Kirchliche Blätter, 1903. Mai -1904. April (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1903-10-28 / nr. 26

Zär.26. VI. Sahrg. | Hermannstadt, den 28. Oktober 1903. Kiirchliche Blätter aus der ev. Landeskirche A. B. in den siebenb. Lan­desteilen Ungarns. Inhalt: Zum Reformationsfest. (Gedicht.) — Zum Reformationsfest. — Eine Konfirmationsrede des deutschen Kaisers. — Lehrerfortbildungskurs in Weidenbach. — Nachrichten aus Schule und Kirche. — Anzeigen. Erschein­t jeden Mittwoch. Für das J­rland: Halbjährlich K. 3.—. Mai­—Gft., Nov. — April. Administration: WM. Krafft, Hermannstadt. Evang. Wocenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Mai—Ost., Nov. — April. Aum BReformationsfest. Wir Halten fest am Evangelium, Wir denken heut der gottgesandten Lehrer. Es werde unser Herr nicht glaubensleerer, Und zum Bekenntnis sei der Mund nicht stumm! Um unsre Bäter tobte lang der Krieg, Sie haben Frühn mit Wort und Tat gestritten Und Wunden für die Wahrheit froh gelitten, Und aus dem Heil’gen Kampfe stieg der Sieg. Durchs Dunkel geht der hellsten Sterne Gang, In Ängsten fröhlich schrieben Märtyrhände : Einst Jubellieder auf die Kerferwände, Und durch das Schwanenlied ging Lobgesang. Und weil je­mand Eliasmantel sanf Aus großer Zeit herab zu spätern Tagen, ©o gebe Gatt­ung, ihn auch Heut zu tragen, Getreuer Zeugen Heil’gen Tatendrang. Wir sonnen uns in Sein Angesicht Und treiben weiter seines Neid­s Geschäfte, Er mehrt an uns die Mitgift aller Kräfte, Sein ist das Reich, wir unterliegen nicht. Die Wahrheit geht zu ihrem Ziele fort: «Der Meister wirbt sich Jünger,die ihm dienen.".·-«"«-k« Der Hoheit Glanz hing einst an Mosis Mienen, Und Gott spricht noch aus feiner Diener Wort. Die Herzen Hoffnungsfroh und Hoch das Haupt! — So mahnen tausend leuchtende Gestalten, Wir wollen heut ihr Banner neu entfalten, Damit uns nichts im Kampf die Krone raubt! Paul Kaiser. » i Zum Reformationsfest. Bebr. 10, 35—39. Werfet euer vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget. Denn noch über eine kleine Weile so wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen. Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber weichen wird, an dem­ wird meine Seele seinen Gefallen haben. Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und ver­­dammet­ werden, sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten. Das sind föstliche, tröstliche Worte für jede nach ‚Errettung aus Not, nach Erlösung vom Sündenelend seufzende Christenseele, aber auch köstliche, trostreiche Worte für jede in Trübsal und Anfechtung bangende christliche Gemeinschaft, Worte stärkenden Trostes auch für unsere allseits von Gefahren umringte ev. Kirche, die unter trüben Aussichten zur eier des Reformationsfestes ich rüstet. Aus dem Mutterlande der Reformation­­halt­ung einer­­seits der Siegesruf des ultramontanen Zentrums entgegen: „K­atholisch ist Trumpf!“ andrerseits der Rubel der über­­ ihren Wahlsieg frohlobenden, kirchen- und glaubensfeind­­lichen Umsturzpartei der Sozialdemokraten; in unserem Heimatlande treibt römische Propaganda immer unver­­hüllter und schamloser ihr Un­wesen; unsere Landeskirche steht vor neuen, hochwichtigen Aufgaben, zu deren Lösung ihr die Mittel fehlen; dabei nimmt die Verarmung ihrer Glieder in erschrechendem Maße zu: die notleidenden und hilfesuchenden Gemeinden mehren ich von Jahr zu Jahr — ist’s nicht zum Verzweifeln ? Nein, und abermals nein! „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ „Gott fißt im Negimente und führet alles wohl.” So ruft uns mahnend und tröstend der fühne Mann zu, dessen wir am Reformationsfeste in Ehrfurcht und Liebe gedenken, der größte, deutsche Mann, wie ihn der deutsche Kaiser unlängst genannt hat: Luther, der in felsenfestem Ver­­trauen auf Gottes Schuß einer Welt von Feinden troßte. 3 - gries-

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