Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-01-02 / nr. 1

Ke <p] 2 und wird das Unzureichende, Schlechtere liegen lassend sich dem Gesunden, Gediegenen zuwenden. Wenn aber die Redaktionen unserer wenigen nationalen Zeitungen die Bedürfnisse unseres Volkes, wenn sie das Gesunde und Ge­­diegene nicht kennen oder nicht kennen wollen, wenn sie keine Ideen haben, oder dieselben aus selbstsüchtigen und hinterlistigen Absichten nicht verbreiten wollen; wenn sie statt gesunder Kräftigender Nahrung, aus schnöder Gewinn­­sucht vielleicht, den Gaumen zwar kißelnde, den Magen aber und die Säfte verderbender Nahrung darbieten — was wird dann geschehn? — wird sich der lesende Theil unseres Volkes davon mit Abscheu wenden und die geist­­tödtende Nahrung unberührt liegen lassen? — Gewiß nicht. — Im Gegentheil, es wird begierig nach dieser ver­­derblichen Nahrung greifen und dieselbe mit Gierde verschlagen — denn es will nur einmal lesen, und wird ge­­wiß das Schlechte und Irrführende lesen, da sich nichts Besseres , Gesunderes darbietet. — Eine schlechte Tages­­presse ist aber gewiß ein großes Unglück für ein Volk. — Die unterfertigte Redaktion der Transsilvania hat es somit in redlicher Absicht und im Vertrauen auf die Mitwirkung aufgeklärter und patriotischer Männer übernommen den geistigen Bedürfnissen ihres lesenden Publikums nachzuforschen, die Nahrung für diese Bedürfnisse aufzusuchen und zu wählen, dieselbe nach seinem Geschmack und seinen Verdauungskräften zuzubereiten und demselben in wöchentlich zweimal zu erscheinenden Nummern vortragen zu lassen.­­­ Den aufgestellten Grundlagen gemäß kann und will die Redaktion der Transsilvania nicht nur ein gefälliger und schmeichelnder Augendiener seines Lesepublikums sein, kann und wird nicht aus schnödem Eigennuße jedem Gaumenfigel und Gelüste desselben “fröhnen, sondern wird aus Liebe und Achtung­ zur dieser Nation, die der Redakteur mit hohem Selbstgefühle die feine nennt, nichts gewähren, als was er für gesund, wahrhaft, kräftigend zu Höherem erregend und erhebend anerkannt hat; er will mit seinem lesenden Publikum — (und möchte er dar­­unter “seinen­ intelligenten Freund unsers Vaterlandes und unsrer patriotischen Bestrebungen vermissen) — mit den wissenschaftlich gebildeten Männern der Nation sowohl als auch mit den schlichten, aber intelligenten Männern der Gewerbe und Künste, diesen belebenden Blutadern, unseres constitutionellen und materiellen Lebens, mit den Män­­nern, sowohl, welche­ als Volksbeamte­ und­ Volksvertreter unsere kleine aber gar sinnreich erfundene Staatsmaschine bewachen, handhaben und in Bewegung seßen, als auch mit den Männern, welche durch Ausübung des wichtigen Wahlrechtes verantwortlich sind für die Tüchtigkeit dieser Wächter und Handhaber der Verfassung, unsere nationa­­len Angelegenheiten freimüthig zwar, aber besonnen und alle persönliche Feindseligkeit und Gehässigkeit ausschließend besprechen, um eine erwünschte, zum schönen Ziele führende Verständigung anzubahnen über Fragen, welche unsere Nation in zwei fast feindliche Partheien gespalten hatz — er will Geistesfunken, Gedanken und Ideen in die nicht todte aber doch erstarrte Geisterwelt unsers Volkes (ed wird Überflüssig: fein zu bemerken, daß ich nicht die wissen­­schaftlich gebildeten, selbst geistesthätigen Männer, unserer Nation meine) schleudern, damit diese Welt wieder er­­wärmt­ und erleuchtet und flüssig werde, und in dieser­ Beweglichkeit wieder anfange zu bauen und zu bilden. Da­­rum wird die Redaktion der Transsilvania wie bisher alle wichtigen Zeit- und Verfassungsfragen in ratsoniirenden Artikeln zur Sprache­ bringen; darum wird sie aus dem dunkeln Schachte der Vergangenheit unsers Volkes man­­ches tiefverborgene, glänzende Körnlein, aber auß manche unsaubere Schlade hervorholen und dieselben theils im trogenen Gewande der kritischen Geschäftsforschung, theils im schimmernden und­­ lieblichen Gewande der Novelle darbieten, damit wir durch die glänzenden, goldenen Körnlein zu hohem, ächtem nationalen Selbstgefühle erstarren, und daed die unsaubern Schlacken vor Verirrungen gewarnt werden mögen; darum hat sich auch der Verleger dieses Blattes kein Opfer scheuend bereitwillig finden lassen die Beitagsnummern der Transsilvania so oft es sich thun­ läßt bis zu einem ganzen Druckbogen auszudehnen, damit das reichhaltige Material nicht aus Mangel an Raum unbenugt bleiben möge. Das Gesagte dürfte hinreichen die geehrten Leser mit den beabsichtigten Leistungen der Transsilvania bekannt zu machen, deren ernste, wissenschaftliche, gediegene schon von den­­ frühern verdienstvollen Redaktionen ausgeforscene und eingehaltene Tendenz im Wesentlichen somit vorbehalten wird.­­­ es erübrigt noch eine andere Frage, die gewiß jeder Leser im Vorhinein an die Redaktion stellen wird, zu beantworten. Io höre eine sehr achtungsweithe zahl­­reiche Partei im Chorus schreien: „Herr Redakteur! Sie haben da von Verfassung, von Fragen der Gegenwart, von (Gott sei bei uns!) von Zeitgeist 2c. gesprochen. “Sollen wir daraus schließen, daß Sie zu jener verruchten Par­­tei junger, der Schule­­ entlaufener, Weltverbesserer und Weltstürmer gehören, die den von der Hochschule mitgebrach­­ten Saamen unzeitiger, überschnappter­­ Verbesserungsideen ausstreuen, die­ das Oberste zu Unterst kehren wollen,

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