Süd-Ost, Juni 1936 (Jahrgang 2, nr. 125-146)

1936-06-03 / nr. 125

LU- os- - ua-U geblatt der Deuts­chen Bollsgemeinsc­haft in Rumänien 125. Schriftleitung: Franziskanergasse 7/I Solge Postfach 55, Telephonnummer : 519 Mittwoch, den 3. Juni 1936 Verwaltung: G­raf Mosciugasse (Kl. Erde) 4 2. Tel.-Ji­. 263, Postschekk.: Bukarest 62.139­­ Jahrg. RE Italienischer Irredentismus in der Schweiz Dor einigen Monaten (48. Folge vom 28. Februar d.h.) haben wir auf die bedauerliche Tatlache hingewiesen, dak unter den Deutscschweizern eine an Haß grenzende Abe­neigung gegen Daun­hyland besteht, die offenbar ihre Murzeln in der Angst davor hat, Deutschland könne die Schweiz zu erobern h­andlen. Wir erwähnten in diesem Zusammenhang das schroffe Verhalten der Schweizer Re­­gierung, die nach der Ermordung Guffloffs Parteiorgani­­­ationen deutscher R Reichsbürger in ihrem Lande nur mehr dulden will, und sprachen auch von einem Auffall der „Neuen Züricher Zeitung“, der sich heilig dagegen verwahrte, daß auch deutschschmeizerische Dichter, Pädagogen und Sc­hriftsteller in ein in Deutschland geplantes Werk „Große Deutsche“ eingereiht werden. Angesichts solcher Unbegreiflichkeiten überkommt es uns beinahe wie Schadenfreude, sehr zu lesen, dab man in der Schweiz wegen italienischer Irredenta­himtriebe beunruhigt if. Swar­if gegen zwei Sc­hriftleiter eines in der italienischen Schweiz erscheinenden Ylafses „Adule“, die unter der Anklage des Randesperrafes und uner­­laubten Nachrichtendienstes in Untersuchung standen, die Anklage zurückgezogen worden, aber nur wegen Mangel an » Damit ist natürlic die Beunruhie gung der Öffentlichen Meinung in der Schweiz nicht be­­festigt. Denn wenn auch die beiden verdächligen Personen ihre Handlungsweise zu verschleiern gewußt haben, so­­ besteht jenseits der Grenze, in Italien, eine ausgesprochen irredenfiffische Bewegung, die ihren Blick auf die italies­isschen Kantone der Schweiz richtet. Ein Buch von einem Borkämpfer des großen italienischen Imperialismus Paolo Drigo spricht ganz ungefheut von den erwähnten italie­­nischen Kantonen der Schweiz als von einem „Grenzwall“, der Oberitalien gegen Norden fhüßen solle und über kurz und lang aus diesem Grunde beseßt werden müsse. Die Neutralität der Schweiz, sonst, d. h. wenn es gegen Deutschland geht, geradezu ein S Heiligtum für Franzosen und Italiener, wird hier sehr gering eingeschäßt. Sie sei auf solange zu achten, als die Schweiz sie selber nicht verl­ieße. Denn die Schweiz sei wieder nichts als ein geschichtlicher und staatsrechtlicher­­ Versuch, drei Nationenbruchstück lebensfähig zu vereinen. Sobald eines dieser Bruchstücke verkümmere, habe die Schweiz ihre Neutralität verlegt und ihre Daseinsberechtigung verloren. Diese Verlegung aber lieht angeblich vor, da die italienischen Kantone der Schweiz in lebfer Zeit stark verdeutih wurden. Worin diese angebliche Verdeutschung besteht, willen wir nicht; es ist anzunehmen, daß vielleicht ein größerer Zuzug aus der deutschen Schweiz erfolgt, möglicherweiser bedeutende deutschschweizerische Unternehmungen ich dort aufgetan haben u. dgl.m. Das erwähnte Blatt „Adula“ hatte von dieser Verdeulichung besonders des Tessiner Kantons, viel geschrieben und sein Leiter hatte unter nicht verdächtsigen Umständen eine rege Vertragstfäligkeit über dasselbe Thema drüben in Italien entfaltet. Der Fall ist sehr reich. Auch hier haben wir ein Beispiel dafür, daß sehr oft andere Völker die Handlungen begeben, deren man die Deutschen beschuldigt. Von irgendeinem Versuch von Deutschland her, die deutschen Kantone der Schweiz als „Grenzwall“ gegen Süden oder offen zu sichern, it niemals etwas bekannt geworden. Wäre er von noch so unmaßgeblicher Seite gemacht worden, so würde die Schweizer Presse jedenfalls von Broteffen widerhallen. Die Italiener aber, die an der Schweiz nur einen sehr kleinen Anteil haben, fühlen i­) berechtigt, unter dem ganz nic­ligen D­orwand eines Grenzwalles gegen Deutschland zu bedürfen, ihre Hand nach dem Zeffin und sogar nach dem nicht ialienischen, sondern­­ rhätoromanischen Kanton Graubünden auszu­­strecken. Bei aller Raumnot liegt es dem Deutschen fern, Kundgebungen der Barteien zu Pfingsten Die Versammlung der Nationalzaranisten in Bukarest Bukareffi, 2. Juni. Am­ Pfingstsonntag fand in Bukarest die große Kundgebung der Nationalzaranisten satt, an der über 100.000 Menschen teilnahmen. Die Kundgeber marschierten zuerst vor dem Parteiführer vorbei, wobei es durch die kommunistischen Teilnehmer an der Tagung zu Ausschreitungen kam. Sie traten mit Transparenten auf, durch die die Bevölkerung zum Kampf gegen den F­aschismus und für die von Moskau angestrebte Volksfront aufe gefordert wurde. Die Anwesenden Bauern der national zaranistischen Partei nahmen diese Verbrüderung nur widerwillig hin und es kam zu Prügeleien zwischen Bauern und Kommunisten, die so weit führten, die Kommunisten s­chließlich die Versammlung verlassen mußten. Mihalache greift die Regierung an Der Parteivorjigende Mihaladhe hielt nun einleitend eine große Rede, in der er seine bekannten scharfen Einwände gegen die liberale Partei vorbrachte und sie besonders an den Widerstand erinnerte, den sie seinerzeit der Rückkehr des Prinzen Karl in das Band entgegengelegt hatte. (Meuefle Nachrichten auf der 4. Seite) Eostachesem­ brauch! Keine Bauernpartei Zn Saffy fand unter dem Vorsuß des Universitätss­professors Costahescu ebenfalls eine D­ersammlung der Nationalzaranisten fatt, in der sich dieser gegen die Parteileistung wandte und insbesondere die von Miha­­lache befürwortete Aufstellung der Bauernwehren bekämpfte. Er traf dann entschieden dafür ein, daß das Anftehen der Krone als des einzig ruhenden PanKER in dem verwirrenden Parteitreiben gewahrt werde. Cuza gegen Frankreich In Kishineff fand eine Kundgebung der Christliche Nationalen statt, auf der Cuza sprach. Er rictete heftige Angriffe gegen den Bolsschewismus, der nun in Spanien und Frankreich sein Lerstgungswerk begonnen habe. Rumänien könne niemals mit dem Frankreich Leon Slums zusammengehen. Er hoffe, daß Außenminister Titulescu dieses nun endlich auch einsehen werde. Auch hier kamns zu Seu­chenfällen mit Kommunisten. Die Nationalzaranisten verlangen eine neue Audienz Das Auftreten Eostahescus hat in den Kreisen der nationalzaranistischen Parteileitung Unwillen hervor­­gerufen. Milalahe will im Laufe der Woche um eine neue Audienz beim König ansuchen. —Die deutschen Gegenfragen an England Die Frage der Gleichberechtigung, der verpflichtenden Verträge und des Status quo London, 2. Zunt, „Daily Mail“ meldet aus Berlin, daß die Reichsregierung auf den englischen Fragebogen mit Gegenfragen antworten werde. Auf die Frage, ob das Reich in der Lage sei, ver­­pflichtende Verträge abschließen zu können, wird die Reichsregierung die Gegenfrage stellen, ob die Mächte bereit sind, mit dem Reich als gleichberechtigtem Staat zu verhandeln ? Auf die Frage, ob Deutschland die noch in Kraft bes findlichen Bestimmungen des Bersailler Vertrages respek­­tiert, lautet die Gegenfrage, ob die Signatarmächte bereit sind, die in diesem Beitrag enthaltenen Unge­­rehligkeiten zu beheben? Säh­eblich wird die R Reichsregierung die Frage, ob sie den europäisccen Status quo anerkenne, damit beant­­worten, daß der Begriff des Status quo vorher bereinigt werden müsse. Der tschechoslowak­sche Augenminister über einen Nichtangriffsvertrag mit Deutschland Prag, 2. Juni. Außenminister Dr. Arofta gab in der gemeinsamen Situng des Außenausschusses des Abge- Peg und des Grenates eine Darstellung über­­ Lage. Er erklärte u. a., daß die zwischenstaatliche Tage ernit­tet und größte Vorsicht erheil­e. Im­ Laufe der Aus­­sprache­ über die durch die Rheinbegehung geschaffene Rage werde über den allfälligen Abschluß eines Nicht­­angriffspaktes zwischen Deutschland und der Tichechoslowakei gesprochen. Die Tschechoslowa­­kei sei geneigt, allfällige Verhandlungen mit Deutschland auf europäischer Grundlage zu führen. Diese Frage ber finde si einstweilen noch ganz im Sufland der D­or­­bereitung. Italien und der V­ölkerbund Tatsachen sind unwiderruflich Rom, 2. Juni. Der halbamtliche „Giornale “,Stalia“ schreibt zu den Bersuchen, den Völkerbundrat wieder flott zu machen, daß Italien an den Sühnemaß­­nahmen nicht mehr interessiert sei. Italien hat Genf verlassen und werde nicht eher zurückkehren, als bis die Sühnefrage endgültig erledigt is. Die durch Italien geschaffenen Tatsachen sind uu widerruflich,. Argentinien fordert Bollversammlung des Bölkerbundes Genf. 2. Juni. Der Bölkerbund soll auf Anregung der argentinischen Regierung am 16. Juni auch eine außerordentliche V­ollversammlung abhalten, um die Angelegenheit der Sühnemaßnahmen, die Anerkennung der Einverleibung Abersiniens mit Italien und die Neuordnung der V Völker­­bundsfaßungen zu behandeln, auf Eroberungen auszugehen, die dieser Not nicht ab­helfen, sondern nur eitler Eroberungsluft dienen würden. Troßdem wird er solcher Bestrebungen verdächtigt. Hoffentlich wird die Schweiz durch dies Erlebnis an der italienischen Irredenta darüber belehrt, woher sie wirkliche Gefahren zu befürchten hat, und lädt die grundlose, unter dem Gesichtspunkt des Volkstums so traurige Anfeindung gegen Deutschland fallen ! Italien kommt nicht nach Genf Die Italiener sind über diese Anregung Argentiniens sehr verstimmt, sodaß in halbamtlichen Kreisen sogar ver­­lautet, daß Italien an der kommenden Rall­tagung nicht teilnehmen wird. Die neue Verwaltung Ostafrikas Fünf Provinzen Rom, 2. Sun. Mussolinis Plan für die Verwaltung Aberliniens wurde vom italienischen Parlament angenommen. Italienissh Erithräa, Somaliland und Aberlinien werden vereinigt und erhalten die Benennung: Italienisch Ostafrika. Die Hauptstadt bleibt Addis-Abeba. Das Land wird in fünf V­erwaltungsbezirke eingeteilt, u. zw. Ergthräa mit der Hauptstadt Asmara, Ankara mit der Hauptstadt Gondar, Gala mit der Hauptstadt Dhidihige, Harrar mit der Hauptstadt Harrar und Somaliland mit der Hauptstadt Mogadisco. An der Spite der einzelnen­­ Ver­waltungsbezirke stehen Die Gouverneure mit je einen Generalsekretär und die Be­­fehlshaber des Heeres. Ein englisch-ägyptischer Militärvertrag Kairo, 2. Zunt. Der englische Hohe Kommissar für Ä­gypten, Sir Robert Lampson, fährt nach London. Die Reise steht mit dem sehr weit gediehenen anglo- ägyptischen Miliärvertrag im Zusammenhang. Die englischen Truppen sollen besonders in der Kanalzone stark vermehrt werden,

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