Süd-Ost, Dezember 1935 (Jahrgang 1, nr. 18-41)

1935-12-01 / nr. 18

7"·." mein Tageblatt der Deut­schen Volksgemeinschaft­ in Rumä­nien Schriftleitung: " l . · Zibin-.Hermannstadt,FranziskanergasseM Telephonnummer tsls NunningL Dezemberlgss Berwaltung: Sibin-Hermannstadt, Kleine Erde 4 To. Nr. 263, Postichelik.: Buhkarelt 62.130 1. Sahrg. Adolf Hitler Yue ist nichts,dein Vock ist alkces! Die satlsburger Beichlüsse stihrem sedenlktas am 1.Dezember Derl.Dezember­ ist fük den kumänischen slaqt.vor qsmsbet fük unseretumänischen".Heimatgenesen,ein Gedenktag von hohem Gefühlswert.Voksierzehnsohren, am 1.Dezember 1918,hat in Karlsburg jene geschichtlich bedenksame Versammlung de Kanonen aus Siedens­bu­r­gen und dem Banat slattgefunden,die den Anschluß der von Rumänen bewohnten Teile Ungarns an Rus­mänien erklärte. Wir müssen uns in die Lage dieser Männer verlegen, um einigermaßen das Glücksgefühl begreifen zu können, das nicht nur die Teilnehmer an der Versammlung, sondern alle ihre Volksgenposjen da­­mals durcströmte und bei jeder Erinnerung an jenen Tag immer von neuem erfaßt. Der Gedanke, aus einer nationalen Minder­heit, der es im Laufe der Jahrhunderte es recht schlecht ging, mit einem Male Mitglied einer reibfändigen, flanfenbildenden Nation zu werden, ist so ‚ Überwältigend groß, daß man es wohl begreifen kann, daß dieser Tag für immer als Seiltag für den Rumänen gefe­eıt wird. Auch wir Deutschen des Landes, in erster inte wir Siebenbürgen Sachsen, haben, abgesehen von der Mitfreude mit unseren rumänischen Mittäigern Grund, des 1. Dezember mit Pietät zu gedenken. Es ist allge= bekannt und kann doch nicht oft genug wiede­holt werden, daß jene auf der Volksversammlung in Karls­­burg gefaßten Beischlüffe in zwei Punkten uns als eine nichtrumänische Volksgruppe im Lande ganz besonders berühren. Es sind dies die Punkte 1. und 2. des dritten Artikels. Welce Wichtigkeit ihnen die Urheber der Beiclüffe beimaßen, geht schon daraus hervor, daß Be an erste Stelle unter den Forderungen v»der DBer- Kündigungen fanden, die sie aus dem Grundprinzip für die Gestaltung des rumän­ischen Sfaates ableiteten. Diese Punkte laufen folgendermaßen: 1 Bolle nationale Freiheit für alle mitbewohnenden Völker. Lees Volk soll Ah­dur P­ eersonen aus seiner eigenen Mitte und in seiner eigenen Sprache unterrichten,verwalten und richten lasssen, jedes Volk soll das Recht der Vertretung in den gesehgebenden Kadıpershaften und in der Regierung im Verhältnis zu der Zahl der zu ihm gehörenden Personen haben. 2. Sleihberechtigung und volle autonome Freiheit für alle Konfessionen im G Staate.* Was diesen Zusagen einen­ besonderen Wert verleiht und für die Aufrigtigkeit zeugt, mit der sie damals ge­­geben wurden, in der limstand, daß sie eine wörtlie Wiederholung solcher Bäße sind, die die rumänische Rationalpartei Siebenbürgens Jahrzehnte früher als Forderungen für das eigene Volk in ihr Volkspr­ogramm aufgenommen hatte. Der­­ Verfaj­rer der Kaulsburger Beicprüfte, Vasile Goldis, und seine­r Freunde wollten damit den Gedanken zum Ausdruck bringen, daß sie, Angehörige des Mehrheitsvolkes gemernen, ihren Mit­­bügern dasselbe zu geten bereit seien, was sie einstens als Bedi­gungen ihres eigenen nationalen Lebens aufgestellt hatten. Die Karlsburger Beichlüsse in ihrer Gesamtheit, somit auch einschließlich der angeführten Säge, sind bekanntlich von König Ferdinand unter Gegenzeih­ungen Ionel Bratianus kurze Zeit nach dem 1. Dezember 1918 be»­stätigt und in das rumänische Gefegbudy aufgenommen worden. Sie haben also Gesecheskraft erlangt und zwar, ihrem Gepräge nach, als grundlegende, ver= faftungsgleiche Staatsgeseße. Es läge uns nahe, Beratungen darüber anzustellen, wie weit jene klarlich geformten und Qujagen von höchsten Wert enthaltenden Süße im Recht sieben Aus der rumänischen Volksvertretung Das Programm der Rechtsradikalen Bukarest, 30. November. In der gesirigen Sitzung der beiden Häuser wurde­n in der Kammer von Goga, im Senat von ISoanigesc­h — das Programm der Rechsradikalen verlesen. Diese amtliche Form desselben unterscheidet ich nicht wesentlich von der bisher mitgeteilten. Die verlesene Erklärung besaßt: Die rumänische Front und die Hrisilihnationale Partei haben als Programm ihres parlamentarischen Blocks folgendes bestimmt: Unter­ allen Umständen Wahrung der Monarchhie und des Ansehens des Thrones, da diese die Gefahr für die Einheit des rumänischen Staates bilden. Der chrisliihe Charakter des rumänischen Staates muß behauptet werden, damit die Forderung „Rumänien den Rumänen“ erreicht werde. für die Verwirklichung dieses Zwecs und um tatsächlich der herr­chenden Nation, die von der Sklaverei be­freit (!) werden soll, die politische Herrschaft zu sichern, fordert der parlam ntarische Blok: Anwendung des „nationalen Prinzips“ in der Armee, der Suffiz, der Verwaltung, im staatlichen Mittel- und Hocschulunterricht sowie in allen Unternehmungen des Gelautes, des= gleichen Vermunklichung­ des­ Verhältnisses in­ välkischem­ Sinne in allen Brivatun­terneh­mungen Ru­­mäniens. Wiedereihiehung der rumänischen Kirche in ihren Beruf als Schöpferin und Richterin, Abschaffung der Trusts und Kartelle, Inkraftiegung und Wahrung des Vorranges der rumänischen Arbeit und Stärkung der rumänischen Arbeit geg­nüber den zugeteilten fremden Elementen, Ueberpüfung aller Staatsbürger­­hoffen, die nach dem Friedensvertrag gewährt wurden, ferner Nichtigkeitserklärung des Rechtes ausländischer Arbeiter und angeblicher Fach­­leute, die hier im Lande tätig sind, Reinigung der Preise von fremden Elementen, die den Geist im Lande in saatsfeindlichem, zerfegendem und rumänienfe­ndlichem Sinne beein­flustet. Übung der Krfur, der Mirshaft und der Gesundhit der rumänischen Bauernschaft, Staffung enes bäuerlichen Ar­chıis für rumänische Kleinkaufleute und rumänische Gewerbetreibende. Scheus­ige Ausrüstung des Heeres. Abänderung der gegen­­würfigen Verfassung durch die Verankerung der natio­­nalen­dee in der Struktur unseres Staatslebens. Moralische Wiedergesundung der rumänischen Gesellschaft. Delnlierung der rumänishen Außenpolitik im Sinne der Friedensitee, der Achtung unserer Grenzen durch Wahrung der zwischenstaatlichen Berträce, die sie ge­­währleisten. Aufsehlerhaltung der regelwärtigen Freunde­sheffin und Sthffung normler Bezehungen zu allen Staaten durch Nichtangriffspok­e. Es muß hiebei jedoch festgefellt werden, daß ein gegenseitiger SHilfeleistungs­­verlag mit Somm­errußland nicht wünschens­wert ist. In beiden Litungen wurde hierauf die Aussprache über die Adresse, die am Donnerstag begonnen hatte, fortgesegt. In der Kammer hatte am Donnerstag der Liberale Bolomey als erst­er zum Genenfland gesprochen, im Senat der bekannte konservative Politiker Gregor Filipescu. Dessen Rede hat einiges Aufsehen erregt, denn sie wendete sich mit großer Helligkeit gegen Italien, das er beschuldigte, eine wegen Rumänien gerichtete Politik der Grenzrevision zu führen. Deshalb sei es richtig, daß Rumänien für die Sühnemaßnahmen des Völkerbundes Stellung nehme. In der geftrigen Beißung der Kammer sprach der Abgeordnete Saijanu über Revisionsbestrebungen, die Rage der Rumänen in Bulgarien, und eine Reihe von andern Themen, wie das in den Wöreßdebatten üblich is. In der­­ geffrigen Senatssirkung wurden vor Fortsehung der Adrek­­debatte Anfragen an die Regierung gerichtet, die keine größere Bedeutung hatten. I —_—_ —_—_ _—__ ____ A­ngebliche Nachgiebigkeit Frankreichs Schwarzieherische und hoffnuungsvolle Bermutungen Paris, 30. November. Gellern haben wir die Mith­­­eilung gebracht, daß die Unterredung des englischen Geschäftsträgers Elerc mit dem französischen Minister­­präsidenten Zaval noch kein Ergebnis gehabt habe. Inzwischen scheint eine Uenderung eingetreten zu sein, doch möchten wir dies noch nicht als sicher hinstellen. Bekanntlich handelt es ich um eine Ausdehnung der gegen Stolien gerichteten­­ Ausfuhrverbote auf Eisen, Stahl, Kohle und vor allem auf Petroleum. Elerc soll die Zustimmung Frankreichs dazu erlangt haben. Felt flieht aber nur soviel, daß der sog. Achtzehner- Ausschuß auf den 12. Dez. einberufen worden is. Seine Erbung sollte schon am 27. Nov. fl ab­finden, is aber dann auf den Wunsch Lavals verschoben worden. Diesen Aufschub, der mit persönlichen Umständen Lavals begründet­­ wurde, gewährte England, it aber en­thloffen, am 12. Dezember die Sekung abhalten zu lassen­­und in ihr vor allem die Beiroleumausfuhr nach Italien verbieten zu lassen. Da Italien dieses Verbot als eine feindselige Handlung zu betrachten erklärt hat, so scheint in der Tat ein Höhepunkt der Entwicklung der Dinge erreicht worden zu sen. Wenn nun nicht binnen aller kürzesten Seit ein Ausgleich möglich wird, kann es doc noch zu einem Arieg zwischen Italien und den führenden Völkerbundstaaten kommen. Paris 30. November. Einigermaben wird die im obigen ausgetrübte Befürchtung durch eine Meldung des Blottes „Deuvre“ gemildert, wornach­e fprechungen zwischen einem englischen und einem französischen Gradı= verflä­­chigen Üüler eine Lösung der abessinischen Angelegenheit stattge­funden haben sollen. Dem genannten Blatt zufolge geht ein Borschlag, der ein Ergebnis dieser Besprechungen gewesen sein soll, dahin, daß Oberlinien einen Hafen erhalten soll, wog gen es Italien g wille Zug­ständnisse einräumen würde, die zwar gebietmäßig beschränkt wären, dafür aber in wirtschaftlicer Hinsicht um­­ größere Tragweite hätten. Das Blatt schreibt einer Besprü hung Laval—Be­nfili geofe Bedeutung zu und meint, daß die Feindseligkeiten in Abelslinien binnen kurzem eingestellt werden würden. Rumäniens praktische Geltung­e­langt haben. Wir wollen solche Betrachtungen jedoch unterlassen, um die Bitterkeit, die ich nicht fernhalten ließe, in unseren Gemütern nicht heraufzubeschwören. Wir schlieken Leber mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die Zeit kommen werde, wo der Geist jener hochgemuten Beischlüffe im N Rechtsleben Rumäniens zur Serrh­aft gelangen wird. Auch manche Erfahrungen der Gegenwart sollen uns in dieser­­ Hoffnung nicht Die Zustände in Delferreich) Innsbruk 29. November: Der frühere Tiroler Heim­wehrführer und derzeitige Generalkonsul Dr. Richard Steidle, Triest, hat an einen seiner Freunde u. a. geschrieben: „Ich selbst falle meine Eindrücke dahin zu­ jammen, daß ich den Aarren für reichlich vers fahren erachte, gab es mir persönlich bereits reuf, 15 Jahre meines Lebens an eine Sache verwendet zu haben, die, wenn nicht wieder ein österreichisches Wunder gescieht, ein schlägl des Ente nehmen wird. Für das, was jekt in Seh­erreihh gefchieht und in den leß­en ohren gefliehen ist, hätte ich weiß Gott nie Zeit, Mühe Geld und Beruf geopfert, mich au wahrhaftia nicht anschließen lassen. Ich habe den bestimmten Eindruck, daß der Seimalfcuß auf dem Wege zum Arme­leutbegräbnis isl.“ ws (Neueste Nachrichten auf der vierten Grite!) wankend machen. Auch das rumänische Volk ist, gleich­ für allen andern Kulturvölkern in der Gegenwart, in Gärung und in tiefgreifender innern Umg­estaltung. Ist einmal in seinem eigeren Schoke die Klärung erfolgt, wird es ihm auch möglich werden, mit den natonalen Minderheiten, mehr als einem Vierfel der Gesamt­­bevölkerung Rumäniens, zu einem dauernden Ein­­vernehmen zu gelangen ! Lu un mmmn nn nf

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