Süd-Ost, Juli 1936 (Jahrgang 2, nr. 147-173)

1936-07-01 / nr. 147

147. Folge Tageblatt der Deutschen Volksgemeinschaftinquimin- Schriftleitung: Franziskanergasse 7/I Postfadt 55, Telephonnummer : 519 Mittwoch­­en, 1. Juli 1936 Verwaltung: G­raf Mogoiugasfe (Kl. Erde) 4­2, Tel.-Nr. 263, Postschekk.: Bukarest 62.139­­ Jahrg. Biblioteca Judeteana ASTRA LUD *P21648* Achte gelernt und nicht vergessen! Die Deutschenverfolgung in Ungarn . Zwei Aussprüche­ berühmter Männer fallen uns­­ ein, "wenn wir die Minderheitenpolitik ins Auge fallen, die heute in Ungarn betrieben wird. Der eine rührt vom deutschen Philosophen Hagel her und lautet ungefähr, daß man aus der Geschichte in der Regel nur lerne, wie die Menschen nichts Daraus lernen. Dir andere ist bekannter, ihn hat der berühmte schwedische Kanzler Arel Drenstierna an seinen Sohn geschrieben: „Du weißt nicht, mein Sohn, mit wie wenig Bertrand die Welt regiert wird.“ Die Ungarn hätten wahrhaftig aus den Erfahrungen der sebten Jahrzehnte, vor dem Krieg und vor allem des Kriegsergebnisses selbst lernen können. Die Nationalitäten­­politik Ungarns, etwa von den 70ser Jahren herwärts, war in der Durchführung des Gedankens der Selbste­verteidigung so unklug, so ungerecht, so herausfordernd, dab schließlich die Hälfte der gesamten Einwohnerschaft, die nichtmagyarischen Nationalitäten, gegen das Volk der relativen Mehrheit in scharfem Gegenzug fand. Wäre die Nationalitätenpolitik als Vorbereitung für den Fall eines großen europäischen Zusammenstoßes mit mehr Bernunft durchgeführt worden, so würden die Friedens­­bedingungen wesenss der Fall ist. Männer wie Graf Albert Apponyi, der doch­­­ selbst einer der bedeutendsten Förderer jener verfehlten Mationalitätenpolitik war, hat Diele Fehler nach dem Ariege eingesehen und erkannt. Das ungarische Volk aber hat ss nicht bis zu dieser Höhe der Selbsterkenntnis aufschwingen können. Beweis: die Behandlung und Michhandlung der Deutschen in Ungarn... Nichts gelernt und nichts vergessen ! Wenn man der ungarischen Nationalitätenpolitik der SBärkriegszeit wenigstens ihrem Kern nach eine gewisse bedingte Berechtigung zuerkennen kann, so muß man sagen, daß diese Politik im Ungarn von heute unter jedem Gesichtspunkt unklug und schädlich wäre. Ungarn hat heute sowenig nationale Minderheiten, daß von einer irgend jemals drohenden Gefahr für das Magyarentum keine Rede sein kann. Insbesondere von den paar hunderttausend Deutschen willen die Magyaren ganz genau, daß sie in unverbrüchlicher Treue an ihrem Diater« land hängen und keinerlei, wie immer geartete Be­­strebungen haben, die Ungarn schaden könnten. Wenn sie an ihrem Volkstum und ihrer Sprache treu festhalten, so kann ihnen daraus kein Vorwurf gemacht werden, und die faalichen­­ Interessen Ungarns werden dadurc­h nicht berührt. Wohr aber schädigen ich die Magyaren durch ihre ausgesprochene Deutihenverfolgung, wie sie auch in dem neuesten Fehlurteil im Prozeß gegen Dr. Bald zum Ausdruck kam, selber auf das schwerste. Glaubt das kleine ungarische Volk wirklich, daß das 60 Millionenvolk der Drulihen im Neid auf die Dauer ein Land als Freund und Bundesgenossen anerkennen werde, das so grundlos and so sinnlos deutsche Menschen verfolgt? Und wie stellen sich denn die Magyaren die moralische Bes­iehfigung ihres Eintretens für die gute Behandlung ihrer Bolasgenossen In den Nachfolgestaaten eigenl­­lich vor, wenn die Machthaber jener Staaten allen an sich bereligten Beschwerden und Klagen gegenüber einfach auf die Behandlung der Deutschen in Ungarn hinzumelfen “ brauchen ? Es mag ja begreiflich sein, wenn die Magyaren, wie auch andere Mehrheitsvölker es gerne sehen würden, wenn ihr ganzes Land von einem einzigen und einheite­nden Volk, dem ihbrigen erfüllt wäre. Aber diesem reinen Gefühlsmoment gegenüber müßte eine wohlüber­­legte Politik doch­and jene beiden erwähnten Wirkungen im Auge behalten, die auf­ das Verhältnis zu ich anders aussehen, als es tatsächlich = TAN, «-.·-·-,-­­ 5 EX j « « [| )/Die Frage der Völkerbundreform Zitulesen gegen eine Gesamtreform Genf, 29. Juni. In der am Freitag abgehaltenen vertraulichen Sagung des Völkerbundrates verlangte der Derftreter Chiles, daß die Völkerbundreform auf die Tagesordnung des Rates oder der D­ollver­­sammlung gejeßt werde. Titulescu hielt hierauf eine Rede, in welcher er die Frage einer Völkerbundreform behandelte und den Standpunkt der Kleinen Entente und Ru­­mäniens zu dieser Frage darlegte. Er verwies darauf, daßs bei der gegenwärtigen internationalen Rage eine Ge­­samtreform des Völkerbundpaktes überhaupt nicht in Erwägung gezogen werden könne. Die Schlüffe, die aus dem Betragen der Sühbnemaßnahmen gezogen werden, seien nicht überzeugend. Besonders für Rumänien bildeten die Maßnahmen eine Schmerzliche Belastungsprobe, da es zu Stalten die aufrichtigsten Freundschaftsbe­­gehungen unterhält. Troßdem zögerte Rumänien nicht einen Augenblick, die Bestimmungen des Paktes anzu­­wenden. Wenn die Maßnahmen sich jedoch als nicht wirksam erwiesen haben, so sei das nicht die Schuld des Paktes. Sie mablen entweder automatisch zur Gänze oder Überhaupt nicht angewendet werden. Daher müsse nur der Pakt, sondern es müßten die Menschen geändert werden. Der Völkerbund sei allgemein und der Friede unteilbar. Die Kleine Entente und Rumänien werden die konkreten Äänderungsporschläge prüfen und diejenigen Vorschläge, die eine Schwächung des Paktes an­­streben, ablehnen, hingegen denjenigen, die zu seiner Stär­­kung führen, beipflichten. Sie werden niemals einer Aus­nahme vom Grundfaße der Gleichberechtigung der Nationen, beistimmen. Wir werden, führte Titulescu weiter aus, auch nicht auf den kleinsten Teil unserer durch unsäglich Kriegsopfer erworbenen Rechte verzichten und werden es nie zulassen, dab jemand anderer außer uns über unser Shidlal bestimme oder uns Beischläfle auferlage,­­ welchen wir nicht zustimmen. Der französische Außenminister Delbos sowie Tevfik Alihdi Aras im Namen des Balkanbundes schlossen sich den Ausführungen Titulescus an. Hierauf wurde beschlossen, den­­ Zusammentritt der V­ölkerbundvollversammlung abzuwarten, damit jeder Staat seine konkreten V­orschläge zur Abänderung des Paktes mache. Die nächste Sittung des Rates hat heute haltgefunden. Die Völkerbundvollv­ersammliung teilt morgen nachmittags zusammen und wird auch einen neuen Präsidenten an Gielle Beneihs, wahrscheinlich den Auftealter Bruce wählen. ·. Die Sühnemaßnahm­en . Polen hebt die Sühnemaßnahmen seinerseits auf Am Sonntage­ schien der polnische· Paris,30.Juni..Parigsoir«befaßt sich mit dem Schreiben des Nemtsandchölhetbund,worin er mits teilk,daß er in eigener Person UNDM Ratekscheimn und seine Sache vertreten werde. Das Blatt meint, daß die Anstrengungen des Nogus vergeblich sind. Er hat sein Land verlassen, ohne es bis zum legten zu verteidigen. Der Völkerbund werde sich nicht hindern lassen, aus dieser Tatsache die nötigen Folgerungen zu ziehen. Rom,30.Juni. Gesandte beim italienischen Außenminister Graf Ciano und überreichte ihm die Note Polens­,worin die Aufs­hebung der Sühnemaßnahmen durch Polen­ attac­­teilt wird.Gayda begrüßt im Giornale d’Italia diesen Schrift Polens,wer die H Landehre,den Völkerbund aber in Bestürzung gebracht habe. Der Nega­ erscheint vor den Völkerbund Genf,80.J­uni.Aus gutanteschich toten Kreisen deg Völkerbund egnet­ lautet,daß man den Negug nicht bin­dern könne,seine Absicht,an der Spitze der abersinkischen Abordnung zu stehen,durchzuführen.Man wird also g es zwangen sein,ihn anzubeisen. Nikaragua tritt aus dem Völkerbund aus Genf, 30. Juni. Die mittelamerikanische Republik Nikaragua hat dem V­ölkerbund in einem Telegramm den Austritt zur Kenntnis gebrast, -lk­­.,--»d»z,-·«s» Die französische Finanznot hostspielige Geseßgebung Paris, 29. Juni. Der Präsident der französtischen Republik Lebrun hat den Entwurf über die Verstaatl­chung der Kriegsindustrie, wie auch die Gefegentwürfe, durch welche die Dekretgefege aller vorhergegangenen Re­­gierungen betreffend die Gehaltsreduzierung der öffent­­lichen Beamten außer Kraft gefegt werden, unter­­zeichnet. Die Wiederherstellung der alten Bsamterashälter bedeutet eine Belastung des Budgets mit 300 Millionen Franken. Im Amtsblatt sind die Gefäße Über den bezahlten Urlaub, die Kollktivverträge und die 4.S­tunden- Woche erschienen.. Diese Gelee werden die Volkswirt­­schaft Frankreichs etwa 12—15 Milliarden kosten. Kommunisten verlangen Vermögensabgabe Paris, 29. Juni. Die kommunistischen Kammerabge­­ordneten haben in der Kammer einen Antrag auf Er­­hebung einer Abgabe von großen Vermögen eingebracht. Von der V­ermögensabgabe sind ausgenom­­men Vermögen von weniger als einer Million Francs. Für zwei­ Millionen Vermögen beträgt die Abgabe 5 v. 5., für zwei bis fünf Millionen 7 v. 5., für fünf bis zehn Millionen 9 v. 5., für zehn bis zwanzig Millionen ET UN BTEEHRETCE TEEN HS: EEE 12 v 5. und für Vermögen von Über 50 Millionen 25 v. 9. Paris, 29. Sun. Die Kammer hak einstimmin’ den Gesehentwurf angenommen, wonach alle französischen­­ Staatsbürger ihre Forderungen im Ausland anmelden mücssen. Wer es versäumt, wird mit Gefängnis bestraft und mit einer so hohen Geldstrafe belegt, wie seine For­­derung ausmacht. AS ED ae Er STETTEN DE ESTATE Dautchland und auf das Kos ihrer auswärtigen St­ammes­­genossen. Es geschieht nicht und dies ist bei einem DBolk, das doch im Laufe seiner Geschichte nicht selten politischen­­ In­­tinkt bewiesen hat, schlechterdings unbegreiflich. Auch hier ist das MWort, das mit so erstaunlich wenig Verstand die Melt regiert werde! Die Aufruhr in Palästina Mehr gegen die Engländer, als gegen die Suden Jerusalem, 29. Juni. Der Charakter der arabischen Aufstandsbewegung ändert ih; aus dem anfijüdischen if ein anfibritischer Feldaug­­eworden. Die Mondes­rung der Richtung zeigen die Bombenattentate auf Flun«­pläße, Leuchttürme und Elektrizitätswerke. Ein Versuch, die Erdölleitung zu sprengen, die­ durch die M­üste nach Haifa führt, ist ebenfalls ein Anzeichen dafür, daß es den Arabern nunmehr darauf ankommt, die britischen Interessen zu schuldigen. Der Zwischenfall an der Erdölleitung war sehr ernst, jedoch konnte der Sprengversuch rechtzeitig verhindert werden, andererseits gelang es jedoch den Arabern, die parallel zur Erdölleitung führende Telephon­­leitung zu zerstören. Die Poffen an der Erdölleitung und an der Pumpstalion sind verdoppelt worden. Die Regierung erhöhte die Gehälter der arabischen Polizisten, von denen ungefähr 1000 Mann im Dienst stehen. Die Zahl der arabischen Opfer der Aufstandsbewegung ist mehr­ viel größer, als die offiziellen Schoßungen zugeben, da die Araber gewöhnlic die Toten mitnehmen, erstens um eine Identifizierung zu vermeiden, und­ zweitens, um die Leichen nicht durch Ungläubige „verunreinigen“ zu lassen. »

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