Der Spiegel, 1830. július-december (2. évfolyam, 53-104. szám)

1830-09-18 / 75. szám

standen, und der Hausherr schon die lezte Stufe der Treppe betreten hatte, so schob sie den verbotenen Gast schnell in das Komptoir hinein und schloß eben so rasch die Thüre hinter ihm zu. Ihre Absicht war, den Eingesperrten zu befreien, sobald der Gebieter in seinem Zimmer sich befinden würde; dieses Planchen ward jedoch dadurch vereitelt, daß der Herr, wahrscheinlich aus besonderer Vorsicht in Beziehung der bedeutenden Kasse, sogleich beim Eintritt in's Haus der Magd den Komptoirschlüssel abforderte. Wie auch diese versicherte, daß sie noch nicht gänzlich mit dem Säubern des KomptoirS fertig sei, und noch auf ein Viertelstündchen den Besiz des Schlüssels sich erbat, so bestand der Hausherr dennoch auf der Rükgabe desselben, die ihm auch sogleich ward. Nun blieb der geangstigten Dienerin nichts übrig, als nach einer Weile ihrem Arrestanten durch's Schlüsselloch zuzuflüstern, daß sie außer Stande sei, ihm die Thüre zu öffnen, und daß er auf dem Sopha sich schon behelfen und den anbrechenden Morgen erwarten müsse, wo sie ihn, wenn sie zum Einheizen den Schlüssel erhalte, seiner Haft entlassen wolle. Ein so bequemes Lager, zumal unter einem Dache mit der Herzliebsten, läßt sich ein Handwerksbursche schon gefal­len, und so schied das zärtliche Brautpaar mit einem Kuß pav distancc ziemlich beruhigt von einander, und Altes im Hause ging zur Ruhe. Das fremde Ouartier und die ungewohnte Lage hatte indes unferm Beherbergten wenig Schlaf gegönnt, so daß er noch um Mitternacht wachend auf dem Sopha sich herumdrehte. Plözlich vernahm er ein Geräusch von Außen, und bemerkte bald, daß Jemand die Bolten der Fensterklappen des Komptoirs ausgezogen und die Klappe selbst geöff­net hatte. Rasch erhob er sich von seinem Lager, und der Dinge war­tend, die da kommen würden, griff er, vom Mondlichte begünstigt, nach der ihm naheliegenden Papierscheere, die ihm im höchsten Noth­­falte zu Waffe dienen sollte. Nach wenigen Augenbliken hatte der von Außen Beschäftigte schon den Laden geöffnet, die Fensterscheibe durchbrochen und wollte eben mit der durch die Oeffnung gestekten Hand den Fensterhaken ergreifen, als rasch der Geselle diese diebische Hand mit der Schee­­re Pakte und zwischen den beiden .'.Schneiden mit aller Kraft fest­hielt. Es überwog jedoch die Kraft des Mannes von außen die deS muthigen Burschen von innen und bald hatte ersterer sich loszureißen gewußt und die Flucht ergriffen. Mit einigem Verdrusse sah es nun der brave Handwerker mit an, wie ein so gefährlicher Mensch unge­straft dahin floh, als er plözlich einen mit Blut besiekten Siegelring auf der Fensterbank bemerkte. Keinen Augenblik zweifelnd, daß dieser Ring beim Zurükreißen der Hand des Diebes dieser abgestreift worden

Next