Landwirtschaftliche Blätter, 1901 (Jahrgang 29, nr. 1-24)

1901-01-05 / nr. 1

jährlich miederholtes Schwefeln der Weingärten in seiner schädlichen­ Wirkung beschränkt wird,ist im verflossenen Jahre(1899)auch in den österreichischen und ungarischen Weingebieten verheerend aufgetreten und hat in mancher Pflanzung,wo nicht rasch zur Bekämpfung geschritten wurde,bis 75 Prozent der Ernte ver­­nichtet in diesem Jahre jedoch schweigen die Berichte über das Austreten dieses Schädlings und so wollen wir hoffen,daß auch unsere siebenbürgischen Weingebiete von diesem Schädling verschont bleiben,wir denselben wenigstens nicht als regelmäßigen Rebfeind zu bekämpfen haben werden.Ueber das Austreten der Trauben­­motte dagegen klingen die Berichte aus Ungarn weniger günstig," Indem dieser Schädlung seit einer Reihe von Jahren an verschiedenen Orten mehr oder weniger verheerend auftritt. Auch in unserem siebenbürgischen Weingebiet ist derselbe in den siebten Jahren wiederholt beobachtet worden, im allgemeinen jedoch nur geringen Schaden verursachend, der sich bei besonders s­tarrem Auftreten höchstens bis 10 Prozent der Ernte belief. Da bei uns fast überall das Eindeben der Neben über­ Winter mit Erde üblich ist, und Hiebei durch die Wirkung der Nasse die unter der Rinde und in den Niffen des alten Holzes überwinternden Puppen jährlich in großen Mengen zu Grunde gehen, ist es zu hoffen, daß auch dieser Schädling in unseren Rebpflanzungen nicht allzu­­sehr überhand nehmen wird. Außer den genannten Schädlingen giebt es noch eine ganze Reihe, die bald in größerem, bald in geringerem Grade auftreten und den armen Weinbauer in feiner Ruhe und in feinem Besite stören. Einer von diesen weniger beachteten Schädlingen ist der Maikäfer und zwar während seiner unterirdischen Lebenszeit, als Engerling. Diesen­ Schädling als Rebschädling näher fennen zu fernen, ist der Bwed dieser Heilen. In der Regel wird der Engerling als Schädling vom M­einbauer gar nicht beachtet und doch­ kann der Schaden, den derselbe zeitweilig in den Nebpflanzungen anrichtet, ein ganz enormer sein. So hat derselbe auch im abgelaufenen Jahre ganz unerwarteten, Höc­hst empfindlichen Schaden verursacht. Diese Schädigungen veranlassen Schreiber dieser Zeilen die p.t. Wein­­bauer auf diesen Schädling aufmerkam zu machen. Der Maikäfer bedarf bekanntlich zu seiner Entwicklung 3 Jahre (36 Monate) wovon nur zirka 1—1­­, Monate auf seine überirdische Maikäferzeit entfallen, die übrige Zeit aber ver­­bringt er als Engerling in der Erde. Im ersten und zweiten Sommer seiner Engerlingszeit ernährt er sich von verwesenden Planzenresten und von Wurzeln und braucht noch verhältnismäßig wenig zu seiner Nahrung. In diesem Alter ist er den Rebpflanzen nicht schädlich, oder doch nur in kaum nennenswertem Maße. Im dritten Jahre aber (im Tehten Sahre der Engerlingsform) braucht er infolge seiner Größe schon eine ganz bedeutende Menge von Nahrung, dazu sind seine Freßwerkzeuge so kräftig, daß er nicht nur die Wurzeln, sondern sogar den Wurzelstod, also die unterirdischen Holzteile der Rebe angeht. Eingeschulte Schnittreben, europäische und amerikanische­­ Veredlungen, in den Weingarten ausgepflanzten Wurzelreben werden von demselben befallen. Bei den zur Bewurzelung eingeschulten Schnittreben oder Veredlungen greift er am Tiefsten das untere Ende des Stedlings an, den an dieser Stelle sich bildenden Callus ringsum abnägend. In der Regel wandert der Engerling dann zur zweiten, dritten, vierten Rebe u.­­. w. überall den sich bildenden oder gebildeten Gallus und später auch die Wurzeln abtreiffend. Trifft er auf seiner Wanderung in der Nebreihe auf Neben, die ion von einem Kameraden abgenagt sind, so beginnt er die Rebe weiter hinauf, oft bis unmittelbar unter die Erdoberfläche zu schälen, mitunter auch den Holzteil der Neben nahezu D durchnagend. Ist an der einen Nebe nichts mehr zu finden, oder stirbt D dieselbe infolge der Beschädigung ab, wandert er zur Nachbarrebe u. f. f. bis schließlich der August oder September, zu welcher Zeit er sich Jehufs Verpuppung in größere Tiefe zieht, seinen Verwüstungen ein Ende macht. Es ist erstaunlich, wie viel der Engerling im dritten­­ Lebenssommer zusammenfrißt. Um festzustellen, welchen Schaden ein Engerling anzurichten vermag, ließ ich den Boden in­ der Veredlungsschule auf eine gewisse Strebe genau untersuchen und fand, daß ein Engerling 15 Neben unbrauchbar gemacht hatte. Bei der Annah­­e, daß 40 Prozent Anwuchs erzielt worden wären und eine Rebe den Wert von 24 Heller entspricht, bezifferte sich der durch einen Engerling angerichtete Schaden auf 1 Krone 44 Heller. In einer Rebschule, wo nur europäische oder amerika­­nische (unveredelte) Reben stehen, ist der Schaden selbstverständlich entsprechend dem geringeren Wert derselben, ein bedeutend ge­­ringerer, aber immerhin hoch genug, um mit allen möglichen Mitteln an die­­ Vertilgung dieser schädlichen Infekten zu geben. In der Beredlungsschule kann der angerichtete Schaden ein außer­­ordentlich Höher werden. Der Engerling kann, wenn in großer Menge vorhanden, nahezu sämtliche Neben vernichten, wie dies im abgelaufenen Sommer in mehreren Nebschulen unserer Wein­­bau treibenden Gemeinden der Sall war. Nachtstehende Tabelle giebt einige Uebersicht über den in­ einzelnen Nebschulen in De Fabre angerichteten Schaden. Aber nicht allein in den Rebschulen, ER auch in den neuen Anlagen ist der dieses Jahr duch Engerlinge angerichtete Schaden ein sehr großer. Im verfroffenen Winter sammelten­ die Arbeiter auf einer Fläche von 3 Zoch, die ich zu einer Wein­­gartenanlage rigelen ließ, über 70.000 Engerlinge. Auf einer von der hiesigen Aderbauschile für Baumschulzwede­ligelten Fläche von J­och wurden 36.000 Engerlinge gefunden. Bei diesem massenhaften Vorkommen der Engerlinge fan­­ man sich wohl eine Vorstellung machen von dem­ durch dieselben angerichteten Schaden, wenn sie im Boden belassen werden und man nach den früheren Auseinanderlegungen weiß, daß schon ein einziger Enger­­ling 15 Reben zu vernichten vermag. In einem Weingarten wird zwar ein Engerling nicht die gleiche Zahl Neben verwüsten können, als in einer N­ebschule, da die Neben weit von­einander stehen und er nicht so leicht und rasch von einer Nebe zur andern zu wandern vermag. Dafür aber hat die im Weingarten an den bleibenden Standort gepflanzte Nebe einen ungleich­ höheren Wert als in der Nebschule; der Verlust einer Nebe ist im Wein­­garten ein ungleich empfindlicher. Cs­e haben in diesem Jahre die meisten Neuanlagen von den Engerlingen sehr stark gelitten. Der mit der Sache nicht Vertraute weiß nicht, warum seine Reben nicht wachen wollen, warum einzelne Neben absterben, andere bleiben im Wachstume zurück, während manche wieder frühzeitig, der Eintritt der Herbstfröste, ihre Blätter entfärben und abwerfen. Geht man der Sache auf den Grund, zieht man derartige Neben aus dem Boden, findet man bald die Uhrsache; entweder ist die Wurzel abgenagt, oder die Nebe ist an einzelnen Stellen oder gar ringsum, mitunter bis nahe an die Erdober­­­fläche geschält. Sieht man in der die Nebe umgebenden Erde nach, findet man bald den Schädling, den gemästeten Engerling. Deutlicher wird der Schaden erst im nächssten Jahre hervortreten, indem starr benagte Bilanzen ganz ausbleiben, viele ein schwaches, oder ungleichmäßiges Wachstum zeigen. Am raschesten wird man den verursachten Schaden dadurch gut machen, daß man alle schwachen Pflanzen unbarmherzig entfernt und durch neue erseßt; viele der beschädigten Pflanzen werden Jahre hindurch nur kümmern, bis sie ss endlich erholen oder ganz absterben. Die meisten unserer dies­­jährigen Pflanzungen werden Jahre hindurch ein ungleichmäßiges Wachstum zeigen, bis schließlich der Schaden im Laufe der Jahre durch wiederholtes Nachpflanzen gänzlich ausgeglichen erscheint. — . » Eigentümer der Anlage. ·

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