Die neue Zeitung, Januar-März 1941 (Jahrgang 12, nr. 1546-1558)

1941-01-05 / nr. 1546

stmawueivusmwmusei­sm­­uwaoenchuotsqtszsuktxigss Nr. 1546 Hermannstadt, Sonntag, den 5. Januar 1941 — R Eigentümer und Direktor: Wilhelm v. Hannenheim Verantwortlicher Schriftleiter: Edmund Holly 12. Jahrgang Peter Rosegger Ja, der „Alm­eterl”. Wer ihn einmal am Ra­ub­ gesehen hat, dem klugen Antlitz und den gütig forschenden Augen darin, mit der hohen, freien Stirn, der musste die Ueberzeugung gewinnen, der öffentliche Vortrag eigener Dichtungen sei der Inhalt seines Daseins — so frei und natürlich gerieten ihm Wort und Gestaltung, so lebendig beschwingt waren Zeitmass und Ausdruck. Welch beredte "Sprache der Blick, der Hände, welch meisterlich behandeltes Organ­ einer Wirkung, wie sie lustiger, Alles strebte zusammen zu ergreifender, packender gar nicht gedacht werden kann. Aber in Wirklichkeit? Peter Rosegger befand sich auf seinen mannigfachen Vortrag, reisen gar nicht wohl. Er machte, dass er jeweils so schnell als möglich wieder nach Hause kam. „Weil i nur wieder dahoam bin! ’s greift man an, wenn ma dei Tag und Nacht in der Fremd’ is. I holtat’s nid aus, s don in erst'n holbn Tog schon d’Hoam­« kronkad kringt“ . . . Nicht nur, dass der Dichter mit ganzem Herzen an der lieben grünen Steier­­mark hing und überdies eine mit den Jahren zum nehmende Kränklichkeit anzukämpfen hatte: die Schaustellung seines inneren Wesens widerstrebte seiner verhaltenen Natur. Er war und blieb zeit­­lebens der stille, in sich gekehrte Poet — der brausende Jubel der Hörer, der ihm überall ent­­gegenklang, wo er nur auftrat, tat ihm im Herzen weh. Denn gerade mit seinen tiefen, gedankenvollen Schöpfungen, mit denen er erzieherisch zu wirken man erwarteten Frohsinn gedachte, drang er nicht durch; man verlangte von ihm nur Witz, Schalkslaune. Freilich, der heitere, artliche Rosegger ist etwas Wunderbares. Sammlung „Stoansteirisch“ sind wahre Perlen kernigen Humors aufgereiht. Geschichten wie "In Pforra sei Fido", „Ein wissenschaftliches Ge­­spräch“, "Wo 48 die Katz", "Aber nur ka Wasser net", sind kleine Meisterwerke. Ja, selbst die schwächeren Stücke haben die hohe Vollendung der Form, den originellen Aufbau, die durch Geist und Herz gemilderte Schärfe unerbittlicher Lebens­­wahrheit für sich. Kein Wunder, dass sie so tief ins Volk gedrungen sind. Ihr Dichter war ja auch all seine Tage ein Lehrer: „Der Schulmonsta, der mir schon als kloana Bua einidruckt word'n is in Schädel, den bring i holt und mehr aussa.” Sein Lebensgang war ein einzigartiger­ Sohn armer Landleute in Alpl bei Krieglach, Hüterbub, Schneiderlehrling, dann Waldschulmeister, Schrift­leiter in Graz und freischaffender Künstler. Was für eine mächtige Begabung muss doch in einem Menschen stecken, wenn er bei so bescheidenen Vorbedingungen eine technische und geistige Höhe erreicht, zu der berufene Fa­chleute huldigend aufblicken ! Schon „Zither und Hackbrett” (1870) und im Jahr darauf die „Schriften des Waldschul­­meisters” haben starkes Aufsehen gemacht. Man fand Züge von Goethe, Jean Paul, Grillparzer bei diesem Prachterzähler, dessen innige Schönheit doch so ganz persönlichen Reiz ausstrahlte. So ward der „Hüstabua“ zum grössten Dichter der Steiermark und 1903 Ehrendoktor der Heidel­­berger Universität. Ganz aus eigener Kraft. Er strebte oft von der Mundartdichtung weg ins Hochdeutsche hinein; kaum aber hatte er den Heimatboden verlassen, mit dem er zuinnerst vers u 72" 72 wurzelt war — immer wieder kehrte er zu seinen Bauern, Dirndeln, Holzknechten zurück. Und da­­rum ist für ihn, den einst so Vielgefeierten, so ungeheuer Volkstümlichen, dem die letztere Zeit nicht mehr die gebührende Beachtung schenkte, eine völlige Neuerstehung zu hoffen und zu er­warten. Der R­segger muss wieder kommen, muss wieder in der ersten Reihe stehen. „Du, der Alm­­peterl — d s war panal“ sn DER DEUTSCHEN V­OLKSGRUPPE IN RUMÄNIEN 1940-1941 Alle Ueberweisungen und Zahlungen erfolgen auf das Postschec­kkonto Wilhelm Schiel Beauftragter für das Winterhilfswerk der Deutschem Volksgkappeinkumäslen Konto Nr. 25.000 Brasov, Str Regina Maria 40. Diejenigen Volksgenossen, die durh die Sammler nicht erreicht werden, können direkt auf das Post­­schekkonto einzahlen. Die hierfür notwendigen Post­­erlagscheine sind bei allen Dienststellen der NSV oder bei der Hauptdienststelle Bragov-Kronstadt, Str. Regina Maria 40, anzufordern. übermütige, mit der mund«­­In der U A 9 ein FR 7 Sen ZZ ——————————— e —— d Andreas Thom, Susi und die Schildkre Susi war ein kleines, niedliches Ding von fünf und einem halben Jahr. Sie hatte die Haare kurz geschnitten und war in der Tat verständlicher als sonst ein Kind. Sie vertrug sich selbst mit ihren besten Freundinnen immer nur solange, als die ihrer Meinung waren, und wechselte auch diese ziemlich häufig. Sie zeigte dem Onkel Doktor mit Begeisterung die Zunge und wusste genau, dass man sich das bei Tante Klara niemals er­­lauben durfte. Sie war gut erzogen und dennoch schlau geblieben. Sie hatte altes, verdorbenes Spiel­­zeug am liebsten, weil man da nichts mehr ver­­derben konnte, und erachtete schon deshalb mit Eifer, neue Dinge möglichst schnell in diesen angenehmen Zustand zu versetzen. Puppen mochte sie überhaupt­ nicht leiden. Das waren tote Kin­­der für sie, und mit denen fing sich ein lebendiger Mensch besser gar nichts an. Blumen liebte Susi ganz besonders, Kakteen aber nur einmal in der Woche, am Samstag nämlich wenn sie begossen wurden. Dann holte man die winzige rote Kanne mit dem langen, dünnen Schnabel vom Kasten herab und füllte sie mit Wasser an. Susi durfte hernach in jedes Töpfchen ein paar Tropfen glucksen, aber behüte Gott, nicht mehr. Sie hielt sich auch daran. Nur wenn wirklich niemand zu­­schaute, dann wurde aus dem Tröpfchen ein ge­­linder Regen; und wenn sie todsicher allein war, dann schüttete es geradezu einen richtigen Wol­ 21957. kenbruch aus der kleinwinzigen Kanne. Das freute Susi über alle Massen. Sie hatte doch auch be­­ständigen Durst und trank immer dann am meisten, wenn es keiner sehen konnte, und diese armen Stacheltöpfe waren schon ganz grau und staubig vor lauter Dürre, denn man sparte gerade bei ihnen so neidig mit dem Wasser, als ob es Gift wäre. Susi kam es nicht darauf an, und wenn die Kanne leer war, dann wurde sie wieder ges­tällt, und wenn die Mutter einmal fragte, dann stand man immer noch beim ersten Kännchen und tröpfelte wie ein Schnupfen in den nächsten Topf. So wurde jeden Samstag ein Vergnügen für Susi und die Kakteen. In der andern Zeit genügte „Mimi”. Sie stach in einem weissen Steckkissen, mit feinen Spitzen ringsumher, wurde mit einem himmelblauen Sei­­denband umwickelt und in ein luftiges Körbleben gelegt. „Mimi” hatte es also warm und wünschte sich kaum mehr. Sie zog den verrunzelten Kopf in das Fenster ihres Panzerhauses hinein, blin­­zelte noch eine Weile faul und verdrossen herum, schloss dann die Augen, rückte noch tiefer in sich zusammen und schlief ein und träumte ge­­wiss von der Sonne, dort, wo sie am heissesten war, und von einem Sumpf, in dem sie bis über die Nase versinken und alles rundum vergessen konnte. Wo sie doch in einem weissen Steckkissen stak und sich schon der feinen Spitzen wegen nicht einmal in Gedanken beschmutzen durfte. " Mimi" war eine alte, gemütliche Schildkröte, war nach einer weiten Reise und über eine lange Kette von Händen in dieses Haus gekommen und hatte es nicht leicht gehabt. „Pfui, wie hässlich!“ rief ihr die Frau zum Willkomm entgegen und wendete sich angeekelt ab. „Mimi“ sollte in den Garten verbannt werden, sollte auch dort nur einen einzigen, abseitigen Winkel besitzen dürfen, eine Gegend noch dazu, in die so­nst niemand kam, weil dicht daneben der Misthaufen lag und immer eine Menge Fliegen die Luft verpesteten. Aber das liess die kleine, tapfere Lust nicht gelten Sie fand das kugelrunde, absonderliche Tier keineswegs hässlich, fand etwas ganz andres und wurde auch gleich das schönsten Mitleids voll: „Müde ist es. Und schlafen will es." Das war und wollte die Schildkröte wahrhaftig immer, selbst wenn­ sie eine ganze Nacht und einen halben Tag damit verbracht hatte, selbst dann kroch sie nur mit Anstrengung und Wider­­willen von einer Zimmerecke in die andre und sass dann lange dort, und schie­te beleidigt zurück, und begriff anscheinend nicht, warum sie sich so geplagt hatte, und warum sie nicht gleich drüben geblieben war. „Vielleicht ist sie krank? fragte den Onkel Doktor. Der untersuchte „Mimi”, konnte aber nichts finden, weil sie ihm auf keinen Fall die Zunge zeigen wollte, trotzdem Susi die ihre weitmächtig herausstreckte und gar nicht mehr hineing­ehen wollte. Der Doktor verordnete Wärme und g­ünen bangte Susi und

Next