Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1930. September (Jahrgang 57, nr. 17185-17214)

1930-09-15 / nr. 17199

2 m 2 Kit Vociert! | Allgemeine­s für das Deuffi hum in Rumänien SPERRRIDEER für einen Monat: SPERRSNRE ohne Buftellung L 90’—; mit Zustell­ung L 100 °; mit Bostversendung: Inland: Lei 100 °; Ausland: L 135 °—; Einzelnummer L 5 °; Sonntagsnummer L 6 °— ir. 1719947 - Schriftleitung: Hermannstadt, Honternsgaffe Nr. 11. 1g für Nr. 11 und Nr. 130. Deutfi­tsch Moriastr. Nr. 25, Lernsprecher: Nr. 237. Hermannstadt, Montag den 15. September 1930 57. Sapegane sz vorläufige Ergebnisse der deutschen Reichstogswahlen ziemlich unruhiger Wahlverlauf — ungeheure Zunahme der Nationalsozialisten Berlin, 15. September. Der Wahltag ist, soweit bis 1 Uhr morgens Nachrichten vorlagen, ziemlich un­­ruhig verlaufen. Der Andrang in den Wahliofalen it ungeheuer, doc läßt sich bei der Nierenzahl von 43 Millionen Wählern und Wählerinnen kein Schluß dar­­auf ziehen, ob es nicht auch diesmal sehr viele Wahl­­fanle gibt, deren Zahl vor zwei Jahren ein volles Viertel der Wahlbereitigten ausmachte. Von 10 Uhr abends füllen si die Pläge vor den Redaktionen und Barteilofalen, wo die Neugierigen die Bekanntigabe der Stimmenzahlen von Stunde zu Stunde erwarten und im wohl Hunderttausende die ganze Nacht verbracht haben. « Bis 1 Uhr morgens waren 7B Millionen Stimmen gezahlt Es handelt sich dabei besonders um d­a die und große Ortschaften während die Ergebnisse der entstritz­ten Dörfer noch ausstehen Selbst wenn die Zahl der Nichtwä­hler sich mit der Zunahme der Wahlberechtigten gleichmäßig vermehrt haben sollte,fehlen noch 7 Mil­­lionen Wähler, also meist Landleute, die Zentrum, Deutschnationale, Konservative oder Bauernparteien wählen. Die „großen Linien“ des Ergebni­sses sind jedoch teilweise bereits gegeben und, soweit die Städte in Betracht kommen, ergibt es eine ungeheuere Zu­­nahme,­ der­ Nationalsozialissten die be­­reits segt ihre Mandatszahl mehr als ver­sechsfacht haben! Die Ergebnisse bei den Soziale­d Demokraten sind auffallend schwach, während Die Kommunisten bereits fest um die Hälfte zugenom­­men haben. Sehr schwach erscheinen die Staatspar­­teiler, die namentlic, eine städtische Partei sind und noch nur einmal die 25 Mandate der Parteidemokratie erreichen. Die beiden katholischen Parteien haben ihre Mandatzahlen bereits erreicht, obzwar sie auf dem Dorfe noch starre Reserven haben. Schmad erscheint auch die Deutsche Bolfspartei, die erst no nicht die Hälfte ihrer Mandate besagt. Sehr enttäuscht hat die Konservdati de V­olfspartei, die weit hinter den Hugenbergern zurückbleibt, obwohl beide Parteien auf starre Dorfreserven rechnen können. Wehnliches gilt vom Landvolf. Bis 1 Uhr waren abgerechnet: Sozialdemokraten 6,1 Millionen Stimmen 100 Mandate.­­ 45 Millionen Stimmen 75 u­on 3.51 Millionen einen 65 Man­­te, Zentrum: 3.32 Millionen: Stiratenl 60 Mandate. ar Deutschnationale 1.66 Millionen Stimmen 25 Man­te. Deutsche Volkspartei 1.28 Millionen Stimmen 20 date Wirtshaftspartei 1 Million Stimmen 17 Man­­te. Staatspartei 988.000 Stimmen 16 Mandate. Bayerische Bollspartei 925.000 Stimmen, 15 Mans Konservative 250.000 Stimmen 4 Mandate. Christlichsoziale 622.000 Stimmen 10 Mandate. Deutsche Bauern 380.000 Stimmen 6 Mandate. Randboll 739.000 Stimmen 12 Mandate. Bollstedt 707.000 Stimmen 13 Mandate. Deutschannoveraner 90.000 Stimmen 1 Mandat. Eine Mehrheit für die Regierung er­­scheint sehr unwahrscheinlich. Ob ihr der An­­schluß der Hugenberger genügen würde, erscheint nicht jeher wahrscheinlich. Die Koalition der Regierung mit den Sozialdemokraten könnte möglicherweise eine reine Mehrheit ergeben, wenn nicht die Dorfergebnisse auch hier Hinderlich sind, so daß das Zentrum entschiede. Eine „theoretische“ Berechnung ergibt um 1 Uhr nachts: Sozialisten 137 (—15), Deutschnationale 38 (—0), Zentrum 64 (+3), Kommunisten 9 (+21), Deutsche Volkspartei 27 (—18), Deutsche Staatspartei 19 (—6), Wirtschaftspartei 21 (+1), Bayrische Volkspartei 16 (—1), Nationalsozialisten 101 (--89), Landvolf 17, Konser­­­ vative Bolläpartei B. Der Verlauf der Wahlen, Berlin, 15. September. Die Wahlen in Berlin sind ruhiger verlaufen als vorauszusehen war. Die Wäh­­ler stellten si in außerordentlich großer Zahl in den Abstimmungssofalen ein. Man behauptet, daß 83 Pro­­zent eingeschriebener Wähler vom Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Der Verkehr auf den Straßen war außer­­ordentlich, starr, dennoch sind nur wenig Zwischenfälle zu verzeichnen. Ein nationalsozialistischer Kaufmann wurde vor seinem Hause von einer Kommunistengruppe angegriffen und gab mehrere­­ Revolverschüffe auf die Angreifer ab. Zum Unglück verlegte er aber einen Vor­­übergehenden tötlich, und wurde dann in Haft genom­­men, während seine Angreifer entkamen. In Neukölln griffen etwa 100 Ko­mmunisten das Polizeiamt an, wur­­den aber zurückgeschlagen. Im Laufe der Nacht sind 500 Verhaftungen vorgenommen t­orden. Der Reichspräsident erschien in Begleitung des Staatssekretärs Meisner um 8 Uhr früh in seinem Ab­­stimmungslokal. Bei der Ankunft, wie bei der Abfahrt bereitete ihm die Menge große Ovationen. In Potsdam fanden sich zur Abstimmung der geb­esene Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Prinzen August Oskar, Eitel und Frig Wilhelm ein. »Berlin, 15. September. Die Polizei hat am gestrigen Wahltag in Berlin insgesamt 200 Personen wegen Ruhestöruneg in Schubhaft genommen. In der Stadt kam­t an­­­hreren Stellen zu schweren Schlä­­gereien, insbesondere zwischen Kommunisten und Na­­­­tionalsozialisten. Ein Arbeiter kam infolge eines Mes­­serstiches ums Leben. In Neukölln belagerten die Kom­­munisten die Polizeimachtstube, es entstand eine Schnee­­rei, die jedoch unblutig verlief. Zt. der Provinz ver­­liefen die Wahlen im allgemeinen ohne größere Ziwi­­idenfälle, nur die Kommunisten riefen stellensweise Schlägereien hervor. ' Vom Jölk­erbund Eine sensationelle Rede des englischen Handelsministers Genf,14 September Nachdem in der General­­­debatte noch die Vertreter von Siam,Uruguay und Kolumbien gesprochen hatten,machte Präsident Ti­­tub­ecu das Haus aufmerksam,daß n­och sehr viele Redner vorgemerkt seien,daß aber längstens Dienstag die Generaldebatte geschlossen werden sollte,um­ am Mittwoch mit den D­ebatten in den sechs Hauptkommissionen,in di­e sich die Völkerbund­­versammlung teilt, beginnen zu können. Dann sprach der Schweizer Bundesrat Motta im der ihm eigen­­tümlichen, nach allen Seiten verbindlichen Weise. Der englische Handelsminister Graham folgte mit einer sensationellen Rede. Er forderte die Durch­­führung der Beschlüsse der Weltwirtschaftstonierenz von 1927 namentlich Hinsichtli Der Niederlegung der Rollmauern, da die Hölle in der Weltwirtschafts­­krise eine entscheidende Rolle spielen. Die nächstwic­­tige Stage it die Herablegung der Preise, von der die­­ Arbeitslosigkeit abhängt. England nimmt Die Konvention betreffend den Zoll­waffenstillstand an. Deren Ratifikation durch die anderen Staaten England eriwartet. Das Dreierkomitee für die Szekler der Esik Wahrscheinlich V­ertagung ! Der Dreierausschuß für Die bekannte Szeklerpeti­­tion, bestehend aus dem Stellvertreter des persischen Ratsmitgliedes, dem Barijer persischen Gessandten Mirjan Hossein Chan Ala als Borfigenden, dem englischen Außenminister Handerson und dem fin­­nischen Außenminister Brosope, hat Heute die Steu­­­erfrage behandelt. Die Stefler hatten eine neue Peti­­tion eingerichtet und so beeilte man si mit der Ver­­handlung. Die rumänische Regierung forderte darauf einen neuen Termin zur Stellungnahme zur neuen Retition. Man vermutet, daß die Frage auf Die nächste Ratstagung im Januar verichoben t werden wird, obwohl die jegige Ratstagung noch ein svei Boden Dauert. 1% Minderheitsgegnerische Konferenz bei Zaleski Angesichts des neuen schärferen Hervortretend Der Minderheitenfrage Haben Sonnabend­abend beim pol­­­nischen Außenminister Zalesti im Hotel des Bergues die Vertreter Rumäniens, der Tichechoslona­­kei, Jugoslaviens und Grieenlands getagt. Sie wollen eine einheitliche Front den Minderheiten­­­­forderungen entgegenstellen und zwar wollen sie weder ständige beim V­ölkerbunde annehmen, no­ch ein anderes Ver­­fahren in der Beh­andlung der Minderhei­­tenrpetitionen. 3 verlautet, bereits viele Staaten für seine Auffassung gewonnen das Deutschland habe und das namentlic England schärfstens für Deutschlands Minderheitenauffassung eintritt. Die Debatten werden in der 6. Kommission der Bergerbundversammlung — Präsident der Tana=­diihe Ministerpräsident Borden — sid. abspielen und voraussichtlich ehr heftig werden. In der 6. Koms­mission, die alle politische Fragen behandelt, sagen Die meisten Erstdelegierten aller 51 ii Fr vertretenen Delegationen. Der Rückzug der N­IREN: Truppen S aus dem Saargebiet Der große Empfang bei Zi­ulosen . Wie bereits gemeldet, hat Briand dem­ Nidzug der Saargarnison. Die zufegt noch aus 200 F­ranzosen und 50 Belgiern bestand und der eine Eisenbahnkom­­mission von 75 Personen angeschlossen war, zugestimmt. Unklar bleibt, an wen sie die unverändert hinter fran­­zösischen Einfluß verbliebene Regierungskommission des Saargebietes wenden würde, wenn sie „gelegentlich“ wo mehr Brachialgemalt zu brauchen behaup­­ten wollte, als die 1000 Saargendarmen darstellen­. Ebenso erwartet man deutscherseits, daß gelegentlich der Abstimmung der Saargebietbewohner über ihre spätere staatliche Zugehörigkeit seine französischen Emangsgarnisonen herangezogen erben. Wie üblich, gibt Titulescu als Präsident der Böls­ferbundversammllung einen großen Empfang. Er findet am 23. statt. Es ergehen 1300 Einladungen. Darunter. an alle die 400 in Genf meilenden Journalisten. ‚eine ... Minderheitenkommission. Die politische Lage in Polen Eine blutige Barteiversammlung W­arschau, 15. September. Auf der gründenden Versammlung eines regierungsfeindlicen polnischen po­­litischen Blocks unter dem Namen „Gentrolew" kam “ gestern zu einem blutigen Zusammenstoß mit der Po­­lizei, wobei zwei Menschen getötet, viele sch­wer verlegt wurden. Die Sikung hat in einem gesclosfenen Lokal begonnen und hierauf wurde ein Umzug gemacht. Wäh­­rend­­ desselben warf ein Demonstrant eine Bombe in die Polizei, gleichzeitig wurden mehrere Schhffe ab­gegeben. Daraufhin sprengte die Polizei mitten in Die Menge. Es wurden zwei Menschen getötet und fünfzig schwer verlegt, hnnter ihnen ein Polizeikommissär und mehrere Wachleute. Die Polizei verhaftete 100 Men­­schen. Die Aufregung in der Stadt ist sehr groß. Im Lemberg und Thorn kam es an zu heftigen Demon­s­­trationen. Die große Woche in Reformierten Die Rage der Volksschullehrer und der Mittelschulprofessoren — SIRHREIHERENREN Probleme Unter obiger ieberschrift berichten Die ungarischen Blätter über die Tagung der Reformierten in Rei­markt, welche am Yegten Mittwoch mit dem sogenannten „Zag der Lehrer“ begonnen und im weiteren Ver­lauf die wictigsten nationalen und Kulturproblem der reformierten Kirche in Rumänien zum Gegenstand der Verhandlungen hatte. Nicht weniger als 350 Behre unter dem Boru­s DS Bischofs Dr. Mıd­ai Sandor nahmen an den Verhandlungen Teil. Zunächt fliz­zierte ein Marogsuafjarhelner Lehrer die ichredtliche ty i | 54 x RI .­­ “ k­­ . f ni > i

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