Banater Deutsche Zeitung, Juni 1926 (Jahrgang 8, nr. 120-143)
1926-06-11 / nr. 128
Bezugsreis: Inland und monatl 9 Lei — Ansland mn Ad 7ie — Einzelpreis: Uchtseitig 4 Lei, awBitseli!g & Geich — Bezugspreis für das 8. Jahrgang eig 348 Reichjährig 429 ierfel 218 24 ee ae 10 Dei WE Dei, zierteikäheig Timișoara-Teimexvar, Freitag, Garıttenansara u 3.0 Nn Bereiprener üs. 14.18 Sriße a 2? den 11. Juni 1926 885 Baus unsnzen- Bürscic fige uhhmwillwags Ne. 128 Abschluß der italienischen 200 Millionen. Anleihe für Rumänien? Die erfolgreichen Verhandlungen des Staatssekretärs Manoilescu in Rom -Die Liberalen sind äußerst erregt Nach unbestätigten Meldungen aus Italien soll es vom Staatssekretär für Finanzen Manoilescu gelungen sein, die Anleihe von 200 Millionen Lire zu perfektuieren. Die Bedingungen, die Rumänien Italien gegnüber eingegangen ist, sind bisher noch nicht eingehend mit der Anleihe, die zweifellosfern außerordentlich wichtig ist, als mit info» ihr Die TRUE Politik der Liberalen, insbesondere Bintila Brätianus, durchbrochen Ur FR Die Bleibe selbst sol nach unkontrollieraren ter Fem id we eren Beschneim,erem soll die Anleihe es nun zu einer außerordentlich scharfen Stellungnahme dagegen. Inwieweit die Angriffe des liberalen Blattes zutreffen, kann erst dann untersucht werden, wenn Bukarest, 9. Juni. Im Außenministerium werden Vorbereitungen zu der im Laufe der näcsten Woche stattfindenden Konferenz der Kleinen Entente getroffen. Seit der vorjährigen ordentlichen Konferenz sind mehrere Fragen aufgetaucht, die bei der in Temesvar abgehaltenen Besprechung der Außenminister nur berührt wurde ohne eine Lösung zu erfahren, einmal die Anleihe-Bedingungen bekannt sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Aufregung in diesen Kreisen nur deshalb so groß, weil der wichtigste Grundlag der Wintilantischen Finanzpolitik fallen gelassen wurde. Wir sind stets für die Aufnahme einer größeren (die italienische ist noch lange nicht hinreichend!) Anleihe eingetreten. Wir erwarten von ihr die Belebung des wirtschaftlichen Blutkreislaufes und die steigende Produktion als Vorbedingung einer gesunden Wirtschaftspolitik.. Eine Stellungnahme jedoch zu der ersten nun abgeschlossenen Anleihe ist noch u möglich, aber die Tatsache an htur waren, daß die neue,Regierung ziel "wird, der, zum wirt- Mawun nseres Lau u» 1 ge ennetten Krise ENrt 4 - Wir hoffen, es nun "DiE Er MD stärt auch zu produktiven Zwecken verwendet werden wird und ihr noch größere Anleihen folgen werden. Die Konferenz wird Donnerstag, den 17. Juni in Bled eröffnet. Die Sitzungen werden am 17., 18. und 19. Juni abgehalten. Am 20. Juni nehmen die Delegierten mit den Vertretern der jugoslawischen Regierung an der Eröffnung der Konferenz der Kleinen Breife- Entente teil. Die Tagesordnung der Außenminister-Konferenz besteht aus folgenden Punkten: L. Besprechung der allgemeinen Lage. 2. Probleme der Kleinen Entente, die mit der allgemeinen europäischen Lage in Verbindung stehen. 3. Besondere Probleme der zur "Kleinen Entente gehörenden Staaten. . Die wichtigste Frage der Kleinen Entente wird, wie man im Außenministerium erklärt, schon vor der Eröffnung der Konferenz erledigt. E83 handelt sich um die Erneuerung der Verträge zwischen Rumänien und Jugoslawien, Rumänien und der Tschechoslowakei und Jugoslawien und der Tschechoslowakei. Diese Verträge, die die Grundlage der Kleinen Entente bilden, laufen zum Teil im Juni und zum Teil im September ab. Nach einer von den Regierungen der vier Staaten getroffenen Vereinbarung werden die Verträge vor der Konferenz auf drei Jahre verlängert. Die feierliche Unterzeichnung wird entweder in Belgrad oder in Prag stattfinden. Wie im Außenministerium erklärt wird, werden an den Verträgen keinerlei Renderungen vorgenommen. Einen besonderen Programmpunkt wird die Debatte über das internationale Donauregiime bilden. Die Liberalen wollen Opposition machen , die Partei werde infolge des neueingeschlagen Bufarefst,9. Juni. In liberalen Kreisen einen Kurses in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, der von dem Liberalen nicht gebilligt wird, eine schärfere Oppositionstaktik gegenüber der Regierung anwenden, als dies ursprünglich geplant war. Dieser Starnmpunkt wird ganz Heitman von Vintila Bratignu vertreten. Der deutsche Gesandte in Bukarest verbleibt auf seinem Posten Bukarest, 9. Juni. Laut einer Depesche aus Berlin ist die in verlegten Tagen verbreitete Nachricht von der bevorstehenden Abberufung des Bukarester deutschen Gesandten Freytag und seiner Ersetung durch sr deutschen Generalfonsul in Barcelona unrichtig. Auch das hiesige Außenministerium dementiert diese Meldung. amt. Die Bukarester Blätter beschäftigen sich Vorbereitungen zur Konferenz der Kleinen Snienle Die Bündnisverträge werden nur vor der Konferenz auf drei Jahre verlängert - Erlebnis im Frahlimd— Skizze von Wolfgang Federau Dr. Fajans strebte nachdenklich und versonnen dem Ausgange des Bahnhofs zu. Eine kleine Bängnis wollte sich in seinem Herzen einnisten, wenn er daran dachte, daß er nun vier lange Wochen nicht Annemarie 38, seiner Frau liebes lächelndes Gesicht neben sich sehen würde, daß er auf soviele seiner Gewohnheiten verzichten müsse, auf all die unaufdringlichen Beweise eines harmonischen Lebens zu zweien. Am meisten graute ihm plößlich vor den Abenden... diesen langen und leeren Starzen, dem Essen im Gasthof, vor all den Dingen, die er aus seinem Junggesellenleben noch allzu gut in der Erinnterung hatte. Als er jedoch auf den Bahnhofsplas in die Wärme des Frühlingsabend 38 hinaustrat, fiel diese wehmütige Stimmung von ihm ab, wie etwas Fremdes. Die Sonne übergoldete mit späten Strahlen Häuser und Straßen, das Laub der Allee schimmerte satt und dunkelgrün, noch frisch und gebadet von einem mittäglichen Gewitterregen, und alle Menschen sahen zufrieden, fast glücklich aus. Dr. Fajanz fiel es mit einem Male ein, daß es vielleicht doch ganz schön sei, so ein paar Wochen als Strohwitwer leben zu dürfen. Gewiß hatte er seine Frau lieb — aber er bedrachte lächelnd, daß eine solche vorübergehende Trennung das Gefühl der Zusammengehörigkeit vertiefen und befestigen müßte, daß es schön sei, wieder einmal ganz ungebunden durch dies Leben zu wandern, ohne den sanften Druck jener Fessel, die eine Ehe auch im glülichsten Falle immer bedeutet. Die Promenade der Allee war voll von Menschen. Einzeln und paarweise strömten sie unter den Bäumen dahin, aus den Anlagen tönte das Tollen und Streien der Kinder, alle Welt schien zu lächeln. Dr. Fajans nahm alles mit weiten Augen und hingegebenem Herzen entgegen wie ein seltenes und fastbares Geschenk. Mit reisendem Alter war eine immer heißere Liebe zu zu diesem Leben mit seiner Buntheit und Bittersüße in ihm erwacht, und manchmal hatte er eine leise Sehnsucht nach abenteuerlicherer Gestaltung seines Daseins gespürt, eine dumpfe Begierde, sich in diesen bunten Strom zu stürzen, der vor den Mauern seines umfriedeten Heims vorbeirauschte, unaufhörlich, Tag und Nacht. Er wußte wohl, daß dies undankbar war und häßlich, und er schämte sich seiner Gedanken. Aber immer kamen sie einmal wieder, wie eine feine Ladung aus einer anderen Welt. ' . Auch heute waren sie wieder da -- doch Diesmal wies er sie nicht von sich, sondern ließ seine Phantasie spielen. Sein Blut rauschte unter den taufenfähigen Reizen dieses märchenhaften Frühlingsabends, und eine aus Schwermut und aufgelöster Selbstvergessenheit wunderlich gemischte Stimmung drohte ganz von ihm Besitz zu ergreifen. In diesem Augenblick wurde er aufgeschreit von einem feinen, monotonen Geräusch, das seit Minuten bereits sein Unterbewußtsein in sich aufgenommen hatte. Ausblickend sah er vor sich ein offenbar junges Mädchen in leichtem, resedenfarbenem Kleide, dessen mit feiner Silberstiefei durchwirkter Rand beim rhythmischen Schreiten die reizvollen Linien schlanker Schenkel schimmernd umwogte. Dr. Fajans war noch nicht lange genug verheiratet, als daß er die Erinnerungen an eine ungebundenere Junggesellenzeit bereits vergessen hätte. Ein lebensfroher und gut gestellter Mann, hatte er zeitlebens Erfahrungen genug auf dem Gebiete der Liebe sammeln können, und so musterte er denn mit den Augen eines gewiegten Kenners die Figur des Mädcens, das grazids und elastisch vor ihm einhertrippelte. Die mochte den auf ihr ruhenden Blick gespürt haben. Sie drehte flüchtig den Kopf zur Seite, und ihr Verfolger sah für einige Augenblicke ein edles, feines Profil, dessen stolze und gerade Linien ihm plößlich merkwürdig bekannt erschienen. Er beschleunigte seine Schritte und als er in gleicher Höhe mit ihr war, musterte er sie noch einmal prüfend und vorsichtig von der Seite. „Bei Gott, das ist wahrhaftig Gisela!“ rief er auch schon und strebte ihr mit einem fröhlichen und überraschten Lächeln beide Hände entgegen. Das Mädchen sann einen Augenblick nach — zehn Jahre vermögen schon, ein Menschenantlch zu verändern — dann kam ein Erkennen in ihre Augen, und sie schüttelte herzlich die Hand, die ihr der Mann entgegenstrebte. Es gab ein langes Hin und Her von tastenden Fragen, ein rasches Austauschen von Erinnerungen; mein Gott, man hatte so viele gemeinsame Erinnerungen aus jener seligen Zeit, da das Mädchen, damals noch ein halber Barfisch, mit dem cand. med. Fajans in Berlin all die lustigen und schönen Pläte im Grunewald, am Wannsee, in Werder unsicher gemacht und im Park von Sanssouci die ersten seligen Küsse ausgetauscht hatte. Der Doktor ließ das Mädchen erzählen, das, längst über die erste Jugend hinaus, noch immer eine schöne und nicht alltägliche Erscheinung war. Von sich selbst sprach er wenig. Als er erst herausbekam, daß " wo frei und ungebunden war, ließ HZ