Die Karpathen, Oktober-März 1910-1911 (Jahrgang 4, nr. 1-12)

1911-01-15 / nr. 8

was ich meit.So oft du grob bist mit ihr,wirft du sie um Entschul­­digung bitten. Emmy: Nein, wie heutzutage die Dienstboten verwöhnt werden! (Ab nach Links.) Frau Lori: Nimmt wieder die Zeitung, (est, legt das Blatt fort): CS it nicht mehr auszuhalten... . Vorgestern war es das Fleisch, gestern die Milch, heute find­et die Kohlen. Jeden Tag wird irgend etwas teurer. Emmy (kommt): Mutti, da ist die Seide! drau Lori: sagt’ ich’s nicht? Emmy (jet­zt der Mutter gegenüber): Jet will ich aber schnell..­rau Lori: Eh’ du anfängst, Emmy, bringe mir einmal die Ein­­laufsbücher. Sie sind bei der Kathi draußen in der fläche. Emmy: Ja, Mutti. (Mitte ab.) rau Lori: Irgendwwo mit ge­­spart werden . . . (Nutt laut) Refi! Mefi (tritt in die Tür Linke, fragend): Bitte, gnädige Frau? Frau Lori: Sagen Sie bei Kathi, sie sol sich nicht wieder auf den neuen Fleischhauer verlassen. 683 muß pünktlich gegessen werden. Refi: Ja, gnädige Frau, Frau Lori: Und sind Sie noch immer nicht fertig? Refi: Gleich, gnädige Frau. Der Herr Hans hat solch eine Wirtschaft gemacht... . (Ab.) Emmy (bringt einige kleine Bücher): E ist schon alles zusammen­­gerechnet, jagt die Kathi. Frau Lori: Fa, ja. Aber ohne nachzurechnen zahlt man nie ein Buch aus. Fleischhauer, ... Milchfrau, . .. Kohlenhändler, . . . Konsumverein — das brauch’ ich nicht, das ist in Ord­­nung. (Sie vertieft sich in die Bücher, addiert sie und forrigiert.) Emmy­­ nimmt ihre Arbeit auf, betrachtet diese): Ich weiß nur nicht, ob der Bater sich auch freuen wird...? Handarbeiten sind so altmodisch.... . Nun also, Frau Lori (winkt ab und ad­­diert). Emmy: Ach, verzeih’. Ich schiweige fon still . . . (Baufe.) Wenn ich einmal einen Haushalt haben merke, möchte ich mir diese Monatsrech­­nungen nicht einführen. Die Bar­­zahlungen sind doch viel unwirtschaft­­licher. úrat Lori: 38, 46, Dann h­eirate nie einen Mann, der einen Monatsgehalt bezieht! — 64, NONE, Emmy: Tu’ ich auch nicht... Oder einen, der einen sehr, sehr großen Gehalt hat. Immer rechnen zu müssen . Frau Lori (winkt ab). Emmy: Aber laß’ dich doch nicht stören, Mutti. Frau Lori: 102, 108, 120 — — Und habe nie kleine Kinder! — 195, 1902. Emmy: Werd’ ich auch nicht haben. Ich habe an deinem Ärger mit und gerade genug. Frau Lori (Hammert sich an ihre Ziffern): 134 — — Schmeig’! — 138 . . . (murmelt leise, schließt ein Buch ab.) Willst du nicht ruhig sein, wenn Du siehst, daß ich rechne? Emmy: Ach, Mutti, du tust mir ja immer so leid, wenn du rechnest. Warum Habt ihr aber auch so [u ruinös gelebt, du und der Ball? Frau Lori: Wer? Wir? Emmy: Nun ja, fünf Kinder! Frau Lori: Bist du närrisch? Emmy: Der Profes­sor Bayer, du mweißt, der von der Nationalöko­­nomie, sagte uns neulich, daß Kinder der größte Lurus sind, den sich der moderne Mensch gestatten könne. Frau Lori: Im Lyzeum ? Emmy: Sa, ja. Zu Abrahams Beiten, sagte er, waren Kinder ein Segen, heute sind sie ein Lurup. Frau Lori: Das muß man doch dem Bater jagen. Der schreibt noch heute an die Frau Direktor. Nette b2 — 230

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