Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1851-1852 (Jahrgang 12, nr. 1-22)

1851-12-17 / nr. 1

ET EEE TEE TEE er “ we ee Ta T . “7 Bedeutung einer sieb.-sächs. Mythologie andeuten. Sie ist weit mehr als eine Naturgeschichte des vaterländischen Aberglaubens — welchen Werth könnte auch eine langweilige Nomenklatur und eine systematische An­­ordnung der tausendfaltigen Formen haben, in welchen diese Verirrung des menschlichen Geistes erscheint? Nein! sie versucht es den Ursprung dies­­er Formen zu erklären. Sie spürt dem Stamme nach, der diese wu­­chernden Reste und Zweige getrieben, sie gräbt nach der Wurzel, aus welcher dieser Stamm gewachsen, und sucht den Grundirrthum zu entdecen, auf m welchem das ganze Gebäude abergläubischer Mei­­nungen und Gebräuche aufgeführt worden ist. Bei allen diesen For­­schungen geht sie von der richtigen Vorauslegung aus, daß die meis­­ten in vorchristlicher Zeit entstanden seien, und es ist gerade diese ihre Verbindung mit dem GER welche sie nachzuweisen be­­müht ist.­­ In diesem Wesen einer wissenschaftlichen Mythologie liegt nun auch ihr praktischer Werth, und wenn ich so sagen darf, ihre moralische Bedeutung. Ist nemlich der Aberglaube eine Krankheit des Geistes, so ist die Mythologie eine Nosologie desselben Nicht die Heilmittel und die Heilformen, wohl aber die Genesis ihrer Symptome wird von ihr nachgewiesen. So wenig aber der denkende Leibesarzt die Heilmethode der­­ Krankheiten auffinden kann,“ so lange er ihren Urs­­prung nict deutli erkannt hat; eben­so wenig darf auch der See­­lenarzt hoffen den Aberglauben zu heilen, so lange die verschiedenen Formen , in welcher er auftritt, ihm selber in ihrer Entstehung dunkel sind. Weiset den Landmann nach, daß das Aufpflanzen von Pferdeköpfen ein Ueberrest heidnischer Götteropfer ist + =­ und ihr dürft wohl hoffen, daß er vielleicht dann eher davon läßt, als wenn ihr ihn bloß darüber aufscheltet, oder ihm nichts anders dagegen zu sagen win als daß es walachische Volkssitte sei u. dgl. Wie paradox es daher auch klingen mag, so muß doch in allem Ernste behauptet werden, daß die cristlich-theologische Wissenschaft eben­so gar in der Mythologie der vorchristlichen Zeit ihre nothwendige Ergänzung finde, als alle Kenntniß und Anwendung leiblicher Arz­­neim­ittel ohne physiologische und nosologische Studien immer und ewig eine geistlose Empirie bleibt. In eine andere Reihe gehören viele Dichtungen und Volks­­bräuche , welche ihre Lebensfrische erhalten, ihre moraliste Kraft das gegen ganz verloren haben. An die Existenz eines Däumlings glaubt wohl heutzutage niemand im Sachsenlande, und mit dem­ Begießen am Ostertage sind, so viel ich wenigstens weiß, keine abertlänbischen Vorstellungen verbunden. Allein die Mährche Däumling grünen und blühen so so lustig, wie vor Jahrhund nd die Sitte des Oster­rades vererbt sich unverändert vom Vater Sohn und Enkel. Es fehlt nicht an ähnlichen Sagen und Sitten unter den Deut­­schen in Siebenbürgen, und es ist K Hoffnung vorhanden, daß in nicht ferner Zukunft vielleicht eine Sammlung derselben uns den Beweis liefern wird, daß wir daran weit reicher sind, als man gemeinhin aus­­zunehmen gewohnt ist. Sie dienen als Gradmesser der Volksphan­­tasie und des Volksgeschmaches; sie haben aber daneben auch einen andern wissenschaftlichen Werth. Es sind meist Bausteine verfallener Tempel — der Kenner kann den Plan genau bestimmen, an welchem jeder derselben dem­ alten Baue eingefügt gewesen ist. In die dritte Klasse endlich zähle ich eine Masse von Wörtern und Redensarten der siebenbürgisch = sächsischen Mundart, welche sich scheinbar von andern Begriffs- und Gedankenzeichen gar nicht unter­­scheiden. . Wie diese, so gehen sie von Mund zu Mund, haben ihre herkömmliche Bedeutung. Es sind Münzen, deren e in dem täglichen Verkehre entweder gar nicht beachtet wird, der so“ ganz verschliffen ist, daß es nict mehr erkannt we­­nn. Gleichwohl aber befinden sich darunter kostbare Ueberreste den“ frühes Legt man den sogenannten Mumienweizen in die Erde, „in Psammetichs Zeis­­ten und Redensar­­sten Vorzeit, so reimt er und treibt Halme und Re ven. Es geht nicht anders mit derg cen. Unterfußen wir die etymologische­nd den Ursprung der­­selben, so wird die besonnene Forschung , selten durch überra­­schende Aufschlüße­ belohnt,­und findet mythische­ Bezüge da, wo das Ber­wußtsein derselben längst schon im Volke erleschen it. Wer denkt an folgen Zusammenhang, wenn er die Wörter Biesackes, Grumpes, Ueber Volkssprache und Mundarten, namentlich die siebenbürgisch­­ "“FGMENDe und deren Eignung für die Poesie. Von Victor Kästner. Die­­ Sprnche, sagt man, sei der Spiegel der Seele einer Na­­tion. Sie ist die von einem Volke im Lauf der Jahrhunderte mit feinem, nach unabänderlichen Vernunftgeseßen wirkenden Takte gebil­­dete­ und abgerundete Form, in welcher sich seine Ideenwelt in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit am naturgemäßesten darstellen läßt. Wie die politischen, sozialen, religiösen, klimatischen und sonstigen äu­­ßeren Verhältnisse eines Volkes auch seine eigenthümliche Geistes und Gemüthsrichtung bedingen, so paßt sich hinwieder auf die National­­sprache, die Form dieser besondern Gemüthswelt, wie der einzelne Ausdruß dem einzelnen Gedanken, in ihrer Wortbildung und Wort­­fügung jener besondern Geistesrichtung , jener besonderen Ideensphäre auf das Genaueste an, welche die betreffende Nation ver andern .harakterisirt.­­ Wie tönt uns in den lieblichen Klängen der altgriechischen Sprache die poetische Richtung, der unerreichte, in seiner Entwicklung und Vollendung in sic abgeschlossene Zierlichkeits- und Schönheitssinn jenes merkwürdigen Volkes noch immer entgegen, das vor mehr als 2000 Jahren die Blumengestade von Hellas bewohnte! Wie leuchtet aus den Werken eines Sal­ust, Tacitus und Livius no heutzutage der unbeugsame Römergeist und Römerstolz hervor, der im Munde eines Cicero die Tribünen beseelte, der die Siegesadler der Scipionen und Cäsaren in Feindesreihen rauschen ließ und in dem Charakter eines Cato die dumme Resignation eines freiwilligen Todes dem Ans bh­ß der Knechtung und des Sittenverfalles seines Volkes vorzog! So ist auch unsere deutsche Scriftsprace die allen Deutschen gemeinsame Form, in welcher sich der deutsche Volksgeist gleich getreu abspiegelt, mag er die Ufer des alten Vater Rhein und der mütter­­licen Donau beleben, oder in unendlicher Entfernung vom Stamm­­lande an den Gestaden der stillen See und den Gewässern des Mis­sissipi und Missouri walten, oder seine anspruchslosen Blüthen ent­­falten unter den riesigen Stämmen in­­ den tausendjährigen Cipenwäss dern Siebenbürgens! : : durch blicke die hoffe ich welchem einen haltung der Wolf das Ziel reicht, Sprache Fahrt in Bank, nisher Vorzeit bangen. So habe geraden Straße wer misgönnt es Volksglauben, den Steuermann wir uns großen Theil gerne seßet, sen ich des hier und wäre mir und eingeladen, die da sich stiefeln u. der Jugend, f. mw. gebraucht, stammen in Volkes. Sie werden wissenschaftlichen Wanderung mit unserem Gegenstande für deren Anhörung dieser Einleitung bisher ruhet; Stedenpferde Wanderer, wenn ein graue Haupt zu verbergen. Aus keinem in diesen Stunden Laune befällt, bevor anzulanden, und diese Idiosynkrasie es Ihre Volkssitte Fahrt, die Sitte und von dem dem es daher niederläßt, und von auch gütige und mit Leben und Nachsicht der Hülle des Christenthums verbirgt, zu ihm das Sprache Gleichwohl aber diesen Vorlesungen davon zu überzeugen, daß sie aus heid­­uraltem Götterglauben zusammen­­ablenke und was in näherer oder entfernterer Beziehung steht, beleuchte. Es sind grüne Rafenpläge, Gebiet bezeichnet, auf umhergeht, sich unter fortan bewegen werden. Es umfaßt, andern Grunde kündigen" sich auch Evangeliums als Schaf verkleidet der auch entschuldigen. durc< nur, dasselbe um vor den Mühen dann wie Sie sehen, fih für Augens auch im Alter der Welt das die Häclifungen, des wenn er auf ihnen sächsischen ich auf und wann von der der ers in des vielbewegten Lebens aus­ wissenschaftlicher Abendunters erbitte, als Vorträge über Denkmahl der Vorzeit gefälligst nicht übel nehmen, auf welche man sich ihre den Augen Volksidiotismen der siebenbürger Sach­­an. Die Erforschung des Heidenthums, welches zum der besehen, ist ein so wollen er. den die Theil, wie Hauptaufgabe, — Passagiere, die es ist wir gemeinsam beginnen; wenn aber unterwegs erstrebten Hafen. er zur ae

Next