Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1939. September (Jahrgang 66, nr. 19906-19935)

1939-09-01 / nr. 19906

— ’1"mpostalä plätitä in Dumärar cont. aprob, 34. 757/939 er Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Direktor: Hermann Plattner, Hauptshriftleiter: Alfred Hönig, V­erantwortliger Schriftleiter: Hans Blattner,­­ Eigentümer: Siebenbürgisch-Deutsche Berland-Ak­ien-Gesellsihef Eingetragen in das Register der Veröffentlichungen beim Hermannstädter Gerichtshof unter Zahl 21/1938 Nr. 19906 Sibiu: H­ermannstadt, Freitag 1. September 1939 66. Jahrgang Die deu­tische Radantwort in London Beichen und Satfachen geben die Stimmung London, 30. August. Das Ziffer - Telegramm Hen­­dersons mit dem Auszug der Antwort des Führers traf Dienstag abend­einhalb 10 Uhr im Londoner Außenamt ein. Kurz darauf längte auch der volle Wortlaut ein, der angeblich neun Gesten umfaßte. Die Fachmänner des Augenamtes begannen fieberhaft an der Iederregung zu arbeiten. Um 1 Uhr nachts begab sich Außenminister Lord Halifar in die Woh­­nung des Ministerpräsidenten, wo er sie lange mit Ch­amberlain beriet, um dann um dreiviertel 3 Uhr in sein Amt zurückzukühren. Er war begleitet vom Generalsekretär Cadogan und Sir Horace Wilson, einem der nächsten Ratgeber Chamberlains, weiter von Staatssekretär Buttler. Bald darauf traf auch der diplomatische Ratgeber der Regierung, Sir Nobert Banfittard, im Außenamt ein. Dort gingen die Beratungen bis halb 4 Uhr weiter. Die deutsche Antwort sollte Mittwoch­vormittag vom engeren Kabinettsausschuß beraten und dann dem um 12.30 Uhr zusammentretenden Ministerrat unterbreitet­­­­ werden. Selbstverständlich wu­rde über den Inhalt der deutschen Antwort vollständiges Stillschweigen be­­wahrt. In politischen Kreisen zieht man immerhin einige zuversichtlichen Schlüsse aus nachstehenden Tat­­sachen: 1. In Deutschland habe man vor Erteilung der Ant­­wort die Unterhausrede Chamberlains sorgfältigst ge­­prüft. 2. Die deutsche Wresse betont die Notwendigkeit einer heut­e englischen Verständigung. 3. Die Stimmung der Geschäftswelt Londons ist zu­­versichtlich. Das Pfund stieg gestern bereits auffällig, während der Goldkurs um 4 Schilling je linze gefal­­len ist, worauf sofort neue Goldmengen auf den Markt gelangten. Staatspapiere und Industriewerte festigten ihre Kurse. 4. Chamberlain hat vor einer Abordnnung von Arbei­­tern erklärt, Die Negierung sehe seine Notwendigkeit für eine Räumung Londons gegeben. 5. Italien ist unermüdlich um eine ernste Vermittlung bemüht, was auch daraus hervorgehe, daß Italiens Botschafter in Berlin, Attolico, noch in der Nacht auf Mittwoch den Führer und­­ Reichskanzler aufsuchte, imo»­bei er ihm die Bemerkungen Mussolinis zur de­utschen Antwort an England überbrachte. Der italienische Außenminister Graf ECiano habe ji auch gestern wieder längere Zeit mit dem britischen Botschafter unterhalten. Baris: Kritisch, aber nicht hoffnungslos Baris, 30. August. Ministerpräsident Daladier hatte gestern abend weitere Besprechungen mit seinen politischen und militärischen Ratgebern. Das Außen­­ministerium stehe in ständiger enger Verbindung mit London und Warschau. In politischen Kreisen billigt Dh­mie een Een Sam­beraine Wrh- Dei volle Hebereinstimmung mit dem englischen Standpunkt. Die Friedensaktion der Herrscher Hollands und Bel­­giens wird aufmerksam verfolgt. An zuständiger Stelle versichert man, daß Frankreich den Schritt günstig be­­antwworten werde. Die öffentliche Meinung glaubt, daß die Lage wenn an noch Fritish, so Do nicht Hoff­­nungslos sei. Man rechnet auch damit, daß der Duce in fetter Stunde noch einen Schritt unternehmen werde. Das „Journal”“ vertritt die Ueberzeugung, daß auch der Batilan im Interesse des Friedens große An­­strengungen mache. „Petit Barisien” erklärt, daß zwar der allgemeine Mobilmachungsbefehl vorbereitet sei. Doch sei zur Stunde seine Rede von jener Ausgabe Augenblicklich leicht aufgehellt (U. 9) Am europäishen Horizont zeigt sich ein ganz zarter G Silberstreifen. Während die außerordent­­lichen Vorbereitungen der einander gegenüberstehenden Großmächte und die Maßnahmen ihrer Nachbarländer zur Sicherung der Neutralität unweiterschreiten, sind in den­­­iplomatischen Verhandlungen der rechten Tage leichte Anzeichen für die Möglichkeit einer Ent­­spannung zu bemerken. Aus dieser Atempause konnte sich eine friedliche Lösung anbahnen. Die vorliegen­­den Radarmeldungen beriten von einer völligen Be­­reitschaft der deutschen Armee, jeden Befehl sofort aus­­zuführen. Diesgleichen von neuen Mobilisierungsmaß­­nahmen in Polen zur Verstärkung insbesondere der Stellungen an der slowakischen Grenze. Sie melden ferner von dem Aufmarsch der deutscchen Truppen an der slowakisch - polnischen Grenze, wodurch nunmehr eine halbkreisartige Umfassung Polens dur­che deut­­acher seit Dienstag Entspannungsmomente, die neue Hoffnungen auf die Sicherung eines gerechten Friedens erweden. Zwischen Deutschland und England ist ein Noten­­w­echjel im Gange, der offenbar noch nicht abge­­s­lossen ist. Der einzige zur Stunde der Druck­­legung dieser Zeilen vorliegende Hinweis auf den Inhalt dieses Gedankenaustausches it Die gestrige Nede Ehamberlains vor dem englischen Unterhaus. Sie betonte in den wenigen Andeutungen, die sie auf den deutsch-englischen Notenwechsel machte, Daß die Reichs­­regierung ihre Forderungen unverändert und mit Ent­­schiedenheit vertrete und daß sie über die Dringlich­­keit einer Lösung der polnischen Frage seinen Zweifel übrig gelassen habe. Demgegenüber steht ein Passus der Rede des englischen Ministerpräsidenten in starrem Gegentag zu dem Standpunkt Deutschlands, nämlich die Feststellung, daß Chamberlain in seiner Note an Hitler erklärt habe, daß England nach wie vor be­reit sei, die Polen gegenüber übernommenen Verpflich­­­tungen zu erfüllen. Dieser Gegentag ist natürlich das Wesentliche und Entscheidende in der ganzen Spannung zwischen den Großmächten. An ihm kann schlieglt jede Verstän­­digung scheitern. Es darf aber nicht übersehen werden, daß die übrigen, recht vorsichtigen Ausführungen des englischen Ministerpräsidenten jede Härte vermeiden, ja, daß sie offenbar darauf ausgehen, all das hervorzus­heben, was so an Anknüpfungspunkten gegeben ist. Vor allem muß er auffallen, daß Chamberlain aus der langen deutschen Note vom Wochenende, über die er seine weiteren Einzelheiten angeben will, den Wunsch des Führers zu einer dauerhaften D deutsch-englis­chen V­erständigung besonders herausstreicht und ihn von Seiten Englands mit warmen Worten erwidert. Die Formulierungen hinsichtlich des grundmäßlichen Eintretens der englischen Regierung für das Boten gegebene Wort sind ferner so gehalten, daß sie Eng­­land nit starr festlegen und der englischen Politik noch Clastizität vorbehalten. Der heutige „Universal“ schreibt sogar, daß von London offenbar auch ein Druck auf Polen ausgeübt werde. Natürlich weist Chamberlain auch darauf Hin, daß alles davon abhänge, „wie Die allein Englands, an den deutschen Standpunkt rech­net. Sowohl der Briefwechsel zwischen Hitler und Dala­­dier als auch die Hinweise des deuten Rundfunks auf die Rede Chamberlains lassen erkennen, daß die deutsche Politik größten Wert Darauf legt, vor einer endgültigen Entscheidung dem englischen und dem fran­­zösischen Volk Harzumakhhen, worum es nach deutscher Auffassung eigentlich geht. Berlin läßt erkennen, daß Deutschland weder Englands no Frankreichs Interes­­sen bedroht, daß es zuvar zu einem etwaigen Kampfe gerüstet und bereit ist, jedoch das seinige Dazu beitragen will, um den Belfern die furchtbaren Blutopfer eines Krieges zu ersparen, soweit sie nur irgendw­ie ber­­hütet werden können ohne daß Dabei Lebensrechte des Neid­es preisgegeben werden. Ueber den Inhalt der Antwort Hitler auf die am Montag­abend überreichte englische Note ist bs zur Stunde noch nichts bekannt. Es muß jedoch vermerkt werden, daß diejfe Ddeutsche Antwort nach englischen Meldungen so ausführlich gehalten ist, daß ihre Ueber­­legung in das Englische mehrere Stunden erfordert ha­­ben soll, und daß das englische Kabinett offenbar ein neues Schreiben vorbereitet. Jedenfalls ist es nicht wahr, daß der englische Botschafter Henderson am Montag, nach Ueberreichung der englischen Note Berlin sogleich­ wieder verlassen hat, wie dies von einigen Blättern behauptet und dadurch der falscche Einbruch eines Ab- Bruch der Auseinanderlegungen erhweht wurde. Viel­­mehr ist damit zu rechnen, daß die Berjständigung ber Jude no fortgelest und ihnen vielleicht noch einige Tage gewidmet sein werden. Die Meldungen aus den an dem großen Gegenjah nicht unmittelbar beteiligten Staaten begünstigen eben­­falls das Bemühen zu einer friedlichen V­erständigung über die­­­eutschen Ansprüche, weil sich bei seinem einer Möglichkeit der Annäherung der Westmächte, vom­­ Übrigen Staat eine Bereitschaft zum Eingreifen im unmittelbaren Gegensätz zwischen Deutschland und Polen behandelt werden“. Auch die deutschen Aeuferungen der beiden Tetten Tage deuten darauf hin, daß Berlin no immer mit Falle eines Krieges zwischen den Achsenmächten und den Westmächten zeigt. Amerika scheint nach den Aeuferungen seines Präsidenten und seiner Presse eine etwaige mittelbare Parteinahme zugunsten der Demo­­kratien dur­ Erleichterung von Lieferungsbedingungen zu erwägen, er betont jedoch mit aller Deutlichkeit seine Abneigung, sich in einen europäischen Krieg militärisch einzumengen. So bleibt denn das durch die Achse einer­­seits und die Westmächte mit Polen andererseits gege­­bene Kräfteverhältnis unverändert und wirft auf Ver­­ständigungsbestrebungen hin, wie sie aus der Rede Chamberlains hervorgehen. E83 wäre natürlich voreilig, aus einigen Anzeichen der Entspannung, zu weit gehende Schlüsse zu ziehen. Die Tatsache bleibt bestehen, daß z­wei waffenstarrende Heerlager einander gegenüberstehen, daß es um grunds legende Entscheidungen in einem geschichtlichen Augen­­blick geht und daß ein Zustand solcher Hoc­hspannung nicht mehr lange anhalten kann. Der seit einigen Mona­­ten schon andauernde Nervenfrieg muß in einigen Tagen so oder so ein Ende finden. Mit einem Verzicht Deutschlands auf seine Forderungen ist nit zu rech­­nen. Eines bleibt aber übrig: auf den vor einigen Tagen erreichten Höhepunkt der Spannung ist unleug­­bar ein Zwischenstadium gefolgt, das zu einigen Hoff­­nungen berechtigt. « An meinem Leben und an meinen schicksalen liegt nicht standen wirkungen meinesäkebens liegt unendlich viel Fkchks

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