HUNGARIAN STUDIES 14. No. 1. Nemzetközi Magyar Filológiai Társaság. Akadémiai Kiadó Budapest [2000]

Mirko Dombrowsky: Zu Péter Lengyels Cobblestone

MIRKO DOMBROWSKY fundamentalen Wunsch entspringen, der Offenheit des Lebens etwas entgegenzu­setzen, „to put an image of continuity, coherency, and meaning in place of our fantasies of emptiness, need, and frustrated desire that inhibit our nightmares the destructive power of time" (White: S. 15). In Cobblestone setzt Lengyel den Welt-Erklärungsnöten des Vaters Dajkas unermüdliches „striving for completeness" (Cobblestone: S. 197) entgegen und reflektiert damit, daß das Mosaik des Lebens nur in der Fiktion (nahezu) vervollständigt werden kann. „Life is always more multi-dimensional than theories of literary esthetics." (Cobblestone: S. 428.) Cobblestone stellt sich somit in die Reihe der Romane der Gegenwart, die sich als historiographische Metafiktion bezeichnen lassen und die die Bedeutung narrativer Strukturen für die Verarbeitung nicht-fiktionalen Geschehens reflektie­ren. Dies tut auch Lengyel, explizit, indem er sein fiktionales Alter Ego Überle­gungen über die Schwierigkeiten des Erzählens anstellen läßt, und implizit, in­dem er für seine Geschichte des vergangenen Jahrhunderts die Form des Krimis wählt, eine narrative Form, die nach Geschlossenheit drängt und die im Kontrast zum Diskurs des Vaters um so mehr die Unwägbarkeiten des Alltags sowie die Absurditäten der Menschheitsgeschichte zu Tage legt. Dieser Kontrast funktio­niert auch über das plastisch vor Augen geführte Gegensatzpaar von Pflasterstein und Asphalt. Nicht zuletzt soll die Geschichte des Jahrhundert-Verbrechens je­doch (die Tochter) in ihren Bann ziehen und ein anschauliches Porträt der Welt­stadt Budapest aus vergangenen, vorsozialistischen Tagen liefern.

Next