Der Spiegel, 1830. január-június (2. évfolyam, 1-52. szám)

1830-01-13 / 4. szám

bin der arme Knabe, dessen Geist man durch eine hyperfeine Erzie­hung verkrüppelt hat, — ich der verblendete Jüngling, der spielend Glük und Zufriedenheit verloren hatte, — ich der getäuschte Mann mit dem blutigen Schwert, — ich der verzweifelnde Greis im Kerker des Lebens! Alles das habe ich erlebt. — Täuschung! hieß die Devise meiner Geburt, Täuschung! war der böse Fluch meines Lebens! darum ward ich das, was ich bin, — ein armseliger Taschenspieler; — Täuschung für Täuschung! und ich will meine Täuschungen so bitter machen, als man mir's gethan!“ Er hielt ein, sein Auge blikte wild, er bebte an allen Glie­dern. Heliodora barg ängstlich ihr Gesicht an seinem hochklopfen« den Herzen. Da sammelte er sich wieder und sagte mit dem Ausdruk der höchsten Liebe: „Nur dir allein und auch nur dir will ich nicht Täuschung geben, — du sollst mich haben ganz so, wie ich gewe­sen, und ich will so ganz sein, daß du darüber vergessen mögest, wie ich bi n \" Und einen glühenden Kuß drükte er auf ihre Stirne und zog das in Liebe aufgelöste Mädchen fester an sein Herz. Heli odora fühlte sich hochbegeistert und rief: , ,Ja ich will dein Engel werden und dir den Glauben an die Menschheit wieder geben! Der finstere Groll, der dein Herz mit eisiger Rinde umzieht, soll aufthauen vor dem Sonnenblike täuschungsfreier Liebe! Die allmächtige Liebe tritt ja in die Schranken gegen das herbe Schiksal und du selber sollst der Preis sein ihres Sieges!" ,, Engel! " rief er aus, „dir vertraue ich den lezten Schimmer meines Hoffnungsstrahles, möge er wieder, wie sonst , zur hellen Flam­me sich entzünden an dem reinen heiligen Feuer deiner Brust!" Und Händedruk und Kuß sprachen nun in noch beredteren Wor­ten, — und das Wesen der Beiden füllte Liebe, namenlose Liebe! Der Taschenspieler riß sich endlich los: „Leb wohl, Helio­­dora! bald sehen wir uns wieder!" Und die Beiden (trennten sich auf der Höhe und gingen voneinander zu entgegengesezten Seiten. Denselben Morgen lustwandelten der Lord F i n d l a t e r und der Major in den Lindengängen vor dem böhmischen Saale. Sie wa­ren im Gespräch auf den Taschenspieler gekommen; der Lord verthci­­digte das Benehmen desselben mit vieler Wärme, er gestand, baß ihm der sonderbare Mensch eine, Achtung abgezwungen habe, wie er sie sonst Leuten dieser Klasse nicht zu schenken gewohnt war, eS sei nicht das Bizarre, mit dem er sich gab, das ihn so lebhaftes Interesse an dem jungen Manne nehmen lasse, es sei was ganz Eigenes, tief Er­greifendes , am wenigsten aber erkünstelte Originalität. Der Major

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