins zu bleiben. +» Mit lebhaften Beifall begrüßt, dankte Oberbaue­rat Nehlen, der 1. Präsident des Deutschen und Desterreichischen Alpenvereins, für Die Einladung, der Folge zu leisten für ihn eine selbstverständliche Pflicht gewesen sei. Er gedachte der alten Beziehungen ziwis­chen dem Alpenverein und Dem Siebenbürgischen Kare­pathenverein und gab seiner Freude darüber Aırsdruch, was er hier gesehen habe, wo in gleicher Weise wie im Deutschen Weiche gearbeitet wird. Wenn­ Deutsch­land durch den Krieg auch unter die Räder gekommen­­­, wurde ihm dadurc Doch nicht seine ganze Leistungs­­fähigkeit genommen.‘ Er glaubt an eine bessere Zuk­­unft und wünscht dem Karpathenberein noch ein wei­­teres Halbjahrhundert erfolgreicher Arbeit und Ente­reidelung. Ehrenmitglied Ernst Lüdede, troß Goben Alters i­ und elastisch, dankte dem leitenden Vorstand Dr. Kepp in Ferniger, Fraftpoller Weise für alles, was er für den Verein getan habe. Er erinnerte an die Zeit vor dem Bestehen des Karpathenvereins, die er hier selbst miterlebt hat. Damals war eine Gebirgspartie ein g­ewagtes seltenes Unternehmen. Er erzählte in le­­endiger Weise von den damaligen Verhältnissen und ging dann zu den Kriegsjahren über, in denen er als stellvertretender VBorjtrand den Verein geleitet, bi dann im Jahre 1918 der jenige Borjiand die Zügel in die Hand genommen habe. Der Präsident des Karpathenvereins in der Tschecho­­slowakei Dr. Guhr Sprit von den Ereignissen vor der Gründung des Siebenbürgischen Karpathenvereins, der eine Aufforderung des Damaligemn Bipser Karpa­­thenvereins, sich ihm anzuschliehen, abgelehnt habe. Dez­­­halb hätten aber seine Landsleute in richtiger Bere­teilung der besonders siebenbürgischer Verhältn­isse nir gegrollt, sondern den Karpathenverein anläßlich seiner Gründung beglüdwü­nscht. Er gab fernerhin interessante Daten über die Anfänge der Touristik in der Zips, die bis in das Jahr 1618 zurückreichen und erwähnte, da sich die Arbeitsgebiete der beiden Vereine beinahe bei rühren und erhob sein Glas auf die altruistische Ar­­beitsgemeinschaft und Freundschaft der beiden Vereine. Die teils wissenschaftlichen, teils Humorvollen Ausfüh­­rungen Vie8 Nedners wurden mit lebhaften Beifall aufgenommen. Der Begrüßungsabend wurde durch zahlreiche Vor­­träge der Stadtkapelle und mehrerer Männerchöre des Hermannstädter Männergesfangvereins und des Män­­nerchors Hermania, Die retteten unter der Leitung Mite fifdirektor Arthur Stubbes, verschönt, die mit zur Hebung­ der Stimmung beitrugen. Von den Chören, die sich durch satte Klangfülle und glänzende Tenöre ange­zeichneten, gefielen besonders ein Minnelied aus dem 16. Jahrhundert und die Lieder heimischen Ursprungs: „Die verjuntene Krone"­und „Sahs halte Wacht!". Den Abflug bildete das einstimmig mit Orchester gesungene „Siebenbürgen“ und ein mehrstimmiger Chor der ane­rwesenden jungen bulgarischen Touristen, . Religoriesdienst Nach alter schöner Sitte war auch für diese Jubi­­läumsfeier ein Festgottesdienst vorgesehen, welcher eine große Gemeinde der evangelischen Stadtpfarrkirche ver­­sammelte. Im Anschluffe an das Bibelwort Phil. 3, 15—14: „Meine Brüder, ich träge mich selbst noch nicht, dak ic­ e8 ergriffen habe. Eines aber sage ich: Ach ver­­geile, was Dahinten ist und strede mich zu dem, Das Da vorne ist. Und jage nach dem vorgestecten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die Himmlische Berufung Gottes in Christo Fejum führte Stadtpfarrer D. Friedrich Müller in geistvoller Weise aus, wie er in unserem Bolfe während des legten Jahrhunderts eine außeror­­dentliche Wandlung vollzogen hat. Im Jahre 1880 hat Dr. Karl Wolff den Siebenbürgischen Karpathenverein gegründet, der sich seither so erfolgreich entwickelt hat, daß er heute sein 50jähriges Jubiläum in diesem großen Mafstabe feiern kan. Bor kaum 100 Jahren habe Stephan Ludwig Roth es nut vermocht, das Turnen in unserem Volle einzubürgern. An der Hand vieler geschichtlicher Tatsachen, legte die Predigt dar, wie die Webung und Schulung der körperlichen Kräfte wohl eine Erstarrung des Einzelmenschen, wie auch ganzer Belfer bewirken könne, daß dadurch allein aber die Er­­lösung des Menschen noch nicht gegeben sei, sondern allein durch den Glauben künnte er die MRS in Gott erreichen. Die Bestvers­ammlung In dem festlich geschmiückten Saal des „Unikum“, der bis auf den Testen Plat gefüllt war, wurde Sonntag um 11 Uhr 30. Minuten vormittag die Festver­­sammlung eröffnet. Als de­ königliche Hoheit Prinz Nikolaus mit Gefolge den Saal betrat, erklang die Königshymne, worauf der Männergesangberein unter Musikdirektor Stubbes Lettung das Lied»Diekafsks« der Karpathen«vortrug . Sodann ergriff der Vorstand des Vereines tof.Dr«.­« Fritz Kepp das Wort zur Eröffnungsrede dick­­an das Lied anknipfend die Zuhörer in die Berge giss«" höhen von Smaia führtie und in einem begeisterten Hoch auf den König ausklang Die Musikintomerbe abermals die Königshymne Der Vorstand wand bestch hierauf an den amwesenden Sproß des Königshauses dem er für die hohe Ehre seines Besuches dank da Der Karpathenverein habe nicht zu hoffen gewagt daß seiner Krone Folge geleistet würde und freut fi nun Doppelt des hohen Besuches an seinem Letttag. Nedner begrüßte sodann den Metropoliten Erzbischof Dr. Balan, den Bischof unserer Landeskirche D. Sreedush Teutich, den Vertreter der Regierung und zugleich Des Komitates Dr. Stefan, den Vertreter des Innenministe­­riums, die der Armee, den Komes der Sachsen Dr. Walbaum, den Vertreter des Bürgermeisters Dr. Dvendi und alle andern geistlichen und weltlichen Vertreter der Behörden, darunter auch Stadtpfarrer D. 3. Mik fer, Denen er für ihr Erscheinen dankte. Als verwandte Vereine werden sodann begrüßt die Vertreter ds Denn­chen und Oesterreichischen Alpenvereins, Des tier­d­ovatischen Karpathenvereins, des „Zaunngsflubs“, der bulgarischen Zungtouristen, des rumänischen Touristen- Flubs, des Siebenbürgische ungartigen Karpathenvereins (E. 8. E.), schließlich die heimischen Vereine für Sie e­benbürgiige Landestunde, Naturwissenschafte, Musie, Hermania, Männergesangverein, Stiflub, das Geowgn­i— je Landesinstitut, und mit besonderer Herzligsleit­sin­­rektor Bucuta als Vertreter des Arbeit und Tl­wohlfahrtsministeriums und eröffnete damit die 9. Hauptversammlung, die zugleich die Festversammlung des 5- jährigen Bestandes ist. Er stellte die Beschluße­fähigkeit fest und ernannte zu Ueberprüfern des Pros­tofolls Dr. Ungar und Generaldirektor Bergleiter und leitete sodann­ die Tagesordnung ein. Als deren erster Punkt folgte nun der Heft und Jahresbericht, den ebenfalls der Vereinsvorstand vortrug. Der Siebenbü­rgische Karpathenverein st. fl führte er aus, ein Sonntagsfind. Ausgehend von der Gründung am 28. November 1880 unter dem damals erst 36jährigen Dr. Karl Wolff führt die Schilderung über die­ Feier Des 20jährigen Bestandes unter Dr. Lindner zum Tag von heute, und diese drei Bilder zeigen Entstehen und Werden des Vereines in poler Anschaulichkeit. Der Bericht wendet ji sodann­en Ehrengästen zu, begrüßt Prinz Nikolaus, den Metro­­politen Dr. Balan, Bischof D. Teutsch, den Vertreter der Regierung und alle die andern Gäste. E ist ein glän­­zendes Bild, das sie dem Auge entrollt und d­och einer Geht, der Gründer Dr. Karl Wolff. Mit ehrenden­­ Worten gedenkt Dr. Kepp des segensreichen Wirkens dieses außerordentlichen Bolfsführers und grüßt den Geist des Entilafenen in tiefer Dankbarkeit. Der Ver­­ein legt heute am Grabe Dr. Wolffs und des fürzu­ verstorbenen Mitgliedes des ersten Vereinsausschufes cd $, Dr. von Breda, Kränze nieder, Redner wendete ah­ne hierauf den noch lebenden Gründern zu, an erster Stelle an Bischof Teutich, Ernst Lüdeke, den Langjähri­­gen Kafjter des Karpathenvereins, weiter an Martin Schuster, Franz Zimmermann, Dr. Amlader, den Grün­der der Ortsgruppe Broos, und z. B. Teutich aus Schäß­­burg und dankte ihnen allen für die treue Arbeit und das erhebende Beispiel. Der Verein ist den von Dr. Wolff bei der Gründung ausgesprochenen Zielen, Freude an der Natur zu weden und zu pflegen und aus ihrem Gesundbrunnen neue Kräfte für die Aufgaben Des Tags zu sammeln, treu geblieben. Sie sind heute vielleicht in noch verstärktem Maße feine Zwecke. Der Verein dient diesen Aufgaben duch die Anlage von Wegen und um Schushütten in den Bergen und auch die Ausgabe des Zahlbuch­es. Der große Krieg hat Dieses Wert mit shwer bedroht, aber doch nicht gebrochen. Mit neuem Mut wurde nach ai­ragen die Id­ee RIEI NEE. » I? = ® ar DE z ES | — « : ; 4

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