Deutsche Tageszeitung, Dezember 1935 (Jahrgang 2, nr. 349-372)
1935-12-01 / nr. 349
Seite 2 Deuische Tageszeitung rbandspräsidenten Fabritius, sondern der Verbandspräsident Fabritius ist dem Vorligenden der bereits seit Jahren bestehenden „Deutschen Partei“ Hans Otto Roth untergeordnet. Dies istt das Ergebnis jahrelanger schwerer innerer Kämpfe unseres deutschen Volkes in Rumänien. Und nun muß man es erleben, daß Sabritius, Pomarius, Jickeli usw. glaubten, zu Schieben und merkten nicht, wie sehr sie geschoben wurden, wie ss nur Werkzeug waren eines zynischen Willens, der nicht im Volke verankert is, sondern das Volk nur als Masse sieht, als misera pieps, das unvernünftig genug is, an Ideen zu glauben und Ideen, wie etwa den deutschen Sozialismus, ernst zu nehmen. Hans Otto Roth hatte einst Sikeli in Bukarest aufs Glatteis geführt (Sickeli hat dies nachher in großer Versammlung sehr anschaulig geschildert). Nunmehr versucht derselbe Hans Otto Roth nur nur Fabritius, sondern eine ganze „Volksgemeinschaft“ aufs Glatteis zu führen und es ist rührend, mit melchem Eifer ihm dabei geholfen wird. M Wendiger Nomadengeist fehl hier gegen blutgebundene und bodenverwurzelte Art. Wie das Rei mit dem Nomadengeist und seinen Trägern fertig wurde, so wird es auch das Ausland deutlichum. Denn was bei uns geschieht, geschieht in gleicher Weise in Südslawien, in Ungarn und in Polen. Aber auch den verkappten Helferhelfern und Dunkelmännern wird bald der Atem sehr kurz gehen. Die Häuftung der Schlangen ist zu Ende Hans Otto Roth ist mit Hilfe von Fabritius dem deutschen Volk Rumäniens als Führer vorgeseßt worden. Der Moor hat seine Schuldigkeit getan, der Moor kann gehen. — Eben ging er. Er ist da! Der „neue“ Führer Rumänischer Wirtschaftskongreek in Klausenburg Trostlose Lage der siebenbürgischen Kreditorganisationen — Eine wichtige Entschliehung Bukarest, 30. November (fernmündt.). Gestern fand in Alausendburg ein großer rumänischer Wirtschaftskongreß statt, der mit Ausnahme der Regierung von allen politischen Parteien und Gruppierungen beschickt worden ist. Der Kongreß wurde im Klausenburger Nationaltheater abgehalten. Die Tagung wurde vom siebenbürg atischen Erzbischof Nikolaus Balan ges leitet. Außerdem nahmen als Einberufer und Beranstalter teil: Bischof Srenitu aus Großmwardein, ein hoher Würdenträger der griechisch-katholischen Kirche, ferner Sultus Manitu und Baler Pop, Prof. Zupas, Baida-DBoevod, Dclavian Goga und mehrere Nationalzaranisten wie Mihail Bopovici, Aurel Blad und andere teil. Der Kongreß ber faßte sich mit der verzweifelten Lage der rumänischen Kreditanstalten in Siebenbürgen. Die zahlreichen Redner, darunter Prof. Zupas, Bischof Hofiu, Balda-Boevod, Goga, Popopici u. a., hoben besonders die große Bedeutung der rumänischen Volksbanken in Siebenbürgen unter der ungarischen Serrshaft hervor, wobei die rumänischen Volksbanken, obwohl sie ausschließlic auf ihre eigene Kraft angewiesen waren, hervorragende Arbeit zur wirtschaftlichen Hebung des rumänischen auerntums leisteten. Die heutige Rage sei im Vergleich zu dieser Arbeit verheerend, umso mehr als heute die Minderheitenfreditanfalten oft bessser (2) dasfünden, als die rumänischen. Es wurde schließlich eine Entschließung angenommen, in der zunächst auf die große Rolle der rumänischen Banken unter der ungarichen Herrschaft hingewiesen wird und des weiteren dann aufgezeigt wird, daß die Umschuldung zwar eine notwendige Maßnahme für die augenblickliche Erleichterung der rumänischen Landwirtschaft war, daß die Reform jedoch die Grundlagen des Volkskredites nicht zerstören durfte. Heute ist der Volkskredit in Siebenbürgen und dem Banat nicht mehr vorhanden. Die Kirchen, die Stiftungen, die Schulen und Kultureinrichtungen sind aller Mittel entblößt. Die rumänischen Volksbanken sind zum größten Teil nahe daran, zugrunde zu geben. Hingegen wird der Bauer von volksfremden Wucherern ausgenüßt. Es sst Aufgabe des Staates, hier helfend einzugreifen. Es werden vom Staate folgende Maßnahmen gefordert: 1. Völlige Entschädigung der Erden, Stiftungen, Schulen und der Kultureinrichtungen, der Gewerbetreibenden und Kaufmannsverbände für alle erlittenen Schäden. 2. Wiederherstellung des Aredites durch Gewährung langer zinsenloser Anleihen an diejebigen Krediteinrichtungen. 3. Aufrechterhaltung der Volksbanken durch Abänderung des Umschuldungsgesäßes. 4. wird gefordert, daß die siebenbürgischen rumänischen Banken nicht mehr von zahlreichen Bankgeschäften ausgeschlossen würden, für die bis jehr einige wenige begünstigte hauptstädtische Banken fast ausschließlich geießlich monopolisiert sind. Der Kongreß beauftragte eine ADB Ordnung, bestehend aus dem Erzbischof von Siebenbürgen Balan, dem Bischof von Großwardein Frentiu, dem gewesenen Minister Aurel Vlad und dem Generalsekretär des Kongresses, bei dem König vorstellig zu werden und ihm die angenommene Entschließung zu überreichen. Bukarest, 30. November (fernmündt.). Die Reinigungsarbeiten des Dnieffr«beides in der Gegend der wieder erbauten Brücke von Tighina wurden geffer eingestellt, da der B Dnieftr einzufrieren beginnt. Es wurden bis jegt vom Grund des Flusses acht Waggon gehoben, die mit Gewehren und Artilleriemunition angefüllt waren. In einem Waggon befand sich auch es der, das noch sehr gut erhalten war. In einem anderen Waggon wurden menschliche Gebeine gefunden. Diese Waggons sind von der ukrainischen gegenrevolutionären Petljura- Armee in den Fluß versenkt worden, als sich diese Armee im Jahre 1920 auf rumänisches Gebiet zurückzog. Waffenfunde im Dnjestr Abelfiniischer Erfolg im Norden? Drei italienische Bataillone in die Flucht geschlagen Hihibulti, 30. November. An der Nordfront hat eine für die abelfiniischen Truppen erfolgreiche Schlacht in der Gegend von Makalle stattgefunden. Den Truppenabteilungen der Dedihas Wores gelang es bei Halawe, drei italienische enger vernichtend zu schlagen und Maultiere und Munition zu erbeuten. Auf italienischer Seite sollen der Kommandeur und zahlreiche Soldaten getötet worden sein. Die Meldung von dem Tode des abessinischen Kronprinzen wird als eine „Ente“ bezeichnet. Der Niegenit Ihald. . . Adigrat, 30. November. Die in der Gebirgsgegend von Tembien eingedrungenen italienischen Kolonnen jagten die Truppen des Ras Seyoum dieintzsucht. In der Nähe von Mai Gohar zerstreuten die italienischen Borposten die abessinischen Truppen. Längs des Flußtales de Go-Sora wurden von den Italienern mehrere abessinische Soldaten gefangen genommen. Dienstag und Mittwoch beschädigte der große Regen und der Sturm die in der Zone von Adua gelegenen Straßen. Die Straßen sollen von den technischen Truppen in kurzer Zeit wieder instand gejebt werden. Asmara, 30. November. An der Südfront haben zwei italienische Geschwader die von den Abessiniern besegten Stellungen bei Adua neuerlich mit Bomben belegt. Die italienischen Geschwader haben die Stellungen viermal überflogen und insgesamt vier Tonnen Bomben abgeworfen. Gefängnis und 5000 Lei Geldstrafe, der Polizeioberst Calatorescu zu zwei Jahren Gefängnis und 10.000 Lei Geldstrafe verurteilt. Die Untersuchungshaft wird ihnen angerechnet, Rindmayer erhielt sechs Monate Gefängnis und 260.000 Lei Geldstrafe. Der ehemalige Vizepräsident des Senates, Senator Toni Iliescu, wurde vom Gericht mit zwei zu einer Stimme freigesprochen. Die Verurteilten wurden zur solida« rühen Bezahlung eines Schadenerjaltes von 21 Millionen 612000 Let an denBertreter der Belgier, Starke, verurteilt. Ferner muß Baiilescu an den gewesenen Gouverneur der Nationale bank, Dumitrescu, einen Schadenerlaß von 1(!) Leu bezahlen, den Dumitrescu als Sivtlkläger angefordert hatte. Ein Varentwurf zum Breitegeiek Bukarest, 30. November (fernmündl.). Geitern fand ein Ministerrat statt, nach dessen Beendigung folgende Verlautbarung herausgegeben wurde: Der heutige Ministerrat legte die Prüfung der Grundlagen des neuen Pressegesetes und des Gehetes über die Berufsorganisation der Journalisten fort. Justizminister Baler Pop erhielt den Auftrag, auf Grund der Besprechungen einen Varentwurf auszuarbeiten und Bieber auch die Pressevereinigungen und die Zeitungsdirektoren zu befragen. Nach dem Ministerrat erklärte Suffizminister Baler Pop, daß alle Gerüchte über die Absicht der Regierung, die Pressefreiheit durch dieses neue Geld einzuschränken, nicht(?) stimmen. Des weiteren erklärte der Minister, daß er den fertigen Varentwurf allen Pressevereinigungen und Leitungsdirektoren ansenden werde, mit der Bitte um Angabe von Verbesserungen und Kritiken. Einer Steitungsmeldung zufolge beabssichtigt die Regierung, somrt nach Inkrafttreten dieses neuen Pressegeiäßes Belagerungszustand und Sensur aufzuheben. (9) Das Urteil im Devisenschieberprozeß Bukarest, 30. November (fernmündt.). Gesternnachmittag wurde im Devisen Schieberprozeß das Urteil verkündet. Dasilescu wurde wegen Betrug zu fünf Jahren Gefängnis und 10.000 get Geldstrafe. Nacht zu eineinhalb Jahren = 1. Dezember 1935 Autolenken als Pfichtfach Die Prager Schulbehörden sind auf den Einfall gekommen, in den höheren Schulen den Unterricht im Autofahren als Pflichtfach einzuführen. Bei dem Abschlußeramen soll jeder Schüler und jede Schülerin einen Aurfus durchmachen, der mit der Prüfung durch eine Kommission endet und die Verleihung des Lührerfcheines zur Folge hat. Die Pra- N Schüler sind natürlich begeistert, die Eltern sind es weniger, denn sie fürchten nicht mit Unrecht, daß ihre Sprößlinge ihnen seßtständig mit dem Kauf eines Autos in den Ohren liegen merden. Das aber dürfte, gerade der Zweck der neuen Maßnahme gewesen sein, denn selbstverständlich will die Prager Regierung mit der Einführung des Salorunterrichts in den Schulen für das Auto Propaganda machen. Abessiniens Erbaiser gestorben Der Enkel Meneliks II. und ehemalige Kaiser von Abelfinien Sidic Jafluif am 25. November in Garamuleta, südwestlich von Harrar, wo er sich seit dem Jahre 1932 in Gefangenschaft bes fand, an Lungenschwindsuchr gestorben. Zidid Saffu, der im Jahre 1897 als Sohn des Ras Mikael geboren wurde, folgte am 14. April 1910 seinem Großvater Menelik II. auf dem abessiniischen Kaiserthron. Am 17. September 1916 wurde er auf Betreiben der Ententemächte wegen seiner deutschfreundlichen Haltung abgelegt und 309 fich in entlegene Südgebiete Abessiniens zurück. Nach vergeblichen Bersucten, seinen Thron wieder zu erlangen, wurde der ehemalige Kaiser gefangen gelegt. Sein einziger Sohn Menelik, der seit 20 Jahre alt ist, lebt in Französtlich-Gomaliland. Kaifer Halle Selaffie und die höchsten Würdenträger des Reiches werden an dem Begräbnis Sidih Saffus teilnehmen. Jüdischer Theatetskandal in Warschau im Warschauer Theater,,Kammets spiele«wird zurseit das Stück von Seromski „Ich werde weißer als der Schnee“ aufgeführt. In einer Szene tritt ein bolschewistischer Kommissar mit einer Horde Rotgardisten auf die Bühne und verkündet, daß die Rote Armee komme und „Ordnung“ einführen werde. In der legten Aufführung brach nun das zu mehr als 90 v. 5. aus Juden bestehende Publikum bei dieser Szene in spontanen Beifall aus und brachte Hochrufe auf die Solshewiken aus. Als die polnischen Besucher, meist Beamte und Studenten, gegen diese Kundgebung energisch prosestierten, holten die Suden Polizei herbei und verlangten, daß diese gegen das übrige Publikum einschreite! Die Warschauer rechtsoppositionelle Presse bezeichnet den Üorfall als einen unerhörten Skandal, und i