Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1851-1852 (Jahrgang 12, nr. 1-22)

1851-12-17 / nr. 1

x Rr. 1. Hermannstadt, am 17. Dezember und schönwissenschaftliche, vornemlich vater, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. sändische Bestrebungen. Wir wünschten namentlich durch dieses Blatt Hermannstadt am 16. Dezember 1851, den Zweigvereinen des Vereins für sie­­benbürgische Landeskunde eine Arena ihrer verdienstlichen Thätigkeit zu eröffnen. Wir laden deßhalb die ver­­ehrlichen Mitglieder der Zweigvereine in Hermannstadt, Schäßburg und Mediasch dringendst ein, sich an unse­­rem Unternehmen­ lebhaft bet­eiligen zu wollen. Es ist uns vergönnt, diese erste Nummer der Transfildania , selche als Probennummer erscheint in neueintretenden Pränumeranten auf den Siebenbürger Boten für das Jahr 1852, gratis nachgeliefert wird­­­ mit den geistvollen Vorträgen des Herrn Professors N­. K. Schuller über sächsischen Volksglauben, Volfssitten und Volkssprache zu eröffnen. Die Redaction der Transsilvania. Die „Transsilvania“ soll ein Organ sein für wissenschaftliche Vorlesungen über Wolfsglauben, Volkssitten, und Volkssprache der Siebenbürger Sachsen. — In den des Hermannstädter Zweigvereins “für siebenbürgische Landeskunde gehalten 3. &. Schuller. (Erste Vorlesung.)" Mythologie ist Götterlehre. Eine Götterlehre fegt einen Götter­­­glauben voraus ; ein Glauben an eine Mehrheit von Göttern aber ist mit­ der Ueberzeugung von dem Dasein eines einzigen Gottes, wel­­he uns ein vernünftiges Nachdenken aufwerdigt, die geoffenbarte Lehre des­ Christenthums bestättigt, «im­ Widerspruch. Wie­ also ? werden „Sie sagen “ steht es denn mit der Aufs­pärung und dem Christenthum in der Mitte der siebenbürger Sachsen noch so traurig, daß neben den Vorträgen über cristliche Glau­­benslehre noch besondere Studien ihrer heidnischen Dogmen nothwen­­dig sind, um den Reichthum, oder vielleicht besser gesagt die Armuth und Verworrenheit ihrer religiösen Vorstellungen vollständig kennen zu lernen ? i 4 Es ist nicht anders. Als unsere Vorfahren seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts in Siebenbürgen einwanderten , waren erst wenige Jahrhunderte seit­­ dem Tage verflossen, an welchem Bonifazius, der Apostel der Deutschen, die Wodanseiche bei Obergeismar gefällt hatte. Wie hät­­ten sie ausgereicht , um alle Wurzeln und Wurzelfasern, welche das germanische Heidend­um in Denkweise und Sitte der Deutschen ge­­schlagen­ hatte, auszurotten ! Nichts ist also gewisser, als daß­ unsere Vorfahren eine Masse von Erinnerungen aus vorchristlicher Zeit in­­r neues Vaterland mitgebracht haben. Tausend Jahre --- sagt ein geistreicher Schriftsteller --- ist es her, daß­ Karl der Große das Heidenthum in Deutschland zerbrach, und Kirchen und Kapellen erbaute, und erst jegt, nachdem während dieser ganzen Zeit das Christenthum und eine neue Bildung, die mit ihm­­ einzog in das Land, am Volke gearbeitet, erst jegt nach 1000 Jah­­ren gut das Heidenthum, auf allen Stellen vom Geiste überwunden, ‚seine legten Polen‘ dem siegreichen Christenthum und der neueren Zeit gegenüber auf. Erst heute verschwindet bei dem der Zahl nach gro­­emn Theil des Volkes der letzte Glaube an die alte Geisterwelt mit dem wilden Jäger , und ihren weißen Frauen, Nixen und Kobol­­den, Mehrten und Drachen, Hexen und Zauberern, ein oder zwei Beschlechter vor uns mußte die Bildung noch fortwährend dagegen­ k­ämpfen .­ Es wäre ungereimt anzunehmen, daß von dieser geistigen Mu­­­ft an uns, ihre siebenbürgischen Erben, nichts gekommen sein sollte, Privilegien gaben und sicherten den Vätern kostbare Rechte — oder ihre Enkel loszahlen. Wie in andern Richtungen des geistigen Lebens , so ist daher auch auf diesem Gebiete sein unbewußter Zus­­ammenhang des vor­­ sieben Jahrhunderten nach Siebenbürgen vers­pflanzen Zweiges mit dem Baum, von welchem er genommen wor­­den, unverkennbar. Das siebenbürgische Sachsenthum ist in allen seinen Fehlern­ und Vorzügen ein treues Spiegelbild des­ großen Deutsche­lands, die Sederausgabe eines großen Folianten, in welcher der schalkhafte Seßer neben dem Texte des­ Originals andy, alle Druckfeh­­ler desselben mit aufgenommen hat. Eine siebenbürgisch-sächsische My­­­thologie ist daher eben so wenig ein Unding, als­ eine deutsche. — Es würde nicht uninteressant, und für den­­ Volkslehrer sogar sehr wühllich sein zu untersuchen, wie weit, bis zu welchen Schichten der Gesellschaft die angedeuteten Erinnerungen an die heidnische Vorzeit der Deut­­schen hinaufreichen. Im Allgemeinen­ läßt sich behaupten, daß sie weit mehr verbreitet sind, als die wahren und­ scheinbaren Symptome geis­­tiger Bildung und Freiheit uns gewöhnlich vermuthen lassen. Wie­­manchen Gebildeten, den wir über alle Tagwählerei erhaben geglaubt,­­ beschleicht eine geheime Angst bei einer Reise am Freitag , und wie viele sonst kräftige Geister fühlen sich wahrhaft beunruhigt, wenn sie in einer Gesellscha dreizehn Personen zu Tische figen. Wie diese, so schöpft ihren Inhalt theils aus dem V­olksaber­­glauben, theils in Jungen und­­ Volkssitten , Nedeweise und einz Wörtern der Volkssprache. 3% habe in der Aufeinanderfolge dieser Quellen unserer­­ Wis­­senschaft zugleich die Epochen angedeutet, welche jene Ueberreste heid­­nischer Vorwelt ,­ deren Nachweisung uns beschäftigen soll , durcwan­­dert haben. Was sich davon im­­ Volksaberglauben erhalten, das hat über ein halbes Jahrtausend seine volle Lebensfrische und Lebenskraft, und seine ungeschwäcte Macht über den Geist und Willen bewahrt. Wenn der sächsische Bauer Pferdeköpfe auf seinen Stall stellt, um sein Vieh gegen den schädlichen Einfluß böser Geister zu schüßen , so thut er genau dasselbe, was die Deutschen bereits in den Tagen des rö­­mischen Kaisers Augustus gethan, als Cäcina auf­ dem Schauplatze festigt­­e. Wir bewundern dabei die Zähigkeit des Aberglaubens ; allein örte die fanatische Begeisterung des­ Walter Scott'schen Alte­­rs dazu, um nicht zugleich wehmüthig gestimmt zu wer­­­den der Landmann hegt von dieser Handlung genau noch dies­selben Abergläubischen Vorstellungen, welche die alten Deutschen da­­von hatten; nur den tiefsten Grund dessen, was er thut, und den or»­­idnischhem Götterkultus versteht er eben­­feit mit dem Christenthum. Er übt der, so wie etwa ein unverständiger Kranker kein Arges da et, neben­­ den Anordnungen des von ihm selbst gerufenen Arztes allerlei Hausmittel anzuwenden. Entschuldigen Sie: es, wenn ich bei diesem Punkte länger verweile , ich möchte in einigen flüchtigen Umrissen die höhere praktische Versammlungen =­­ von ganischen Zusammen so wenig, als seine beides gedankenlos n theils aus der: IB, F. Schwaig der heutige Volksglaube und das alte Heidenthum mit Bezug auf Norddeutschland und besonders die Marken, Berlin 1850. A, GET EZ IRE deten iim vil a \

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