Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1873 (Jahrgang 35, nr. 79-105)

1873-11-26 / nr. 95

XXXV. Jahrgang 1873. » - Kaschau, Mittwoch 26. K­ovember: eee <<<­­n Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Pränumeration für Kaschau vierteljährig 1 fl. 25 fr., mit Postver­­sendung 1 fl. 50 fr. "Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration der 1.­­Festung H­auptgasse Nr. 60, bei al- CG spalten u. Buch­­handlungen. Bei größeren Ankündigun­­gen und öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­­ren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22, Haassenstein , Vogler, Neuer-Markt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition. Megjelon minden Szerdán és Szombaton, ‚unfransirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Anonyme Briefe werden nicht berü­ck­­sichtigt und Manuskripte nicht zurück­­gegeben. Fokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. Inserate, 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petit­­zeile. — J Inseratenstempe 30 kr. für jede Anzeige. 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Was die Ministerkrise anbelangt, so verlautet, daß das Cabinet Szlavy auch bei Hofe für unhaltbar angesehen wird und daß man dort ein Ministerium Sennyey schon aus Rücsicht auf Andrássy für unmöglich hält.­­ Kaschau, 25. November. Das Regierungs-Jubiläum wird bekanntlich auch in der ungarischen Hauptstadt gefeiert werden. Im „Hon“ schreibt M. Jökai über diese Feier folgendermaßen : „Das Vergangene gehört der Geschichte an. Die Geschichte wird über die 17 Jahre ein unparteiisches Ur­theil fällen und den Kleinen wie den Großen Hecht wieder­­fahren lassen. Die Geschichte wird aber auch aufzeichnen, daß ein neuer Zeitabschnitt gekommen ist, in welchem die Söhne der Nation die Kluft zwischen Thron und Land mit ihren Leidenserinnerungen verschüttet haben. Sie warfen da hinein die Ketten, die sie einst getragen, ihre Verluste, ihren Ehrgeiz, ihren Nachedurft, die kostbarste Asche ihrer ruhmreichen Tochten und das Alles b­aten sie, um Ungarn einen Weg zu einer glück­cheren Zukunft zu bahnen. Und wenn die Repräsentanten der ungarischen Nation also han­­deln, so haben sie damit weise und edel nur an die Zukunft ihres Vaterlandes gedacht. Wenn dieser Tag in den Augen der Kinder Thränen glänzen sehen wird, so wollen wir einander nicht fragen , ob es eine Thräne der Trauer bei der Erinnerung an das Vergangene, oder eine von der Hoffnung auf einen besseren Stand des Vaterlandes hervorgedrängte Freudenthräne ist. Heilig sind und aus dem Herzen quillen beide Thränen! Lasset uns beide ehren und streiten wir nicht über den Vorrang der einen vor der andern! In der einen wie in der anderen kann sich kein Tropfen des Egoismus finden ; wohl aber liegt in beiden ein Ocean­­ von Vaterlandsliebe, Lasset uns diesen Ocean nicht noch bitterer machen durch gegenseitige sondern vereinen wir uns Alle zu dem Wunsche : Vorwürfe. „Der Himmel segne unseren König bei der fünfund­­zwanzigsten Jahreswende seiner Thronbesteigung ; aber alle Segnungen möge er ausschütten auf den König und dessen hohe Familie an dem Tage, an welchem einst die dankbaren Länder das Jubiläum seiner Salbung zum verfassungsmäßigen Herrscher feiern werden­ und zuversichtlich wollen wir hoffen, daß dieser Freudentag unseres Landes und unseres Königs von dem constitutionellen Oesterreich in eben so aufrichtiger Freude mit uns vereint gefeiert werden wird”. Aus Anlaß der 76jährigen Jubelfeier der Thron­­besteigung des Kaisers wird, wie in Hofkreisen bestimmt verlautet, eine allgemeine Amnestie für die Gesammtmonarchie erlassen werden. Auch der“ „politische Verein“ Er in Prag hat anläßlich des kaiserlichen Negierungs-Jubikiums eine Glühwunsch- Deputation an den Statthalter abzusenden beschlossen, unter folgender Motivirung : „Einem Monarchen, der durch die Einführung des Concordats die Fesseln zerschlug unter denen die Kirche sc­hmachtete (!) müsse die katholische Bevölkerung ihre Ergebenheit ausdrücken, indem sie sich zugleich der Erwartung hingibt, daß die Fesseln zum zweiten Male fallen“. Weiter beschloß der Verein dem Erzbischof Ledochowski in einer Adresse die ehrfurchtsvolle Bewunderung der Katholiken auszudrücen. Hingegen nimmt die Beschlagnahme der Klöster in Rom und die Ausfertigung von Pensionsbögen für die emeritirten Insassen ihren stetigen und durch seinen Widerstand gestörten Fortgang. Zunächst stehen wieder achtzehn Klöster auf der Liste, um in gleicher Weise dem Fortschritt aus dem Wege geräumt zu werden. In Frankreich ist die große Entscheidungssc­hlacht geschlagen, und wie zu erwarten war, von der Regierung gewonnen worden. Mit einer Mehrheit von 68 Stimmen wurde der Minderheitsentwurf angenommen. Welche Partei hiebei den Ausschlag gegeben hat, ist noch nicht bekannt. Der Unterschied zwischen dem Minderheits- und dem Mehr­­heits-Entwurf besteht in folgenden Punkten : Zunächst hatte die republikanische Ausschußmehrheit eine Verlängerung der Präsidentschaft Mac Mahons nur auf 5 Jahre vorgeschlagen, während die Regierung eine solche von 7 Jahren durch­­setzte, dieser Unterschied ist natürlich ganz ohne Bedeutung und verdient keine weitere Erwähnung, um so mehr, als Niemand sagen kann, sein werde die ihm auf ob Mac­ Mahon nun auch im Stande 7 Jahre übertragene Präsidentschaft 5 Jahre zu behaupten. Während aber die republikanische Partei diese Verlängerung erst von der nächsten Legislatur­­periode an gerechnet wissen, also dieselbe nur auf Grund der noch in dieser Legislaturperiode zu erlassenden Ver­­fassungsgefege ausgeübt haben wollte, hat man sie jehr schon vom Tage der Veröffentlichung des Gesetzes in Kraft treten lassen. Dies ist der Hauptpunkt. Dem Marschall Mac-Mahon ist vorerst eine fast dictatorische Gewalt­ über­­tragen — eine Gewalt welche, wenn die Verfassungsgesetze nicht zu Stande kommen, ohne jede Beschränkung für die ganze Dauer seiner Präsidentschaft bestehen bleibt. Dies ist aber nicht eine Republik, welche man auf diese Weise­­ organisirt hat, sondern eine Militärdiktatur über eine aus­­drüclich als provisorisc erklärte Republik, und daß diese nicht definitiv und nicht“ liberal organisirt werde, dafür werden der Masschall und Herrschaft Mac seine Getreuen schon sorgen. Die­­ Mahon wird also nach wie vor allen monarchischen Umtrieben freien Lauf lassen, der Ehren- Marschall wird auch in Zukunft jeden Augenblic bereit sein seine Macht einem Kronprätendenten zu Füßen zu legen, wenn dieser die Mehrheit für sich hat. Die Bemühungen des linken Centrums, Frankreich auf den Weg einer wahr­­haft liberalen und constitutionellen Regierung zu leiten, sind also gescheitert, und das ist es, was wir aufrichtig beklagen. Ob Monarchie, ob Republik, ist in unsern Augen eine untergeordnete Frage, die Hauptfrage ist: constitutionelle Regierung oder Dictatur. Frankreich hat sich für Llegtere entschieden, und damit bewiesen, daß es für erstere kein Ver­­ständniß hat. Von der Dictatur unter dem Aushängscilde der Republik bis zur Dictatur mit der offenen Firma des Kaiserreichs ist nur ein kleiner Schritt. Zu den größten Ueberraschungen gehört sicherlich, daß die äußerste Linke und die Bonapartisten Arm in Arm gingen und die Berufung an das Volk verlangten — eine Maßregel, welche sie 25 Jahre lang aufs heftigste bekämpft hatten. seine Leute haben damit wieder einmal bewiesen wie wenig wirklich staatsmännisches Talent und politischen Scharfbild sie besigen, sonst hätten sie wenigstens dieses Bündniß ver­­meiden müssen. Hr. Gambetta und Prüfung sich als vorzüglich bewährte. Die zum Be­­hufe der Prüfung vorgelegten GloFenstühle im verjüngten Maßstabe für Globen von 80--150 Ctr. im Gewichte erwiesen es zur Evidenz, daß Pozdech's Verbesserungen epochemachend , auf dem Gebiete der Glodenfabrikation zu wirken berufen seien. Die Vortheile der einen­­ Methode gipfelten darin, daß 1. die Räumlichkeit des Glockenhauses bedeutend kleiner sein kann als es die bis dahin üblich gewesene Aufhängungsart der Glocken verlangte; 2. daß das Läuten selbst um ein sehr Bedeutendes erleichtert wurde, und endlich 3. daß beim Läuten größerer­­ Gloken eine bedeutend geringere Erschütterung am Glodenstuhle wahr­­zunehmen ist. u Es kann nicht Aufgabe dieses Blattes sein, die Wesene­heit der vorangeführten Verbesserungen vom technischen Stand«­punkte aus zu beleuchten und darzuthun, in welcher Weise diese so wichtigen Renderungen an dem früher erfolgten System vorgenommen werden mußten, um sich als das zu erweisen, was sie wirklich sind — als wichtige und practische Neuerung; für uns genügen die großen Erfolge, deren die Pozdech'schen Globen sich rühmen können. Die fünf großen Kirchengloben der Klausenburger Pfarrkirche waren die ersten, an denen Herr Pozdech im Jahre 1860 seine ebenso sinn­reiche als practische Erfindung zur Anwendung brachte. Der allgemeine Beifall, den Pozdech's neues Montirungs- System aller Orten fand, bekundet sich am Besten durch das Factum, daß nicht nur in ganz­ DOesterreich-Ungarn (auch Wien zählt sehr viele nach dem Pozdech'schen Systeme construirte Glocken), sondern auch im fernen Auslande (Rumänien, Preußen, Baiern, Frankreich) aller­­wärts Glocken von Pozdech angekauft und verwendet werden. Trogdem nun Herr Pozdech ein Patent auf seine neue Er­­findung­ für alle Länder genommen, wurden dennoch von den verschiedensten Concurrenten Imitationen aller Art vor­­genommen, die jedoch alle ein klägliches Ende nahmen. So hatten wir im Ausstellungs-Rayon der Weltausstellung 1873 in Wien hinlänglich Gelegenheit, Glocken der verschiedensten Meister und Construction sehen und hören zu können; — nicht ein einziges all­ dieser Fabrikate reichte auch m­im ie in zwei eisernen Glockenstühlen in der ungarischen Abtheilung, Quer-Galerie 13 B, ausgestellten Glocken von Josef Pozdech in Pest erregten durch die Eleganz ihrer Ausstattung, die Reinheit des Tones und die Schönheit des Geläutes, sowie das reguläre Schwingen des Sc­hwengels die allgemeine Auf­­merksamkeit und ernteten den lebhaftesten Beifall seitens der Fachmänner und Laien. Die von der internationalen Jury Herrn Josef Pozdec­h, Glocengießer in Pest, zuer­­kannte höchste Auszeichnung müssen wir blos als einen Act der strengsten Gerechtigkeit bezeichnen.­­ Entferntesten an die Pozdech'ischen Glocen­ heran. *­­ / Ungarns Industrie. So alt auch­ schon der kirchliche Gebrauch der Glocen an und für sich“ ist (schon im 7. Jahrhundert nach Christi hat Bischof Sabinus, Nachfolger Gregor's des Großen, Glocken zur Anzeige der­ Tagesstunden in Anwendung brin­­gen lassen), so litten doch alle bis in die jüngste Zeit er­­zeugten Glocken an­ bedeutenden Mängeln,­­ zu den­­ vorzugs­­weise die bedeutende Erschütterung des Glockenstuhles zu zählen war. Zwar wurden in den verschiedensten Ländern die mannnichfachsten Versuche, zur Beseitigung oder min­­destens möglichsten Abschächung der beim Gebrauche der Gloen sich so fühlbar machenden Uebelstände angestellt,­­ ein wichtiges, practisch sich erweisendes System nach dieser Richtung zu entdecken, blieb erst unseren Tagen, blieb dem Pester Glocengießer Josef Bozb­ech­ vorbehalten. Die großen Fehler wohl erkennend, an dem die bis dahin gebräuchliche Art der Construction der Glodenstühle und Glodengehänge litt, gelang es Herrn Pozbech, nach langem eifrigem Experimentiren ein neues System für Glodenstühle zu schaffen, das bei der von Seite des nieder­­österreichischen Gewerbevereines vorgenommenen commissionellen­­ Ghiczy's Schreiben an seine Wähler. (Fortsetzung und Schluß.) Wohl sind Parteikämpfe im parlamentarischen Leben heilsam, aber nur dann, wenn leben selbst geführt werden. Daß sie nicht um das Staats»­­unsere Parteikämpfe für die innere Consolidirung des Landes nicht ersprießlich waren, davon zeugt die Geringfügigkeit der Resultate, welche die Thätigkeit der einzelnen Parteien und der­ gesammten Legis­­lative bislang zu Tage förderte. Die Deák-Partei und das linke Centrum hatten als Hauptaufgabe die Vertheidigung der als Basis ihrer Existenz erklärten Principien erkoren, und jede derselben verbündete sich, um die Majorität im Reichstage zu erhalten, respective zu erlangen von Fall zu Fall oder auch constant und ohne Rücksicht auf sonstige politische Farbe mit all jenen Elementen, welche zur Partei­­nahme für die aufgestellten Principien geneigt waren. Den Preis für diese Allianz mußte die Deák-Partei bei den Reform­­und Administrations-Fragen Centrum aber wird, bezahlen, das selbst gegen seinen Willen, oft gegen jene politische Strömung gedrängt, welche die äußerste Linke repräsentirt. Gegen dies Unglück kann nicht das große der Natur der Dinge nach unmögliche Einverständniß aller im Lande exi­­stirenden Parteien, sondern nur die Einstellung des Kampfes­ zwischen den beiden in Summa über linke moralische und eh­r­en­de FE

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