Bukarester Gemeindeblatt, 1914 (Jahrgang 10, nr. 1-52)

1914-10-26 / nr. 43

Sonntag, 26./8. November 1914. (2) ko Buk­­­zaren­er Gemeindeblatt Broan des Synodalverbandes ‚der deutschen evangelischen Gemeinden an der unteren ur j ' Der Krieg und die Kirche, ER Während der Ausbruch des Krieges innerhalb der zen­­tralen Mächte eine deutlich bemerkbare versöhnliche Stim­­mung zwischen den einzelnen Konfessionen und innerkirc­­lichen Gruppen mit sie gebracht hat, so ist dagegen naturgemäß die Stellungnahme der einzelnen Kirchenge­­meinschaften in den feindlichen und vielfach auch in den als neutral geltenden Ländern eine wesentlich andere. Wohl findet sich hier und dort das ehrliche Streben nach mög­­lichst objektiver Beurteilung der Sachlage. Aber auch an heftigsten Ausfällen gegen Deutschland und Oesterreich- Ungarn fehlt es nicht. Daß in Nußland von den Popen ein Art „heiliger Krieg“ gegen Deutschland und Oesterreich- Ungarn ausgerufen wurde, und daß belgische Geistliche sich zu menschenunwürdigen Grausamkeiten gegenüber verwun­­deten deutschen Soldaten hinreißen ließen, ist ja bekannt. Fast noch schmerzlicher muß es aber berühren, wenn sich kird­­liche Gruppen, die bis dahin dem deutschen Protestantismus freundschaftlich nahe gestanden haben, in der weitgehendsten und heftigsten Weise gegen die bisherigen Freunde wenden. Ein typisches Beispiel hierfür bietet das Verhalten der ita­­lienischen Waldenser. Es handelt sich um eine Anzahl von Gemeinden, die aus der von Petrus Waldus um 1177 hervorgerufenen reformatorischen Bewegung hervorgegangen sind und gegenwärtig etwa 20.000 Seelen zählen. Da sie größtenteils wenig wohlhabend sind, haben sie sich wieder­­holt mit der Bitte um Unterstüzung an das protestantische Deutschland gewendet, wo sie auch die denkbar weitherzigste Hilfe fanden. Nun veröffentlichte kürzlich die waldensische Wochenschrift «La Luce» zwei Artikel, die sich in der maß­­losesten Weise gegen Deutschland ergeben. Darin wird z. B. der Kriegs-Bußtag, der beim Ausbruch des Krieges in ganz Deutschland abgehalten wurde, als eine horrende und un­­erklärliche Gotteslästerung bezeichnet, der für den Sieg der deutschen Truppen betende Kaiser auf eine Stufe ge­­stellt mit den Briganten und Mördern, die vor Vollbrin­­gung ihrer Untaten zur Madonna beten u.­­. w. Ueber die Mordbrennereien der Russen, die Grausamkeiten der Bel­­gier findet sich kein einziges bedauerndes Wort. Geschäftsstelle : Gemeindekanzlei, Str. Luterana 10. Der Evangelisc­he Verein der Gustav Adolf Stiftung sah sich auf Grund dieser Tatsachen veran­­laßt, hiergegen Stellung zu nehmen. Den im Zusammen­­hang hiermit gepflegten Briefwechsel hat er in einen Rund­­schreiben vom 28. Oktober 1914 sämtlichen Hauptvereinen mitgeteilt. Wir bringen denselben hier vollinhaltlich zum Abdruck: Leipzig, am 2. September 1914. An den Vorstand der Waldenser-Tafel im Dop 1:0 Welt­en Verehrte Herren, Geliebte Brüder ! Die seit dem Ausbruch des Krieges erschienenen Num­­mern der Zeitung «La Luce» enthalten Aeußerungen über den deutschen Kaiser. und bei wiederholter Versicherung der Neutralität Urteile über die Stellung Deutschlands in diesem Kriege, die in Deutschland wie z. B. aus Nr. 203 des „Reichsboten“ und mehreren und zugegangenen Briefen hervorgeht, Empörung, bei uns, die wir in so brüderlichem Verhältnis zu den Waldensern stehen, zugleich tiefe Be­­trübnis hervorgerufen haben. Wir halten es für unsere Pflicht, Sie hierauf hinzu­­weisen und Sie zu fragen, wie Sie als verantwortlicher Leiter der Waldenserkirche Sich zu dem Erscheinen jener Aufsäße in der «Luce» stellen. Mit glaubensbrüderlichem Gruß - Der Centralvorstand des Evang. Vereins der Gustav Adolf­ Stiftung gez. D. Hartung gez. D. Nendtorff Vorsitzender. Schriftführer.­­ Eingegangen C.-V. 16. September. 1914. 3569. Bedauern Artikel der Luce. Brief folgt. Telegramm. Torrepellice. Tavola Valdese, , A.-No. 5587. | Schriftleitung : Pfarrer N. Honigberger. | —Q a

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