Banater Deutsche Zeitung, Juli 1939 (Jahrgang 21, nr. 144-169)

1939-07-22 / nr. 162

Hauptschriftleiter Robert Reiter, verantwortlicher Schriftleiter Ernst Schuller. Eigentümer: Schwäbische Verlags-A.-G. Eingetragen in das Verzeichnis der regelmäßigen Veröffentlichungen beim Gerichtshof Temes<-Torontal unter Nr. 28/1938. Fernruf: Schriftleitung 13­61, Verwaltung 13­60, Schriftl. und Verw.: Timisoara-Temesc­hburg L, Lonovichgasse 2, Bezugsgebühr: 70 Lei monatlich, 200 Lei für 3 Monate. Zustellung in Temeschburg 10 Lei monatlich." Erscheint täglich 5 Uhr nachmittag mit Ausnahme der Sonne und Feiertage. 21. Jahrgang Timisoara-Temeschburg, Samstag, 22. Juli 1939 Nr. 162 Flucht der­ren aus England j £ Tausende sollen entwede­r ausgewiesen oder unter­gestellt werden Laut des englischen Gesetes London, 21. Juli zur Bekämpfung der Terrorhandlungen, das in der nächsten Zeit vom Unterhaus angenommen werden soll, wird die Scotland Yard gleich nach Infrafttretung des Defet- 3e3 die etwa 5000 in England wohnenden Jren, die als Freiheitskämpfer bekannt sind, einfangen und diese zum Großteil aus England ausweisen, der Rest soll unter ständige Polizeibeobachtung gestellt wer­­den. Diese Nachricht hat in Kreisen der in England wohnenden Jren eine große Panik hervorgerufen. Zu Hunderten verlassen die Iren England, um sie so dem Zugriff der Polizei rechtzeitig zu entziehen. Polizeiaussicht In Warschau werden phantastische Pläne gesponnen Holen streckt seine Hand nach St­a­rn und APES UNE UCH UVEL CIT dem Ma7r( nzöji Warschau, 21. Juli. Ein den polnischen Militärkreisen nahestehendes Blatt bringt einen Artikel, in welchem ein ganz neuer polnischer Standpunkt über die Regelung der polnisch­­deutschen Fragen entwickelt wird Demnach wird nicht weniger behauptet, als das Ostpreußen polnisches Ge­­biet sei und daher an Polen abgetreten werden müsse. Man müsse das Reich zwingen, Ostpreußen an Polen abzutreten und dann könnte man die Deutschen aus Ostpreußen ins Reich übersiedeln, während man mit den, im Reich lebenden Polen, die baltischen Staaten polonisieren müßte. Damit sind zum erstenmal nach den sowjetrussischen, nunmehr auch Aspirationen auf die bal­tischen Staaten die polnischen ausgespro­­chen worden. SZ Warschau, 21. Juli. Wie die Reuter-Agentur meldet, sollen die pol­­nisch-englischen Verhandlungen bereits soweit­­ fort­­geschritten sein, daß mit der Unterzeichnung des Ver­­trages bereits demnächst gerechnet werden kann. Das Abkommen soll folgende Punkte rorsehen: 1. Polen erhält ein Darlehen von 8­ Millionen Pfund Sterling zur Aufrüstung seiner Armee und zum Bezug von Rohstoffen. 2. der polnischen Regie­­rung wird ein weiteres Darlehen von 5 Millionen Pfund gewährt, das es im Ausland verwenden kön­­ne. Die Verwendung dieses Geldes ist allerdings im Vertrag klausiert, jedoch in einer Weise, daß die pol­­nische Regierung dabei nicht sonderlich in der Ver­­wendung eingeschränkt wäre. Im Zusammenhang mit diesen Verhandlungen soll die französische Regierung bereit sein, Polen ein Darlehen von 600 Millionen Franken zu gewähren, die für die Beschaffung von Kriegsmaterial bereitge­­stellt werden sollen . en Bi­ nstitu­ tes ABZ 4 zy 3-tx als jieien schneidlosen Zwischenfall an der Grenze zwischen Polen u. Danzig Deutscher Beamter schießt aus Notwehr . Warsgau beschließt Note an den Danziger Genat Danzig, 21. Juli. An der Grenze zwischen dem Gebiet der Freistadt und Polen­ kam es gestern zu einem Grenzzwischen­­fall. Ein deutscher Beamter, der sich etwa 30 Meter von der polnischen Grenze befand, wurde von einem jenseits der Grenze stehenden polnischen Grenzposten mit der Waffe angehalten. Ohne besondere Warnung setzte der polnische Posten sein Gewehr auf den deut­­schen Beamten an, worauf dieser aus Notwehr schoß und den Polen auch traf. Dann eilte der deutsche Beamte dem schwerverletzten Polen zu Hilfe. Doch als weitere zwei polnische Grenzsoldaten herannah­­ten, zog er sich über die Grenze zurück. Während die polnische Meldung über diesen Fall von einem Ueberfall zu berichten weiß, in dessen Ver­­lauf ein polnischer L3renzposten erschossen wurde, wird in der amtlichen Danziger Meldung dar­­auf hingewiesen, vo der Angriff von polnischer Seite erfolgte und der polnische Grenzsoldat nicht getötet, sondern nur verletzt wurde, Gestern­nachmittag, gleich nach Erhalt der Mels­dung über den Zwischenfall, erschien ein Vertreter des Danziger Senates beim polnischen Oberkommis­­sar und sprach sein Bedauern im Namen des Sena­­tes aus. Der polnische Außenminister Warschau, 21. Juli. Be> hatte heute mit dem Ministerpräsidenten eine längere Unterre­­dung im Zusammenhang mit dem Grenzzwischenfall bei Danzig, wobei der polnische Grenzsoldat Bud­­zweicz erschossen wurde. Wie verlautet, soll in dieser Angelegenheit eine neuerliche Besprechung zwischen dem Außenminister, dem Ministerpräsidenten und dem Marschall Rydz-Smigly stattfinden, wobei die Maßnahmen besprochen werden sollen, die Voten in dieser Angelegenheit zu treffen als nötig findet. Es soll hiebei eine Note an den Danziger Senat gerich­­tet werden, in welchem wegen des Zwischenfalles Protest eingelegt und auf die Gefahren hingewiesen wird, die eine Wiederholung solcher Zwischenfälle in sich heirnt. 3: Der Geburtenstand des Volks- Deutschtums Anzeichen der Besserung PDO. Der zahlenmäßige Stand einer Volks­­gruppe läßt zwar noch kein Urteil zu über ihre tat­­sächliche Stärke, er ist aber verständlicherweise ihr wichtigster und letzten Endes entscheidender Faktor. Gesunde volksbiologische Grundlagen schaffen erst die Voraussetzung für eine kulturelle Entfaltung der Volksgruppe innerhalb eines fremden Staats- und Volks­wesens. Lebens- und Kulturwille sind die bei­­den Größen, die, durch­einander bedingt, im Kampfe um die Selbstbehauptung je nach den äußeren Um­­ständen abwechselnd entscheiden. In Ländern, in de­­nen das Staatsvolk einen hohen Geburtenstand auf­­weist, würde einer deutschen Volksgruppe auch die höchste kulturelle Entfaltung auf längere Sicht nicht­ nügen, wenn sie nicht auch in volks­biologischer Hin­­sicht dem Staatspolfe wenigstens annähernd stand=­ hielte. Das läßt sich vielleicht am deutlichsten am Bei­­spiel der slawischen Länder verfolgen, die alle eine unvergleichlich höhere Geburtenziffer besitzen als ihre deutschen Volksgruppen. WVL REH, denen slawischen Ländern kaum ein Drittel der Durchschnittsziffer des Staatsvolkes. Das ist z. B. in vielen deutschen Siedlungen der Batschka der Fall. Wenn die Lage trotz solcher Erscheinungen doch nicht als hoffnungslos3. bezeichnet werden kann, dann nur in Anbetracht dessen, daß auch bei den Wirtsvölfern etwa seit Kriegsende eine rückgängige Entwicklung stattfindet. Besonders trübe Schlüsse läßt die Lage der Deut­­schen in Polen zu. Auf 18 Geburten vom Tausend der deutschen Bevölkerung entfallen 14 Sterbefälle. Die Volksgruppe ist überaltert. Der starke Frauen­­überschuß wirkt sich begünstigend auf die Schließung von Mischehen aus. Die befragens­werte soziale und wirtschaftliche Lage der Volksgruppe hatte die Ab­­wanderung Jugendlicher zur Folge, ein Prozeß, der heute stärkeren Umfang besitzt als je und die innere Struktur der Volks­gruppe in jeder Hinsicht verschlech­­tert. Der Geburtenüberschuß der Polen ist seit 1925 von 16,2 auf 10,9 zurückgegangen. Was will dies je­­doch im Verhältnis zu dem der deutschen Volks­­gruppe bedeuten, der heute nur noch etwa 3,5, in Ost­­oberschlesien sogar nur 3,2 beträgt? Der immer stärker werdende polnische Druck auf das Deutschtum in Polen äußert sich gleichfalls in Rücgan­­ges. Einen verhältnismäßig günstigen Stand haben die Deutschen in Ostpolen aufzuweisen, und zwar 36 Geburten und einen Geburtenüberschuß von 20 auf das Tausend. In Ungarn liegen die Dinge wesentlich gün­­stiger. Zwar sind keine einwandfreien Zahlen bezüg­­lich des Deutschtums vorhanden, doch wird von Un­­garn selbst nicht bestritten, daß die Geburtenziffer der Deutschen in manchen Gegenden" bedeutend höher liegt als die der Magyaren. Im Durchschnitt entfal­­len bei den Magyaren auf 20 Geburten auf das Tau­­send 14 Sterbefälle, bei den Deutschen auf 24 Gebur­­ten 16 Sterbefälle. Die volksbiologische Linie der Magyaren zeigt nen Jahrhunderts bereits seit der Mitte des vergange­­eine starke abfallende Tendenz, die auch heute noch anhält. Der magyarische Bevöl­­kerungszuwachs ist ganz offensichtlich auf die inten­­sive Assimilierungspolitik der Nachkriegsjahre zurück­­zuführen. Der Geburtenüberfchuß der jugoslawi­­ischen Staatsvölker ist seit dem Jahre 1925 in einem um vieles stärkeren Maße gesunken äal3 z. B. in Po­ "Gestalt eines bedeutenden zahlenmäßigen

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